Enttäuschte Jesus Christus seine Schüler, seine Anhänger und uns? Ist die christliche Religion gar ein großer Irrtum?
Seine Schüler frugen den Auferstandenen beim gemeinsamen Mal mit ihm: „Herr stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1,6). Jetzt, wo Jesus Christus von den Toten auferstanden war, wo er so demonstriert hatte, daß er sogar mächtiger als der Tod ist, jetzt wäre doch der rechte Augenblick gekommen, daß er nun sein Volk von der Römischen Fremdbeherrschung befreie und neu das Jüdische Reich errichte, vielleicht mit ihm als sein Volk ewiglich regierender König. War das nicht das, was das jüdische Volk von dem ihm verheißenden Messias erwartete?
Ein jüdischer Witz: „Rabbi, Rabbi, der Messias ist gekommen, ruft ein Schüler. Der Lehrer schaut aus dem Fenster, er sieht ein weinendes Kind: „Du irrst dich!“Die Tränen eines einzigen Kindes sollen so die christliche Religion widerlegen. Wie viele Kinder weinten nun in den letzten 2000 Jahren, nicht nur in den vielen Kriegen....auch als Opfer sexueller Vergewaltigungen!
Ist die Welt denn seit Weihnachten und Ostern besser geworden, wenigstens ein wenig besser? Jeder Blick in ein beliebiges Geschichtsbuch widerlegt einen solchen Optimismus, daß es nun seit 2000 Jahren kontinuierlich besser geworden wäre. Nicht nur die Schüler Jesu enttäuschte Jesus, als er nicht, vom Tode auferstanden, ein neues jüdisches Reich oder gar eine neue Welt erschuf.
Unser Glaubensbekenntnis gibt aber auf diese einstige Schülerfrage die angemessene Antwort, wenn es da heißt: „Et iterum venturus est cum gloria,judicare vivos et mortuos, cujus regnion non erit finis“ = Und wiederum wird er kommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten, seiner Herrschaft wird nicht ein Ende sein.
Das Urchristentum erwartete vom vom Himmel herab wiederkommenden Jesus Christus das Heil. Mit seinem Erlösungswerk seiner ersten Ankunft auf Erden erschuf er die Voraussetzungen dafür, daß die nun durch ihn Erlösten im Endgericht bestehen können. Aber weder befreite er das jüdische Volk noch erschuf er nach seiner Auferstehung den neuen Himmel und die neue Erde. Das will er erst bei seiner zukünftigen Wiederkehr erwirken.
Zu einer Widerlegung der christlichen Religion kann und muß sogar die Wirklichkeit der letzten 2000 Jahre werden, wenn die christliche Hoffnung auf diese futurische, noch ausstehende zweite Ankunft Christi verblaßt, gar als mythologisches Beiwerk abgetan wird. Gerade das Buch der Johannesoffenbarung zeigt ja überdeutlich, wie wenig das zukünftige Reich Jesu, das kein Ende mehr haben wird, und das eingeleitet wird durch das göttliche Endgericht, ein Produkt einer evolutionären Entwickelung von einem dunklen Anfange zu immer lichteren Zuständen ist, daß wir sozusagen sanft in das Reich Gottes auf Erden hineinwachsen und uns hineinentwickeln werden.
Jesu Christi Schüler, vor fast 2000 Jahren frugen sie ihn, wann denn sein Reich auf Erden er errichten wird und auch sie mußten bis jetzt auf diese Erfüllung warten, auch wenn sie jetzt schon bei ihrem Lehrer im Himmel sind.Hat das postmoderne Christentum dagegen dies Warten auf die Wiederkehr Jesu Christi als ein vergebliches Warten auf Godot aufgegeben, indem es sich limitiert auf den Glauben an einen Gott, der nur noch sein Ja sagt zu jedem Menschen, so wie er nun mal ist?
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