Samstag, 27. Februar 2016

Unglaubwürdige Geschichten- Paranormales und Wunder

"Gestern Abend, auf meinem Balkon sitzend sah ich ein UFO (ein unbekanntes Flugobjekt) über unsere Stadt fliegen."  Ist diese Aussage wahr oder unwahr? Eine gut gemachte amerikanische Unterhaltungssendung: "X-Faktor" lebt von dieser Frage. Es werden in der Regel 5 Fälle erzählt als recht gut inszenierte Kurzfilme, wobei eine unglaubwürdiger als die andere ist, ja Shakespeares berühmter Ausspruch, daß es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als unsere Schulweisheit lehrt, diente wohl als Geburtshelfer dieser Filme, und dann frägt der Moderator: Welche ist war und welche haben wir frei erfunden? Wir Zuschauer werden nicht im Ungewissen belassen- er offenbart uns, das war wahr und das nicht. Dürfen wir nun dem Moderatoren Glauben schenken, daß die als wahr qualifizierten unheimlichen Geschichten wahr sind, auch wenn er das beteuert. 
Als Christen stehen wir vor dem selben Problem. Wir lesen die Aussage, daß Jesus von Nazareth über das Wasser ging, daß eine  Maria Simma "arme Seelen" aus dem Fegefeuer visitieren, um sie um Hilfe zu bitten in Form von Gebeten und Messen, um nur zwei für moderne Menschen sehr unglaubwürdige Aussagen aus der christlichen Religion zu zitieren. Es heißt zwar beim Apostelfürsten Paulus, in seinem hohen Lied der Liebe, daß die Liebe alles glaubt, aber was damit auch immer gemeint sein mag, nicht sagt uns der Apostel damit, daß wir jeder Lüge Glauben zu schenken hätten.Wie kann ich eine wahre von einer unwahren Aussage in der Menge unglaubwürdiger Aussagen distinguieren, lautet so die uns hier beschäftigende Preisfrage.
Es gibt Aussagen, die glaubwürdig sind, weil sie alltäglich Vorkommedes zum Thema haben und  es für den Beurteiler keinen Grund gibt, davon auszugehen, daß der Aussager hier gelogen hätte. So ist die Aussage: "Gestern trank ich ein Glas Bier" glaubwürdig, dagegen die Aussage eins Politkers im Wahlkampf: "Wählt mich, ich werde die Steuern nicht erhöhen" unglaubwürdig, weil zu vermuten ist, daß er das nur sagt, um gewählt zu werden, nicht weil es wahr ist.   
Nun gibt es Aussagen, die von dem, was uns das Normale und das Alltägliche ist, soweit abweichen, daß wir sie für unglaubwürdig beurteilen. Sagt wer: "In diesem Jahr habe ich zweimal 6 Richtige im Lotto gewonnen", glaubt das keiner, besonders wenn dann noch hinzugefügt wird: "Wirt, die Rechnung zahl ich Morgen- jetzt Freibier für alle."   
Es gibt aber auch Aussagen, die unwahr sein müssen. "Gestern sah ich einen schwarzen Schimmel vor meiner Haustüre", oder: "Da war ein rechteckiger Kreis aufgezeichnet." 
Wahr kann nur eine indikativische Aussage sein, wenn sie sich auf ein Ereignis bezieht, das möglich ist. Die Summe aller wirklichen Ereignisse ist nämlich eine Teilmenge aller möglichen Ereignisse. Nur sind eben nicht alle möglichen Ereignisse wirkliche, aber es kann keine unmöglichen Ereignisse geben. Der Ausruf: "Das [Ereignis]ist doch unmöglich!", bezieht sich in der Regel auf ein wirklich geschehenes Ereignis, das nach dem Urteil des Ausrufers nicht hätte stattfinden dürfen aus moralischen Gründen oder es hätte nicht stattfinden dürfen, weil es viel zu unwahrscheinlich ist, als daß es als Realereignis vorstellbar ist. 
Gibt es nun im Raume der christlichen Religion Aussagen über unmögliche Ereignisse, daß aber nur Gläubige so verblendet sind, daß sie das nicht wahrnehmen oder sind viele Aussagen der christlichen Religion unglaubwürdig, weil sie völlig Unwahrscheinliches als Realgeschehen behaupten. 
Bleiben wir bei zwei besonders diskussionswürdigen Aussagen, daß dem König Saul eine Totenbeschwörerin den Geist des Propheten Samuel herbeigeschworen hat, sodaß der dem König seine Zukunft voraussagen konnte und daß Maria Simma "Arme Seelen" kontaktieren, um sie um Hilfe zu bitten Sind die mit diesen Aussagen bezeichneten Ereignisse   nun unglaubwürdige oder gar unmögliche  Ereignisse?  Oder sollen wir urteilen, daß weil die erste Aussage in der hl. Schrift steht und die zweite von einer frommen Christin stammt, daß so beide wahr sind?
Wie ekenne ich etwas als unmögliches Ereignis? In diesen beiden Fällen steht und fällt die Frage, erachte ich diese beiden Erzählungen für wahr, damit, was ich unter dem menschlichen Totsein verstehe. Bin ich ein Anhänger der philosophischen Richtung des Materialismus, müssen für mich beide Aussagen unwahr sein, denn wenn ein Mensch gestorben ist, kann er nicht mehr anderen erscheinen als von ihm unabhängiges Subjekt (Man kann nur noch an Tote denken oder von ihnen träumen, dann sind sie aber das Produkt meiner Aktivität und sie erscheinen nicht als Subjekt ihres eigenen Erscheinens.) Aber der Materialismus ist eine von vielen möglichen Weltanschauungen, die auch zu einer Philosophie verdichtet werden kann, wie etwa im Marxismus, aber nicht die einzig mögliche. Wer an eine Seele des Menschen glaubt, wer zu einem dualistischen Weltbild tendiert, daß es Materie und Geist gibt, und daß der Geist auch unabhängig von der Materie sein kann, (wie bei Engeln, Gott aber auch den vom menschlichen Körper getrennten menschlichen Seelen), dem ist es prinzipiell ein mögliches Ereignis, daß Seelen Verstorbener Lebenden erscheinen können- wie ja auch die eigentlich körperlosen Engel Menschen sichtbar erscheinen können. 
Also bestimmt die von mir gewählte Weltanschauung, was für mich ein mögliches und was für mich ein unmögliches Ereignis ist. Die Vorstellung eines unmöglichen Ereignisses ist ohne die Voraussetzung einer bestimmten Weltanschauung sinnlos. Auch das Urteil, es kann keine dreieckigen Kreise geben, setzt die mathematische Definition des Kreises voraus, wie die Aussage, es kann keine schwarzen Schimmel geben, die biologische Definition des Schimmels als Pferdebezeichnung
Ob dem König Saul wirklich die Seele des Propheten Samuel erschienen ist, muß deshallb in aller Vorläufigkeit so respondiert werden: Je nachdem, welche Weltanschauung ich zu Grunde lege, ist dies ein mögliches oder unmögliches Ereignis. Das behauptete Ereignis kann nun wiederum nicht die Wahrheit der vorausgesetzten Weltanschauung beweisen, denn erst durch die vorausgesetze Weltanschauung wird das behauptete Ereignis zu einem wahren oder wird als unwahres gewertet.
Offenkundig kann es kein Urteil geben, das ist ein unmögliches, dies ist ein mögliches Ereignis, ohne daß dem eine Weltanschauung zu Grunde gelegt wird, die erst diese Distinktion uns ermöglicht. Daß man nun meinen könnte, es gäbe Ereignisse,die "wissenschaftlich" unmöglich seien, zeigt nur, daß man auch die "Wissenschaft" zu einer Weltanschauung machen kann, die dann diese Unterscheidung ermöglicht. Nur, es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für die Nichtexistenz der menschlichen Seele und daß sie auch getrennt vom Körper noch leben kann! 
Welche Weltanschauung für sich wählen ? Die meisten respondieren diese Frage nie für sich, weil sie einfach so denken, wie man eben so denkt jetzt mit dem abstrusen Vorurteil, daß das heutige: Wie man so denkt! wahrer ist als das gestrige, nur weil es nicht mehr das heutige ist: So denkt man heut nicht mehr. 
Diese schön gemachte Unterhaltungssendung: X-Faktor könnte uns da weiterbringen, konsumierten wir sie nicht einfach, sondern nähmen wir sie zum Anlaß, selbstkritisch zu fragen, woher ich denn mir gewiß bin, daß das unwahr und auf jedem Fall unmöglich ist, bloß weil es mir als unwahrscheinlich vorkommt!   

