Samstag, 16. April 2022

Was, wenn der Katechismus der Kirche Jesu Lehre widerspricht?

Was, wenn der Katechismus der Kirche Jesu Lehre widerspricht?

Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13) lehrt Jesus Christus. Er deutet damit zuvörderst seinen eigenen Kreuzestod, er starb, er wollte sterben, damit wir leben können. Der Herr erlitt diesen Tod nicht einfach passivisch, sondern Gott gehorchend wollte er auch am Kreuze für uns, die er liebte und die wir so seine Freunde sind, sterben: Dies Sichselbstopfern ist vielmehr ein Akt höchster Aktivität Jesu Christi.

Aber Jesus lehrt auch die Christen damit, daß auch für sie dies gilt, daß der Opfertod der Akt der größten Liebe ist. Der Opfertod des heilig gesprochenen Maximilian Kolbe veranschaulicht dies: „Tötet mich und verschont dafür den Anderen, den ihr zum Tode verurteilt habt.“

Aber was lehrt nun der Katechismus zu dieser Frage?

2280.   Jeder ist vor Gott für sein Leben verantwortlich. Gott hat es ihm geschenkt. Gott ist und bleibt der höchste Herr des Lebens. Wir sind verpflichtet, es dankbar entgegenzunehmen und es zu seiner Ehre und zum Heil unserer Seele zu bewahren. Wir sind nur Verwalter, nicht Eigentümer des Lebens, das Gott uns anvertraut hat. Wir dürfen darüber nicht verfügen.“

Die Antwort ist bekannt: Der Freitod ist immer eine Sünde. Gott hat uns Menschen das Leben geliehen, es gehört nicht uns und darum dürfen wir darüber nicht verfügen. Wenn ein Vater zu seinem Sohne sagt: „Ich leihe Dir über das Wochenende meinen Mercedes aus“, dann darf dieser Sohn dies Auto nicht verkaufen, um dann seine Schulden zu begleichen, denn dies Auto gehört ihm nicht. So darf auch kein Mensch „sein“ Leben opfern, um so anderen das Leben zu retten, denn „sein“ Leben gehört ihm nicht und deshalb darf er es nicht aufopfern. Auch der allerheiligste Zweck erlaubt nämlich nicht eine Selbsttötung oder eine Tötung auf Verlangen: Töte mich und verschone dann den Anderen! Mit diesem Grundsatz, daß kein noch so guter Zweck eine Sünde rechtfertige will die Morallehre der Kirche sich deutlich absetzen von einer Moral, deren Grundsatz: „Der Zweck heiligt die Mittel“ lautet.

So stehen wir nun aber vor dem Dilemma, daß entweder Jesus mit seiner Lehre vom Opfertod recht hat und daß dann auch Kolbe rechtens heilig gesprochen wurde oder der Katechismus, der eindeutig Kolbes Tat als Sünde qualifiziert. (Von einem jesuitischen Theologen habe ich sogar mal gelesen, daß die Kirche nicht mehr lehren dürfe, daß Jesus für unsere Sünden gestorben sei, denn wenn er freiwillig den Kreuzestod auf sich genommen hätte, hätte er selbst damit gesündigt.)

Nun könnte geurteilt werden, daß Christi Opfertod, auch wenn er abstrakt betrachtet, eine Sünde gewesen wäre, keine gewesen wäre, weil er nur Gott gehorchend dieses Tod auf sich genommen hatte. Dann hätte aber Gott selbst von seinem Sohne eine Sünde verlangt, die aber nur deshalb keine wäre, weil, was immer Gott will, nie sündig sein könne. Aber es bliebe dann die Absurdität, daß der Sohn Gottes mit dieser Aussage Christen zu einer sündigen Tat, dem Lebensopfer aufriefe,

Nun enthält der Katechismustext aber in sich selbst einen unauflösbaren Widerspruch: Einerseits heißt es, daß Gott uns das Leben geschenkt hat und andererseits heißt es, daß wir nicht darüber verfügen dürfen. Zur Veranschaulichung: Wenn der Vater zu seinem Sohne sagt: „Ich schenke Dir meinen Mercedes“, dann darf er dies Auto verkaufen, um dann seine Schulden zu begleichen, weil es ihm als Geschenktes gehört. Nun darf zwar der Beschenkte mit dem Geschenk nicht alles machen, was er will, etwa einen anderen absichtlich überfahren, aber als Besitzer kann er über dies Auto verfügen.

Wenn also dem Menschen das Leben von Gott geschenkt worden ist, dann ist es seines geworden, über das er selbst auch verfügen darf. Dann darf er es auch zum Heile anderer aufopfern, wie etwa der hl. Kolbe es tat. Aber genau das verwirft nun der Katechismus, indem er nun dem Geschenktsein des Lebens widersprechend lehrt, daß der Mensch nicht über das ihm Geschenkte verfügen darf. Er widerspricht so aber auch Jesus Christus selbst, denn die Hingabe seines Lebens zum Heile der Freunde bedeutet nun mal sein eigenes Leben zu opfern und das ist ein, vielleicht sogar der Akt der Verfügung über sein eigenes Leben.



 

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