Samstag, 25. April 2015

Vampire, Teufel und Exorzismen und 2 Ergänzugen

Exorzisten warnen vor dämonischer Verführung durch Medien - Nach Einschätzung der Exorzismus-Experten sind Filme, die das Okkulte positiv darstellen, mitverantwortlich dafür, dass die Nachfrage nach Teufelsaustreibungen steigt.

Soweit Kath net heute zu diesem Thema:
Für Aufgeklärte ist das eine klare Angelegenheit: selbstverständlich gibt es keinen Teufel/Satan, keine bösen Geister und schon gar keine Vampire. Daß trotzdem solche Wesen in der Unterhaltungsliteratur und in Unterhaltungsfilmen herumspuken, zeige nur den rein fiktionalen Charakter solcher Unterhaltungsproduktionen an. Und daß der Massengeschmack nun mal eine Vorliebe fürs Triviale hat, besonders wenn sie mit Sex und Crime verbunden sind,das wußten und wissen alle Kulturkritiker. Daß in Goethes berühmtesten Werk: Faust der Leibhaftige nun auch auftritt, das kann ja entmythologisiert werden- und daß in dem Buch der Bücher. der Bibel der Satan und Böse Geister auftreteten, das wird dann auch bedauernd zur Kenntnis genommen, aber seit dem "Abschied vom Teufel" sind diese Texte gut entsorgbar.Aber das nun auch noch die so viel geschmähte Jugend das Laster des Okkultismus entdeckt  und Vampirfilme verkonsumiert, das muß nun mal kritisiert werden! Und den Satanismus gibt es ja auch noch, der besonders in der Schwermetallmusik sein Zuhause gefunden haben soll. (Ich kenne christliche Musikexperten, die bei jedem Erklingen einer elektrischen Gitarre und  eines Schlagzeuges: satanische Musik! rufen-Negermusik darf man als Politisch Korrekter ja nicht mehr sagen!)
All diese Phänomene kann und darf man jetzt selbstverständlich sozialpsychologisch analysieren und für den Kunstunterricht ein mehr an Bildung an gutem Geschmack fordern- wenn man den noch wüßte, was guter Geschmack ist? Aber den mit drei Oscars -zu recht-ausgezeichneten Draculafilm von Francis Coppola nicht der Hochkultur zuzuordnen, wäre wohl ein Fauxpas erster Klasse! Also, ist wohl nicht jedes literarische Werk und jeder Film mit Vampiren etwas Triviales! Sozialpsychologisch bleibt dann immer noch genug übrig, zumal ja auch Produkte der Hochkultur sozialpsychologisch dekonstruierbar sind.
Die Frage an uns Christen ist aber die, ob wir auch theologisch etwas dazu zu sagen haben in eigener Sprache, oder nur noch in Fremdsprachen, der sozialpsychologischen, der kunstwissenschaftlichen oder der des Guten Geschmackes, dem alles Phantastische irgendwie trivial ist.
Als Theologe könnte man doch meinen: da hat sich die wissenschaftliche Theologie so viel Mühe gegeben, Theologie auf der Höhe der Aufklärung zu betreiben und so alles Irrationale aus ihr zu exkommunizieren, wir schufen ein Christentum ohne Teufel und Böse Geister und machten aus ihnen dann nur noch böse Neigungen im Menschen, die wir dann im Namen des humanistischen Menschenbildes auch noch zum verschwinden brachten, indem wir die bösen Neigungen zu einem Mangel an Liebe umetiketierten- und nun kommen da Trivialfilme, in denen all das Überwundene wieder auftaucht. Da erscheinen plötzlich blutsaugende Vampire und Jungfrauen schützen sich mit geweihten Kruzifixen vor tödlichen Vampirbissen. Das ist ja ein Totalrückfall ins finsterte Mittelalter-es fehlten nur  noch die Hexenverbrennungen! Aber es gibt und darf wohl kein Recht zur Regression geben- wir haben die Berghöhen der Aufklärung erklettert, nicht um dann in den Aberglauben des Mittelalters wieder herabzustürzen. 
Wenn da nicht diesen schönen Fortschrittsfrieden so conservative "Biblizisten" stören würden. Da zitiert man aus dem Judasbrief: "Genauso beflecken sich auch diese Träumer, sie mißachten die Macht des Herrn und lästern die überirdischen Mächte.Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechnete und über den Leichnam des Mose stritt, wagte er nicht, den Teufel zu lästern und zu verurteilen, sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken". Judasbrief, 8.

Könnte unser vernünftig aufgeklärtes Urteil, daß es all diese daimonischen Kräfte nicht geben, sie seinen nur kulturbedingte Einbildungen, nicht die Lästerung schlechthin sein, vor der uns hier dieser Brief warnt?  Denn erstmal ist der Teufel und die Bösen Geister, und alle Daimonen gut gewesene Engel gewesen, bevor sie abfielen und auch als Abgefallene bleiben sie "überirdsisch"-mächtige Wesen. Das: lästert sie nicht! könnte dann auch ganz pragmatisch gemeint sein im Sinne von: daß es für den Menschen gefährlich ist,mutwillig solche mächtigen Mächte anzugreifen- der Fromme solle den Kampf Gott überlassen, denn diese "Überirdischen" sind zu mächtig für uns. Es kann aber auch so gemeint sein: es gibt nur einen allmächtigen Gott und der regiert als Allmacht die Welt, sodaß die Daimonen nur in der Welt wirken können, weil Gott selbst das zuläßt. Gegen Gottes allmächtigen Willen kann der Teufel und seine Daimonen nichts ausrichten. Und wenn Gott sie wirken läßt, dann könnte unser Löstern gegen sie ja ein Lästern gegen Gott sein, der ja durch sein Zulassen  erst ihnen ihr Wirken ermöglicht. Darum: überlaßt Gott diesen Kampf. Daß Gott dann für den Kampf Mitarbeiter beruft und sie befähigt, mit ihm, nie ohne ihn zu wirken , das ist die große Gnade Gottes, der eben Menschen zu seinen Mitarbeitern erhöht- und das sind gerade die Exorzisten! 

Nun kann gefragt werden, ob die okkultistischen Themen und Inhalte in Unterhaltungsfirmen wirklich etwas mit den realen daimonischen Kräften zu tun haben! Eines kann man aber wohl annehmen: daß solche Filme Interessse an Okkultistischem erwecken und daß einige meinen, dann auch in einen realen Kontakt mit okkultistischen Kräften gekommen zu sein, zu ihrem eigenen Schaden: ich bin besessen- wer holt mich da raus?, rufen dann Betroffene. Die Kirche hat darauf die einzig richtige Antwort in der Gestalt des Exorzismus, wenn eine genaue Prüfung wirklich ergeben hat, daß hier ein Fall von Bessenheit vorliegt. 
Verführung setzt immer ein Sichverführenlassen voraus- denn Gott ist der Garant dafür, daß die Daimonen uns nicht ohne unser freiwilliges Zustimmen verführen können. Bei aller Trivialität ist in diesem Punkte der durchschnittliche Vampirfilm sachlich: erst wenn das potentielle Opfer das geweihte Kreuz weglegt, kann der Vampir das Blut des Opfers aufsaugen-solange der Mensch im Schutze des Kreuzes lebt, ist er für den Vampir unerreichbar. Ich kann mich nicht des Verdachtes erwehren, daß den meisten christlichen Kritikern diese magisch anmutende Kreuzesverehrung-das geweihte Kreuz schützt wirklich- peinlicher ist als der ganze mittelalterlich anmutende Vampirmythos! Da haben wir endlich ein fast aufgeklärtes Christentum und dann so was! Statt zu psychologisch Geschulten wollen die dann auch noch vom Teufel befreit werden-von etwas, was es doch nur in Albträumen psychisch Erkrankter gibt!
Ein Punkt wurde nun noch nicht erwähnt: daß das Okkulte positiv dargestellt wird in den Unterhaltungsfilmen! Nur, dies evoziert doch den Einwand: wie könnten den daimonische Mächte Menschen verführen, wenn sie ihnen nicht etwas Positives verhießen? Die Urzsene aller daimonischen Verführung ist die Versuchung des Heilandes durch den Teufel selbst. Und was für Güter verspricht da der Verführer Jesus, wenn er nur ihn dafür anbeten würde. Auch Faust verspricht der Teufel in Goethes Drama Vieles, um seine Seele für sich zu gewinnen.Als positiv könnte nun aber auch gelten, daß diese Filme keine aufklärerischen sind, in denen im Happy End die Daimonen und Vampire als bloße Täuschungen aufgeklärt werden- alles nur menschengemachter Spuk. Oder meint das, daß Daimonen und Vampire im moralischen Sinne positiv dargestellt werden. Mir selbst kommt das manchmal so vor, als wollten extremistische Befürworter des Ideales der Multikultigesellschaft damit sagen, daß eine solche Idealgesellschaft selbst Vampire und Daimonen als legitime Subkultur akzeptieren solle!

