Der deutsche Islam
oder
wie uns Sand in die Augen gestreut wird
In
der FAZ vom 2.2.2015. konnten wir unter der Überschrift, 5 Thesen
für einen deutschen Islam, verfaßt von Mehmet Ata etwas höchst
Bedenkenswertes lesen. Es soll deshalb hier ausführlich zitiert und
darauf kommentiert werden,
Das
ist noch nicht der Fall, das Deutsche hat sich in den Moscheen bisher
nicht durchgesetzt. Meist haben die Älteren in den Gemeinden Angst,
dass die Jungen die Sprache ihres Herkunftslandes verlernen. Deshalb
findet der Religionsunterricht auf Türkisch oder Arabisch statt,
genau wie die Freitagspredigten. Die Folge ist, dass Kinder und
Jugendliche den Islam und ihren Alltag als zwei Welten empfinden. Die
jungen Leute sind nicht in der Lage, mit ihren nichtmuslimischen
Freunden über ihre Religion zu reden: Es fehlt ihnen schlicht das
deutsche Vokabular.
2.
Der deutsche Islam muss akzeptieren, dass der Islam in Deutschland
und Europa eine Minderheitenreligion bleiben wird.
Was
heißt das für einen deutschen Islam? Er muss auf Symbole achten.
Ein Minarett sollte, wenn es denn überhaupt sein muss, niedriger
sein als der Kirchturm in der Nähe. Und die Idee, eine ungenutzte
Kirche in eine Moschee zu verwandeln, mag praktisch erscheinen. Sie
trägt aber auch zur Angst vor einer Islamisierung bei.
3.
Ein deutscher Islam muss die Gedanken der Freiheit und Toleranz in
sich tragen.
Europa
hat in harten Auseinandersetzungen die Aufklärung durchgemacht,
Werte wie Freiheit und Individualismus erkämpft, die Religion ins
Private gedrängt. Warum sollten Muslime nicht dieses Erbe antreten?
Eine Art Aufklärung im Schnelldurchlauf und ohne Nebenwirkungen?
Dazu gehört dann auch, neu zu definieren, was ein Muslim ist. Viele
machen das an Riten fest, weniger am Glauben. Doch wer nicht fünfmal
am Tag betet, ist deshalb kein Halbmuslim.
4.
Die Gemeinden eines deutschen Islam müssen cooler sein als die
bisherigen.
Jugendliche
lassen sich nur mit Coolness gewinnen. Die radikalen Salafisten haben
das verstanden. Unter ihnen sind viele, die nicht die hellsten im
Kopf sein mögen, aber Gefahr und Rebellion ausstrahlen. Das kommt
bei einigen jungen Muslimen gut an. In den großen muslimischen
Gemeinden hingegen ist der Mief der Türkei von vor vierzig Jahren
allgegenwärtig. Den Kleinen wird immer und immer wieder beigebracht,
ein guter Sohn, eine gute Tochter zu sein. Das will schon ein
Dreizehnjähriger nicht mehr hören.
5.
Ein deutscher Islam muss die spezifisch deutsche Geschichte
mitdenken.
Dazu
gehören die Lehren, die aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust
gezogen wurden. Es gibt viele Muslime in Deutschland, die das nicht
als ihre eigene Geschichte begreifen. Ihre Väter und Großväter
haben nicht Hitler zugejubelt und keine Juden vergast. Das stimmt,
man kann nicht ohne weiteres dieselbe persönliche Betroffenheit
erwarten wie bei Deutsch-Deutschen. Dennoch kommen auch Muslime als
Deutsche nicht daran vorbei, sich der Geschichte dieses Landes zu
stellen. Sie haben sogar doppelt Grund, sich mit Antisemitismus
auseinanderzusetzen. Als Deutsche und als Einwanderer aus
muslimischen Ländern. Das nationalsozialistische Deutschland bemühte
sich, den Antisemitismus in muslimischen Ländern zu stärken. Mit
Erfolg. Der Antisemitismus junger Migranten, wie er im Sommer auf
Demonstrationen in Berlin und anderen Städten beobachtet werden
konnte, ist zum Teil ein Reimport.
Unter
Muslimen herrscht eine Scheu, über einen deutschen Islam zu
diskutieren. Da ist die Angst, Islamfeinden in die Hände zu spielen
- die Angst einer religiösen Minderheit vor weiterer Ausgrenzung.
