Sonntag, 17. April 2022

Eine verdrängte Wahrheit in der heutigen Kirche über den Tod und das ewige Leben

Eine verdrängte Wahrheit in der heutigen Kirche über den Tod und das ewige Leben


Ostern feiert die Kirche Jesu Auferstehung von den Toten, nachdem er in das Reich des Todes hinabgestiegen war. Eingedenk der Tatsache, daß sich uns etwas nur durch sein Gegenteil erschließt, nur wer einmal hungerte, weiß, was das Sattsein ist, müßte doch gefolgert werden, daß sich das ewige Leben in seiner Bedeutsamkeit uns nur aus seiner Antithese, dem Todsein im Reiche des Todes erschließt. Wo war also Jesus wie zwischen seinem Kreuzestod und seiner österlichen Auferstehung?

Die banalste Antwort lautet: Er war halt tot, aber genau diese Antwort ist eben eine nichtssagende, wenn nicht klar wird, was den das Todsein eines Menschen ist. Spontan wird man heutzutage wohl das Todsein interpretieren als ein Nichtmehrsein, der Tote ist nicht mehr. Aber den Leichnam identifizieren wir doch mit dem Verstorbenen, gerade wenn er beerdigt wird. Er ist dann doch nicht einfach nichts, denn es wird sja der Verstorbene zu Grabe getragen und nicht etwas, was nichts mehr mit dem einst gelebt Habenden noch gemein hätte. Wo ist der Verstorbene, wenn er verstorben ist? Wie könnte er zu Grabe getragen werden, wenn er gar nicht mehr wäre?

Der 1.Petrusbrief klärt uns nun über das Geschick des am Kreuze verstorbenen Jesus auf und er belehrt uns damit auch über das Geschick jedes Verstorbenen, indem da über ihn geschrieben steht:

So ist auch er zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt.Diese waren einst ungehorsam,als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde, in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen durch das Wasser gerettet.“ (1.Petrus, 3,19f)

Das „auch“ zeigt hier an, daß Jesu Hinabgang in das Reich des Todes kein singuläres Ereignis ist, sondern das Geschick von? Ja, von den Ungehorsamen zu Zeiten des Baues der Arche. Das ist aber hier nicht exclusiv u verstehen sondern inclusiv: alle Ungehorsamen, selbst die, die der Rettung so nahe waren wie die in der Nähe der Rettungsarche waren in diesem Gefängnis. Das Totenreich ist wie ein Gefängnis, in dem Menschen eingekerkert sind, sodaß sie dieser Verhaftungsort nicht selbst verlassen können. Selbstredend darf hier das Gefängnis nicht mit den modernen heutigen Strafvollzugsanstalten gleich gesetzt werden, es ist eher an in eiserne Ketten Gelegte zu denken. Als Geister darben sie in diesem Kerker. Der Begriff des Geistes bedeutet hier die Seele. Der Körper der Verstorbenen „ruht“ in seinem Grabe, aber die Seele, sie ist als tote eingekerkert in diesem Gefängnis. Diese Seele ist das Identitätsstiftende des Menschen: Als das Ich, das einst auf Erden lebte, ist es nun in diesem Gefängnis, aus dem es für dies Ich keine Fluchtmöglichkeit gibt.

Nun sind nicht alle Seelen aller Verstorbenen in diesem Geistergefängnis. Mose und der Prophet Elia hätten ja gar nicht auf dem Berge der Verklärung Jesu erscheinen können, wären sie in diesem Gefängnis eingekerkert gewesen! Sie waren nicht in diesem Gefängnis, weil sie Gott gehorsam waren. Auch konnte die Totenbeschwörerin die Seele des Propheten Samuel herbeirufen, damit sie dem König sein Geschick offenbare. Aber die Sünder, alle Ungehorsamen sind als Seelen in diesem Gefängnis inhaftiert. Der Begriff des Gefängnisses steht hier somit auch für das Bestraftwordensein der Verstorbenen für ihre Sünden. Das Gefängnis ist so nicht der natürliche Ort der Existenz der Seele nach ihrem Versterben, sondern ihr Bestrafungsort, den sie sich ob ihrer Sünden selbst verdient haben.

Jesus selbst mußte als der, der Sünde der ganzen Welt auf sich genommen hatte und der so zum Sünder geworden ist (2.Kor 5,21)zu diesem Gefängnisort selbst hinabsteigen, wie jeder Sünder.

Nun ereignet sich aber ein Wunder: Dort im Todesgefängnis predigt der Heiland den Seelen das Evangelium, sodaß es auch für sie so noch eine Chance der Befreiung aus dieser Kerkerhaft gibt. Um der Universalität des Heilswillen Gottes predigt Jesus hier im Seelengefängnis, damit es auch für all die da noch eine Rettung geben kann. Dies impliziert aber auch, daß die dortigen Seelen hörfähige sind, daß sie auch noch in der Lage sind, das gehörte Evangelium gläubig anzunehmen. So wenig hat diese postmortale Existenzweise der Seele mit dem zu tuen, was man vulgärmaterialistisch unter dem Todsein eines Menschen sich vorstellt.

Die Verheißung des ewigen Lebens heißt so, daß einem Menschen, verstorben dies Geschick einer ewigen Kerkerhaft erspart bleibt. Davor will uns der Heiland bewahren! Das ist etwas völlig anderes als stellte man sich das Todsein als ein einfaches Nichtmehrsein vor, als ein ewiges Schlafen, aus dem dann kein Morgenwecker den Schlafenden mehr herausreißt! Der Tod wird in so einer Vorstellung vernaturalisiert und so als Strafe für den Ungehorsam des Menschen völlig verkannt.



 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen