Donnerstag, 10. Februar 2022

Fast ein neues Lehramt für die Katholische Kirche: Der Betroffene, das Opfer

Fast ein neues Lehramt für die Katholische Kirche


Beinahe hätte der „Synodale Weg“ der Katholischen Kirche ein neues zusätzliches Lehramt kreiert, das der Opfer von sexuellen Mißbräuchen in der Kirche. Unklar war dabei, ob nun jedes Opfer für sich oder alle Opfer zusammen dies „Lehramt“ ausüben sollten, aber es ging eben darum, daß die Kirche auf die Stimme der Opfer zu hören habe. Aus diesem angedachten „Lehramt“ wurde nun nach einigen Verhandlungen die Stimme der Opfer der Mißbräuche, auf die die Kirche zu hören habe. Auch jetzt bleibt noch alles unklar: Meint das „Hören“ ein Gehorchen, wie wenn eine Mutter über ihr Kind klagt: „Es hört nicht!“ oder meint es nur ein Zuhören,ein Zur- Kenntnis- Nehmen?

Ist damit nur die Stimme der Opfer gemeint oder sind damit auch die gemeint, die im Namen der Opfer, wie Richter im Namen des Volkes urteilen, dann Reformvorhaben einfordern? Noch konfuser wird dieses „Lehramt“, auch wenn es nun nur noch eine Stimme sein soll, auf die die Kirche zu hören habe, wenn nachgefragt wird: Warum sollte etwa ein an Lungenkrebs Erkrankter, ein Opfer dieser Krankheit des Krebses kompetent sein zu analysieren,wie diese seine Erkrankung zu therapieren sei? Warum soll dann aber in den Fällen sexuellen Mißbräuche die Opfer selbst qualifiziert sein, allein, weil sie einen Opferstatus innehaben, die richtigen Maßnahmen zur Prävention erkennen zu können? In beiden Fällen zeigen die Opfer wohl ob ihres Leidens bzw Erlittenhabens wohl die Dringlichkeit therapeutischen Handelns an und wie wichtig es wäre, durch Vorbeugemaßnahmen so weit es geht zu verhindern, daß Menschen ein Opfer der Krankheit Krebs oder ein Opfer sexueller Übergriffe in der Kirche zu werden, aber das Opfersein allein qualifiziert in keiner Weise dazu, für die Kirche die adäquaten Maßnahmen zur Präventation zu erkennen.

Stellen wir uns nun ein mal 2 Fälle vor: Das Opfer A, ein junger Mann sagte aus, er sei durch einen homosexuellen Pfarrer mehrmals vergewaltigt worden, als er noch ein Bub war. Er verlange nun, daß Homosexuelle nur nach genauester Überprüfung zu Priestern geweiht werden dürften. Das Opfer B, eine Frau sagt aus, sie sei von einem Gemeindepfarrer mehrmals vergewaltigt worden. Sie verlange nun die Abschaffung des Pflichtzölibates, damit die Priester so ihre sexuellen Bedürfnisse in der Ehe befriedigen können und somit nicht mehr anderen Frauen gegenüber sich sexuell übergriffig verhalten werden.

Würde nun in beiden Fällen gleichermaßen auf die Stimme der Opfer gehört werden? Wohl kaum. Im 2.Falle erhielte die Forderung des Opfers weitestgehende Zustimmung, die Ablehner des Zölibates sähen sich bestätigt in ihrem Kampfe gegen diese kirchliche Ordnung und würden so vehement im Namen dieses Opfers das Ende des Zölibates fordern. Im 1.Falle muß aber das Opfer damit rechnen, als homophob verurteilt zu werden und selbstverständlich würde die Forderung dieses Opfers als Homosexuelle diskriminierend reprobiert werden. Heterosexuelle Unverheiratete als Verdachtsfälle sexueller Übergriffe anzusehen, ist nämlich politisch korrekt, dagegen Homosexuelle als Verdachtsfälle anzusehen, verwerflich.

Ergo: Es kann und darf nur auf die Stimmen von Opfern gehört werden, die als Opfer eines sexuellen Mißbrauches Forderungen stellen, die sich im Einklang mit der kirchlichen Reformagenda befinden, wohingegen falsche Forderungen, auch wenn sie dann von Opfern erhoben würden, kein Gehör finden können. So soll das Hören auf die Stimme der Opfer nur dazu dienen, die schon unabhängig von den Opfervoten erkannten Reformmaßnahmen zu bestätigen und durch die Aussage: „Die Opfer fordern das!“ gegen eine mögliche Kritik zu immunisieren.

So könnte dies als ein kleines Possenspiel zur Verbesserung der Chancen der Durchsetzung des antikatholischen Reformwerkes dieses Irrweges abgetan werden, wenn nicht doch noch mehr dahintersteckte. Meine These dazu lautet: Wenn das Ziel der Verdemokratisierung der Kirche das der Egalisierung ist, daß jede Stimme gleichviel zu zählen habe, dann manifestiert sich in diesem Reformvorschlag, daß die Opfer besonders das Gehör zu schenken sei, der Wille, nun wieder neu priviligierte Gruppen in der Kirche zu installieren.Einige Stimmen sollen eben, wenn alle gleichwertig sind, „gleichwertiger“ als die anderen sein. Auf sie sei mehr als auf die anderen zu hören. Die jetzige hierarchische Ordnung soll eben doch nur gestürzt werden, um eine neue zu etablieren. So gibt es ja auch legitime kritische Stimmen dem „Synodalen Weg“ gegenüber von links und illegitime, die aus einen conservativen Ecke kommen. So müssen dann eben doch die „Stimmen“ auch qualitativ beurteilt werden: Die Stimme eines Opfers zählt eben mehr, wenn sie sich politisch korrekt artikuliert, als die eines conservativen Kritikers, der als socher immer im Unrecht ist.


Ein abstruses Beispiel aus fast schon vergangenen Zeiten möge das einmal veranschaulichen: In den Zeiten, als Mitglieder der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) in Kommunalparlamenten saßen, erlaubten die sich dieses Possenspiel: Sie stellten Anträge, die aus Programmen der SPD zusammengeschrieben worden waren und die SPD-Räte mußten dann dagegen stimmen, weil sie per Parteiordnung nie einem Antrag dieser Partei zustimmen durften, egal was in dem stünde. So funktioniert der demokratische Parlamentarismus und wohl auch jede Synode, wenn klar definiert ist, wer in ihr die Guten und wer in ihr die Schmuddelkinder sind, mit denen man weder spielen (Joseph Degenhardt) noch stimmen darf.

 

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