Freitag, 22. April 2022

Eine kleine Anmerkung zu Anselms Werk: Warum Gott Mensch wurde?

Anselm von Canterbury: Doctor Magnificus – Deus est id quo maior cogitari nequit“



So betitelt widmet Kath net diesem großen Theologen einen sehr lesenswerten Artikel. (Kath net am 21.4.2022) Das ist umso erfreulicher, als seine bedeutsamste Schrift, warum Gott Mensch wurde heutzutage zu den meist verworfenen Werken der vorkonziliaren Kirche gehört. Für die Theologie ist aber sein Gottesbeweis, der sogenannte „ontologischer“ genauso bedeutsam.

Seine Ausgangsthese ist: Gott ist das, worüber nichts größeres gedacht werden kann.

Es gilt auch: Das, was nur als in unserem Denken seiend gedacht wird wird als geringer seiend gedacht, als das, das auch als außerhalb unseres Denkens als seiend gedacht wird. Die Bestimmung, daß etwas auch als außerhalb unseres Denkens als seiend gedacht wird, dem in unserem Denken nur als in ihm seiend Gedachten etwas hinzufügt, ist ad hoc einsichtig.

Untote“ gibt es eben nur in der Horrorkultur, und sie erscheinen uns so als weniger seiend als ein realer Mörder. Das vulgäre Urteil, das sei ja nur erdacht, ersponnen, über Romane verdeutlicht das- wenn das ein Tatsachenroman wäre, dann läste ich den vielleicht, aber warum sollte man etwas nur von einem Romanautoren Ersonnenes lesen.

So trifft sich hier das philosophische Denken Anselms mit dem „gesunden Menschenverstand“, dem etwas Reales mehr ist als etwas nur Fiktionales. Für das philosophische Denken muß dann aber diese Präzisierung eingeführt werden: Was wir „die Realität“ nennen, das „was außerhalb unseres Denkens real sei“, ist kritisch reflektiert auch nur ein Gedanke, der, daß wir etwas als außerhalb unseres Denkens als seiend denken. Tatsächlich werten wir dabei dann etwas, was wir als nur in unserem Denken als seiend denken, als „geringer“ als das, dem wir eine Objektivität zusprechen. Daß etwas nur zu etwas Objektiven wird, indem wir als Subjekte uns auf es beziehen: Wir denken es!, vergißt dabei ein oberflächliches Denken (trotz A. Schopenhauer).

So ist es einsichtig, daß das Höchste, über das hinaus nichts Höheres gedacht werden kann, notwendigerweise auch als außerhalb unseres Denken Seiendes zu denken ist.Aber wie ist zu beweisen, daß das Höchste, über das nichts Höheres denkbar ist, Gott ist? Seit dem Religionskritiker L. Feuerbach wird ja gerade diese Identifikation Gottes mit dem Höchsten, über das nichts Höheres gedacht werden kann bestritten. Für Lenin und alle ihm folgenden philosophischen Materialisten wäre die Materie das Höchste, weil allein objektiv seiend, über das nichts Höheres gedacht werden kann.



Eine kleine Anmerkung zu Anselms Werk: Warum Gott Mensch wurde?

Der geniale Grundgedanke ist, daß durch das vernünftige Denken konstruierbar ist,daß Gott Mensch werden mußte und den Sühnetod sterben mußte, weil so nur Gottes Gerechtigkeit in Hinsicht auf die Sünde der Menschen Genüge geleistet werden kann. Dies rein vernünftig konstruierte Ereignis findet sich dann in dem scheinbar kontingent sich ereignet habenden Ereignis von Weihnachten und Karfreitag wieder. Daß das Konstruierte in dem geschichtlichen Ereignissen von der Geburt und der Kreuzigung des Gottmenschen Jesu wiederzuerkennen ist, das beweist die Wahrheit dieser Ereignisse in der Geschichte.

Wenn wir davon ausgehen, daß diese Konstruktion Anselm gelungen ist,dann bleibt aber doch noch eine gravierende Frage übrig: Ist Gott wirklich adäquat gedacht, wenn von ihm ausgesagt wird: Er mußte so handeln, wie er handelte? Wo bleibt da Gottes Freiheit; wird sie so nicht negiert? Mit Wilhelm von Ockham nuß hier wohl ein Fragezeichen gesetzt werden!

 

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