Die Kirche zu Tode reformieren!
Über das Wollen und Trachten von „Wir
sind Kirche“
„Wir sind Kirche“ legte
im Januar 1996 in dem Publik-Forum Dossier:“Kirche in Bewegung“
eine Art Manifest ihres Wollens und Tuns vor. Niemand kann sagen, daß
hier nicht freimütig und klar gesagt wurde, was sie wollen. Die 5
Hauptpunkte des KirchenVolksBegehrens sind bekannt, sollen hier aber
doch noch einmal in Erinnerung gerufen werden:
Aufbau einer geschwisterlichen Kirche
Volle Gleichberechtigung der Frauen
Freie Wahl zwischen zölibatärer und
nichtzölibatärer Lebensform
Positive Bewertung der Sexualität
Frohbotschaft statt Drohbotschaft.
Man wird schwerlich eine
innerchristliche Reformbewegung in der Geschichte der Kirche mit
einem dürftigeren Programm finden, aber gerade das macht wohl auch
gerade ihre Massenwirksamkeit aus. 2 Millionen Unterschriften
legitimieren, so die Meinung der Initiatoren dieses Volksbegehrens
diese Reformvorschläge.
Diese Punkte werden dann
im Dossier Punkt für Punkt durch ein Meer von Detailforderungen
konkretisiert. Begründungen für diese Detailforderungen findet man
kaum. Sie erscheinen den Reformern wohl in sich so evident, daß sie
keiner weiteren Begründung bedürfen. Am Rande der
Forderungskataloge werden dann Texte aus dem 2.Vaticanum gestellt,
ohne daß aber in irgendeiner Weise ein Zusammenhang zwischen den
Forderungskataologen und diesen Konzilstrexten erkennbar wird. Das
schlichte Nebeneinander soll hier einen nicht vorhandenen
Zusammenhang surregieren.
Aufbau einer
geschwisterlichen Kirche
Der
Detailforderungskatalog beginnt gleich mit einem Paukenschlag:
„Kein Lehramt mit
Unfehlbarkeitsanspruch, sondern ein repräsentatives Leitungsgremium,
welches demokratisch und auf Zeit gewählt wird und in geeigneten
Städten tagt.“ (S.8) Das heißt im Klartext: die Abschaffung des
Papstumes, die Ersetzung dieses Amtes durch einen auf eine
befristete Zeit gewählten Vereinsvorstand. Antirömisch wird dann
noch hinzugefügt, daß dieser Vorstand seinen Sitz nicht in der
ewigen Stadt Rom haben solle, sondern mobil mal hier mal dort tagen
soll. Unübersehbar wird schon mit dieser ersten Detailforderung
unter der Rubrik der „geschwisterlichen Kirche“ die Abschaffung
der Römisch-Katholischen Kirche gefordert. Denn zu dieser Kirche
gehört nun einmal konstitutiv das von Jesus Christus selbst
eingesetzte Hirtenamt, das des Papstes. Petrus wurde nicht
demokratisch von Jesu Jüngern (besser hieße es: Schülern) erwählt,
sondern leider ganz autokratisch vom Herrn eingesetzt. Nicht ruft
Jesus seinen Schülern zu: Unterrichtet euch jetzt selbst, hütet
euch jetzt selbst, sondern er erwählt die 12 Apostel ganz und gar
autokratisch, nur sie lädt er zum „letzten Abendmahl“ ein, in
dem er die Feier der Eucharistie einsetzt und sie mit der
priesterlichen Vollmacht der Darbringung des Meßopfers ausstattet.
Und Petrus wurde nicht mal von diesem Zwölferkreis gewählt sondern
allein durch den Herrn eingesetzt.
Aber „Wir sind Kirche“
sind das nur greuliche Anfänge des Urchristentums, die es gilt, weit
hinter sich zu lassen, um am Lichte des deutschen Vereinswesen zu
genesen.Aber nein, so deutschtümelnd ist diese Los-von Rom- Bewegung
nicht: Sie fordern als Idealgestalt der Kirche die eines
gemeinnützigen Vereins nach amerikanischem Vorbild.
