Montag, 3. November 2025

„das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe“ - ist das nicht die wunderschöne Verheißung des ewigen Lebens?

 

das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe“ - ist das nicht die wunderschöne Verheißung des ewigen Lebens?


Wie Papst Benedikt XVI. geschrieben hat, möchte der Ausdruck ‚ewiges Leben‘ dieser unauslöschlichen Erwartung einen Namen geben: es geht dabei nicht um eine endlose Abfolge, sondern um das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vorher und kein Nachher mehr gibt. Eine Fülle von Leben und Freude. Das ist es, was wir von unserem Leben mit Christus erhoffen und erwarten (vgl. Spe salvi, 12)1

Das klingt wahrlich schön, aber stellt jeden Mitdenkenden vor ärgste Probleme. Wenn ein Wassertropfen in einen See fällt, dann löst er sich in dem Wasser auf, sodaß es keine Beziehung zwischen ihm und dem Seewasser mehr gibt, weil er in das Wasser sich auflöst. Überträgt man das auf den Menschen nach seinem Tode, für sein ewiges Leben, hieße das, da es keine Beziehung Gottes, dem Ozen zu dem in ihm Eingetauchten geben, daß er auch nicht ein von Gott Geliebter und auch kein in Liebender mehr sein kann. Denn jede Beziehung setzt eine Differenz zwischen dem Sichbeziehnden zu dem Bezogenden voraus und wenn dann die Liebe auch als die Aufhebung dieser Beziehung gedacht werden würde, darf das nicht als pure Negation der Differenz gedacht werden, denn gerade im Lieben bleibt das geliebte Du dem liebenden Ich erhalten und wird nicht in das Ich verschlungen.

In dieser ozeanischen Liebe soll es nun aber auch keine Zeit mehr geben, „die Zeit stand still“, womit ein besonders intensiv erlebter Augenblick bezeichnet wird, aber ist das dann noch eine lebendige Liebe? Ist eine solche Zeitlosigkeit wirklich distinkt noch von einem Todsein zu unterscheiden? Jedes Sichwahrnehmen und einen anderen Wahrnehmen sind Handlungen, die nur in der Zeit sich ereignen können, ohne sie stände alles still, so wie wenn man bei einem Videoanschauen auf die Stopptaste drückt, weil man sich etwa eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank holen möchte. Zurückgekommen drückt man die Starttaste und man hat nichts versäumt, weil im Stillstand sich nichts ereignen konnte.

Nun kommt noch ein Poblem dazu: Wir Christen glauben an eine leibliche Aufnahme in den Himmel, die Mutter Gottes ist so schon in den Himmel aufgenommen worden. Aber in ihrer Leiblichkeit kann sie und kann auch kein Mensch in Gott, der reiner Geist ist, aufgehen. Das könnte er nur als reine Seele. Wird in irgendeiner Weise der Mensch in der Auferstehung der Toten wieder restituiert als eine Seele-Leib-Einheit, kann er nicht in Gott eingehen oder aufgehen. Der Ort, in der eine wechselseitige Proexistenz Gottes mit dem Menschen und des Menschen mit Gott möglich ist, wird traditionell als der Himmel als etwa von Gott Geschaffenem und Verschiedenem gedacht. Maria ist in den Himmel aufgenommen worden und nicht in Gott eingegangen!

Außerdem: Wir vertrauen auf Maria als unserer Fürbitterin. Wie könnte sie für uns nur eine Fürbitte tätigen, wenn sie a) in Gott eingegangen wäre, sodaß Gott ihr nicht mehr ein Gegenüber ist, den sie dann bitten kann, das gibt Gott den Status eines Akkusativobjektes und wie kann sie b) in völliger Zeitloigkeit noch eine Fürbitte tätigen? Existierte gar keine Differenz zwischen der Muttergottes und Gott, weil sie ganz in ihm ist, dann kann sich wirklich keine Fürbitte mehr ereignen.

Die Kritiker des Apostelfürsten Pauli in den zwei Korintherbriefen lehnten die Vorstellung der Auferstehung der Toten ab, da es für den Menschen, solange er als eine Seele in einem Leib lebt, kein ewiges Leben geben könne- nur als Seele könne er das. Diesen gnostisch inspirrierten Christen widersprach Paulus energisch und mit ihm die ganze Kirche. Nur, müssen wir denn nun doch diesen christlichen Gnostikern recht geben, wenn nun wir so vergeitigt in Gott eingehen, daß wir faktisch uns als Leiblose denken?

