Samstag, 27. November 2021

Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche?

Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche?


Wenn das Konzil alle Religionen gleichstellt,wertet es sie alle ab.Aufgewertet aber wird der Mensch,der jetzt frei unter ihnen wählen darf.Jetzt heißt es wieder:>Jeder soll nach seiner Fasson selig werden<.“W.J.Mertensacker, Die Treue. Deutschlands Wesen und Ehre.Ein Plädoyer für Deutschland, S.100.

Wenn alle Religionen gleich wahr sind, dann sind sie auch gleichgültig. Der Wille zur Vergleichgültigung aller Religion motiviert sich durch die Vorstellung, daß konkurrierender Wahrheitsansprüche konfliktträchtig sind, wenn eine behauptet, wahrer zu sein als die andere. Also resultiert diese Gleichstellung der Religionen nicht etwa einer vertieften Erkenntnisse der Religionen sondern stellt einen Antwortversuch dar auf die Frage, wie das Verhältnis der Religionen zueinander zu denken sei, damit sie möglichst konfliktfrei miteinander leben können. Um eines innerweltlichen Friedens willen sollen so alle Religionen vergleichgültigt werden. Eine Alternative dazu präsentiert ja John Lennon in seinem Lied: „Imagine“, das um des Friedens willen die Abschaffung aller Religionen ersehnt.

Mertensacker schreibt auf S.99: „Kardinal Bea traf sich in New York mit B`nai B´rith“ im Vorfeld des 2. Vaticanums, um hier anzudeuten, daß diese Freimaurerloge wohl einen maßgeblichen Einfluß auf das Konzil und seine Aussagen über die Religionen ausgeübt habe.Sachlich stimmt zumindest, daß die Vergleichgültigung aller Religionen als ein Zentralanliegen der Freimaurerei anzusehen ist, soweit von einer im Geheimen wirkenden Organisation eine zutreffende Erkenntnis möglich ist.

Die neue Lehre von der Heilswirkung aller Religionen“ (S.99) verführt nun aber auch zu einem Synkretismus in den Religionen. Wie ein Konsument in einem Supermarkt kreierten nun Gläubige ihre eigene Spiritualität als einen Mix aus Elementen der verschiedenen Religionen. „Ein bißchen christliche Nächstenliebe,ein bißchen buddhistische Meditation, ein bißchen Yoga, ein bißchen schamanische Magie usw. Sie alle wollen Christen sein,aber jeder auf seine Art, nicht mehr nach Art der alten Kirche.“ (S.99)

Das ist eine Kurzskisse des Menschen, wie ihn die Marktwirtschaftsideologie als Konsumenten sieht.Es ist die eine Seite des homo oeconomicus in der Rolle des Konsumenten. Ganz frei könne der auf dem freien Markt das ihm Gefällige sich aneignen. So kann und darf er sich nun auch auf dem Angebotsmarkt der Religionen verhalten. Denken wir uns einen Konsumenten in einem Verbrauchermarkt. Aus einem großen Angebot an Waren kann er das ihm Gefällige kaufen, das ist seine Freiheit, die nur limitiert wird durch seine Kaufkraft. Aber dieser Freiheit korreliert eine eigentümliche Gleichgültigkeit seiner Kaufentscheidungen. Aus Sicht der Geschäftsführung ist es nämlich gleichgültig, was ein Kunde kauft, denn es kommt nur darauf an, daß am Jahresabschluß so viel verkauft worden ist, daß der Supermarkt „Schwarze Zahlen“ schreibt. Der Kunde gilt zwar als König und doch sind seine Kaufentscheidungen gleichgültig, sofern nur am Ende genug verkauft wird.

So gerät die These, daß der Mensch nun aber aufgewertet wird, wenn die Religionen vergleichgültigt werden, in ein fragliches Licht. Wo frei entschieden werden darf und gleichzeitig die Entscheidung als gleichgültig gewertet wird, wird der Mensch in seiner Funktion als Konsument nicht aufgewertet. Nur in der Ideologie der Marktwirtschaft wird der Mensch zum „König-Kunde“ aufgewertet, um ihn faktisch als Funktionselement der Ökonomie zu konstituieren. So ist die Konsequenz der Vergleichgültigung der Religionen auch die Entwertung der Kaufentscheidunen der Konsumenten auf dem freien Religionsmarkt.

So kann geurteilt werden, daß gerade diese zweifache Vergleichgültigung, die der Religionen und die des freien Wählers auf dem Markt der Religionen die Religion und die persönliche Spiritualität als Produkt eines freien Erwählens die christliche Religion devitalisiert: In Fragen der Religion sei doch alles letztlich gleichgülig!So könnte die Kritik eines Anthropozentrismus in der nachkonziliaren Kirche ein Fehlurteil sein, denn nicht der Mensch steht dann im Mittelpunkt der Kirche, sondern daß die Kirche sich neu gestaltet, indem sie sich dem Ordnungsprinzip des freien Marktes unterordnet mit der dazugehörigen Ideologie des Kunden als Königs.

 

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