„Wie stark ist die Kirche von Marxisten infiltriert?“
So frägt dieser Artikel der Internetseite „Freie Welt“ am 7.10.2025, um diese Frage dann näher zu explizieren: „Neue Diskussion um alte Enthüllungen: Hat der Marxismus in den 1950er bis 1970er Jahren gezielt in die Kirche hineingewirkt – und sehen wir heute die Früchte dieser Unterwanderung?“ Die dem Artikel vorangestellte These: »Christentum ist die Quelle der westlichen Stärke.« suggeriert nun, daß der Marxismus etwas Nichtwestliches die „westliche Stärke“ zerstöre, insoweit er im Westen an Einfluß gewonnen habe und daß dabei die Katholische Kirche und wohl auch der Protestantismus ein Medium gewesen war und noch ist, durch das der Marxismus diesen destruktiven Einfluß gewinnen konnte.
So überzeugend auf den ersten Blick dies klingen mag, so oberflächlich und falsch ist hier fast alles. Verkannt wird dabei, daß der Marxismus eine Ideologie ist, die in Deutschland entwickelt wurde in direkter Auseinandersetzung mit der Philosophie Hegels und Feuerbachs,diese Philosophie ist so erstmal ein recht deutsches Gebilde und gehört nach der heutigen Topographie zum Westen, solange man Rußland und die mit ihm verbündeten Staaten als östlich markiert. Auch wenn der Marxismus, wie es im orthodoxen Marxismus hieß von Lenin und Stalin erst zu dem „Marxismus-Leninismus“ weiterentwickelt worden ist, ist sein Fundament doch nichts außereuropäisches, sondern versteht sich selbst als in einer Kontinuität mit dem Denken der Aufklärung, mehr der franzöischen als der deutschen stehend. (Wie nun genau das Verhältnis der marxistischen Philoiphie zu der Hegls zu bestimmen ist, gehört dabei zu einem der schwierigsten Marxismusinterpretationsproblemen, L. Althusser verweist isb auf dies Problem.)
Ergo: Im Marxismus sieht also der „Westen“ sich mit einer in Deutschland selbst hervorgebrachten Philosophie konfrontiert, einem Gewächs, das politisch auf den Ideen der Französischen Revolution fundiert ist und diese Revolution gilt nun als das Gründungsereignis der modernen westlichen Welt. Daß diese Revolution in ihrem genuien Anliegen, die Gesellschaft auf das Fundament der Vernunft neu aufbauen wollte und deswegen die christliche Religion und gerade die Katholische Kirche aus dem öffentlichen Disskurs herauszudrängen trachtete, gehört so konstitutiv zur „westlichen Welt“.
Nicht war und ist also das Christentum die Stärke des Westens sondern die Emanzipation der Politiik und der Ölonomie von der christlichen Religion und von den Vorstellungen gerade der Kirche, wie diese beiden Systeme durch die Religion zu regulieren sei. (In der aktuellen Polemik der Theologie gegen einen Neointegralismus wird gerade diese Emanzipation, bzw Säkularisierung als etwas Gutes und Bejahenswertes gefeiert!)Die Ideologie des Liberalismus trat dabei an die Stelle des Konzeptes des christlichen Abendlandes, das endgültig aber erst im 1.Weltkrieg unterging mit dem Sturz der letzten christlichen Monarchien Deutschlands, Österreichs und Rußlands.
Im Marxismus begegnete der christlichen Religion sozusagen ihr eigenes „uneheliches Kind“, das der Marxismus als eine säkularisierte Version der christlichen Erlöungsreligion ist. Gerade daraus resultiert aber auch eine Affinität der christlichen Religion zum Marxismus, isb dann wenn die christliche Religion sich so sehr verbürgerlicht, daß sie fast nur noch als eine Bejahung der bürgerlichen Gesellschaft erscheint und so ihr Erlösungsanliegen in ihr selbst verdunstet.Nicht östliche Einflußagenten unterwanderten die Kirche und den Protestantismus, sondern eher unorthodoxe Marxinterpretationen, etwa die der „Frankfurter Schule“ reüssierten so in den theologischen Fakultäten gerade als eine Alternative zu einem verbürgerlichten Christentum. Ein antibürgerlicher Romantizismus verhalf dabei dem Marxismus mehr zum Erfolg als die Ausstrahlungskraft des orthodoxen Marxismus leninistischer bzw stalinistischer Form!