Aber das Hauptproblem lautet: Ist ein ewiges Leben in völliger Zeitlosigkeit noch von einem Todsein als pure Nichtung des Lebens distinkt unterscheidbar! Ist die „ewige Ruhe“ in Gott wirklich etwas anderes als das Sterben, das sich vom Schlafen nur dadurch unterscheidet, daß kein Morgenwecker uns rausruft aus unserem Schlaf: „Aufstehen, Du mußt jetzt“ ? 

Corollarium

Wenn es keine Zeit gibt, dann evoziert dies nicht nur den Verdacht, daß es dann füt den ewig lebenden Menschen nach seinem Tode keine Beziehung von ihm zu Gott geben kann,sondern auch keine Gottes zu ihm. In dem mehr als bedenkenswerten Kapitel: "Die Ewigkeit und Unveränderlichkeit Gottes seines Theodizeebuches schreibt Armin Kreiner:  "Falls eine zeitlose Person überhaupt denkbar sein sollte, so wäre diese Person jedenfalls nicht in der Lage dazu,eine Beziehung zu zeitlich existierenden Dingen und Personen herzustellen." (Arnim Kreiner, Gott im Leid, erweiterte Neuausgabe 2005, S.169)Ein so gedachter Gott wäre aber auch nicht beziehungsfähig zu den ewig in/bei ihm ewig lebenden Menschen. Als Beleg wird dazu in der Fußnote 25 auf Seite 169 der Theologe Pailin zitiert: "Es gibt keine Möglichkeit,auf kohärente Weise zu denken, daß Gott Absichten verfolgt,reagiert oder kreativ handelt,denn diese Begriffe setzen eine Unterscheidung zwischen Potentialität und Aktualität voraus und der Wandel von einem zums anderen ist wesentlich zeitlicher Natur; er definiert geradezu das Wesen zeitlicher Ordnung."

Ich hege den Verdacht, daß in der traditonellen Gotteslehre hier beachtliche Confusionen herrschen, da nicht distinkt unterschieden wird zwischen der Frage der Identität des Subjektes, daß Gott sich gleichbleibend zu denken ist und der Frage der Veränderbarkeit der ihm zugeschriebenen Prädikate.In jeder autobigraphischen Rede wird a) das Subjekt als sich identisch Seiendes präsumiert und zugleich wird b)von ihm verschiedene Prädikate ausgesagt: Jetzt tue ich dies, davor das und dann werde ich jenes tuen. Wenn von Gott gar kein Prädikat mehr aussagbar sein kann, denn wenn er etwas Bestimmtes wollte und tat, ist damit ausgeschlossen, daß Gott das Gegenteil nicht wollte und nicht tat: Das widerspricht aber der These Gottes, er sei als actus purus zu denken, daß es in ihm keine nicht realisierten Möglichkeiten geben könne. Eine Beziehung Gottes zu anderem als sich und darunter müßte auch die zu seinem Sohn fallen, denn als sein Sohn ist er von ihm als sein Vater verschieden, ist so auch in reiner Zeitlosigkeit nicht denkbar. Man könnte vielleicht die sehr gewagte These aufstellen, daß Gott, indem er seinen Sohn als von ihm auch verschiedenen setzte, sich selbst als Vater hervorbrachte, und daß durch die Setzung dieser Differenz in dem einen Gott eine Zeitlichkeit in Gott selbst gesetzt wurde, daß die Relation Gottes als Vater zu seinem Sohn und die des Sohnes zum Vater erst ermöglicht. Wenn so Gott als in sich selbst beziehungsfähig gedcht würde, dann könnte er auch zu als beziehungsfähig zu seinen Geschöpfen gedacht werden können, wenn sonst die Beziehungsfähigkeit nur behauptet, aber nicht kohärent gedacht werden. 

Die Unveränderlichleit Gottes wäre so auf das Subjekt Gott zu beziehen, von dem aber sich verändernde Prädikate ausgesgt werden können. Ein Beispiel: Gott erwählte Saul zum König und ob dessen Sünden verwarf er ihn dann.  Der eine Gott erwählte und verwarf und ist dabei doch sich gleichbleibend als Subjekt gedacht.






1Zitiert nach: Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung ,Kath net 2.11.2025. Auf das Problem der hier angesagten Allversöhnung möchte ich jetzt nicht eingehen, auch wenn klar sein muß, daß es die nicht geben kann, da zumindest der Teufel und seine Engel, obzwar auch sie Geschöpfe Gottes sind, von der Versöhnung ausgeschlossen sind und auch die, die sich in seinen Dienst gestellt haben und derer sind viele.

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