Der Ruin der Theologie und Kirche – eine Ursachenerforschung
Es soll sich hier auf eine Aufdeckung einer internen Ursache des Nieder-ganges der Theologie und der Kirche konzentriert werden, ohne damit aussagen zu wollen, daß dies die Hauptursache der Krise ist. Wenn man sich aber vor Augen hält, daß der Gegenstand der Theologie Gott,bzw alles andere in seiner Relation von, in und zu Gott ist, dann muß eine Demontage der Gotteslehre die Theologie ruinieren. Daß die Kirche dann noch als eine Institution der Religion überlebensfähig ist, wenn sie Gott aus den Augen verliert und an seine Stelle den Glauben an den Menschen setzt, muß auch ernsthaft bezweifelt werden.
In dem Buch: „Der springende Punkt. Wach werden und glücklich sein“ des Jesuiten Anthony De Mello, eines Exerzitienmeisters wird vorpraktiziert, wie man ganz ohne Gott auskommend gut leben könne. Bei ihm liest sich das so: „Bekanntlich sind alle Mystiker- ob christliche oder nichtchristliche und egal,welcher theologischen Richtung oder Religion sie angehören- in diesem einen Punkt einig: das alles gut ist, alles in Ordnung ist. Obwohl gar nichts in Ordnung ist, ist alles gut. Ein wirklich seltsamer Widerspruch.Aber tragischerweise kommen die meisten Leute gar nicht dazu,zu erkennen,dass tatsächlich alles gut ist,denn sie schlafen.Sie haben einen Alptraum.“1 Als einen Alptraum bezeichnet nun dieser Jesuit jede negative Deutung der Welt, aus der erwacht jeder erkennt, daß die Negativwelt nur das Produkt einer menschlichen Fehldeutung der Welt sei, der Auferwachte dagegen das Gutsein von Allem erkennt, wobei dies aber auch nur eine Interpretation der Welt sein kann, die um es mit Kant zu sagen, in ihrem Ansichsein für den Menschen unerkennbar sei, als das „Ding an sich“. Das Buch zeigt nun, wie jeder Mensch erwacht zu dieser Erkenntnis, daß alles gut sei, sich erheben kann.
Tatsächlich taucht dann Gott in diesem Machwerk auf, der Jesuit zitiert den Vorzeigejesuitentheologen Karl Rahner. Dieser als einer der „bedeutendsten Theologen unserer Zeit“ in diesem Buch gefeierte Theologe wurde von einem drogensüchtigen Studenten gefragt, Rahner um Hilfe bittend: „wie kann dieser Gott in meinem Leben Bedeutung haben? Wie kann dieser Gott mich von meiner Sucht befreien?“ 2
Pater Rahner respondierte so: „Ich muss Dir in aller Ehrlichkeit gestehen,dass Gott für mich das Geheimnis schlechthin ist, und immer wahr.Ich verstehe nicht,was Gott ist, niemand kann das.Wir haben Ahnungen und Andeutungen,wir machen stümperhafte und unzulängliche Versuche, das Geheimnis in Worte zu fassen. Aber es gibt kein Wort und keinen Ausdruck dafür.“ 3
De Mello will damit erstmal sagen, daß weder der Theologe Rahner noch Gott sondern nur der drogensüchtige Student sich selbst hätte retten können, indem er aus seinem Albtraum erwacht das Gutsein von Allem erkannt hätte. Aber dies Rahnerzitat besagt noch viel mehr.Dies hat Karl Rahner kurz vor seinem eigenen Tode geschrieben. Damit soll diese Äußerung den Rang eines (fast)letzten Wortes dieses Theologen erlangen, sozusagen einer testamentarisch ähnliche Aussage: Das Resümee meines Theologietreibens ist es, daß wir von Gott nichts wissen und wissen können. Das „Wir“ ist nun nicht einfach nur als pluralis majestatis gemeint, sondern schließt hier die ganze Zunft der Theologen ein: Jetzt stehen wir vor der Erkenntnis, daß wir Menschen von Gott nichts wissen können und daß somit die ganze Gotteserkenntnis und Gotteslehre der Kirche nur ein Vorspiel vermeintlicher Erkenntnisse ist. Darum kann Gott auch keine Lebensrelevanz für uns Menschen haben, erfassen wir erst unser Unvermögen, über Gott etwas Wahres auszusagen. Deswegen konnte der Jesuit dem Drogensüchtigen auch nicht mit einem Verweis auf Gott helfen!
Woher weiß nun dieser Theologe, daß die gesamte Gotteslehre der Kirche nur ein Scheinwissen ist? Ich weiß, daß die Aussage, Thomas Mann habe die „Elixiere des Teufels“ geschrieben habe, unwahr ist, da ich weiß, wer der Autor dieses Werkes ist, nämlich der Romantiker E.T. A. Hoffmann. Nur wer den wahren Autor dieses Werkes nicht kennt, könnte Thomas Mann für seinen Verfasser halten, wenn er zudem nicht weiß, daß Mann ein solches Werk nicht verfaßt hat. Wie gut müßte also Karl Rahner Gott kennen, wenn er urteilen kann, daß alles über Gott von der Kirche Gelehrte nicht wahr ist? Gott hat sich nun doch auf zweierlei Weise uns Menschen selbst bekannt gemacht, durch das, was die Theologie die natürliche Gotteserkenntnis bezeichnet und durch seine Offenbarungen, isb in Jesus Christus. Es müßten also schon diese zwei Quellen der Gotteserkenntnis nur Irrlichter sein, die nichts Wahres über Gott aussagen. Das Problem dieses Agnostizismus ist eben, daß hier dieser Jesuit über ein totales Wissen über Gott verfügen müßte, damit er alles über Gott von der Kirche Ausgesagte als nichtwahr aburteilen kann.4
Über Gott kann der Mensch so nichts Gewisses wissen und somit kann er auch keine Relevanz mehr für unser Leben haben. Deswegen taucht Gott in dem jesuitischen Buch über das Erwachen des Menschen nicht auf. Eine Mystik, daß alles gut sei, soll so einen irgendwie gearteten Glauben an einen Gott substituieren! Laut der Internetseite Kath info käme Gott, wenn Papst Franziskus sein Redemanuskript bei Seite lassend frei sprach nicht vor, er spräche dann wie ein UNO-Politiker. Ist das die Frucht des Jesuitentheologen Rahner? Marketingtheologen ersparen sich solche erkenntnistheoretischen Erwägungen, da ihnen die Feststellung reicht, daß die potentiellen Kirchenkunden wenig oder gar kein Interesse mehr an Gott hätten, man rede deshalb besser salbungsvoll von dem Menschen, seiner Würde.
1De Mello, S.9. Er spielt hierbei auf den jesuitischen Theologen Karl Rahner an, der mal gesagt hatte, daß der zukünftige Christ ein Mysiker oder gar keiner mehr sein wird.
2De Mello, S.145.
3DE Mello, S.145.
4Als Alternative bietet die zeitgenösische Theologie an: Wenn wir nichts von Gott wissen können, wie haben wir ihn dann zu denken, damit er dem Projekt der Humanisierung der Welt nicht dysfunktionsal entgegensteht sondern dies Projekt förderlich ist. Das ist der Gott der Vernunft im Dienste der Politk.
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