Mittwoch, 10. November 2021

Wie beerdigen- Erd- oder Feuerbestattung? Ein Klassiker der Katholischen Theologie

Wie beerdigen- Erd- oder Feuerbestattung? Ein Klassiker der Katholischen Theologie


In „ Der Fels“ der Novemberausgabe votiert Frau F. Küble vehement für die allein seligmachende Erdbestattung,da nur sie dem christlichen Auferstehungsglauben gerecht würde. (S.320-323)

Ein Klärungsversuch: Sterben bedeutet der Prozeß der Trennung der Seele von seinem Leib, der Leib ist der durch die Seele individuierter menschlicher Körper. Der tote Leib ist so entseelt und zerfällt so. Die Seele ruht nun nicht in dem Grab des beerdigten Verstorbenen, sondern ist im Jenseits. Das Alte Testament bezeugt die Vorstellung von einer Unterwelt, sehr ähnlich der griechischen Vorstellung vom Hades, sodaß von einem Verstorbenen zweierlei ausgesagt werden kann, daß er einerseits an einem bestimmten Ort

begraben ist und daß er andererseits nun in der Unterwelt weiter existiert. Dies Problem der Bilokation, denn die Grabstätte und die Unterwelt sind 2 verschiedene Orte, kann sinnvoll nur aufgelöst werden, wenn der Tod als Trennung der Seele von dem Körper begriffen wird, sodaß der Körper im Grabe und die Seele in der Unterwelt weilt.

Welche Bedeutung kann dann der Grabstätte zukommen, wenn dort gerade nicht die die Identität stiftende Seele weilt? Sie kann nur ein Punkt auf der Erde sein, von wo aus der um einen Verstorbenen Trauernde sich auf die verjenseitigte Seele ausrichtet.

Was wird nun aus dem entseelten Körper: Er zerfällt zu Staub aber auch wenn es pietätlos klingt: Das abgestorbene Fleisch dient auch Maden als wohlschmeckende Nahrung. Der Körper wird auch aufgefressen. Eine schöne Illusion ist so die Vorstellung eines bloß toten menschlichen Körpers, in die sich dann seine Seele reinkarniert und so ihn wiederbelebt. Nein nur Staub bleibt vom Körper übrig und vielleicht ein paar Knochen und das verzehrte Fleisch, das Maden zu sich nahmen, wo bleibt das nach dem Tode der Made? Der tote menschliche Körper ist im Regelfall so verwest, daß er kein Körper mehr ist.

Die Auferweckung des Leibes, damit er wieder mit der Seele vereint werden kann ist dann eine Refriguration aus Staubteilen. Dieser neu konzipierte Körper muß dann noch in einen verklärten verwandelt werden, damit er nicht einer dem Sterbenmüssen unterworfener Körper bleibt. Er wird zu einem unsterblichen konfriguriet. Denn unser Körper, so wie wir ihn jetzt haben, kann nicht ewig leben; behielten wir ihn, wären wir auch nach der Auferstehung der Toten dazu verurteilt,wiederum sterben zu müssen. Diese Position vertreten ja die Pauluskritiker im 1. Korintherbrief (Kapitel 15) und im 2.Korintherbrief (Kapitel 5): Alle Körper sind sterblich, der Vergänglichkeit unterworfen. Wenn Jesus leiblich auferstanden wäre, dann müßte er auch wieder sterben, wie eben auch der vom Tode auferweckte Lazarus. Die allgemeine Totenauferstehung wäre dann auch nur ein weiteres Leben, das sein Ende im Tod fände. Nur für die Seele könne es deshalb ein ewiges Leben geben. Paulus setzt dem eine naturphilosophische Reflexion entgegen, daß die Körper von verschiedener Qualität seien, sodaß es neben den der Vergänglichkeit unterworfenen auch unsterbliche gäbe- der vergängliche menschliche Körper würde so in einen unsterblichen transformiert. Der endliche stürbe, damit er zur Unsterblichkeit gewandelt wieder aufersteht.

Warum soll nun eine Erdbestattung für diese Auferweckung des verwesten Nichtmehrkörpers eine angemessene Beerdigungspraxis sein? Das kann nur uns plausibel erscheinen, wenn wie unser Wissen um die Verwesung des Leichnams und auch sein teilweise Aufgefressenwerden durch Maden verdrängen und uns der Illusion eines toten aber unversehrten Körpers hingeben, als wenn dann da noch ein revitalisierbarer Körper im Grabe läge. Zudem muß die paulinische Erkenntnis verdrängt werden, daß der irdische Leib verklärt werden muß, damit er nicht wieder sterben muß. Der Apostelfürst hat ja selbst aus einer Disputation mit den korinthischen Kritikern gelernt, daß die österliche Auferstehung Jesu mehrdeutig ist, denn sie könnte ja auch als eine Auferweckung zu einem weiteren Leben gedeutet werden, das wie das des auferweckten Lazarus wieder mit dem Tode endet. Darum fügt Paulus nun in seinem Römerbrief hinzu, daß der auferweckte Christus „nicht mehr stirbt: der Tod hat keine Macht mehr über ihn.“ (6, 9)Darum erscheint Jesus Ostern in einem verklärtem Leib.

Ob der abgestorbene menschliche Körper nun verwest oder verbrannt wird, er wird zu Staub, den dann Gott zu einem neuen Körper konfiguriet, sodaß er nicht mehr der Sterblichkeit unterworfen ist. Warum es aber der Pietät einem Verstorbenen gegenüber angemessener sein soll, im Sarg von Maden verzehrt zu werden als vom Feuer verbrannt zu werden, ist mir unbegreiflich.

Ja, der Feuerbestattung könnte sogar eine theologisch begründbare Beerdigungspraxis sein. Eingedenk der Lehre vom Fegefeuer könnte das Verbranntwerden des Leichnams als ein symbolisches Reinigen des Körpers verstanden werden. Da nichts Unreine in den Himmel gelangen kann, muß auch der durch unser Sündigen veunreinigte Körper purifiziert werden und das geschieht im Fegefeuer durch das Feuer, jetzt in der Verbrennung des Leichnams symbolisch im Krematorium.

Eines darf dabei aber nicht vergessen werden: Der Leichnam, der beerdigt wird, ist nicht mehr der Ort der ihn belebt habenden Seele. Unsere Verstorbenen ruhen nicht in den Gräbern, sondern ihre Seelen sind verjenseitigt, entweder im Himmel, oder im Fegefeuer oder in der Hölle. So ist auch das Beste, was ein Christ für einen Verstorbenen tuen kann das Gebet für ihn, isb der Rosenkranz, und genauso wichtig das Erbeten von Ablässen und das Lesenlassen von Messen. Welch eine Wohltat wäre es für die „Armen Seelen“, gäbe man weniger Geld für Grabesschmuck aus und ließe stattdessen mehr hl. Messen für sie lesen! Aber in Zeiten der Apotheose alles Körperlichen, Pessimisten meinen, daß bald auch an Sonntagen mehr Menschen in Fitnisstudios gehen als in den Gottesdienst, will man eben von der Sorge um die Seele kaum noch etwas wissen! 

 

Zuatz:

Als Jesus zu dem mitgekreuzigtem reuigen Sünder sprach: "Heute wirst Du noch im Paradiese sein" sagte er nicht: Ein Teil von Dir wird da sein, ein anderer aber im Grabe! Das "Du" ist der Mitgekreuzigte in Gänze! Das kann nur wahr sein, wenn wirklich die Seele als das die Identität eines Menschen Konstituierende gedacht wird.  




 

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