Sonntag, 26. Juli 2015

Genderismus- vergessene Ursprünge

Was ist der Mensch?, diese Frage inkludiert immer auch die: bestimmt die Natur den Menschen, ist er, das, was er ererbt, oder ist er das, was aus ihm gemacht wird in der Familie im Kontext seiner Kultur?  Die Milieutheorie kann so angesehen werden als das geistige Boden, auf dem dann auch das Nachtschattengewächs der Genderideologie erwachsen wird. Über den Kampf um die Deutung des Menschen zwischen Biologie und Sozialwissenschaft bietet Andreas Vonderach in seinem Buch: "Sozialbiologie, Geschichte und Ergebnisse", 2012 einen guten Einblick.Dies Buch eröffnet uns Einsichten in die großen Träume und Utopien der Milieutheorie.
"Gebt mir ein Dutzend gesunder, wohlgebildeter Kinder und meine eigene Umwelt, in der ich jedes nach dem Zufall auswähle und es zu einem Spezialisten in irgendeinem Beruf erziehe: zum Arzt, Richter, Künstler, Kaufmann oder zum Bettler oder Dieb, ohne Rücksicht auf seine Begabungen, Neigungen, Fähigkeiten, Anlagen oder die Herkunft seiner Vorfahren." (S.68). Kinder, Schüler sind völlig manipuliebar- alles kann aus jedem gemacht werden- das ist das Basiscredo des Behaviorismus. Daraus folgerte man:"Die Verwirklichung der Utopie einer friedlichen und harmonischen, gerechten Welt erschien nun möglich, man müsse nur durch eine geeignete Erziehung und sozialtechnische Maßnahmen den neuen Menschen formen, der frei vom Ballast überlieferter Traditionen und Normen wäre." (S.69).Der Zwischengedanke: daß die Gesellschaft so ist, wie sie ist, weil die Menschen, die sie hervorbringen so erzogen worden sind, wie sie sind. Erzöge man die Menschen anders, ergäbe das auch eine andere Gesellschaft und da der Mensch unbegrenzt formbare Weichmasse in den Händen der Pädagogik sei, kann er auch beliebig anders geformt werden. Es gibt keine Natur des Menschen und eine demgemäße Erziehung und Gesellschaft- das wären alles soziale Konstrukte, die nun um des 
neuen Menschen willen aufzulösen sind. (Der Genderismus appliziert das auf das Geschlecht, das nun auch nur noch eine soziale Konstruktion sein soll, die den zu Erziehenden eingetrichtert wurde.) Der Behaviorismus entwickelte sich in den USA weiter zur Milieutheorie ((S.70-72). Das Zentralanliegen findet sich in M. Meads Diktum," daß der Mensch das roheste von allen Rohmaterialien sei, das erst durch die Kultur seine Form erhalte." (S.70) "Durch soziale Egalisierung, die Abschaffung aller Bildungshemmnisse, repressionsfreie Erziehung, die Auflösung der Familie und freie Sexualität sollte die neue, emanzipierte und konfliktfreie Gesellschaft geschaffen werden, die nicht mehr durch überholte Bindungen und Traditionen belastet würde." (S.71f). Ein fundamentales Problem dieser Konstruktion wird dabei leicht übersehen: wenn der Mensch, so wie er jetzt ist, perfekt in die bestehende Gesellschaft sozialisiert und eingepaßt ist, wie begründet und legitimiert sich dann der Wille zu einer anderen Gesellschaft mit neuen Menschen? Es kann ja nicht im Raum dieser Vorstellungswelt geurteilt werden, daß der Mensch in der jetzigen Gesellschaft etwa entfremdet von seinem Wesen lebe und so zu seiner Eigentlichkeit erlöst werden müßte. (So argumentierte Marx noch in seiner radical humanistischen Phase- in der er noch ein bürgerlich idealistisches Menschenbild vertrat, so L.Althusser. Aber genau dieses Menschenbild brauchte Marx, um die Entfremdung als etwas, was nicht sein soll, zu qualifizieren) Die Normativität des neuen Menschen ist so in diesem Konzept nicht mehr selbst wissenschaftlich begründbar.
"Wer das Bildungssystem durchlief, wer Zeitungen und populärwissenschaftliche Bücher las, glaubte an die Allmacht des kulturellen Milieus und an die Bedeutungslosigkeit der Biologie des Menschen", (S.72) lautet dann das Resümee über den Sieg der Milieutheorie in den westlichen Gesellschaften. Der Mensch ist nur das,wozu er sich selbst macht und er hat keine Natur, sondern sie ist selbst nur das Produkt seiner eigenen Menschgestaltung. Die Natur des Menschen ist eben nur der Rohstoff für alle möglichen Er- und Umerziehungsprojekte, wobei das Wozu des Erzogenwerdensollens frei bestimmbar ist, weil die menschliche Natur hierfür keinerlei normative Vorgaben mehr gibt. Es ist der Totalitarismus der Pädagogik! 

Merksätze: Die Natur ist nur solange eine normative Größe, solange hinter oder in ihr ein göttlicher Imperativ mitgedacht ist, der sagt: wie die Natur ist, so soll sie auch sein! Zudem muß in dem, was ist, das Natürliche von dem Un- und Widernatürlichen unterschieden werden, damit das eine das Gesollte und das andere das Nichtgesollte sein kann. Damit ist de Begriff der Natur nur ein normativer als von Gott so gewollte und gesollte Ordnung, wenn sie dann das Widernatürliche ausschließt. Ein Beispiel: blind geboren zu werden kommt unter Menschenkindern vor, ist aber ein widernatürliches Ereignis, weil es der normativen Natur des Menschen entspricht, sehend geboren zu werden. Fällt aber Gott als Schöpfer und Gesetzgeber aus, dann fällt auch die Normativität der Natur aus! 
So stellt Klaus Kunze treffend zur Bedeutung des Naturrechtes fest: " Bis heute steht hinter dem Naturrecht bis hinein in Urteile des höchsten Bundesgerichtes nach dem Eingeständnis des ersten BGH-Präsidenten "unausgesprochen die Vorstellung, das schlechthin Verbindliche der Ordnung der Werte und des darais entspringenden naturrechtlichen Sollens beruhe auf göttlicher Setzung." (Kunze, Mut zur Freiheit-Ruf zur Ordnung, 1995, S. 61.)  
    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen