"Papst Franziskus hat ein klares Bekenntnis zum Judentum abgelegt: «Die Christen, alle Christen haben jüdische Wurzeln"meldete heute kath net (1.7.2015) unter der Überschrift, der Papst sage nein zum Antisemitismus.Nur frägt sich, was man sich denn dabei denken soll. Wenn hier unter der "jüdischen Wurzel" das jüdische Volk im ethnischen Sinne
gemeint sein sollte, dann wäre die Aussage sinnlos. Wenn es aber im religiösen Sinne gemeint sein sollte, müßte gefragt werden, wie denn die jüdische Religion die Wurzel der christlichen sein soll? Die jüdische Religion konstituierte sich ja erst im Nein! zu Jesus Christus, indem nun die hebräische Bibel so gelesen wurde, als wenn Jesus von Nazareth nicht der in der hebräischen Bibel verheißene Messias sei und unter der Bedingung des zerstörten und nicht wiederaufgebauten Tempels zu Jerusalem, sodaß nun in der Relecture des hebräischen Kanons die Bedeutung des jerusalemischen Tempels neu verstanden werden mußte. Also, die christliche und die jüdische Religion entstanden gleichzeitig als die zwei sich wechselseitig ausschließenden Antwortmöglichkeiten auf die Offenbarung Gottes in Jesus Christus, als dem Nein oder dem Ja zu ihm.
Fatal wäre es, subsumierte man das AT unter die jüdische Religion,denn dann würde für die christliche das so jüdisch (im religiösen Sinne) gewordene AT zum Fremdkörper in der christlichen Religion, weil es selbst nicht christlich sei.
Oder soll das nur sagen: weil die Autoren des AT Juden waren, sei das AT ein Produkt des jüdischen Volkes, und daß so über das im ethnischen Sinne jüdische AT alle Christen "jüdische" Wurzeln hätten? Oder sind dann damit auch die Autoren des NT gemeint, sofern sie Judenchristen waren? Aber die so konstruierte ethnische Qualität des AT und des NT trägt sie das, was hier pathetisch mit der "jüdischen Wurzel" gemeint ist? Das würde ja inkludieren, daß die ethnische Herkunft der menschlichen Autoren der Bibel für die Hl. Schrift von substantieller Bedeutung wäre.
(Gab es nicht in radical völkischen Kreisen in den 30er Jahren die Meinung, daß sowohl die jüdische wie gerade auch die christliche Religion rein jüdische Religionen -im ethnischen Sinne- seien und so für nichtjüdische Völker keine für sie wahre Religion sein können? Einen Nachklang findet das in in Deutschland wieder kaufbaren T-Shirts mit der Aufschrift: "Lieber mit Odin in Walhalla saufen als mit Jesus im Himmel weinen.")
Aber: die religiöse Differenz wird so ja ganz übersehen! Es ist die Frage, ob Jesus von Nazareth nun wirklich der im AT verheißene Messias ist,oder ob er es nicht ist! Jesus selbst sagt eindeutig: wo ich nicht wie mein Vater verehrt wird, da wird auch mein Vater nicht verehrt! (Vgl Joh, 5,23.)
Der Apostelfürst Paulus schreibt im Römerbrief über die Juden (12,28): "Vom Evangelium her gesehen sind sie Feinde Gottes, und das um euretwillen: von ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt."Sie sind Paulus so Geliebte und Feinde Gottes zugleich! Und damit bestätigt Paulus eben auch, was er im 1.Thessalonicher geschrieben hat, was aber heuer nicht mehr zitiert wird: "Sie mißfallen Gott und sind Feinde aller Menschen." (1. Thessalonicher 2,15).
Man kann nicht umhin, daß hier der Papst mehr auf die Direktiven der Politischen Korrektheit hört, als daß diese Aussage eine wirklich angemessene Aussage zum Verhältnis von Juden und Christen ist.
Wenn man nun urteilen möchte, es ginge dem Papst doch nur um ein klares Nein! zum Antisemitismus, und eben nicht um irgendwelche Feinnsinnigkeiten der Theologie, dann muß die Nachfrage erlaubt sein, ob jede Art von praktizierter Judenmission praktizierter Antisemitismus ist, wie es heute oft von jüdischer Seite vertreten wird, sodaß der Papst so das ganze Juden missionierende Urchristentum des Antisemitismus anklagt?Dann wäre Jesus selbst der erste Antisemit gewesen!
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