Samstag, 14. Mai 2022

Eine Erwägung zu den Möglichkeiten der Deeskalation politischer Konflikte durch die Kirche

Eine Erwägung zu den Möglichkeiten der Deeskalation politischer Konflikte durch die Kirche


Es soll hier auf eine Defonition des politischen Konfliktes verzichtet werden, so hilfreich eine solche auch wäre ob der Schwierigkeit einer Definition diese Phänomens. Unter einem Phänom soll hier etwas verstanden werden , das im öffentlichen Diskurs präsent ist, jeder eine Vorstellung von dem damit Bezeichnetem hat aber das damit der Bezeichnete nicht als Begriffenes oder Definiertes präsent ist.


Wenn ein politischer Konflikt ein Widerstreit zwischen verschiedenen Parteien ist, dann werden solche Konflikte dramatisiert, indem sie zu einem Kampf des Guten gegen das Böse hochstilisiert werden. Die Nur-Guten kämpfen dann wider die Nur-Bösen. Der Böse verfolgt dabei nur böse Absichten, versucht sie mit rein bösen Mitteln zu realisieren wohingegen die Guten eben nur gutwiilig sind. Die Bösen darf man erst gar nicht verstehen wollen, weil jedes Verstehen schon den rein bösen Charakter des Feindes relativieren könnte. Das Böse an sich ist das rein Irrationle, nur das Gute ist dagegen verstehba. Im Hintergrund einer solchen Mythologisierung politischer Konflikte steht ein religiöser Dualismus absoluter oder relativer Art. In monotheistischen Religionen kann der Widerpart zu Gott selbst nur eine letztendlich Gott subordinierte Größe sein, der es Gott aber erlaubt, eine zeitlang als das rein Böse , als Teufel zu wirken, wohingegen dualistische Religionen zwei Götter kennen, den einen guten und den anderen bösen, die dann im ewigen Kampf gegeneinander stehen.

Im politisch säkularisierten Diskurs der Moderne verschwindet nun der gute Gott und der Teufel nicht einfach, die Säkularisation nichtete nicht einfach die christliche Religion, die einst auch den politischen Diskurs normierte, sondern dieser Antagonismus belebt weiter den politischen Diskurs: Jetzt ersetzt der politische Feind den Teufel und die ihn Bekämpfenden bezeichnen sich selbst dabei als die Guten. Aus politischen Differenzen zwischen relativ Guten und relativ Schlechterem werden so absolute Gegensätze, daß hier das Gute gegen das Böse kämpft. Seit dem Ende des Nationalsozialismus ist nun „Hitler“ avanciert zu dem Symbol des rein Bösen, er ist der Teufel der Moderne geworden, sodaß nun gern die gegnerische Konfliktpartei als gleich oder ähnlich Hitler seiend verteufelt wird. Aus politischen Konflikten werden so geradezu metaphysische, in denen nun das rein Gute gegen den Teufel kämpft. So aufgeladen kann es keine politischen Lösungen für solche Konflikte mehr geben, es kann nur noch die endgültige Besiegung des Feindes auf der Tagesordnung stehen.

Damit wieder politische Lösungen für so aufgeschaukelte Konflikte möglich werden, müßten diese Konflikte entdramatisiert werden: Hier kämpft nicht das Gute gegen das Böse, sondern Menschen gegeneinander, die alle weder die rein Guten noch die rein Bösen sind. Denn nur Gott ist der rein Gute und nur der Teufel ist der rein Böse. Es gilt also, politische Konflikte wieder als rein menschliche zu begreifen um die wechselseitigen Verteufelungen als ideologische Verzeichnungen aufzuklären.

Die Kirche hätte so nicht in erster Linie Partei zu ergreifen, auch nicht für die, die als die gute in dem politischen Diskurs erscheint, sondern alle Konfliktparteien als rein menschliche wahrzunehmen. Dann können relative Unterschiede zwischen den Parteien benannt werden. Die Depotenzierung zu relativen Differenzen wäre so der erste Schritt für die Möglichkeit einer politischen Lösung solcher Konflikte. Das einzig reale Drama ist nämlich der Widerstreit zwischen Gott und dem Satan, die menschlichen können an diesen partizipieren, bleiben aber doch menschliche.

Aber der politische Diskurs verlangt wohl immer danach, den politischen Feind zu daimonisieren, in ihm den Satan zu sehen. Damit entpolitisiert er sich aber selbst und tritt als Religionssurrogat auf: Wenn erst der „Feind“ vernichtet ist, dann wird es allen nur noch gut gehen. Der Glaube an den politischen Feind, den es nur noch zu vernichten, zu besiegen gilt, hat die Kirche die Erkenntnis des einzig wahren Feindes entgegenzustellen; das ist die wahre christliche Aufklärung. 

 

Collorarium

Der Staat ist eine von Gott gesetzte Institution zur Eindämmung der Neigung des postlapsarischen Menschen zum Sündigen. So sehr nun diese Institution auch pervertiert werden kann, so bleibt sie -metaphysisch betrachtet- immer auch eine von Gott gewollte Ordnung, die so auch immer im Dienste dieser Eindämmung steht. Ein Pontius Pilatus ließ den Sohn Gottes kreuzigen, kann es ein größeres Unrecht geben?, und doch diente er so der Gerechtigkeit Gottes. Das klingt wohl inakzeptabel angesichts der staatlichen Untaten der letzten Jahrhunderte, aber trotzdem kann auf diese theologische Erkenntnis nicht verzichtet werden. 

 

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