Es heißt dann auch: „
Der Konzern Katholische Kirche muß dringend reformiert werden, das
heißt in zahlreiche autonome kleine Unternehmen umgestaltet
werden,...“.(S.8) Das wäre die Zerschlagung der Einheit der
Kirche. Beachtenswert ist dabei auch das Verständnis der Kirche als
das eines Unternehmens. Man könnte sagen, daß das Unternehmen
Kirche sich neu auf dem freien Markt aufzustellen habe um durch eine
Dezentralisierung flexibler auf den Regionalmarkt vor Ort agieren zu
können. Kirche, nein Danke, kann dieser Zerschlagungsvorschlag
treffend zusammengefaßt werden. Allerlei weitere
Demokratisierungsvorschläge ergänzen dann dies Grundanliegen der
Umwandlung der hierachisch verfaßten einen katholischen Kirche in
eine vereinsmäßig organisierte Religionsgemeinschaft.
Randständig wird diesem
Ruf zur Demokratisierung der Kirche nun eine bemerkenswerte
Begründung zur Seite gestellt. „Der Wunsch nach einer Kirche,
welche die Gleichwertigkeit aller Gläubigen sichtbar und strukturell
zum Ausdruck bringt, ist mehr als die bloße Angleichung der Kirche
an die Forderungen nach Demokratie und Emanzipation.“ ( S.7) Das
ist ein bemerkenswertes Selbstzeugnis. Zu aller erst ist das eben die
Forderung an die Kirche, sich gemäß der Welt zu gestalten. Die Welt
wird damit zum normativen Maßstab für die Gestalt der Kirche. Da
nun die Weltmenschen die demokratische Form für die beste aller
denkbaren halten und nicht mehr die Monarchie oder die
Aristokratie,müsse es die Kirche den Weltmenschen recht machen und
sich gemäß ihren Vorstellungen gestalten. Implizite ist dabei die
Vorstellung mitschwingend, daß die Geschichte der Kirche ein
permanenter Anpassungsprozeß an die jeweiligen Wünsche und
Bedürfnisse der Zeitgenossen gewesen sei. Verklausuliert bringt das
zum Ausdruck: „ Wir wissen heute durch historische und theologische
Forschung mehr denn je, daß die derzeitige institutionelle Gestalt
der Kirche weniger unmittelbarer Ausdruck des Willens Gottes als
vielmehr die Form geschichtlich gewordener Entscheidungen und
Strukturen ist.“ (S.8) Das „geschichtlich“ deutet dabei die
Einpassung der Kirche in die jeweilige Zeit an. Daß man hier dem
urreformatorischen Anliegen, die Römisch-Katholische Kirche als
Abfall vom Urchristentum mit seiner von Gott so gewollten Urordnung
auf dem Leim geht, wird hier nicht bemerkt. Das Anliegen dieser
pseudokritischen Erforschung der Kirche ist ja immer nur das eine:
die illegitime Entfernung und den Abfall der Kirche vom Urchristentum
zu beweisen. Von vornherein wird dabei die Kirche als getrennt von
Gott gedacht. Als solche konnte sie sich dann vom Ursprung entfernen
und tat dies auch, auch wenn immer wieder mutige Reformer sie zum
Ursprung zurückriefen, vor allem Luther. Warum man sich als Katholik
dieser parteiischen Geschichtsschreibung zuwendet und sie kritiklos
bejaht, bleibt völlig unreflektiert! Aber, und das ist nun das
Befremdliche: es wird nun gefordert, so solle es auch weiterhin
geschehen. Nicht Rückkehr sondern weiter Anpassen, heißt jetzt die
Maxime.Wie jedes Marktunternehmen sich dem jeweilgen Marktnachfragen
anzupassen habe, so solle das auch die Kirche unternehmen.
Aber da dies wohl selbst
den Deformern etwas zu dürftig erscheint, versuchen sie, dem noch
eine theologische Rechtfertigung beizufügen. Jetzt konterkarieren
sie ihren eigenen Anpassungsansatz, das Heil der Kirche läge im
Sichanpassen an die Zeit, indem sie nun plötzlich ein Zurück zu den
Uranfängen fordern. Jetzt gibt es plötzlich idealtypische Formen
des Urchristentumes, die jetzt noch normative Bedeutung haben sollen.