Viele Muslime fühlen sich einem Generalverdacht ausgesetzt. Und
finden, dass ihre Bemühungen um Integration und Dialog nicht genug
wertgeschätzt werden. Tatsächlich sind wir weit von französischen
Verhältnissen entfernt. Das auszusprechen kann ein Anfang sein.
Als
erstes fällt der Imperativ: „muss“ auf. Mit welcher Autorität
spricht hier der Autor wen an? „Du mußt, sage ich dir.“ Er kann
nur den Leser, die Leserschaft der FAZ ansprechen. Nur sie ließt
ihn. Wir dürfen davon ausgehen, daß die allerwenigsten Leser dieser
Zeitung Moslems sind und schon gar keine, die in der islamischen
Religion beheimatet sind. Appelliert er dann an ein Subjekt, das er
mit diesem Appell gar nicht erreichen kann? Warum publiziert er dann
diesen Appell in der FAZ? Es gibt darauf nur eine Antwort: er
schreibt diesen Appell für die deutschen nichtislamischen Leser.Es
sind somit politisch korrekt sozialisierte Leser (schließlich ist
die FAZ ja selber ein Flaggschiff der politischen Korrektheit) -aber
Leser, die eventuell durch die Vorfälle der letzten Zeit irritiert
sind. An sie wendet er sich mit der These, daß es einen deutschen
Islam geben wird, daß moderate Mohamedaner dabei sind, ihn zu
kreieren und daß der deutsche Michel so unbesorgt weiter schlafen
kann.
Die 5.
These verdient so unsere besondere Aufmerksamkeit. Was zu Zeiten des
Urchristentumes und in den Zeiten der Christenverfolgung der
offizielle Kaiserkult als die öffentliche Religion war, der sich
alle anderen Religionen als Privatreligion zu unterwerfen hatten,
damit sie als Privatreligion toleriert werden, ist in unserer Zeit
die Holocaustreligion. Der deutsche Islam habe diesen Primat der
Holocaustreligion anzuerkennen. Damit stellt er sich den anderen in
Deutschland öffentlich anerkannten Religionen und Konfessionskirchen
gleich. Uns wird somit ein Islam vor Augen gemalt, der sich wie das
offizielle Christentum der öffentlichen Religion unterwirft und
somit auch eine anerkannte Religion in Deutschland sein kann. Das
leuchtet jedem politisch Korrektem ad hoc ein, erkennt doch auch er
diesen Primat an. Warum müssen sie den Primat der Holocaustreligion
anerkennen? Als erstes wird die Kollektivschuldthese angedeutet: der
Deutsche ist schuld am Holocaust ob seines Antisemitismuses. Es wäre
sozusagen ein spezifisch deutscher, ein eliminatorischer. Aber warum
wird nun ein Türke , der sich einen deutschen Paß geben läßt und
somit ein deutscher Staatsbürger ist, ein Deutscher im Sinne der
Kollektivschuldlehre? Wird hier der ethnische Begriff des Deutschen
mit dem staatsbürgerlichen Begriff des Deutschen nicht unzuverlässig
verwechselt? Den die Kollektivschuldthese rekurriert ja auf den
Nationalcharakter der Deutschen, der sich im Holocaust als der
Deutschen Tat schlechthin offenbart hat. An diesen Nationalcharakter
bekommt ein Nichtdeutscher aber keinen Anteil, bloß weil er im
staatsrechtlichen Sinne Deutscher wird.
Dem
Autoren scheint so die Holocaustreligion sozusagen als Teil deutscher
Staatsraison vorzuschweben: es gehöre zu den Pflichten jedes
deutschen Staatsbürgers,den Primat der Holocaustreligion zu bejahen
und seine Religion als Privatreligion zu betrachten. Der Verfasser
lobt ja ausdrücklich die Zurückdrängung der christlichen Religion
in die Privatsphäre. Aber das reicht ihm noch nicht. So stellt er
die steile These auf, daß der in der arabischen Welt und auch in der
islamischen Welt virulente Antisemitismus ja nur ein Export aus
deutschen Landen sei, den Islamisten nun nach Deutschland
reimportieren. Dahinter steht die schlichte Meinung, daß der
Antisemitismus eine Erfindung von uns Deutschen sei. (Wenn wir Paulus
im 1.Thessalonicher Brief aus dem in der Antike verbreiteten
Antisemitismus zitieren sehen: Die Juden mißfallen Gott und sind
Feind aller Menschen (2,15b), dann dürfen wir als politisch Korrekte
gewiß sein, daß dieser Antisemitismus auf germanische Einwanderer
zurückzuführen ist, den ersten deutschen Nazis.) Ein so politisch
korrekt domestizierte Religion wäre so keine Gefahr für unsere
Multikultigesellschaft.