Corollarium 1
Man denke an die Anfänge des Rechenunterrichtes. Das Subtrahieren (auch Wenigerrechnen, abziehen genannt): Wieviel ist 2 weniger 3? Die Lehrerantwort: Das geht nicht. (in der Menge der natürlichen positiven Zahlen). Später lernt der Schüler: minus 1 ist die Antwort, wenn diese Operation in der Zahlmenge durchgeführt wird, die die negativen Zahlen einschließt. Und so ist auch die Frage, welche Zahl mit sich selbst multipliziert minus 1 ergibt entweder mit: Die Zahl gibt es nicht! oder mit der Zahl i (=imaginär) zu beantworten, je nach der gewählten Zahlenmenge, in der die Frage zu respondieren ist              

1 Kommentar:

  1. Meiner Meinung nach verwechseln Sie "mögliches Ereignis" mit "warscheinlichem Ereignis" und "unmögliches Ereignis" mit "unwahrscheinliches Ereignis" wen Sie schreiben: "Je nachdem, welche Weltanschauung ich zu Grunde lege, ist dies ein mögliches oder unmögliches Ereignis." Die jeweilige Weltanschauung läßt ein Ereignis plausibel oder nicht plausibel erscheinen. Ein "unmögliches Ereignis" gibt es nicht, weil es per Definition unmöglich ist, genauso wie ein eckiger Kreis. Ansonsten hebeln SIe die Logik aus - dann wäre allerdings ALLES möglich.

    "Daß man nun meinen könnte, es gäbe Ereignisse,die "wissenschaftlich" unmöglich seien, zeigt nur, daß man auch die "Wissenschaft" zu einer Weltanschauung machen kann". Seltsame Aussage, wenn "man" (?) meinen "könnte" (?), wissenschaftlich sei etwas unmöglich, dann wird Wissenschaft ein Weltbild? Was ist den wissenschaftlich unmöglich, bzw. wer meint dies? Und wie begründet?

    "...es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für die Nichtexistenz der menschlichen Seele" Wissenschaftlich läßt sich Nichtexistenz (von der Wissenschaft nicht zugänglichen Behauptungen) nicht beweisen, das ist eine Binsenweisheit. Nicht mal deren Existenz läßt sich beweisen, was ja einfacher wäre, und die Nichtexistenz damit ausgeschlossen. DAs wäre aber eine Aufgabe der Behaupter, dass etwas existiert, in dieem Fall "menschliche Seele". Beweise einer Nichtexistenz gibt es allenfalls in der Mathematik bzw. Logik, nicht in der Naturwissenschaft.

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