Kardinal Marx und
Bischof Bode schlagen zu! Oder der Aufstand gegen Rom!
Seit
dem Ereignis Luther ist Deutschland das Land des Aufstandes gegen
Rom. Thomas Mann zitiert in seinem großen Essay: „Betrachtungen
eines Unpolitischen“ Dostojewskis Urteil über Deutschland 1877
zustimmend: „Nicht allein jene Formel des Protestantismus, die sich
zu Luthers Zeiten entwickelte, sondern sein ewiger Protest,
wie er einsetzte mit Arnim gegen die römische Welt, gegen alles, was
Rom und römische Aufgabe war, und darauf gegen alles, was von Rom
aufs neue Rom überging und auf all die Völker, die von Rom seine
Idee, seine Formel und sein Element empfingen, der Protest
gegen die Erben Roms und
gegen alles, was dieses Erbe ausmacht.“1
Der DBK-Vorsitzende Kardinal Marx, fest in dieser antirömischen
Protesttradition verwurzelt und beheimatet, verlangt nun, kaum
nomiert zur römischen Familiensynode 2015 zu Rom, daß die Deutsche
Bischofskonferenz das Recht zu Sonderwegen in und für Deutschland
für sich beansprucht. Konkreto: wie mit der Causa der
„Geschieden-Wiederverheirateten“ umzugehen sei, da bräuchte die
DBK nicht erst auf Entscheidungen Roms zu warten-man könne und dürfe
eigenständige Wege hier beschreiten.
Das Kirchenrecht bestimmt die Befugnisse von Bischofskonferenzen
in den Can. 455-459. Die wichtigste Bestimmung lautet: Dekrete der
Bischofskonferenz „erhalten erst dann Rechtskraft, wenn sie nach
Überprüfung durch den Apostolischen Stuhl rechtmäßig promulgiert
worden sind“. (Can 455 §2) Sie darf nur über Materien
entscheiden, die das allgemeine Kirchenrecht dafür vorsieht, oder
wenn der Apostolische Stuhl dies ausdrücklich angefordert hat. Die
Zuständigkeit des einzelnen Diözesanbischofes bleibt in allen
anderen Fällen uneingeschränkt bestehen. Die Intention des
Kirchenrechtes ist eindeutig: die Kompetenz der Bischofskonferenz
klein zu halten einerseits gegenüber dem Papst-nur wenn er zustimmt,
gelten Dekrete einer Bischofskonferenz und sie darf nicht über jede
Materie entscheiden und andererseits soll die Eigenverantwortlichkeit
des Diozesanbischofes nicht durch solche Bischofskonferenzen
untergraben werden. Aber bei Kardinal Marx mutiert die
Bischofskonferenz zu der Regierung der Katholischen Bistümer
Deutschlands, die die Eigenverantwortung der Bischöfe unterläuft
und die die Autorität des Papstes tendenziell außer Kraft setzen
soll. Man kann nicht umhin: das klingt nach einem Rohbau für eine
Deutsch-Katholische-Kirche, „Los von Rom!“ .
Kirchenmachtpolitisch dürfte dies wohl eine Drohbotschaft an den
amtierenden Papst sein: sorge Du dafür, daß auf der Familiensynode
wir Reformer obsiegen, sonst gehen wir ohne Rom voran! Der Papst
dürfe eben nicht weiter auf die Hinterwäldlerbischöfe aus Afrika
und sonst woher hören, sondern er müsse freie Bahn schaffen für
die Progressiven Männer des Fortschrittes! Diese an Rom adressierte
Drohbotschaft enthüllt aber noch etwas. Liest man aufmerksam
Kath-Info zu dieser Causa, dann drängt sich der Eindruck auf, daß
die Sache eigentlich schon im Vorfeld im Sinne der Progressiven
entschieden ist. Aber man scheint sich in der OHL (Oberste
Heeresleitung) der Fortschrittskräfte seines Sieges doch nicht so
sicher zu sein, und setzt jetzt auf Drohungen gen Rom.
Nur sollte man diese Drohbotschaft nicht nur als einen taktischen
Winkelzug im Kampf um die Vorherrschaft über die Familiensynode zu
Rom ansehen. Denn der Wille zu einer Dezentralisierung der
Römisch-Katholischen Kirche ist selbst ein eigenständiges
Reformziel der Progressiven. Die Stärke der Römisch-Katholischen-
Kirche war und ist immer ihr Zentralismus gewesen-gerade der bewahrte
sie und bewahrt sie immer noch davor, ähnlich wie die eher
nationalkirchlich organisierten Protestanten und Anglikaner zum Opfer
des Zeitgeistes in den jeweiligen Heimatländern zu werden. Im
Hintergrund steht dabei die Rezeption des zutiefst antikatholischen
Prinzipes der Subsidarität auf den Corpus der Kirche selbst.
