Samstag, 6. November 2021

Menschlich-Allzumenschliches: Zur Geschlechterfrage

Menschlich-Allzumenschliches: Zur Geschlechterfrage


Das Narrativ des Verhältnisses der Geschlechter zueinander: Das schöne Burgfräulein und der Held. Auf dem Pferde geritten schaut er hoch zur schönsten Frau des Landes: „Dich möchte ich ehelichen!“ Sie: Wenn Du ein Held bist! So reitet er in den Finsterwald, stöbert den Feuer speienden Drachen auf, kämpft mit ihm und besiegt ihn. Nachdem er dem Drachen seinen Kopf abgeschlagen hat, kehrt er zu seiner Prinzessin zurück, legt ihr das abgeschlagene Drachenhaupt zu Füßen. „Du bist wahrlich ein Held! Und so heiraten sie.

Aber so einfach ist nun das Geschlechterverhältnis doch nicht. Der Reihe nach: Die junge Frau steht vor der Aufgabe, die Schönste im Lande zu sein oder zu werden. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?- so wird nicht nur in einem Märchen gefragt. Einer Frau genügt so in der Regel nicht ihre natürliche Schönheit, auch und gerade auch ob der Frauenkonkurrenz. Wenn conservativ Gestimmte den Frauen ein Zuviel an kosmetischer Bemühungen vorwerfen, dann wird eben diese Lage der Frau übersehen, daß das Grundverhältnis der Frauen untereinander das der Konkurrenz ist.

Männer wollen und sollen Helden sein; so erobern sie das Herz einer Frau. Sie müssen also der Liebe einer Frau würdig sein im Urteil der Frau. Aber wie kann ein Mann sich als Held erweisen, wenn es keine Drachen mehr gibt, da die infolge männlichen Heldentumes ausgerottet sind. „Der Mann ohne Eigenschaften“ (R. Musil) unternimmt 3 Versuche, ein Genie zu werden, bzw sich als solches zu erweisen, aber als er in einer Zeitung von einem „genialen Reitpferd“ las, die Versuche aufgab.

Jetzt kommt die letzte Komplifikation: Der Held hat seine Prinzessin geheiratet: Er sagt zu ihr: Du bist die Schönste, sie: Du bist ein Held! Was,wenn nach dem ersten Verliebtsein, dem Sturm der Gefühle das einfach an Kommunikation zu wenig ist? Früher, zumindest im Bildungsbürgertum und im Adel erzog man die Frauen dazu, kommunizieren zu können. Das Konservationslexikon hat darin seinen Ursprung. Der aus dem feindlichen Leben daheim Gekommene, kommunizierte am Abend mit seiner Ehefrau, sie war dann dafür zuständig, ihrem Manne eine gute Unterhaltung zu bieten. Der Salon, die abendlichen Empfänge waren so Zentren des ehelichen Zusammenlebens.

Es sollte wirklich einmal untersucht werden, wie viel gescheiterte Ehen sich der Langeweile verdanken, daß man sich nichts mehr zu sagen hatte.Aus der Langeweile entsteht dann nämlich die Neigung zum Streiten, die dann auch stets ihre Anlässe zum Streit findet.



Ohne die Notwendigkeit, der Lebenserhaltung durch die Fort-pflanzung gäbe es kein Geschlechterverhältnis. Nun gibt es dafür 2 grundverschiedene natürliche Konzepte (Natur hier in der Opposition zur Kultur gedacht), das eine der großen Zahl an Kindern und einer geringen Kinderbetreuung, soaß eine höhere Kindersterblichkeit, daß sie sterben, bevor sie nachwuchsfähig geworden sind, in Kauf genommen wird, aber trotzdem genügend Nachwuchsfähige entstehen und das andere der kleineren Anzahl von Kindern, sodaß ob der intensiveren Betreuung dann weniger frühzeitig sterben und so die Gattungserhaltung gelingt.

Der Mann neigt nun tendenziell zu dem Konzept der großen Zahl, die Frau tendenziell zu dem der intensiveren Betreuung der Kinder. Beiden Konzepten wohnt nun ein spezifisches Verhältnis zur Sexualität inne. Für den Mann gilt tendenziell, daß er seine Sexualität abtrennen kann von der Liebe, sodaß er um des Zieles der großen Zahl willen auch den Sex mit einer Frau genießen kann, die er nicht liebt, damit er sich nicht fest bindet an eine Frau, während die Frau tendenziell nur den Sex mit einem Mann genießen kann, den sie liebt, um ihn durch die Liebe an sich so zu binden, daß er dann auch bei der Aufzucht der Kinder mitwirkt.

Die extremste Form natürlich männlicher Sexualität ist so die Vergewaltigung der Frau. Ob des von der Frau dabei erlittenen Schockes erhöht sich nämlich signifikant die Wahrscheinlichkeit eines Eisprunges in dem Zeitfenster eines möglichen Eisprunges, sodaß Frauen eher durch eine Vergewaltigung als durch einen ehelichen Geschlechtsakt schwanger werden. Diese so ganz unerquickliche Wahrheit zeigt aber uns überdeutlich an, wie notwendig eine kulturelle Formung gerade der männlichen Sexualität ist.

Offenkundig harmonieren diese 2 natürlichen Konzepte der Fortpflanzung nicht miteinander. So sehr nun aber auch die natürliche Sexualität kulturell geformt wird, kann doch nicht wegdiskutiert werden,daß die Natur im kultivierten Menschen nicht einfach verschwindet und so die kulturelle Domestikation der natürlichen Sexualität, isb die männliche immer etwas Fragiles bleibt. Volkstümlich derb formuliert: „Mal die Sau rauslassen!“




 

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