Sonntag, 26. Februar 2017

Christliche Musik-Experimente

Daß Musik zur christlichen Kultur und zum Gottesdienst gehört, ist eine banale Feststellung. Problematischer wird es erst, wird gefragt: welche Art von Musik? Die simpelste Antwort ist wohl die, daß es dabei ausschließlich auf den Inhalt des Textes ankäme, sodaß das Wie des Gesungenwerdens des Textes und der (begleitenden?) Instrumentalisierung völlig gleichgültig für die Beurteilung christlicher Musik sei. Dahinter steckt die Vorstellung, daß Musik an sich keinen Gehalt habe sondern nur der Text, der dann im Musikstück gesungen wird. Das führt dann auch zu der These, daß rein instrumentale Musik, etwa eine Sinphonie gehaltlose Musik sei. 
Stimmt das? Könnte man sich eine schneidige Marschmusik vorstellen, zu dem ein christlicher Text gesungen wird, sodaß wir es nun mit christlicher Musik, geeignet für den Gotttesdienstgebrauch zu tun hätten? Oder kann man in der Messe Schlager singen lasen, wenn da denn:"Jesus liebt Dich!" gesungen wird, statt: "Er liebt Dich"? 
Oder hat der Schlager, die Marschmusik ihre je eigene musikalische Aussage unabhängig vom dem Gesang zu Grunde liegnden Text? Es gibt nun musikalische Experimente, die hier Grenzen ausloten.
Ich meine damit Versuche, Musikrichtungen wie "Death-Metall, Black-Metall (beides Untergruppen der Schwermetallmusik, des "Heavy-Metall") christlich zu benutzen. Das ruft nun ad hoc zwei Arten von Protest hervor: a) gibt es Musikkreise, die besonders diese zwei Stilrichtungen für "satanische Musik" usurpieren möchten: Das ist unsere okultistische antichristliche Musikrichtung! und b) conservative Kreise, denen genau genommen jede Art von Rockmusik satanisch ist, es reicht manchmal schon für dies Urteil der Einsatz einer Elektrogitarre und daß die Musik rhythmusbetont ist! 
Wer sich einen gediegenen Überblick über Versuche einer christlichen Schwermetallmusik verschaffen möchte, sei hier auf die Internetseite: Nordic mission verwiesen, wo  Musik diieser Richtung mit hohem musikästhetischen Niveaus zum Ankauf angeboten wird.  
Was könnten nun Kriterien der Beurteilung dieser Art von christlicher Musik sein? Sicherlich zuerst rein musikästhetische. Christliche Musik hat zuvörderst gute Musik zu sein, denn nur das Beste ist gerade gut genug zur Verehrung Gottes. Aber nur weil es schon musikästheisch gute Musik ist, ist es noch keine christliche, auch wenn alles, was gut ist, an dem einen wahren Guten, das ist Gott allein, partizipiert und so immer schon allein ob dieser Partizipation Gott verherrlicht. 
Könnte man nicht sagen, daß das Spezificum der christlichen Religion in ihrer Differenz zu allen anderen Religionen der Glaube an unserer Erlösung durch das Kreuz Christi ist? Der Karfeitag und Ostern sind das Bestimmende der christlichen Religion, könnte man urteilen, wollte man die christliche Religion auf eine Kernaussage reduzieren. Nun stehen  Kreuz und Auferstehung nicht einfach  harmonisch nebeneinander oder sind zwei Momente von einem. Tod und Auferstehung sind extreme Kontrastpunkte. Ja, das Kreuz Christi durchstreicht das ganze religiöses Weltbild, wenn wirklich Ernst genommen wird, daß hier der Sohn Gottes (für uns) starb. Gott starb am Kreuz und stand dann vom Tode, aus der Hölle wieder auf in das Osterlicht des ewigen Lebens. 
Christliche Musik müßte, wenn sie wirklich christliche ist und nicht einfach nur religiöse, diese Spannung zwischen Kreuz, Tod und Auferstehung und ewigem Leben musikalisch ausdrücken in der Gestimmtheit der Musik. Es könnte deshalb keine rein harmonische sein, denn die leugnete die Spannung zwischen dem Kreuz und der Auferstehung und sie brächte nicht die Erlösungsbedüftigkeit des Menschen zum Ausdruck. Sie müßte die Härte des Karfreitages und das Licht des Ostersonntages zugleich ausdrücken, ohne um des einen das andere zum Verlöschen zu bringen. Vielleicht ist gerade das die Stärke des Versuches von christlicher Schwermetallmusik, gerade in ihrer spezifischen Gestimmtheit diese Polarität zum Ausdruck bringen zu können.
              

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen