Montag, 7. Juli 2025

Über den Glauben der Moderne, daß alle Menschen gleich seien

 

Über den Glauben der Moderne, daß alle Menschen gleich seien


Forschte man nach einem Gründungsakt der Moderne, dann könnte die Parole der Französischen Revolution; „Freiheit, Gleichheit und Brüderlickeit“ dafür gehalten werden. Die Überwindung des christlichen Abendlandes ersetzte nicht einfach die christliche Religion durch die Vernunft als das Fundament der nun neu aufzuerbauenden Gesellschaft, sondern setzte als das neue Fundament selbst wiederum eine Glaubensaussage, denn diese Trias ist nun nicht selbst noch einmal von der Vernunft begründbar. Wäre diese Dreieinigkeit von etwas anderem her deduzierbar, wäre das ja das Fundament der Moderne.

Nun gehört es inzwischen zum guten Ton, die „Brüderlichkeit“ um der sog. Geschlechtergerechtigkeit willen umzubennen in „Geschwisterlichkeit“, aber am Gehalt ändert das nichts.

Es soll sich nun über einen Umweg der Problematik der „Gleichheit“ angenähert werden. Wie würde man dies Ereignis bewerten: Ein Mann trinkt einen Qualitätsrotwein aus einer Teetasse und begründet das so: Wein und Tee seien zwei Getränke, und ein Weinglas wie auch eine Teetasse seinen Trinkgefäße, sodaß nichts dagegen spräche, den Wein aus einer Teetasse zu trinken? Das sei doch alles einerlei, also gleich. Einem jeden Weinliebhaber muß das ein einziger Greuel sein, einen Wein aus einer Teetasse zu trinken, wählt er doch gar für einen Rotwein gar extra ein Rotweinglas.

Prinzipieller ist zu sagen: Die Kultur besteht aus der Setzung und Wahrung von Differenzen, daß eben Tee und Wein nicht als bloße Getränke angesehen werden, wobei dann die Differenz zwischen ihnen als belanglos anzusehen wäre. Wenn das schon für die Getränke gilt, wie viel mehr müßte das für uns Menschen gelten!

Es wäre doch der Ruin jeder Ehe, wenn der Ehemann seiner Frau erklärte, daß er sie so liebe wie auch seine Kollegin auf der Arbeit, Oder was würde man von einer Mutter halten, die fremde Kinder genauso liebte wie die eigenen? Alle zwischenmenschliche Beziehungen sind durch Differenzierungen bestimmt. Jeder verhält sich zu einem Freunde anders als zu einem Nichtfreund. Auch das Recht setzt solche Differenzierungen: So darf ein Berliner, urlaubte er in Sachsen, nicht an der dortigen Kommunalwahl teilnehmen, fände sie zur Zeit seines dortigen Urlaubens statt, obschon er ein deutscher Staatsbürger und über 18 Jahre alt ist. Ein 16 Jähriger darf nicht einen Kinofilm sich anschauen, steht dia: Ab 18!

Man suche mal im sozialen Leben Bereiche, in denen die Gleichheit aller Menschen gilt? Im Berufsleben? Mitnichten, in der Freizeit?, im Familienleben oder wo? Nicht mal die Biologie kennt eine Gleichheit der Menschen, denn sie kennt die natürliche Geschlechtsdifferenz an, auch wenn LGBTQ- Fanatiker das nicht wahrhaben wollen!

Die Geburtsstunde der Parole der „Gleichheit“ ist doch wohl das Ressentiment der Niederen gegen die Höherstellung des Adels und des Klerus in dem vormodernen Frankreich. Die Revolutionäre köpften den König und die Königin, um die Gleichheit aller Menschen durch deren Enthauptung zu beweisen. Jede Ordnung beruht nun aber auf die Setzung von Differenzen: Die Ehe kann nur bestehen, indem zwischen dem Ehepartner und den Nichtehepartnern unterschieden wird, die Familie konstituiert sich ebenso durch die Unterscheidung von den Familienzugehörigen und den Nichtdazughörigen, Das gilt dann im Macrobreich der Völker und Rassen wie auch in dem Microbereich der Beziehung zwischen zwei Menschen. Omnes determinatio est negatio: Ein Volk und eine Rasse gibt es nur dadurch, daß Bestimmte nicht dazugehören. Wenn nun im Microbereich zwei Menschen irgendwie in eine Beziehung sich setzen, dann setzt auch das die Differenz zwischen den Zweien voraus, die dann erst eine Relation ermöglicht, etwa die einfache, daß ich dich sehe, Ich und du sind dabei als zueinander Verschiedenes gesetzt.

Gleiche Rechte für jeden Menschen zu fordern, ist deshalb etwas sehr Problrmatisches, es muß genau bestimmt werden, in welchen Bereichen das überhaupt sinnvoll sein kann. Es drängt sich aber der Verdacht auf, daß die Primärfunktion der Parole der Gleichheit die der Destruktion des sozialen Lebens dient, um dann eine alte Sozialordnung auflösend eine neue zu konzipieren, in der dann andere Differenzen zählen als in der aufgelösten. Die Französische Revolution brachte so die Gleichheit aller revolutionär Gesonnenen als die praktizierte Brüderlichkeit und die Enthauptung für die Antirevolutionären.

Das: „Wir wollen alle gleich sein“ als die Manifestation des Ressentiments wird nun regelmäßig konterkarriert durch den Willen, anders sein zu wollen als die Anderen! Die einst sich diskrimiert Meinenden, kaum an der Macht, diskriminieren dann die, die nicht so sind wie die neuen Mächtigen.Die Idee der Gleichheit aller Menschen scheint so in erster Linie etwas Negatives zu sein, soziale Ordnungen Auflösendes, doch nur, um neue Ordnungen und Hierarchien zu etablieren.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen