Freitag, 15. April 2022

Daß wir Menschen nicht leiden sollen …oder was sagt uns das Leiden Christi?

(oder wie die Ideologie des Humanitarismus die christliche Religion diffundiert)


Daß der Mensch nicht leiden soll, das gehört zu den Grundüberzeugungen des Humanitarismus: Leidet er, so geschähe ihm ein Unrecht; ja es scheint gar ein Recht auf ein leidloses Leben zu geben, so unklar es dann auch ist, wie dieses Recht sich gründet und legitimiert. Es scheint ein, vielleicht gar das Menschenrecht per se zu sein. Oder soll Gott der Grund dafür sein, daß seinen Geschöpfen das Versprechen der Leidlosigkeit gilt? Dann muß Jesu Christi Passion ja geradezu als der schlimmste Exzeß des Leidenmüssens, des Unrechtes jedes Leidens erscheinen.

So wäre es dann auch sehr verständlich, daß Mel Gibsons Meisterwerk des Filmschaffens, die „Passion“ Christi auf so viel Ablehnung stieß, betont dieser Film doch gerade die Heilsnotwendigkeit dieses Leidens, verzeichnet es nicht zu einer gräßlichen Folge eines römischen Justizirrtumes. Nein,jedes Leiden ist ein erlittendes Unrecht. Konsequent zu Ende gedacht hieße dies, daß auch kein Verbrecher mehr bestraft werden dürfte, denn jedes Bestrafen verursache ja wieder nur neues Leiden; Täter seien also zu therapieren, statt daß sie bestraft würden.


Der Völkerengel Portugals sagt zu den drei Hirtenkindern Lucia,Francisco und Jacinta: „Vor allem nehmt die Leiden,die euch der Herr senden wird, mit Ergebung an und erträgt sie geduldig.“ (1. Tag der Fatimanovene) Die Bedeutung dieses geduldigen Ertragens lehrt der Engel ihnen auch, indem er ihnen sagt:“Bringt dem Herrn immerwährende Gebete und Opfer dar als Sühne für die vielen Sünden, durch die er beleidigt wird“. Die von Gott gesandten und von ihnen ertragenen Leiden sind also Sühnopfer für die vielen Sünden. Damit stehen wir vor dem, was der Apostelfürst Paulus uns so lehrt: „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage.Für den Leib Christi,die Kirche ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1,24)


Hier werden wir in eine ganz andere Welt als die des Humanitarismus hineingestellt. Es soll gelitten werden. Nicht wird dabei das menschliche Leiden reduziert auf ein weltimmanentes Ereignis, daß das Sündigen Menschen Leid zufügt, wenn etwa einer einen anderen mordet, nein Gott läßt Menschen leiden, will gar, daß Menschen leiden! Das ist nun eine mehr als skandalöse Vorstellung. Gott als der Gerechte straft unsere Sünden auch schon zu unseren Lebzeiten auf Erden und nicht nur postmortal jenseitig. So betet der hl. Thomas von Aquin: „Laß mich, o Herr,deine Strafen hienieden tragen im Geiste der Buße“. Dies Gebet stand noch im „Gotteslob“des Jahres 1988 in der Rubrik: „Umkehr und Buße“ Nr 6.


Ist also jedes Leiden, das Menschen auf Erden erleiden, eine von Gott verhängte Strafe für ein Sündigen dieses Leidtragenden? Oder ist jedes Leiden eines, das der Christ im Sinne des Apostels Paulus als Ergänzung des Leidens Christi zu begreifen hat? Der Engel Portugals klärt uns hierzu auf, indem er sagt: „die euch der Herr senden wird“. Nur das Leid, das Gott uns selbst gesendet hat, ist entweder eine Strafe für unser Sündigen oder es ist uns gesandt worden, damit wir es als die Ermöglichung eines Sühneleidens annehmen, daß wir so wie der Apostel Paulus am Kreuzesleiden Jesu ergänzen, was an diesem Leiden zum Heile der Kirche fehlt. Das inkludiert so, daß es auch Leiden gibt, die nicht von Gott gesandt worden sind; solche läßt Gott als der Allmächtige nur zu, wirkt sie aber nicht selbst.


Der Begriff des Leidens ist nicht reduzierbar auf, das, was nicht sein soll und so immer ein Unrecht ist, wenn gelitten wird. Gottes eigenste Gerechtigkeit straft eben der Menschen Sünde und auch dieses göttliche Strafen verursacht menschliches Leiden, das ein reales Leiden ist. Das hervorgehoben zu haben, ist der große Verdienst des Passionsfilmes von Mel Gibson, daß der Sohn Gottes wirklich gelitten hat.Eine sehr problematische Seite der traditionellen Christologie urteilt nämlich, daß Jesus als wahrer Gott gar nicht hätte leiden können, sondern nur nach seiner menschlichen Natur, sodaß er als wahrer Gott ganz unberührt geblieben wäre vom Kreuzesleiden – sodaß sich die Anfrage aufdrängt, ob Jesus denn überhaupt gelitten habe am Kreuze, wenn er auch hier in der innigsten Verbundenheit mit dem ihn liebenden Vater am Kreuze „gelitten“ hätte, er nie von Gott verlassen gewesen wäre.


Hedwig Courths Mahlers Glaube: „Durch Liebe erlöst“, so der Titel eines ihrer wirklich meisterlich geschriebenem Roman, findet heutzutage eben mehr Glauben als die Botschaft des Kreuzes: Durch Jesu Leiden erlöst. Das zeitigt dann auch die Folge, daß Paulus Aussage über sein Leiden im Kolosserbrief auch völlig unverständlich werden muß, ganz zu schweigen von der Offenbarung des Engels an die Hirtenkinder zu Fatima! Für den Humanitarismus sind das alles nur unzumutbare Absurditäten, aber der Humanitarismus ersetzt zusehens in der Kirche selbst die christliche Religion mit ihrem Zentrum: dem Kreuzaltaropfer. (Vgl A.Gehlen,Moral und Hypermoral)

 

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