Freitag, 11. Februar 2022

Eine "Neue Weltordnung"? Auch ein theologisches Projekt Papst Benedikts?



Die „Welt“ ist nicht einfach etwas objektiv Vorhandenes, sondern ein Projekt des Menschen, das er selbst gestaltet. Das Wie der Gestaltung zu erforschen ist nun die wesentliche Aufgabe aller Kulturwissenschaften, auch der Politikwissenschaft und der Erforschung der Ökonomie.

Hat nun die Kirche bzw die Theologie auch etwas dazu zu sagen? In dem Buch: „Kann nur ein Gott uns retten?,von M.Lichtmesz, 2017,finden sich diesbezüglich aufschlußreiche Zitate Papst Benedikts XVI.

Auch das Phänomen der Globalisierung,das für unsere Zeit bezeichnend ist, ist nicht nur ein sozioökonomischer Prozeß, sondern bringt auch eine >zunehmend untereinander verflochtende Menschheit< mit sich und überwindet geographische und kulturelle Grenzen. In diesem Zusammenhang erinnert die Kirche stets daran,daß der tiefere Sinn dieses epochalen Prozesses und ein grundlegendes ethisches Kriterium in der Einheit der Menschheitsfamilie und in ihrem Voranschreiten im Guten gegeben sind:“ (S.220) Dies ließ der Papst am „Welttag der Migranten“ verlauten.

>Alle gehören also zu einer einzigen Familie, Migranten und die sie aufnehmenden Gastvölker, und alle haben dasselbe Recht, die Güter der Erde zu nutzen“. (S.221)

Das mag auf Anhieb wie eine der üblichen Sonntagsreden zum Thema Migration und Globalisierung dem Leser erscheinen und doch stecken diese Aussagen voller eigentümlicher Mystifikationen.Es soll nun versucht werden, Licht in diese päpstliche Sonntagsrede zu bringen. Der Begriff der „Globalisierung“ verlangt nach einer Aufklärung über das Subjekt, das sich verglobalisiert, das also zu einer weltumspannenden Größe wird. Statt hier eine Klarheit zu schaffen, wird dann von einem Prozeß geredet: Wer ist denn das Subjekt dieser Entwickelung oder soll sich da die Entwickelung selbst als „Prozeß“ entwickeln?Wie verhält sich das zur behaupteten „Einheit der Menschheitsfamilie“? Soll etwa die Menschheit jetzt einen Prozeß eingeleitet haben, in der sie zu einer Menschheitsfamilie zusammenwächst, daß sie so wird, was sie schon immer war und ist, nur daß bisher diese Familie durch Grenzen untereinander zertrennt und zersplittert war?Und soll das das „Voranschreiten im Guten“ sein?

Die Asylantenscharen, die nun nach Europa und insbesondere nach Deutschland hineinfluten, realisieren die so die Einheit der Menschheitsfamilie? Dann sollen diese Flüchtlinge, obzwar als Gäste tituliert, die gleichen Rechte im Gastland besitzen wie die Einheimischen.

Das möge man sich bitte einmal auf der Microebene einer Familie, in einem kleinen Eigenheim wohnend, vorstellen. Da stehen dann etwa 10 Personen vor der Haustüre, erklärten, daß sie aus ihrer Heimat geflohen seien, jetzt aber hier Einlaß begehren, weil sie wie jedes andere Glied der Familie jetzt zu dieser Familie dazugehörten. Ob der Einheit der Familie beanspruchen diese nun die selben Rechte an allem, was der Familie gehöre, denn sie gehörten ja auch zu ihr. Diese Familie wird so ruiniert. Sie kann nur existieren, indem sie eine Differenz, eine Grenze zieht zwischen den zur Familie Dazugehörigen und den Nichtdazugehörigen.Gehörten alle zu dieser Familie, löste sie sich auf, weil sie grenzenlos wäre. Denn alles, was als etwas Bestimmtes existiert, existiert nur durch seine Grenze zu dem Anderen oder luhmannisch: Systeme existieren nur durch ihre Differenz zu ihrer Umwelt.