Auf ein paar Dinge ist aber sicher Verlaß: Symbole des Daimonischen und Teuflischen haben in der Kunst in der Regel eine andere Bedeutung als im Raume der Religion. Seit der Krise der Aufklärung in der Romantik sind sie in erster Linie Protestzeichen gegen eine bürgerlich-aufklärerische Ästhetik-es ist ein unpolitischer Protest, keiner einer engagierten linken Literatur, die damit das bejaht, was die aufklärische Kultur ausschließt und verdrängt.  Man denke hier gerade auch an Nietzsches Umgang mit dem Begriff des Dionysischen! Aber es gibt das Daimonische auch außerhalb der Kunst-als reale religiöse Praxis der Verehrung und des Umganges mit okkulten Kräften. Für das Wissen darum kann man dann wirklich den genialen Schriftsteller Lovecraft lesen. Subkutan gab und gibt es diese Praxis immer, weil es die daimonischen Kräfte gibt! Diese Praxis lebt, weil diese überirdischen Kräfte leben.
Grund zur Sorge könnte es geben, wenn tatsächlich in Folge der Begeisterung für solche zugegebernermaßen recht unterhaltsamen Filme Menschen Wege zur Kontaktaufnahme mit wirklichen okkulten Kreisen finden oder gar selbst zu Kontakten mit diesen Mächten kommen! Hier gilt dann zuerst die Mahnung des Judasbriefes: hütet euch vor diesen Mächten, denn als gefallene Engel sind sie wirklich mächtig! Aber realistischer ist es wohl anzunehmen, daß okkulte Kräfte Einfluß zu nehmen versuchen auf die einflußreiche Menschen in Wirtschaft und Politik, um da in ihrem Sinne zu wirken. Viel wird ja vermutet zum Thema der Beziehungen von Freimaurertum und dem Okkultismus- nichts Gewisses weiß man-nur einige wissen es ganz genau wie etwa der Klassiker aller Verschwörungstheorien:Des Griffin: Wer regiert die Welt? 1976- aber es könnte doch was dran sein! Und dieses Gebiet ist gewiß gewichtiger, als in jedem Grusel- und Vampirfilmliebhaber einen daimonisch Besessenen zu wittern, zumal die meisten aktuellen Vampirfilme m.E. eher zum Genre des romantischen Liebesfilmes gehören und gerade von der ewigen Liebe träumen lassen, den die Liebe eines Vampires ist nun mal unsterblich, weil Vampire (fast ?) unsterblich sind und ewig jung bleiben!

Corollarium 1
These: je unsozialer eine Gesellschaft wird, desto mehr findet sie im Mythos des Vampires ihre tiefste Wahrheit, daß das gute Leben nur auf Kosten der anderen Menschen geht. Wer gut lebt, lebt vom Blute anderer!

Corollarium 2
Das Wissen um das Sterbenmüssen ruft immer auch die Frage nach der Möglichkeit eines ewigen nicht vom Tode bedrohten Lebens hervor. Der Mythos von der "Unsterblichkeit" des Vampires und der Möglichkeit der Teilhabe an diesem "unsterblichen Leben" ist erstmal eine Antwort auf diese Urfrage des Menschen. Fraglich ist aber, ob die Erzähler dieses Mythos an ihn selbst glauben und ob die Leser an die Wahrheit dieses Mythos glauben! Sehr viel realistischer ist es wohl, daß im Lesen und Konsumieren solcher Kunstwerke der Leser  sich in eine fiktive Welt hineinträumt, in der das alles wahr ist. Merksatz: Der Mensch gibt sich Tagträumen hin, gerade weil ihm die Realität so trostlos ist! Adorno merkte schon in seiner Fragment gebliebenen "Ästhetische[n] Theorie"1973 an: "Die Realität liefert zu vielen realen Grund, sie zu fliehen, als daß eine Entrüstung über Flucht anstände." (S.21) Zum  fiktiven Charakter merkt Adorno an: "Leicht ließe sich denken, daß ihr [der Kunst]autonomes Reich mit der auswendigen Welt nicht mehr gemein hat als entlehnte Elemente, die in einen gänzlich veränderten Zusammenhang treten." (S.15)
Die prinzipielle Alternative dazu bietet etwa Jorge Borges in seiner Erzählung: "Der Unsterbliche", in der das menschliche Leben ohne Tod so perhorresziert wird, daß so das endliche, weil es endlich ist, als das dem Menschen einzig gemäße erscheint.  





1 Kommentar:

  1. Zitat: "...-Negermusik darf man als Politisch Korrekter ja nicht mehr sagen!)..." -
    Nun, der Teufel hält den besetzt, der ein Klima der Häme schafft, um etwa seine rassistischen Bemerkungen geschmeidiger unterzubringen.

    AntwortenLöschen