Donnerstag, 21. April 2022

Eine Zensur Gottes – so darf Gott eben nicht handeln

(oder was, wenn Gott nicht unser Gott ist, wie wir ihn uns erwünschen)


Als wenn Gottes Königsherrschaft die einer konstitutionellen Monarchie wäre, und so der Gott trotz seiner Allmacht einer Verfassung unterworfen wäre, die auch Gott selbst vorschriebe, was er dürfe und was nicht, so zensieren Theologen Gott, wenn die hl. Schrift etwas über ihn aussagt, was nicht mit dieser Verfassung in Einklang zu bringen ist.

In dem Psalm 105, in einer Betrachtung zum Geschick des Volkes Israels in Ägypten heißt es: „Convertit cor eorum ut odirent populus ejus= Er wandelte deren Herzen, daß sie sein Volk haßten“. (105,25) Das ist eine an sich klare Aussage, die keinem Leser Verstehensprobleme bereitet würde, hätte er nicht in einer dogmatischen Gotteslehre gelernt, daß Gott ob seiner moralischen Vollkommenheit so etwas nie tuen könne, menschliche Herzen zum Haß zu bewegen.

A.Arndt fügt dann auch in seiner Vulgataausgabe, 2.Band, 1903, 2.Auflage diesen Kommentar dazu bei: „Gott stößte den Egyptern nicht Haß und Arglist gegen die Hebräer ein; aber da er sein Volk vermehrte und segnete, nahmen sie daraus Veranlassung,die Israeliten zu beneiden und zu verfolgen. Es war nicht Gott, sagt der heil Augustin, der Haß ihren Herzen einflößte;aber er sah diesen Haß vor, und ließ ihn zu, seine Absichten und Gerichte zu vollziehen.“

Aus dem: Gott wandelte die Herz der Ägypter wird so ein: Gott ließ es zu. Das findet seine Entsprechung, wenn der jetzige Papst die Vaterunserbitte: Und führe uns nicht in Versuchung – wörtlicher übersetzt: und trage uns nicht in die Versuchung hinein- so oder ähnlich übersetzt sehen möchte: Lasse nicht zu, daß wir in Versuchung geraten! Der Mensch maßt sich so an, Gott vorschreiben zu dürfen, wie er sich uns Menschen gegenüber zu verhalten habe und was so Gott auf keinen Fall erlaubt werden dürfe. Dabei sind beide Aussagen in sich klar und evozieren nur da Probleme, wo ein Bibelleser ein bestimmtes Gottesbild vor Augen habend dieses in dieser biblischen Aussage nicht recognizieren kann.

Prinzipiell gilt das, was der Apostelfürst Paulus über das Verhältnis von Gottes Wirken und dem menschlichen Wirken so aussagt: „nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir“ (1.Kor 15, 10) Gott negiert nicht einfach die menschliche Freiheit, indem er durch ihn ohne sein freiwilliges Mitwirken etwas wirken würde. Das ist der fundamentale Irrtum der reformatorischen Theologie, die das zusammen mit mir ersetzt durch ein: durch mich, wobei das Ich sich dann rein passivisch verhielte. Wenn also Gottes Einwirken auf einen Menschen seinen freien Willen nicht einfach zum Verschwinden bringt, dann besagt die Aussage: „Convertit cor eorum ut odirent populus ejus“ daß die Menschen, in die Gott so eingewirkt hat, auch selbst Hassende werden wollten. Sie sagten ihr Ja zu dem in ihrem Herzen aufsteigenden Haß gegen das jüdische Volk. Der Psalmist sagt hier klar aus, daß dieser Haß von Gott selbst gewirkt ist, ergänzt werden muß nun aber, damit es auch wirklich der Haß dieser Menschen wird und damit nicht einfach Gott durch sie haßt, daß diese Menschen in diesen Haß freiwillig eingestimmt haben: Sie wollten hassen!


Aber Gott so zu bejahen, wie er wirklich ist und nicht ihn uns so zusammen zu konstruieren, wie er uns gefallen würde, das ist wohl die größte und schwerste Zumutung an unser theologisches Denken. Wie viel leichter fällt der Glaube an einen Gott, den wir uns per Zensierung kommod gemacht haben!


 

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