Die 4.
These ist nun sehr interessant: es wird sozusagen vorgeschlagen, daß
die islamischen Gemeinden für Jugendliche attraktiver werden sollen,
damit sie sich nicht radikalisieren. Implizit heißt das, daß eine
Stärkung des Islam in Deutschland eine Radicalisierung verhindern
würde. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen zum Verhältnis von
Religion und Gewaltbereitschaft wissen wir, daß als Faustregel
gelten kann: je mehr sich Jugendliche mit der christlichen Religion
identifizieren, desto weniger bejahen sie Gewalt als Mittel zur
Lösung von Problemen, während es im Islam umgekehrt ist: je
frömmer, desto gewaltbereiter. Aber davon will der Autor nichts
wissen. Er sieht die in Deutschland wachsenden islamischen Gemeinden,
daß gerade unter Jugendlichen das Interesse zunimmt und sagt deshalb
den besorgten Lesern der FAZ: gerade das soll euch beruhigen, denn
hier wächst ein gemäßigter Islam heran, ein politisch korrekter.
Faktisch wird es umgekehrt sein: je größer die Anhängerzahl einer
Religion, desto größer wird auch die „Kerngemeinde“ der
radicalen Nachfolger, umgeben von der Masse der lau gestimmten
Gläubigen. Was im Christentum die Gestalt der radicalen Nachfolge
des Mönchstumes ist, das ist eben im Islam die Gestalt des
militanten Gotteskriegers! Jede Religion hat einen heißen Glutkern
radical gelebter Religion und einen Mantel gemäßigt praktizierter
Religion, wobei der Glutkern wächst, wenn der Mantel wächst. Der
domestizierte Islamuntericht wäre dann der Durchlauferhitzer und die
Zwischenstufe zur radical-militant gelebten Religion. Aber genau
dieser Mantel gemäßigt gelebter Religion soll nun der Schutzmantel
vor der militant gelebten Religion sein! Eine brillante Verdrehung
der Wirklichkeit!
Die
dritte These, daß der deutsche Islam die Werte der Freiheit und
Toleranz in sich tragen soll, meint an die Leserschaft der FAZ
appelliert, den politisch Korrekten, daß er die Freiheit des Islam
zu bejahen und daß er den Islam zu tolerieren habe. Daß dem Islam
diese Werte Fremdwörter sind, braucht man nicht nachzuweisen:
überall, wo diese Religion die Macht innehat, demonstriert er, daß
er nur die Freiheit zum Islam toleriert. Aber, wo der Islam noch
nicht die Macht innehat, da redet er lauthals von Toleranz und
Freiheit. Auch Kommunisten verlangen überall Toleranz und Freiheit
für Andersdenkende, genau da, wo sie nicht selbst an der Macht sind.
Die 2.
These soll nun die politisch Korrekten beruhigen: der Islam wird eine
Minderheitenreligion in Deutschland und Europa bleiben und will es
auch so. Warum sollte sich der Islam mit einem Minderheitenstatus
zufrieden geben, wenn er die volle Gleichberechtigung erlangen kann
und warum soll er sich mit dem Status einer gleichberechtigten
Religion zufrieden geben, wenn er die dominierende Religion werden
kann? Es gibt keinerlei Gründe für eine solche Selbstbeschränkung
des Islam in Deutschland und in Europa. Trotz des offenkundigen
Problemes der Fragwürdigkeit der Verallgemeinbarkeit von
Privaterlebnissen: als ich in München lebte und einmal wieder mit
einem fast leeren Portemonaie durch die Stadt bummelte, stieß ich
auf ein Schild, ein Niedrigstpreis für einen Haarschnitt anzeigend.