Stellen aus dem Neuen Testament werden angezeigt, aber ohne eine
Auslegung. Drei Stellen aus der Apostelgeschichte , eine Paulusstelle
und eine aus dem Mathäusevangelium. Das wird man wohl schwerlich
eine biblische Fundierung nennen können. Sieht man sich die
angezeigten Stellen an, kann man aber nur noch staunen! Die
Apostelgeschichte ist nun wirklich der Beleg für die hierachische
Struktur der Urkirche! Die Apostel sind nicht basisdemokratisch
Gewählte sondern von Christus autokratisch eingesetzt. Die Apostel
und Priester entscheiden im ersten Apostelkonzil ohne das Volk,(Apg
15,6): Die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu
prüfen. Erst zur organistorischen Umsetzung der Beschlüsse wurde
dann das Volk dazugezogen. Apg 15, 22: Da beschlossen die Apostel und
die Ältesten mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte
auszuwählen.
Und Paulus Lehre von der
Kirche und ihren Ämtern: was hat der Vergleich mit einem Leib, in
dem jedes Glied seine Aufgabe hat,mit Demokratie zu tun? Ein kleiner
Blick in die jüngerer deutsche Idengeschichte hätte diesen
Reformern gezeigt, daß in der Weimaraner Repubkik gerade in
antidemokratischer Intention das organologische Denken vertreten
wurde: das soziale Gemeinwesen solle nicht demokratisch aufgebaut
sein, fußend auf dem Einzelmenschen, sondern das Gemeinwesen sollle
sich wie einen Gesamtorganismus verstehen, in dem jeder immer schon
ein Glied des Ganzen ist. Paulus meint ja nicht, um im Bilde zu
bleiben, daß das Auge mit dem Fuße zusammen darüber zu debatieren
hätte, wie die Ohren zu hören hätten! Die Begeisterung für den
urchristlichen Liebeskommunismus hat wohl dazu geführt, zu
überlesen, daß aller Besitz den Aposteln zu Füßen zu legen war.
Genau damit wird ihr Vorrang in der Urgemeinde aber aufs deutlichste
unterstrichen. Es muß also konstatiert werden, daß die angezeigten
Stellen in keiner Weise Belege für eine demokratische Struktur des
Urchristentums sind.
Wenn man dann sich noch
vor Augen hält, daß das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern das
eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses war, dann wundert es nicht, daß
sich diese Struktur im Urchristentum prolongiert in dem von dem Amt
zur Gemeinde. Die Apostel setzt der Lehrer Jesu ein als seine
Nachfolgelehrer und die wiederum setzen ihre Nachfolgelehrer ein.
Nirgends findet sich ein Indiz für eine demokratische Wahl der
Apostel oder Prebyter in der Bibel!
Nun wird versuchsweise
auch ein theologisch systematisches Argument beigebracht:
„ Eine Kirche will
Zeichen sein für die unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen“.
Und diese unbedingte Zuwendung zu jedem Menschen verlange nun eine
Demokratisierung der Kirche!
Die Vorstellung einer
unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen ist nun selbst eine sehr
fragwürdige Darlegung des Verhältnisses Gottes zu den Menschen.
Gott will das Heil aller Menschen, das könnte man als unbedingten
Heilswillen Gottes bezeichnen. Aber er setzt einen Ordo Salutis. „Wer
glaubt und getauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird
verdammt, (Mk 16,16) kann als Kurzfassung dieses Heilsweges
bezeichnet werden.
Zur Veranschaulichung:
wenn ein Lehrer sagt, ich möchte, daß alle am Ende die Versetzung
schaffen, dann kann das der Ausdruck der Liebe des Lehrers zu seinen
Schülern sein. Wenn dann aber nicht alle die Versetzung schaffen,
einige also sitzen bleiben, widerspricht das nicht der Nächstenliebe
des Lehrers. Es zeigt aber, daß mit der unbedingten Nächstenliebe
zu den Schülern es sich verträgt, Anforderungen an die Schüler zu
stellen, und wenn diese Anforderungen nicht geleistet werden,
Schülern die Versetzung zu verweigern. Das Ziel des Eintrittes in
das ewige Leben ist an Bedingungen geknüpft, die der Mensch zu
erfüllen hat, also, daß er glaubt und getauft wird. Erfüllt er sie
nicht,tritt er nicht ein ins Reich Gottes. Es gehört zur
Grundsubstanz der Reich Gottes Verkündigung, daß Jesu nicht
verkündet, daß jeder, der eintreten möchte in das ewige Leben,
auch eintreten werden darf. Deshalb gibt es keine unbedingte
Zuwendung Gottes zu den Menschen, wenn darunter die hinreichende
Bedingung für den Eintritt in das Reich Gottes verstanden werden
würde.
Warum nun aber Gottes
unbedingter Heilswille, daß alle das ewige Heil erreichen sollen,
eine demokratische Struktur erfordern soll, ist völlig unklar! Um
des Zieles, daß alle Schüler die Versetzung schaffen oder alle
Kranken eines Spitales Gesundung erfahren, wird ja auch niemand eine
demokratische Organisation der Schulen oder Spitäler einfordern!
Und: im Urchristentum gab es keine Demokratie. Sie gab es nur als
Forderung der Rote Korachs, die gegen Gottes Ordnung der Hierachie
protestierte mit den Revolutionsworten schlechthin: „Alle sind
heilig, die ganze Gemeinde und der Herr ist mitten unter ihnen. Warum
erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?“ Lev. 16, 5. Um
dieser Revolution wider die von Gott eingesetzte Hirachie willen
wurde diese Rotte von Gott selbst ausgerottet !
Also resümieren wir: Die
Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen
schließt nicht aus sondern ein die Tatsache, daß Gott uns den Weg
des Heiles offenbart hat, der die Bedingungen des Eingelassenwerdens
in das Reich Gottes benennt. Nur, wer diese Bedingungen erfüllt,
geht ein ins Reich. Völlig unklar bleibt dann aber, warum Gottes
unbedingter Heilswille eine demokratische Struktur der Kirche
erheischen soll. Jesus Christus war kein Demokrat und nie war die
Kirche demokratisch! Es bleibt so nur eines übrig: Wir sind Kirche
fordern die Demokratisierung der Kirche, weil die Weltmenschen die
Demokratie für die beste Organisationsform erachten.
Es ist eine altbekannte
Tatsache, daß die Demokratie immer gefährdet ist, zur Ochlokratie
sich zu pervertieren. Überfliegt man das Dossier und nimmt wahr,
welchen beherrschenden Stellenwert das Thema Sex einnimmt, die Kirche
solle ihre Sexualmorallehre liberalisieren, dann zeichnet sich darin
wohl eine ochlokratische Tendenz in dieser Reformbewegung aus. Ihr
Bauch ist ihnen nicht mehr ihr Gott, wie Paulus einst seine Kritiker
entlarvte, sondern ihre sexuellen Wünsche und Begierden.Das gibt
dieser Reformbewegung ihren vulgären und darum so populären
Charakter. Man denke an die bittere Wahrheit, daß die Forderung nach
einer Demokratisierung der Kunst immer nur ihre Pornographiesierung
zur Folge hat!
Die volle
Gleichberechtigung der Frauen
Der zweite
Forderungskatalog der vollen Gleichberechtigung der Frauen ist eine
Addition von der Forderung der Demokratisierung der Kirche und der
Forderung, daß alle Ämter und Leitungsämter Frauen offen stehen
sollen, also das Frauenpriestertum eingeführt werden soll. Zu diesem
Punkte ist schon so vieles geschrieben worden, daß ich hier nur noch
Eulen nach Athen tragen kann. Deshalb sei hier nur auf ein Problem
hingewiesen. Der Priester empfängt in der Weihe die Vollmacht, Wein
in das Blut Christi, Brot in den Leib Christi zu verwandeln. Jetzt
könnte jemand meinen, daß Brot und Wein für die Feier der
Eucharistie aus dem kulturellen Kontext des Urchristentums sich
ergäben habe. Jetzt könne man auch statt Wein Bier nehmen und statt
immer Brot auch eine Bratwurst. Jetzt spräche der Priester über
Bier und Bratwurst die Konsekrationsworte. Würde sich Bier in das
Blut Christi und die Bratwurst in das Fleisch Christi wandeln?
Mitnichten! Die Vollmacht zur Wandlung bezieht sich auf Brot und Wein
und nicht auf Bier und Bratwurst!
Christus hat Männer zu
Priestern geweiht, als er die erste Eucharistie feierte und keine
Frau, nicht einmal Maria, seine Mutter. Woher nehmen nun die
Befürworter des Frauenpriestertunes an, daß eine Frau die Vollmacht
zur Konsekration empfangen kann? Der Empfänger muß zur Gabe passen!