Gott selbst hat die Menschheit nicht als uniforme Einheit geschaffen sondern, wie es im 5.Buch Mose, 32,8 heißt: „Als der Höchste (den Göttern) die Völker übergab,legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest, der Herr nahm sich sein Volk als Anteil Jakob wurde sein Erbteil.“ Also gemäß der Zahl der Götter, damit sind hier die Engel gemeint, die zu Völkerengeln bestimmt waren, teilte Gott die Menschheit in Völker auf und gab jedem seinen Wohnraum. Das Volk Israel dagegen nimmt eine Sonderposition ein, denn ist das Volk, das Gott zu seinem eigenen Volke erwählt hat. In seiner Rede in Athen bestätigt der Apostelfürst Paulus diese göttliche Ordnung noch einmal: „Er hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen,damit es die ganze Erde bewohne.Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnstätte festgesetzt.“ Apg 17,26.

Die Einheit der Menschheit ist so nur in den Differenzen der Völker untereinander mit ihren jeweiligen Wohnräumen. Weder kennt der Alte noch der Neue Bund die Vorstellung der Negation dieser göttlichen Schöpfungsordnung der Menschheit. Dagegen wird die grundlegende Differenz zwischen dem Volke Israel und allen anderen Völkern im Alten Bund und die Differenz zwischen der Kirche als dem neuen Volk Gottes und der Welt im Neuen Bund betont. Wie das Volk Israel nur lebt, wenn es diese Differenz zu allen anderen Völkern bewahrt, so lebt auch die Kirche aus ihrer spezifischen Differenz zu Welt. Zudem ist Jesus Christus nicht gekommen, um die Schöpfungsordung Gottes zu nichten, darum reprodziert sich die Schöpfungsordnung Gottes in seiner Kirche in der Differenz der Stellung der Frau und des Mannes in der Kirche und in der Wahrung der ethnischen Differenzen in der Kirche, sodaß schon im Urchristentum jüdische Diakone für die jüdischen Witwen und heidenchristliche für die heidenchristlichen Witwen zuständig waren. (Apg 6)

Von einem „Voranschreiten im Guten“ weiß die Bibel nun gar nichts, außer es würde das Wachsen der Kirche so gedeutet.Dann wächst aber nicht die Menschheit zum Guten sondern die Kirche, insofern sie als Menschenfischerorganisation immer mehr Menschen in sich aufnimmt. Nur hat die damit bezeichnete Missionsgeschichte der Kirche nichts gemein mit dem von Papst Benedikt hier skizzierten „Globalisierung“! Die Globalisierung ist von der göttlichen Schöpfungsordnung her als eine Auflösung dieser Ordnung zu beurteilen. Eine sich globalisierende Kultur, die westliche jetzt konkret verkennt ihre Begrenztheit, die jeder Kultur zu eigen ist, indem sie die einzige der ganzen Menschheit werden will. Diese Globalisierung wohnt so ein Hybrismotiv inne, das Nichtakzeptieren wollen von den Grenzen, die auch jeder Kultur gesetzt sind als die festgesetzten Wohnorte jeder Kultur. Jede Kultur hat sozusagen ihren eigenen Mutterboden, in und auf dem sie sich auferbaute. Zu jedem Volke gehört sein ihm gegebener Lebensraum, auf dem es seine Kultur hervorbrachte. Das macht ja auch das unveräußerliche Lebensrecht des jüdischen Volkes aus, in dem Lande zu leben, das Gott für dies sein Volk selbst reserviert hat.

Aber die Globalisierung, der Wille der angloamerikanischen Kultur zur Weltherrschaft will eben alle Nationalkulturen auflösen, damit es am Ende nur noch einen Weltstaat und eine uniforme Weltgesellschaft geben soll, in der alle Grenzen aufgelöst sind.Die „Migranten“ sind so die „Trojanischen Pferde“, durch die die Völker konstituierenden Grenzen aufgelöst werden sollen zur Etablierung dieser neuen Einheitswelt. Diese Auflösung der göttlichen Schöpfungsordnung der Völker kann aber unmöglich als etwas Gutes theologisch beurteilt werden. Denn Gott will ja auch nicht, daß die Differenz zwischen dem Frausein und dem Mannsein aufgelöst wird, damit es nur noch ein unterschiedsloses Menschsein gibt!




 

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