Ein „heißes Eisen“, das schon Rost ansetzt – aber trotzdem noch einmal, aber anders als sonst
Nicht in medias res sondern über einen Umweg möchte ich mich diesem heiß diskutiertem Eisen annähern, denn manchmal ist ein Umweg der kürzestes Weg zum ans Ziel anzukommen. Ein junger Mann steht vor zwei Frauen, Geschwister, Manuela und Gundula, sie sind eineigie Zwillinge und ähneln sich so sehr,daß selbst ihre eigene Mutter, es Probleme bereitet, die zwei nicht zu verwechseln. Gundula: „Warum liebst Du meine Schwester und nicht mich, ich liebe Dich, ich möchte von Dir geheiratet werden!“ Was soll nun dieser Mann, der der Schwester just seinen Heiratsantrag gemacht hatte, darauf antworten? Was könnte er respondieren?
Geschieht nun der Gundula ein Unrecht, wenn sie nicht sondern ihre Schwester von diesem Manne geliebt wird, so sehr, daß er die und nicht sie heiraten möchte? „Du tust mir Unrecht, wenn Du sie die Ehe versprichst und nicht mir!“, klagt Gundula diesen Mann an! Besteht diese Anklage zu recht?
Die Antwort fällt eindeutig aus, so ungern sie auch von der Nichtgeliebten gehört wird: „Es gibt keinen moralischen Anspruch darauf, von dem geliebt zu werden,den man selbst liebt. Ja, der liebende Mann kann nicht mal seine Liebe zu der einen und seine Nichtliebe zu der anderen Frau rechtfertigen und begründen. (Er könnte wohl Gründe benennen, warum er die eine sich bessrer als die Andere als seine Partnerin vorstellen kann, aber seine Liebe zu ihr kann er damit nicht ergründen.)
Ein Szenenwechsel: Von der „Ungerechtigkeit“ des „Dich liebe ich und die Andere nicht“ zur „Ungerechtigkeit“ der Wahl der ersten Liebe Gottes! Gott hat Israel zu seinem Volke erwählt und hat damit erstmal zu all den anderen Völkern ein „Nein“ gesagt. Könnten denn nun nicht die Ägypter oder die Chinesen Gott kritisieren: „Warum hast Du dies Volk erwählt und nicht uns? Zeichnet sich das jüdische Volk durch irgendwelche Vorzüge uns gegenüber aus, die diese Bevorzugung rechtfertigten?“ (Die philosemitische Reaktion auf das Erwähltsein des jüdischen Volkes ist der Glaube, dieses Völker müsse sich positiv auszeichnen gegenüber allen anderen Völkern, das deshalb mehr als die Anderen wertzuschätzen sei, die antisemitische ist die Neidreaktion auf diese Privilegierung des jüdischen Volkes, das diese nicht durch irgendwelche Vorzüge sich verdient hätte.)
Gottes Erwählung des Volkes Israel, diese seine erste Liebe ist so „ungerecht“ wie die Liebe des Mannes zu Manuela, der zu Gundula „Nein“ sagt. Von den 12 Stämmen Israels erwählte Gott nur einen Stamm zum Priesterdienst für sich, den Stamm Levi. Hätten da nicht alle anderen Gott anklagen können: Warum hast Du diesen Stamm und nicht uns dazu erwählt!“ Und dann hat Gott nur die Männer dieses erwählten Stammes zu Priestern erwählt. Könnten da nicht die Frauen Gott kritisieren: „Warum dürfen denn nicht auch wir Priester sein!“ Gottes Erwählen gleicht sehr der Liebe: Bedes Male wird erwählt und damit auch nichterwählt: „Ich liebe Manuela!“, kann dieser Mann nur sagen, indem er zu Gundula „Nein“ sagt. Es existiert so weder ein Recht, geliebt zu werden von dem, den man liebt, noch von dem zu etwas berufen zu werden,von dem man dazu berufen sein möchte. Gott liebt und erwählt, wen er will. Wie im Alten Bund er nur Bestimmte zum Priestertum erwählt hatte, so erwählt er auch im Neuen Bund nur Bestimmte. Von den Anfängen der Kirche an bis heute hat Gott keine Frau zum Priesteramt erwählt. So unrecht die Klage Gundulas ist: „Warum will er mich nicht heiraten“, so unangemessen ist die Klage einer Frau: „Warum erwählt Gott nicht Frauen zum Priestertum!“
Ein weiterer Szenenwechsel: Frauen beanspruchten schon in den Anfängen der Kirche, daß auch sie in der Kirche lehren wollten1. Der Apostelfürt Paulus setzt sich mit diesem Ansinnen von Christinin in seinem Brief an den Bischof Timotheus auseinander, (1.Tim 2, 11-15), Paulus Urteil fällt hart aus: Sie sollen das nicht! (V.12). Stattdessen lehrt Paulus: „Die Frau wird aber dadurch gerettet werden,daß sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie in Glaube,Liebe und Heiligkeit ein besonnenes Leben führt.“ Da dies als die Antithese zum Lehrenwollen der Frau in der Kirche aussagt, ist diese Aussage wohl so zu deuten: Statt daß sie in der Kirche lehrt, soll sie ihre eigenen Kinder lehren durch ihr vorbildliches christliches Leben. So soll die Frau lehren, aber nicht da, wo einge Frauen es sich wünschen, sondern dort, wo sie es tuen sollen, sie sollen nämlich die mütterlichen Lehrerin ihrer Kinder sein.
Man stelle sich diese Szene einmal vor: Die Abwehrspieler einer Fußballmannschaft erklärten ihrem Trainer gegenüber, daß sie nun auch Stürmer sein wollten, die Tore, die spielentscheidenden schießen wollen, statt immer nur hinten in der Etappe zu wirken, während die Helden vorne im Lampenlicht der Öffentlichkeit die Tore schössen. Nur, könnte eine Fußballmannschaft auch nur ein Spiel gewinnen, spielte sie ohne eine Abwehr und gar ohne einen Torwart, weil alle nur noch stürmen wollen? Paulus denkt die Kirche in einer Analogie zum menschlichen Körper: Jedes Teil hat da seine besondere Aufgabe und der Gesamtkörper lebt nur gut, wenn jedes Glied die ihm eigene gut erfüllt. Der Frau weist er hier die Aufgabe der Lehrerin zu, die ihre eigenen Kinder religiös erzieht und damit gerade der Kirche dient als Lehrende. Diese Aufgabe dürfe nicht aufgegeben werden, indem nun Frauen ihren Ort des Lehrens aufgeben, um an dem von ihnen selbst bevorzugtem Orte zu lehren. Dem heutigen Ideal eines selbstbestimmten Lebens setzt so der Apostelfürst eine organologische Kirchenordnung entgegen, in der den Gliedern ihre Aufgabe vorgegeben ist.
Wer sich heute den Niedergang der Kirche vor Augen führt, kann nicht umhin, daß die Nichtvermittelung der christlichen Religion in den Familien an die Kinder einer der wesentlichen Gründe des Verdunstens der Religion ist. Wenn heute eine Frau, so würde es uns jetzt der Apostel Paulus sagen, Lehrerin in der Kirche sein will, gar eine Pfarrerin, dann solle sie die christliche Religion ihren eigenen Kindern als ihre Mutter lehren! Dort könne und solle sie lehren! Man könnte es auch etwas pessimistischer formulieren: Wenn die Frauen als Mütter dieser ihrer Aufgabe als Christin nicht gerecht werden, werden die Bischöfe, Pfarrer und Diakone, weil sie mit ihrem Tuen nicht mehr aufbuen können auf das von den Müttern Geleistete, nicht mehr ihre Vermittelungstätigkeit erfolgreich ausüben können: Ihnen fehlt das Fundament, auf dem sie weiteraufbauen sollen!
Paulus versteht eben das Lehren als einen Dienst Verrichten, einen für das religiöse Leben äußerst wichtigen, sodaß jeder an seinem Platze das Seinige dieses Dienstes verrichten soll. Es glaubt, daß es dabei auch eine geschlechtsspezifische Dienstzuweisung gibt in und für die Kirche. Also bestimmt hier Paulus nicht primär negativ orientiert, was die Frau nicht in der Kirche solle sondern vom Positiven her bestimmt er dann, was sie nicht soll um des Positiven willen.
Retour zur Causa Gundula: Es spricht nichts dagegen, daß sie einen anderen Mann kennen lernen wird, der zu ihr sein „Ja!“ sagt und den sie liebt, nur eben einen anderen!
1Evtl steht hinter diesem Ansinnen eine Naherwartung des Einbrechens des Reich Gottes, sodaß Frauen, statt heiraten und eine Familie zu gründen, jetzt liebe lehrend in der Kirche tätig werden, da es keine Zeit mehr sei für die Grüdung von Familien.
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