Freitag, 20. Mai 2022

Eine antiklerikale Verschwörungstheorie- das Fundament der jetzigen Kirchenreformer?

(Wo soviel aufgeklärt wird, bleiben die Aufklärungsgründe oft im Verborgenen)

Spätestens seit der Französischen Revolution erfreuen sich antiklerikale Verschwörungstheorien unter den Verächtern der Kirche größter Beliebtheit. Solche Theorien oszilieren zwischen der These, die ganze Religion mit ihrem Götterglauben sei nur eine Erfindung der Priester, um ihre klerikale Herrschaft zu begründen und der, daß die Priester die eigentliche gute Religion, die natürlich-vernünftige (Kant) oder das gute Urchristentum, das keine Priesterschaft kannte, weil es ganz beseelt war von der Idee der Egalität, pervertiert hätten. Die letztere Vorstellung, von der Reformation in die Welt gesetzt, erfreut sich nun gar in „katholischen“ Reformkreisen zusehender Beliebtheit, sodaß gar der „Synodale Irrweg“ mehrheitlich beschloß, überprüfen zu lassen, ob die Kirche wirklich Priester bräuche.

Wie lebendig diese antiklerikale Verschwörungstheorie heutigen Tages selbst in der Kirche ist, manifestiert sich überdeutlich in dem Narrativ, daß der Klerikalismus die Schuld an den sexuellen Mißbräuchsfällen haben solle. Die Kleriker mißbräuchten ihre Macht, um andere sexuell zu mibrauchen und dann hielten diese Kleriker zusammen wie Pech und Schwefel, um jede Aufklärung ihrer Verbrechen zu verhindern. Für den Klerus seien eben die Laien nur eine Masse zu beherrschender und zu mißbrauchender Objekte ihrer Macht.

Irritieren müßte nun aber das Faktum, daß ein auf diesem Antiklerikalismus fundiertes Reformprogramm die Bewegung: Wir sind Kirche“ schon vorgelegt hatte, als noch niemand von sexuellen Mißbräuchsfällen redete, es mit seinem „Kirchenvolksbegehren“ erfolgreich popularisierte (vgl dazu mein Buch: Der zensierte Gott) und daß nun genau die Kernpunkte dieses antiklerikalen Reformprogrammes die Antworten sein sollen auf das Problem der innerkirchlichen Mißbräuchsfälle.

Das kommt einem so vor, als wenn ein Arzt der Meinung, daß der Grund heutiger Erkrankungen hauptsächlich im zu hohen Fleischkonsum läge, jedem Patienten als erstes dazu rät, auf jeden Fleischverzehr zu verzichten, dann würde er schon wieder gesunden. Eine genaue Untersuchung der Erkrankung erübrige sich so, da der Erkrankungsgrund ja schon bekannt sei, der Fleischkonsum. „An allem sei eben der Klerikalismus schuld“, so wird es jetzt eben nicht nur auf dem „Synodalen Irrweg“ herausposaunt. Die dem zu Grunde liegende antiklerikale Verschwörungstheorie wird dabei völlig unkritisch und ungeprüft propagiert als wissenschaftliche Wahrheit.


Leider ereignen sich sexuelle Mißbräuche, auch in der extremsten Form der Vergewaltigung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, in Familien, in Vereinen... und ab und zu auch in Wäldern. Aber es gibt ein Alleinstellungsmerkmal der kirchlichen Mißbräuchsfälle: Überall sind die Opfer mehrheitlich weiblichen Geschlechtes, nur in der Kirche überwiegen die Zahl der männlichen Opfer. Manchmal werden sogar 80 Prozent der Opfer als männlich angegeben. Befremdlich ist nun aber, daß die beauftragten Studien zu den innerkirchlichen Mißbräuchsfällen auf dieses Alleinstellungsmerkmal nicht eingehen. Man stelle sich diesen Fall einmal vor: 7 Frauen werden erdolcht und der mit der Lösung dieser Fälle beauftragte Kommissar würde bei seinen Ermittelungen auf das Geschlecht der Opfer kein Gewicht legen.

Aber wozu die Fälle noch untersuchen, wußte man doch schon vor jeder Analyse, daß der Klerikalismus auch an diesem Mißstand wie an allen anderen schuld sei und daß deshalb das wichtigste Reformanliegen das der Entklerikalisierung der Kirche sei.Das Faktum, daß nun mehrheitlich die Opfer männlichen Geschlechtes sind, kann diese Verschwörungstheorie nicht erklären und deshalb wird diese Tatsache gern verschwiegen. Zu dieser Verschleierungsstrategie gehört es dann auch, daß das Movens diesr Untaten, daß es um die Befriedigung sexueller Bedürfnisse oder auch sexueller Begierden sich handelt, verdrängt wird durch das Theorem der sexualisierten Gewalt. Der Wille zur Gewaltanwendung, zum Herrschen- und Be-herrschenwollen sei das eigentlich Substantielle, die sexuelle Komponente nur ein akzidentielles Beiwerk. Der Kleriker will eben herrschen und instrumentalisiert dazu eben auch seine Sexualität. Damit werden diese Mißbräuchsfälle entsexualisiert, damit sie besser in das Täterprofil des Klerikers hineinpassen. Die Trivialität, daß es einem Vergewaltiger um Sex geht, wird so ausgeblendet, weil das nicht in diese antiklerikale Verschwörungstheorie paßt. Dabei ist diese Entsexualisierungsstrategie so abstrus wie die Meinung, einem Raubmörder ginge es in erster Linie nicht um den Zweck der Ausraubung des Opfers sondern darum,tödliche Macht über das Opfer auszuüben. Aber all solche Absonderlichkeiten mutet uns der Diskurs über die kirchlichen Mißbräuchsfälle zu nur um den Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Opfer und der sexuellen „Orientierung“ der Täter zu verbergen und um das linksliberale schon recht verstaubte Programm der Entklerikalisierung der Kirche,so schon von den Reformatoren gefordert,zu revitalisieren. Es fällt halt den Reformern nichts Neues ein, da kocht man halt Altes immer wieder neu auf und wiederholt dabei doch nur die Rotte Korach!


 

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