Dienstag, 1. Februar 2022

Von der ecclesia militans, der kämpfenden zum Freizeitsgestalter Kirche...von der Wahrheit zu: Wie hätten Sie es denn gerne?

(eine Orientierungsskizze)

 Früher war irgendwie alles auch in der Kirche anders. Ein Kind, vor sich eine Unmemge von Legobausteinen und es erbaut zuerst ein Haus aus ihnen, dann demontiert er das Erbaute und baut aus ihnen ein Schiff. Beide, das Haus wie das Schiff sind aus den selben Bauelementen er-stellt worden und doch stellen sie Grundverschiedenes dar und somit hat sich auch die Bedeu-tung der einzelnen Legosteine verändert, denn der eine Baustein des Hauses erhält nun im Schiffsbau eine andere Bedeutung bzw Funktion.

Könnte es nicht so auch eine Differenz zwischen der Vorkonzilskirche und der Nachkonzils-kirche geben, daß zwar noch alle Elemente der Vorkonzilskirche auch noch in der Nachkonzils-kirche präsent sind, daß sie aber einem Bedeutungswandel unterzogen worden sind? 

Ein Versuch zur Erhellung dieser Grunddifferenz:

Die Vorkonzilskirche lebte aus diesem Narrativ, daß Gott die Welt gut erschaffen hatte, daß der Mensch aber aus der guten Schöpfung durch seine Sünde herausgefallen nun von dem dreieinen Gott wieder gerettet werden soll. Das ist Gottes Geschichte mit den Menschhen als Heilsge-schichte mit seinem ersten Bund mit dem Volke Israel, der seine Vollendung im Bund mit der Kirche findet. Es ist die Geschichte des Widerstreites zwischen Gott und dem Satan, der die ersten zwei Menschen zur Sünde verführte bis zu Gottes endgültigem Sieg über ihn, wie es uns die Johannesapokaypse offenbart. Was die Kirche ist, ist nicht verstehbar, wenn sie nicht als Element dieser "großen Erzählung" (Lyotard) begriffen wird. Sie ist selbst das Heilmittel Jesu Christi, durch das er selbst die Menschen aus ihrem Unheil befreien und erlösen will. Alle Elemente dieser Kirche dienen diesem Zweck, daß a) in ihr die Gläubigen schon Gott, wie es der Bestimmung des Menschen entspricht verehren und b) das Evangelium zu verkünden zur Rettung der Menschen. Mk 16,16: Wer glaubt und ggetauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt- der Missionsauftrag Jesu an die Apostel seiner Kirche. Die Kirche war so um es bildlich zu formulieren die Apotheke Gottes auf Erden für die Erkrankten und Geschwächten. Sie war so aber auch die "kämpfende Kirche" gegen die Sünde und den Teufel.

Für die Nachkonzilskirche gilt nun, daß dieses Narrativ faktisch außer Kraft gesetzt worden ist und ersetzt wurde durch den Glauben an einen Gott, der zu jedem Menschen sein Ja sagt. Nun gilt die Sorge der Kirche primär der Humanisierung, daß jeder Mensch als von Gott Bejahter leben kann. Die Kirche ist so wesentlich diakonisches Handeln. Da jeder Mensch immer schon ein von Gott bedingslos Angenommener ist, braucht es keiner Evangelistion und Mission mehr sondern daß alle Menschen guten Willens gemeinsam sich für die Humanisierung der Welt einsetzen. Der Gottesdienst und die sonstigen religiösen Aktivitäten haben so primär der Motivierung zu einer solidarischen Lebenspraxis zu dienen. Im Gottesdienst, isb in den Sakra-menten soll so Gottes Liebe erfahren werden, die jedem gälte. Dieser Punktualismus, Gott sagt Ja zu Dir tritt nun an die Stelle der Unheils- und Heilsgeschichte. Christsein heißt jetzt nur noch, aus dem Vertrauen darauf, daß Gott jeden liebe, zu leben.

So ist die Kirche als ecclesia militans, als missionierende und verkündigende eigentlich über-flüssig. Was kann sie dann noch sein? Die Gemeinden werden so zu Orten einer Freizeit-beschäftigung, die leider nur noch von wenigen ihrer Mitglieder so in Anspruch genommen wird. Sie ist nicht attraktiv unterhaltsam genug. Denn was sie inhaltlich noch zu sagen hat, ist eben so banal wie der (post)bürgerliche Humanismus des 20.Jahrhunderte, der Glaube an die Würde jedes Menschen und die Forderung, daß das gesellschaftliche Leben demgemäß zu ge-stalten sei. 

Die Kirche müsse so sich besser auf die Konsumwünsche ihrer potentiellen Kunden einstellen, statt  nicht mehr gewünschte Angebote zu offerieren. Orientierte sich die Vorkonzilskirche an dem Leitbild des Arztes, sie war für die Heilung und die Bewahrung des Heiles zuständig, so orieniert sich die Nachkonzilskirche an dem Leitbild des Unterhaltungsmanagements, nur das zu sagen, was die Kunden hören möchten. Die Kirche ist eben eine Serviceagentur für allerlei menschliche Bedürfnisse und Interessen. Aber zusehens entsteht das Problem: Für welche Interessen und Bedürfnisse ist sie denn noch da, wenn ihre Offerten und Angebote immer weniger nachgefragt werden. Wo findet sich noch ein Absatzmarkt für christliche Produkte?Man kann sich nicht des Eindruckes entziehen, daß selbst die in der Kirche Verantwortlichen und vielen Hauptberuflichen die Produktpalette der Kirche als Ladenhüter, die Niemand mehr will, ansieht.

 

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