Mittwoch, 16. Februar 2022

Aktuelle Feindbilder: Der Querdenker, der Kleriker, der Völkische, die Religion


Die Gesellschaft spalten in die Mehrzahl der „guten“ und die Minderheit der „bösen“ Bürger gehört heutzutage nicht nur zum Alltagsgeschäft des dominierenden politischen Diskurses, sondern selbst in der Unterhaltungsliteratur wird dieser propagandistische Krieg geführt. Ein anschauliches Beispiel dafür bietet der Roman: L.Lukas,Die Wandlung des Ossan Bak, Perry Rhodan Band 3156.

In medias res: So heißt es da: „die Gefahr einer künftigen Bevölkerungsexplosion, die durch die religiös begründete Ablehnung der meisten Verhütungsmittel hätte ausgelöst werden können.“ (S.33)

Das ist geradezu ein Klassiker antikatholischer Polemik, aber dieser Klassiker verkennt völlig die Lage der Menschheit, denn in der ganzen westlichen Welt sterben in jedem Jahr mehr Menschen als geboren werden. Wenn nun die ganze Welt Schritt für Schritt die westliche Kultur kopiert, steht nicht erst in ferner Zukunft das Problem des Bevölkerungsschwundes überall auf der Tagesordnung. Die bedrängendste Frage wird dann die sein, ob überalterte Gesellschaften überlebensfähig sein werden. Aber um die realen Probleme kümmert sich diese Standardpolemik nicht, stößt sie doch spontan überall auf ungeteilten Beifall.


Aber es kommt noch ärger: Wir lesen nun von: unaufhörlichen Demonstrationen,Fackelzügen,Prozessionen und sonstigen mit Gebrüll und Gewaltexzessen einhergehenden Massenaufmärschen“. (S.33) Mit den „Fackelzügen“ sind politisch rechts ausgerichtete Demonstrationen gemeint, die völlig unabhängig davon, ob Fackeln da wirklich getragen werden so bezeichnet werden, weil doch die „Nazis“ eine Vorliebe für Fackelzüge hatten. Wer heute von „unaufhörlichen Demonstrationen“ schreibt, meint damit selbstverständlich die Demonstrationen gegen die Coronapolitik der Regierung, die durch den Zusatz: „mit Gebrüll und Gewaltexzessen“ diffamiert werden. Der Begriff der „Massenaufmärsche“ soll dann an Kundgebungen der NSDAP erinnern und so diese regierungskritischen Demonstrationen als Naziaufmärsche verunglimpfen. Aber nun taucht hier der Begriff der „Prozessionen“ auf. Was haben die mit diesen diffamierten Demonstrationen gemein? Eigentlich nichts, aber es wird eben suggeriert, daß religiöse Prozessionen etwas Ähnliches wie diese anderen Kundgebungen seien und damit genauso verabscheuungswürdig. Wird also auch auf Prozessionen, etwa den Fronleichnamsprozessionen gebrüllt und gehen sie einher mit „Gewaltexzessen“? Der Text soll das suggerieren.

Ach ja, auch wird der "Kleriker" dann noch ausdrücklich erwähnt: Ein "Kleriker" werfe mit"Fetischen" um sich und versuche Menschen mit "dem Inhalt eines Fläschens zu überschütten". (S.35) Der Leser soll wohl in dieser Persiflage an den Gebrauch von Weihwasser in der Kirche erinnert werden. Kirchenfeindschaft gehört eben zum guten Ton von Wissenschaftsgläubigen.  


Aber die Feindschaftserklärung gilt nun primär dieser Menschengruppe: „Eine Massenbewegung entstand,die sich von der rationalen, evidenzbasierten Wissenschaft und Forschung abwandte und sogar verteufelte.“ (S.32f) Primär sind damit die Protestkundgebungen der Querdenker gemeint, aber subtiler wohl auch die Prozessionen, denn irgendwie sind solche Prozessionen ja auch etwas Abergläubisches. Denn so geht der Text weiter: „Propheten traten auf“. Also gegen die Wissenschaft stehen „Propheten“ auf! Sie forderten eine „Rückbesinnung“. Die Wissenschaft steht hier für den Fortschritt, die Propheten als Religionsvertreter für die Abkehr vom Fortschritt hin zum Obskurantismus. Aber es kommt noch ärger: Diese Propheten riefen zur Rückbesinnung auf „älteres >völkisches< Traditionsgut“.

So protestierten diese dann gegen ein „millionenfach erprobtes Nasenspray“ zum Schutz vor einer Viruspandemie.

So werden hier Kritiker der Regierungspolitik auf das Übelste diffamiert und die katholische Religion gleich mit. Alle Register werden hier gezogen, um Andersdenkende und Gläubige zu perhorreszieren: So viel Verteufelung im Namen der „rationalen evidenzbasierten Wissenschaft und Forschung“. (S.32f)


Das Klima hat sich deutlich verändert in den letzten Jahren. Statt der einstigen sozialdemokratischen Entspannungspolitik unter dem Bundeskanzler Brandt der Sowjetunion gegenüber erleben und erleiden wir eine Neuauflage des „Kalten Krieges“ gegen Rußland und verschärft gegen China – als würde man gern zu einem „heiligen Menschenrechtskrieg“ gegen diese zwei aufrufen und innergesellschaftlich wird das Projekt der Spaltung prolongiert, die Gutmenschbürger gegen die Minderheit der „Feinde“ zu mobilisieren: die Rechten, die Völkischen, die Religiösen, die Querdenker und die Propheten... Wir brauchen Feinde, um die aus-einander zu brechen drohende Gesellschaft wieder zusammen-zubinden, ist dabei das Grundprinzip dieses Kampfes gegen jede Abweichung, jedes Dissidententum.

 

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