Samstag, 4. Februar 2017

Die Bibel allein? Eine Kritik

Zu den bekanntesten Parolen Luthers gehört die :allein die hl. Schrift, allein die Bibel. Ökumenebefließende erklären dann gar, daß das doch auch das Fundament einer Einigung zwischen Lutherischen und Katholischen sein könnte, ja sein müßte. "Wir haben doch die selbe Bibel!" Aber wer so redet, irrt sich oder täuscht bewußt, denn es ist ein unbestreitbares Faktum, daß Luther eigenmächtig gegen die Kirche einen neuen Kanon der Bibel schuf. Er strich nämlich aus dem Alten Testament  ihm unliebsame Texte, die er als "apokryph" entwertete. Das bedeutet, daß wenn es gilt, eine Lehre auf ihre Schriftgemäßheit hin zu überprüfen, diese von ihm so herabgesetzten Texte des Alten Testamentes nicht mehr herangezogen werden dürfen. Für die konfesionelle Kontroverse ist dabei isb. die Streichung der Makkabäerbücher bedeutsam, enthält doch 2.Makk. 12, 32-45 den Schriftbeleg für die Möglichkeit, ein Sühnopfer für Verstorbene zu vollziehen. Das verwirft Luther ja aufs entschiedendste als mit der Bibel unvereinbar, weil er zuvor diesen Beleg aus seiner Bibel entfernt hat durch die Streichung der Makkabäerbücher. 
Evangelische und Katholiken haben so eben nicht die selbe Bibel, sondern Luther strich erst die Bibel nach seinem Gustus zurecht. Aber er strich nicht nur! In jeder Lutherbibel lesen wir: So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den  Glauben" Röm 3,28. Im Orgininaltext fehlt dies "allein"!  Luther interpretiert nicht nur allein diese Stelle so, sondern er fühlt sich dazu sogar berufen, das hier seines Erachtens fehlende "Allein" einzufügen, als wenn das der Apostel Paulus hier vergessen hätte und das, obwohl das "Allein aus Glauben" die Zentrallehre des Apostels Paulus gewesen sein soll!
Die Bibel der Lutheraner ist eben eine zutiefst lutherische Bibel, eine für den neuen Glauben zurechtgeschnittende!
Aber was noch gravierender ist! Es ist unmöglich, aus der hl. Schrift selbst das lutherische Prinzip des : Allein die Schrift zu begründen. Das hat seinen historischen Grund in dem Faktum, daß erst die Einzelschriften entstanden sind, die später dann die Kirche zum Neuen Testament zusammenfaßte, sodaß in den Einzeltexten die These, nur auf den Kanon des Neuen und des Alten Testamentes sei zu hören, gar nicht aufstellbar war. Die ganze Bibel enthält keine Aussage über ihre Alleingenügsamkeit noch sagt sie, daß nur auf sie zu hören sei. Erst Luther formulierte diesen Ausschließlichkeitsanspruch der von ihm gekürzten Bibel! Man müßte also die Lehrautorität Luthers anerkennen, um so die Parole: "Die Bibel allein!" legitimiert zu sehen. Denn die Lehrautorität Luthers ist die einzige Legitimation des "Sola scriptura". Das "Solar scriptura" ist nämlich nicht selbst aus der Bibel zu begründen! So widerspricht sich dies Prinzip selbst, weil die Begründung des Prinzipies nicht aus der Bibel selbst deduzierbar ist sondern eine andere Autorität als die Bibel zu ihrer Legitimierung erfordert.

Zusatz: Das Anliegen Luthers war aber gar nicht in erster Linie ein positives, daß nun die Bibel allein die Quelle theologischer Wahrheiten sein soll, sondern primär ein negatives, das der Entwertung der kirchlichen Tradition und der Lehren der bisher in der Kirche anerkannten Lehrer der Kirche. Inzwischen hat die im Protestantismus beheimatete Methodik der historischen Kritik die Autorität der Bibel so weit in Frage gestellt, daß eigentlich die meisten Bibelaussagen als für uns Heutigen als nicht mehr wahr gelten. Die Aussagen der Bibel sind eben so sehr zeitbedingt, daß sie für unsere Zeit eben nicht mehr wahr sein können. So reduziert sich dann der Aussagegehalt der Bibel eigentlich auf : "Gott ist die Liebe und darum sollen wir als von Gott Geliebte auch lieben!"  Alles andere ist eben nicht mehr zeitgemäß!


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