Nur Brot und Wein gilt die Vollmacht des Verwandeltwerdens, nicht dem
Bier. Männern gilt die Verheißung, daß sie nach Gottes Ordnung die
priesterliche Vollmacht empfangen können. Wo gibt es die Verheißung
Christi, daß diese auch Frauen empfangen können? Wo gibt es im
alten Bund Priesterin? Und warum soll es dann im neuen Bund
Priesterin geben? Es ist zu vermuten, daß es Frauen, die zum
Priestertum geweiht würden, so erginge wie dem Bier, über das ein
Priester die Wandlungsworte spräche: es geschähe nichts: das Brot
bliebe Brot und die Frau ohne die Priestervollmacht. Denn der
Empfänger muß von seiner Natur zu der ihm durch das Sakrament
übermittelten Gnade passen! Daß die Frau von ihrer Natur dazu
passe, dafür gibt es keinen Beleg in der Hl. Schrift oder in der
Lehre der Kirche! Und ohne die durch das Weihesakrament vermittelten
geistlichen Vollmachten wären alle Amtshandlungen des Priesters
vollkommen ungültig. Das heißt konkret: wer die Kommunion in einer
von einer Priesterin geleiteten Eucharistiefeier empfinge, der
empfinge nichts außer Brot und Wein! Wer bei ihr beichtete, empfing
keine Lossprechung seiner Sünden. Die Gemeinde würde so nur
betrogen werden, erhielte sie Priesterin! Wer das Frauenpriestertum
fordert, damit überall wieder Eucharistie gefeiert werden könne,
schafft damit die Eucharistie ab, weil so die Gemeinde nur Brot und
Wein empfinge und sonst nichts! Nebenbei: im Protestantismus hat
zuerst Luther das Priestertum abgeschafft, indem er das Meßopfer
beseitigte und nur ein sakramentales Abendmahl überließ. Daß eine
Frau die Leiterin eines Mahles sein kann, das paßt dann auch zur
Natur der Frau als Hausfrau und so war es dann auch nur noch eine
Frage der Zeit, bis Frauen Pfarrerin werden durften. Aber es gibt
keine evangelische Priesterin, weil es im Protestantismus auch keine
Priester gibt.
Nebenbei: Die Forderung
nach einer Veränderung der Zugangsbedingungen zum Priesteramt wird
dabei lautstark begründet mit der Wichtigkeit der Eucharistiefeier
für die Gläubigen. Damit es keine Gemeinde ohne die
Eucharistiefeier gäbe, solle das Zölibat fallen und das
Frauenpriestertum eingeführt werden. Könnte man meinen, daß den
Reformern also die Eucharistiefeier so wichtig ist, wird man kurz
darauf aber eines besseren belehrt: „ In priesterlosen Gemeinden
hat die Zusammenkunft zum sonntäglichen Gemeindegottesdienst (zum
Beispiel Wortgottesdienst)Vorrang vor der Teilnahme an einer
Eucharistiefeier in einer Nachbargemeinde.“ (S.22) So unwichtig ist
hier die Eucharistie, daß man auf sie verzichtet, um nicht in der
Nachbargemeinde sie zu feiern! Man bleibt lieber Daheim ohne sie!
Das Zölibat
Der dritte Punkt spricht
nun das materiale Hauptthema der Reformbewegung an, das Thema: Sex.
Zwischen dem formalen Anlegen, dem der Demokratisierung, dem
Außerformbringen der Kirche und der Forderung nach der Aufhebung des
Zölibates für Priester besteht ein enger Zusammenhang.
Die Demokratisierung ist
die formale Voraussetzung dafür, daß nun die Menschen frei nach
ihrem Geschmack und ihren Wünschen die Inhalte der Kirche bestimmen.
Und die Verpflichtung zum priesterlichen Zölibat ist nun eine
Ordnung,die unserer ganz vom hedonistischen Geist erfüllten Zeit
zutiefst zuwider sein muß. Als Argument wider das Zölibat fungiert
wider die Zauberformel vom geschichtlich Gewachsensein dieser
Ordnung. Damit soll die Relativität dieser Ordnung fundiert werden.
Gewachsensein meint dann nicht eine Weiterentwicklung aus den
Anfängen heraus sondern ein Bedingtsein durch externe Ursachen,
sodaß das Wachsen mehr ein Fremdbestimmtsein durch Anderes ist als
eine selbstständige Selbstentwicklung.Unreflektiert wird dabei zudem
vorausgesetzt, daß die Geschichte der Kirche eine ohne Gott ist. Der
hl. Geist mag zwar beim ersten Apostelkonzil gegenwärtig gewesen
sein. Dort konnte das Apostelkonzil noch von sich sagen: „Denn der
Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28), aber das darf
eben für alle anderen Entscheidungen der Kirche nicht mehr gelten.
Denn sonst müßten ja die weiteren Beschlüsse von Konzilien auch
verbindlich sein. Das sei aber ferne!, rufen unserer Reformer von
„Wir sind Kirche!“
Weil diese Ordnung nur
geschichtlich entstanden sei, sei sie nicht verbindlich, ist somit
eine These, die mit dem katholischen Verständnis von der Kirche als
Leib Christi nicht vereinbar ist. Denn die Kirche glaubt an ihr
Geführtwerden durch ihren Herrn, ihr Haupt Christi. Gerade weil es
eine katholische Ordnung geworden ist, eine, die die ganze Römische
Kirche praktiziert, ist es auch eine wahre Ordnung.
Positive Bewertung der
Sexualität
Der vierte Punkt der
Reformagenda wurde nun schon durch den dritten vorbereitet. Es wird
eine positive Bewertung der Sexualität gefordert. Die Kernthese
lautet, daß es die Aufgabe der Kirche sei, ihren Mitgliedern zu
helfen, eine ihrem Gewissen gemäße Praxis der Sexualität zu
finden. (S.25) Das wäre die Aufgabe der gesamten Morallehre der
Kirche zugunsten einer protestantischen Gewissensethik. Mein Gewissen
allein ist für mich die letztgültige Entscheidungsnorm. Damit wird
die Moral der Gewissensfreiheit untergeordnet und zum Spielball der
menschlichen Willkür. De facto wird so der Zeitgeist zur Quelle der
Morallehre der Kirche. Das Dossier nennt das, ihren Gliedern einen
Freiraum zu gewähren, in dem sie dann selbstverantwortlich
entscheiden können. Und damit schließt sich der Kreis, indem wir so
auf die erste Forderung zurückverwiesen werden, die nach der
Abschaffung des päpstlichen Lehramtes. Diese Forderung beinhaltet
somit auch die Forderung nach der Abschaffung jeder verbindlichen
kirchlichen Morallehre zugunsten der Vorstellung, daß jedem sein
Gewissen die letztverbindliche Instanz der Moral ist und somit nicht
die Lehre der Kirche.
Damit könnten wir diesen
Punkt abschließen, gäbe es da nicht noch die Forderung nach einer
Rückkehr zur Teilnahme der kirchlichen Beratungsstellen für
Schwangere in die staatliche Pflichtberatung. (S.25) Das
Entscheidende ist dabei, daß in Deutschland Mütter ihre ungeborenen
Kinder nur strafffrei töten lassen können, wenn sie einen Schein
vorlegen, der ihnen bestätigt, daß sie sich von einer staatlich
anerkannten Beratungsstelle beraten lassen haben. Nur wer bereit war,
solche Lizenzen zum Töten auszustellen, kann anerkannter Partner der
staatlich anerkannten Beratung sein. Ob der Pflicht zur Ausgabe
solcher Tötungslizenzen ist die Kirche in Deutschland aus dieser
Beratungspraxis ausgetreten. Nicht trat sie aus, weil sie Schwangere
nicht beraten will, sondern weil die Ausstellung von
Tötungserlaubnissen von ungeborenen Menschen mit der Moral der
Kirche unvereinbar ist. „Wir sind Kirche“ wollen dagegen, daß
die Kirche Beihilfe zum Töten von ungeborenen Kindern leistet durch
das ausstellen dieser Tötungserlaubnisscheine.
Professor Häring bringt
das in seiner Kritik am Hl. Vater Franziskus auf den Punkt im Geiste
dieser Reformbewegung, wenn er kritisiert, daß der Papst gegen
Abtreibung, Homosexualität und das Frauenpriestertum ist. Hier
müsse der Papst seine Meinung ändern. (Vgl: Internetseite: Wir sind
Kirche Deutschland, Aussendung Härings zum hl. Vater Franziskus.
Wir kennen den makaberen
Witz: Was ist Demokratie? Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein
Schaf darüber entscheiden, was es zum Mittagessen gibt. Die
ungeborenen Kinder sind so das prominenteste Opfer von: Mehr
Demokratie wagen! So einst W.Brandt und diese Reformbewegung stößt
ins selbe Horn: unter dem Vorwand des Beratenwollens will sie wieder
Tötungslizenzen ausstellen lassen!
Frohbotschaft statt
Drohbotschaft
Als Abschluß kommt nun
noch der skurilste Teil: „Frobotschaft statt Drohbotschaft“. Der
Untertitel lautet: „Mehr helfende und ermutigende Begleitung und
Solidarität anstelle von angstmachenden und einenengenden Normen.“
Mit Bedauern müssen wir feststellen, daß unser Heiland diese
moderne Seelsorgemaxime noch nicht gekannt hat und so auch nicht
praktizierte! Wenn er das schon gewußt hätte, nie hätte er gesagt:
„Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber nicht
glaubt, wird verdammt werden!“ Mk, 16,16! Zu der Frohbotschaft:
„wird gerettet werden“ gesellt sich gleich die Drohbotschaft zu:
„wird verdammt werden“.
Ob im Sinne von „Wir
sind Kirche“ Ärzte demnächst nicht mehr ihre Patienten drohen
dürfen: Wenn sie sich nicht operieren lassen, werden sie in Bälde
sterben? Dürfen Sie nicht mehr zum Raucher mit schwerer
Lungenentzündung sagen: Wenn sie nicht aufhören mit dem Rauchen,
werden sie nicht mehr gesunden? Lassen wir diese Abstrusität auf
sich beruhen. Es kann keinen Weg des Heiles geben, der nicht
verbunden wäre mit der Warnung und Drohung, daß wer diesen Weg
nicht beschreitet, nicht das Ziel des Heiles erreichen wird. Das
gehört konstitutiv zu jeder Heilslehre dazu. Wo es eine offenbarte
und erkannte Wahrheit gibt, da ist immer auch die Warnung vor den
Folgen der Mißachtung der Wahrheit zugegen!
Ein ökomenisches
Unglaubensbekenntnis
Gewichtiger ist da schon
das in diesem Dossier publizierte: „Ökumenische
Glaubensbekenntnis“.(S.12f)Es demonstriert anschaulich, welche
Folgen die Forderung der Demokratisierung für den Glaubensinhalt der
Kirche zur Folge hat.
Es ist wie das
apostolische Glaubensbekenntnis dreigeteilt als Bekenntnis zu Gott,
dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist. Wesentlich ist nun, was aus
der apostolischen Vorlage in diesem modernen Bekenntnis gestrichen
wird, was man also nicht mehr glauben will.
„Wir glauben an Gott,
den Vater, den Schöpfer der Welt...“ Der Himmel fällt weg und im
zweiten Teil die Himmelfahrt Christi, sein Sitzen zur Rechten und
folgerichtig im dritten Teil die Auferstehung von den Toten und das
ewige Leben. Dies „Glaubensbekenntnis“ kennt nur diese Welt ohne
Himmel und Paradies! Ein bißchen zu viel an Treue zur Erde
(Nietzsche).
Anthopozentristisch wird
dann der Schöpfungsglaube ausgelegt als Auftrag an den Menschen,in
dieser Welt human zu leben, im Sinne von Frieden, Freiheit ,
Gerechtigkeit und Gleichheit. Da haben die Autoren wohl vorher die
Französische Revolution mit ihren Idealen meditiert,statt den
Glauben an Gott, den Schöpfer zu bedenken.
Von Jesus Christus weiß
dieses Bekenntnis nur noch, daß er als unser Herr von Maria geboren
wurde. Der Hl. Geist fällt hier aus wie auch Maria keine Jungfrau
mehr ist! Daß er Gottes Sohn ist, wird ebenso verschwiegen!
Stattdessen kommt ein schwacher Aufguß befreiungstheologischer
Vorlieben, er ergriff Partei für die Armen, den Unterdrückten usw.
Aus dem Kreuz Christi wird ein: getötet von den Mächtigen, weil er
für die Unterdrückten eintrat, und „auferweckt zum Leben und zur
Hoffnung für alle“. Nicht heißt es hier: zum ewigen Leben, auch
gibt es keine Himmelfahrt oder ein Wiederkommen Jesu zum Gericht. Was
ist das dann für ein Leben, zu dem er auferweckt wurde? Das bleibt
völlig unklar. Der Auferweckte befreie und und eine uns, mehr weiß
dies Glaubensbekenntnis nicht von ihm!