Aber ich kam nicht in den Genuß eines Haarschnittes zum Sparpreis:
„Nix deutsch-nix...nix schneiden...“ Mehrere jüngere Türken
schnitten da Türken die Haare, aber nix deutsch. Schaute man sich
dann die nähere Umgebung an, erblickte man ein türkisches Ghetto in
nascendi. Alles gab es da schon türkisch: von der Bank über das
Gemüsegeschäft, dem Imbiß bis zum Cafe und hier kauften und
verkauften auch nur Türken. Abstrakter formuliert: je größer eine
Auslandsgemeinde wird, desto mehr nimmt die Bereitschaft zur
Annäherung und Inkulturation in das Gastland ab. Es entsteht eine
Ghettokultur, in sich abgeschlossen, die gerade ihren Gliedern ein
großes Maß an Beheimatung gewährt, weil und nur weil sie sich von
dem Fremden außerhalb abgrenzt. Das Ideal des amerikanischen
„Schmelztiegels“, daß in den Staaten die Menschen, aus aller
Welt kommend, hier zu einer amerikanischen Kultur zusammengeschweißt
werden, ist ja längst als Utopie ad acta gelegt worden und ersetzt
worden durch das Ideal der multikulturellen Gesellschaft, daß jede
Ethnie in der US-Gesellschaft ihre Kultur bewahrt und daß das
Gemeinsame sich auf ökönomische Beziehungen reduziert, auf den
freien Markt mit seinen Gesetzen. Für den deutschen Islam heißt
dies gerade, daß er für eine Ghettokultur geradezu prädestiniert
ist, indem nun die ethnische Differenz durch die religiöse
potenziert wird und so ein Sichbeheimaten in der Fremde ermöglicht,
aber gerade, weil das Fremde ausgesperrt wird. Und diese islamischen
Ghettos wachsen. Sie entwickeln sich zu Parallelgesellschaften in der
einen Gesellschaft unter dem Tarnmantel der Ideologie der bunten
vielfarbigen Gesellschaft. Denn die ist gerade vielfarbig, weil sie
Einheitsfarben in Ghettos zuläßt und ihre Vielfalt dann aus der
Pluralität der Ghetokulturen sich speist.
Nur
unverbesserliche Optimisten glauben dann an eine ewig währende
Multikultigesellschaft, ohne daß eine der Kulturen die Machtfrage
stellen wird: wer ist hier gleicher als die anderen. Und es gibt
keine Garantie dafür, daß der Sieger nicht der Islam sein wird.
Aber der FAZ-Autor sieht das ganz anders. Wie eine Beschwörungsformel
ruft er aus: Der Islam bleibt in Deutschland eine
Minderheitenreligion! Warum? Der deutsche Michel soll es einfach
glauben und weiter schlafen. Und zu Tarnzwecken, damit der Michel
nicht sieht, wie stark der Islam wächst, will man die Moscheen immer
ein wenig kleiner bauen als die christlichen Kirchen, damit die nicht
sich beunruhigen. Und deutsch will man gar-nach der 1. These in den
Moscheen sprechen: seht, wir haben nichts zu verheimlichen! Dabei
widerspricht das nun wirklich dem elementarsten Empfinden jeder
praktizierten und gelebten Religion: zum Kult gehört eine
Kultsprache-für das Christentum das Lateinische. Die de facto
Abschaffung dieser Kultsprache in der Katholischen Kirche nach dem
Reformkonzil hat ja dem religiösen Leben sehr geschadet. Warum
sollte der Islam in Deutschland diesen Fehler der Katholischen Kirche
kopieren? Aber auch hier gilt es zu beachten: der Adressat sind
nicht islamische Reformkräfte- sondern politisch korrekte FAZ-Leser,
denen der Autor schreibt, wie sie den Islam in Deutschland sehen
sollen, damit sie weiter ruhig schlafen können! Er hat nichts zu
verbergen, er redet deutsch.Unsere Biedermänner sind sozusagen
aufgeschreckt und nun verkündet dieser Prophet der politischen
Korrektheit: alles in Ordnung. Das Brennholz, was da deine Gäste in
dein Haus hineintragen und das Brennöl-sie bereiten nur ihre Heizung
für den kommenden Winter vor! Nur Rassisten und Neonazis schreien
da: „Brandstifter“. Und die Zukunft für das Christentum in
Deutschland? Es kann nicht mit 100 prozentiger Sicherheit
ausgeschlossen werden, daß es uns Christen in Deutschland ergehen
wird wie den Christen jetzt in der Türkei.
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