Donnerstag, 20. November 2025

Ein Skandal- oder: Wie sehr ließ und läßt sich die Kirche von Opportunitätserwägungen leiten?

 

Ein Skandal- oder: Wie sehr ließ und läßt sich die Kirche von Opportunitätserwägungen leiten?


Dies sehr populäres und sich viel Zustimmung erfreuende Narrativ: „Macht korrumpiert den Charakter“, angewandt auf die Texte des 2.Vaticanumes drängt geradezu zu diesem Verdacht: Die Kirche,nun endlich befreit aus der babylonischen Gefangenschaft des „Thron- und Altarbündnisses“,das Ende der Korrumption durch die Konstantinische Epoche vor Augen, fand und findet so zu ihrer Ursprünglichkeit zurück,ganz allein der (offenbarten)Wahrheit verpflichtet zu sein. Vordem habe die Kirche wohl um dieses Bündnisses willen zu viel Rücksicht genommen auf die Macht des Staates, von der sie durch diesen Bund selbst auch profitierte.

Diesem Verdacht steht nun aber eine andere Realität gegenüber, die daß asymmetrische Kommunikaionsverhältnisse der Wahrheitsfindung nicht förderlich sind. Der allseits bekannte Witz: Paragraph 1: „Der Chef hat immer Recht.“ Paragraph 2: „Hat der Chef Unrecht,tritt automatisch Paragraph 1 in Kraft“ zeigt überdeutlich,daß die Stellung der Subalternität,unter einer Macht eines anderen zu stehen,dem Aussprechen der Wahrheit sehr hinderlich ist,ja daß die Wahrheit nur sagen kann, wer dazu auch die Macht hat.

Nach diesem etwas zu umständlichen Prologes nun in medias res: Es geht um die neueste vaticanische Erklärung: „Mater Populi fidelis“, die leider von vornherein in einem argen Verdacht steht, daß sie weniger der Klärung dient: „Was ist über und von der Mutter Gottes zu lehren?“ als daß hier eine Art katholische Außenpolitik betrieben wird, die Sprache der Diplomatie diesen Text bestimmt und nicht der Wille zur Wahrheit.

Auf der Internetauftrittsseite: „Communio“ stand am 4.11.2025 dieser Kommentar zu Mater Populi fidelis“: „Die Tochter des Sohnes: Vatikan setzt übersteigerter Marienfrömmigkeit Grenzen.“ Da heißt es gleich am Anfang:Ein neues vatikanisches Dokument über "marianische Titel" klärt die Rolle Marias im Heilswerk. Das Papier macht deutlich: Maria wird nicht "neben" Christus verehrt. Das ist ein wichtiges ökumenisches Signal.“ Es muß nun untersucht werden, welcher den der hier zugrunde gelegte Maßstab sei,um eine angemessene Aussage der Mariologie von einer übersteigerten distinguieren zu können. Die Antwort gibt uns dieser gerade zitierte Text selbst: Die Ökumene, und das heißt nun hier, daß der Maßstab für eine wahre mariologische Aussage die Verträglichkeit bzw Unverträglichkeit mit dem ökumenischen Dialog ist.Simpler formuliert:Die Kirche dürfe (in dieser Causa) nichts sagen, was den protestantischen Dialogpartnern als anstößig empfunden werden könnte.

Der Kath info Artikel: „Maria ruft ihre Getreuen“ vom 18.11.2025 bestätigt nun diesen Verdacht der Korrumption der Wahrheit durch die Rücksichtsnahme auf den Protestantismus:Auch im Vorfeld des Zweiten Vatikanums sollen etwa 500 Konzilsväter dafür plädiert haben, Maria als „Mediatrix“ zu definieren; rund 50 wollten sie als „Miterlöserin“ bezeichnen.Und in der Tat: Die Theologische Kommission des Zweiten Vatikanischen Konzils habe den Titel „Miterlöserin des Menschengeschlechtes“ als „vollkommen richtig (verissimus)“ bezeichnet, „verwandte ihn aber nicht im vorgestellten Text mit Rücksicht auf die Protestanten (Acta synodalia I, 99)“

Die Aussage, Maria sei so zu qualifizieren sei zwar richtig, aber um der Rücksichtsnahme den Protestanten gegenüber sei es nicht opportun, das zu sagen! Schon bei der Formulierungen der mariologischen Aussagen des 2.Vaticanums bestimmte so die Frage:“Was können wir den Protestanten in Rücksicht auf die Ökumene sagen, die Grenzen des Aussagbaren der Mariologie. Nur woher kommt dieser Rücksichtsnahmeimperativ:“Sage nur,was Niemanden und isb Mächtigen mißfällt?“ Die Antwort fällt leicht:Die eigene Machtlosigkei behindert,die erkannte Wahrheit zu sagen.In wie vielen Mitarbeiterbesprechungen wird nicht die Wahrheit gesagt,da der Chef der Besprechung vorsteht.(Hinter seinem Rücken wird dann aber über ihn um so mehr gelästert.) Man traut sich nicht zu sagen, was von einem selbst als wahr erkannt worden ist,weil die Macht des Anderen zu fürchten ist. Die Menschenfurcht, als Genitivus objectivus zu lesen, ist so eines der größten Hindernisse für die Wahrheit, daß entweder die erkannte Wahrheit nicht mehr ausgesagt wird oder daß die Wahrheit gar nicht mehr erkannt werden soll aus der Befürchtung heraus,daß sie nachteilhaftig ist für den sie Erkennenden.

Jesus Christus wollte uns vor der Menschenfurcht befreien,indem er uns lehrte:fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“ Die Furcht vor Gott, denn er allein verfügt über die Macht,unsere Seele und unseren Leib verderben zu können, überwindet die Furcht vor den Menschen, da diese über viel weniger Macht gegen uns anwendbar verfügen. Von dieser Gottesfurcht hat die modernistische Theologie die Christen befreit, aber um den Preis, daß wir nun nur noch die anderen Menschen fürchten.

Aber die Macht ist unter uns Menschen sehr unterschiedlich verteilt. Es drängt sich so der Verdacht auf, daß die jetzigen kirchlichen Aussagen zu Maria mehr der Rücksichtsnahme auf die Macht des Protestantismus sich verdankt als einer vertieften Erkenntnis im Rahmen der Mariologie! Dieser Verdacht fällt aber auch auf die Aussagen des 2.Vaticanums zur jüdischen wie zur islamischen Religion und zum Atheismus.Die ihres Bündnispartners beraubte Kirche begann sich wieder zu fürchten, während sie in der Konstantinischen Epoche machtvoll sich traute, die Wahrheit auszusagen.


Merke: Subalterne sagen, was ihre Herren hören wollen!


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