Vom Hl Geist weiß dies
Bekenntnis nur zu sagen, daß es die Kraft des neuen Lebens in
Christus sei.
Das Ziel sei die
Menschheitsvergemeinschaftung als neue Weltordnung. Augenfällig: die
Kirche fällt völlig aus, ebenso die Sündenvergebung, die
Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Stattdessen wird eine
humanistische Version einer neuen Weltordnung als
Menschheitsvergemeinschaftung skizziert. Ganz zum Schluß wird dann
etwas trinitätstheologisches hinzugefügt: „den in Vielfalt einen
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist“. Liest man den Text genau,
kann nicht gesagt werden, ob dieser Sohn mit Jesus Christus identisch
ist oder ob er ein Anderer ist. Denn im Bekenntnis zu Jesus heißt es
nur, er sei unser Herr, aber nicht, daß er Gottes Sohn sei. Auch
fehlt hier das: aus dem Hl.Geist. Die Streichung des Glaubens an die
Sündenvergebung läßt zudem mutmaßen, daß auch die Heilsbedeutung
des Kreuzes Jesu Christi negiert wird. Es reduziert sich auf das
simple Schema des Freundes der Armen, der so von den Mächtigen
umgebracht wurde, dessen Befreiungskampf aber weiter ginge.
Dies Bekenntnis ist eines
von vielen Versuchen, den apostolischen Glauben zu modernisieren,
Alles Anstößige und Nichtzeitgemäße wird dabei gestrichen und
durch Importe des aktuellen Zeitgeistes ersetzt: hier: der Wille zur
Humanisierung der Welt, ein Schuß Befreiungstheologie und eine
Eine-Neue -Weltordnungs-Utopie. Der Himmel, das Reich Gottes und das
ewige Leben fallen dafür aus. Aber auch die Sündenvergebung. Auch
fällt die Kirche völlig aus, stattdessen wird von einer
multikulturellen Vielfalts-Einfalts-Welt geträumt.
Daß hier die Kirche ganz ausfällt und
stattdessen eine Utopie einer humanisierten Welt gefeiert wird , paßt
aber zum Duktus des Gesamtpapieres. Es soll keine Kirche mehr sein,
sie soll aufgelöst werden, indem sie demokratisiert wird. Das
Eigentum Christi, er ist der Herr der Kirche, er das Haupt, wir sein
Leib, soll sozusagen vergesellschaftet und als gemeinnütziger
Verein zur Humanisierung der Welt weitergeführt werden.
Demokratisierung heißt die Entthronung Jesu Christ und die
Machtergreifung der Gemeinderäte über die Kirche. Alle Macht den
Räten! Ein Revolutionstraum, den schon die Rotte Korach träumte
Numeri 16-17, nach ihnen die französischen und später die
kommunistischen Revolutionäre Rußlands und jetzt als Miniatur
unsere Wir sind Kirche Revoluzzer.
Dabei besteht das
revolutionäre Anliegen schlicht gesehen nur in der Umkehrung Jesu.
Sagte er zur Kirche: Ihr seid das Licht der Welt!, sagt diese
Reformbewegung: Die Welt ist das Licht für die Kirche. Die Kirche
solle sich verweltlichen,der Welt gleich machen, bis sie sich dann in
der Utopie einer humanistischen Eine-Welt-Gemeinschaft einfach
auflöst. Das ist ein fader Aufguß des Kulturprotestantismus,
geradezu anrührend naiv in seinem Glauben an die Optimierbarkeit von
Welt ,Gesellschaft und Mensch. Nur christlich ist das nicht und
schon gar nicht katholisch.
Eine Frage bleibt uns
noch. Warum triet diese Reformbewegung nicht einfach aus der
Römisch.-Katholischen Kirche aus und tritt da ein, wo all ihr
Fordern und Wünschen schon längst realisiert ist? Die
protestantischen kirchenähnlichen Gemeinschaften haben doch all das,
wonach sich diese Reformer sehnen! Warum kehren sie nicht um in ihre
wahre geistliche Heimat, dem Protestantismus, statt von der
Katholischen Kirche zu verlangen, daß sie sich aufgibt, indem sie
sich vollkommen protestantisiert!
Uwe C. Lay
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen