Mittwoch, 3. November 2021

Helloween- eine verpaßte Chance

Helloween- eine verpaßte Chance


Es fällt leicht, das verkommerzialisierte Halloweenfest zu kritisieren und dem Verdacht auszusetzen, es verdränge dabei die christlichen Festtage Allerseelen und Allerheiligen. Zumal es da noch das Narrativ gibt, daß dem ursprünglich ein heidnisches Fest zugrunde läge, das dann verchristlicht worden sei, aber doch unchristlich geblieben sei. Auch wenn es für diese These keine rechten Beweise gibt und gemutmaßt werden darf, daß eher romantische Vorurteile,daß das Ursprüngliche,die Volkskultur das Wahre wäre, das dann durch die Christianisierung verdrängt wurde, Eltern dieses Kindes sind, erfreut sich diese These doch großer Beliebtheit – vielleicht auch deshalb, weil so der heutige Christ sich dies Fest so leicht vom Halse schaffen kann.

Es spricht aber einiges dafür, daß dies in Irland ursprünglich beheimatete Fest tatsächlich ein rein katholisches war, ein Bestandteil der Volksfrömmigkeit, die ja oft nicht immer spannungsfrei sich zur religiösen Hochkultur der Kirche verhielt. Es sei an den Vorstellungskomplex der “Armen Seelen“ erinnert, daß sie auch Lebenden erscheinen können, um für Gebete und anderes für sie zu bitten. Daß nun Allerseelen und Allerheiligen Anknüpfungspunkte bieten, da an das Schicksal „Armer Seelen“ zu denken, liegt nahe. Sie kommen, um Lebende um Hilfe zu bitten. Die Maskeraden könnten so einerseits an die „Armen Seelen“ erinnern mit der Aufforderung: Tuet ihnen Gutes!, sie könnten aber andererseits auch eine Schutzmaßnahme sein, um einen Kontakt mit diesen unerlösten Seelen zu vermeiden. Mit unerlösten Seelen konfrontiert zu werden, ist ja auch etwas Bedrohliches – man denke nur an die Begegnung Hamlets mit seinem toten Vater, der ihm seine Ermordung mitteilt, aber auch, daß der Ort, wo er jetzt postmortal weilt, so fürchterlich ist, daß er es seinem Sohne nicht beschreiben will, denn ein Wissen darum wäre für ihn unerträglich.


Diese Ambiguität sollte nicht aufgelöst werden. Wird dem dies Fest mit seinen Masken nicht gerade gerecht: der Schrecken vor dem Elend dieser Seelen, aber auch das Positive,ihnen helfen zu können. Die Maskierten werden eben beschenkt, wie wir Christen eben auch Gutes wirken sollten für die „Armen Seelen“: Beten für sie, insbesondere Ablässe erbeten und Messen für sie lesen lassen. Wie nun, wenn statt dies Fest zu vermaledeien, es zum Anlaß genommen würde, an diesen Vorstellungkomplex zu erinnern mit der Betonung, daß die „Armen Seelen“ für uns zuvörderst ein Aufruf zur Hilfe sind! Gott traut uns somit zu, Mitarbeiter an seinem Heilswerk zu sein, daß wir nicht nur passiv beschenkt werden, sondern aktiv mitwirken dürfen! Das wäre damit ein genuin katholisches Anliegen.

Dem steht aber nun eine Tendenz gegenüber, davon auszugehen, daß eben doch alle in den Himmel kämen, sodaß es gar keine „Armen Seelen“ geben könne. Das ist nun aber in der nachkonziliaren Kirche eine weit verbreitete Ansicht, aber sie ist nicht wahr. Könnte die innerkirchliche Abneigung gegen dies Fest nicht auch etwas mit der Verdrängung dieser Wahrheit zu tuen haben?


 

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