Der Zusammenbruch des „Real existierenden Sozialismus“ 1989f zeitigte dann aber das Ende des Marxismus in all seinen Variationen. Der Liberalismus triumphierte als die alternativlos einzige Ideologie, die sich dann gar als Nichtideologie inszenierte. (Vgl dazu Alexander Dugin). Aus den Marxisten des Westens wurden „Kulturmarxisten“, aber diese Bezeichnung ist ein Widerspruch in sich selbst, da das Grundaxiom des Marxismus, daß die Ökonomie das Fundament jeder Gesellschaft sei und die Kultur nur ein Eoiphänomen, der „Überbau“,den das Fundament der Ökonomie trägt und dieses Fundament zu revolutionieren sei, durch den „Kulturmarxismus“ außer Kraft geetzt wird, weil nun der Kapitalismus bejaht aber nur noch die bürgerliche Kultur revolutioniert werden soll. Die bürgerliche Kultur wird dabei delegitimiert durch die These, in ihr würden die Menschen ihrer Freiheit beraubt, sie würden durch sie verknechtet. Alle natürlichen Einbindungen des Menschen in seiner Geschlechtlichkeit, in der Ordnung der Ehe und der Familie, in der Ordnung der Völker sollen aufgelöst werden, der Mensch soll aus all dem befreit werden, um sein Leben nur noch selbstestimmt zu leben. Der linke Liberalismus trägt dabei eine Tendenz zum Anarchistischen in sich, daß auch jede staatliche Ordnung als etwas freiheitsgefährdendes verurteilt wird. Die Befreiung aus der bürgerlichen Sexualmoral ist dabei ein Zentralanliegen, und jetzt das Recht, auch sein Geschlecht beliebig ändern zu dürfen, wie man auch seine Staatszugehörigkeit ändern dürfen muß, daß jeder Mensch da leben möchte, wo es ihm gefällt.
Die jetzt in der Kirche virulenten antikatholischen bzw antichristlichen Ideologien sind so Varianten der liberalen Ideologie, des Feminismus, der LGBTQ-Bewegung. Dabei gelten dem Linksliberalismus jeder Conservatismus, alles Traditionalistische und alles Rechte als dere Hauptfeind.Bezeichnend für diesen Linksliberalismus ist nun, daß er die Gesellschaft, so wie sie ist, affirmiert, aber die Kirche kritisiert, daß sie der positiven Entwickelung der Gesellschaft hinterherhinke und daß sie endlich die Normen der jetzigen Gesellschaft als für sich selbst als normativ anzuerkennen und gemäß ihnen sich zu reformieren habe, Die Gesellschaft wird dann nur noch kritisiert, wenn es Bereiche in ihr gibt, in denen sie ihrer eigenen Normen noch nicht gerecht wird, der Menschenrechtsideologie. Aber ihre Hauptaufgabe sieht der innerkirchliche Linksliberalismus jetzt in der Apologetik der Gesellschaft, der ach so pluralistischen und bunten gegen jegliche conservative und rechte Kritik.
Man kann die Haltung des Linksliberalismus zum nn Kapitalismus nun aber präzise so bestimmen: Im Kontrast zum Liberalismus kritisiert er die bürgerliche Kultur als eine objektiv zu dem jetzigen Entwickelungsstand des Kapitalismus nicht mehr passenden Kultur. Die Frau darf eben nicht mehr die Rolle der „Hausfrau“ spielen, sondern soll wie der Mann primär eine Arbeitskraft für die Wirtschaft sein. Die Ordnung der Ehe, der Familie werden zu Hindernissen für die Freiheit der Arbeitskraft, bindungslos überall sich um eine Arbeitsanstellung bemühen zu können oder zu müssen. Der Sozial- wie der Nationalstaat stehen der Entwickelung des Kapitalismus zu der einzigen Gesellschftsform der Welt im Wege, aber ohne eine Sozialpolitik funktioniert der Kapitalismus nicht. So sollen transnationale Organisationen den Kapitalismus sozial domestizieren, ohne daß aber seine Grundlagen in Frage gestellt werden sollen. Das bringt ihn in eine Differenz zum klassischen Liberalismus, dem alles Soziale verdächtig ist, freiheitsgefährdend zu sein.
Man muß also den Bruch der Linken als einer marxistischen mit einer linksliberalen mit einer Tendenz zum Anarchististischen wahrnehmen. Dieser Linksliberalismus herrscht nun in der universitären Theologie und der Kirche. Das ihn mit dem Marxismus verbindet, ist nun nur noch die Kritik der bürgerlichen Kultur, Dabei entstehen gar Sympathien für den politischen Islamismus ob dessen radicalen Nein zur westlich bürgerlichen Kultur.
Dabei ereignet sich nun eine beachtliche Umformung der christlichen Religion statt: Aus dieser Erlösungsreligion wird eine kontingente Letztbegründungsmetaphysik für die Menschenrechtsideologie und der darauf basiereßnden liberalen Demokratie: Weil Gott jeden Menschen liebe, verfüge er über eine unverlierbare Menschenwürde und daraus ergäbe sich das Ja zur modernen Welt, das gegen alle fortschrittsfeindlichen Kräfte zu verteidigen sei.
Zusatz:
Ob der antikommunistischen Ausrichtung konnte der politische Liberalismus des Westens für die Kirche als der Bündnispartner gegen den Osten mit seinem Atheismus erscheinen, wobei dann aber verkannt wurde, daß dieser Liberalismus selbst die Säkularisierung der Gesellschaft einfordert und das Religiöse in die Privatsspäre verbannt.
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