Konstruiert wurde dies Prinzip von einer reformierten Synode in
Emden-das ist kein Ostfriesenwitz!-in antikatholischer und
antilutherischer Intention, indem sich die Reormierten, um es modern
auszudrücken, als erste basisdemokrstische Gemeinschaft von
weitestgehend autonomen Gemeinden zu präsentieren, denen jede der
Gemeinde übergeordnete Leitungsebene eine Bedrohung der
individuellen Freiheit der Basisgmeinde ist. Die Katholische Kirche
importierte diese Büchse der Pandora nur in ihrer Sozialllehre, um
dem Anspruch des sich herausbildenden Nationalstaates, alles
Lebensrelevante durch ihn zu gestalten, eine Grenze entgegenzuhalten,
um Freiräume für ein Gestalten durch die Kirche so zu erwirken.
Den Staat zu schwächen, um so Freiräume zu erlangen, heißt so
diese defensiv Verteidigungsparole einem sich absolut zu setzen
beginnenden Staat gegenüber. Dies impliziert so den Anspruch der
Wahrheit, der in der Kirche offenbaren, daß das öffentliche Leben
gemäß der Wahrheit zu regeln, aufzugeben und sich in
Nischenfreiräume zurückzuziehen. Wird dies Prinzip der Schwächung
des Staates, um Freiräume für die Kirche zu erwirken,nun auf die
Kirche selbst appliziert, schwächt natürlich dies die
Römisch-Katholische Kirche.Dies Prinzip auf die Kirche anzuwenden,
ist so, wie Salzwasser in ein Süßwasseraquarium einfüllen.
Aber das ist der Wille des DBK-Vorsitzenden Marx, wie es Kath net
am 26.2. 2015 in dem Bericht: „Wir sind keine Filiale Roms“
dokumentiert! Man könnte fast geneigt sein, zu meinen, daß Kardinal
Marx der Regionalpapst Deutschlands werden möchte, dem der römische
Papst nichts zu sagen hat und der über das Instrumentarium der
Bischofskonferenz die anderen Bischöfe auf Linie bringen will! Der
Wille zur Macht ist hier unübersehbar.
Aber
diesem Regionalaufstand wider Rom soll nun auch ein theologischer
Aufstand gegen die Lehre der Kirche zur Seite gestellt werden. Und
diesen Part möchte nun Bischof Bode in diesem Delegiertendreierbund
zur Familiensynode zu Rom übernehmen. Bischof Bode hat sich ja für
diese Synode durch sein positives Votum zu dem Memorandum der
Theologieprofessoren qualifiziert. (Vgl Kath net vom 16.2.2011) Zur
auf der Synode zu behandelnden Causa steht in diesem Memorandum:
„Die
kirchliche Hochschätzung der Ehe und der ehelosen Lebensform steht
außer Frage. Aber sie gebietet nicht, Menschen auszuschließen, die
Liebe, Treue und gegenseitige Sorge in einer gleichgeschlechtlichen
Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich
leben.“
Auszuschließen
meint hier natürlich auch oder gar im Besonderen von dem Empfang der
hl. Eucharistie! Treue und Liebe und gegenseitige Sorge qualifiziere
so auch eine Homosexehe zu einer Lebensform, die den würdigen
Empfang der Eucharistie erlaub; das gelte dann auch für
„Geschieden-Wiederverheiratete“. Wie aber ein Geschiedener seine
Treue zur ersten Ehe leben kann, wenn er gleichzeitig treu in der
zweiten nur standesamtlich geschlossenen Ehe lebt, das wird wohl ewig
ein Geheimnis dieser progressiven Protesttheologen bleiben müssen.
Aber Bischof Bode will grundsätzlicher die Kirche und die Theologie modernisieren.In Kath net heißt das dann so: „Für Bode sei es eine Grundfrage, ob nicht nur Schrift und Tradition Quellen der theologischen Erkenntnis seien, „sondern auch die Realität von Menschen und der Welt“. Er beruft sich dabei auf das Zitat aus „Gaudium et spes“: „Es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen (denen der Jünger, A.d.R.) seinen Widerhall findet“. Seine Schlussfolgerung: „Nicht nur die christliche Botschaft müsse Resonanz in den Menschen finden, sondern die Menschen müssen Resonanz bei uns finden.“ (Kath net 26.2. 2015, DBK-Voritzender Marx...)
Aber Bischof Bode will grundsätzlicher die Kirche und die Theologie modernisieren.In Kath net heißt das dann so: „Für Bode sei es eine Grundfrage, ob nicht nur Schrift und Tradition Quellen der theologischen Erkenntnis seien, „sondern auch die Realität von Menschen und der Welt“. Er beruft sich dabei auf das Zitat aus „Gaudium et spes“: „Es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen (denen der Jünger, A.d.R.) seinen Widerhall findet“. Seine Schlussfolgerung: „Nicht nur die christliche Botschaft müsse Resonanz in den Menschen finden, sondern die Menschen müssen Resonanz bei uns finden.“ (Kath net 26.2. 2015, DBK-Voritzender Marx...)
Der
Begriff der Quelle theologischer Erkenntnis wird hier in einem ganz
bestimmten Sinne benutzt. Der Begriff sagt: was ist der Ort, der
wahre Aussagen über Gott ermöglicht und normative der Moralellehre:
was soll sein und was soll nicht sein! Die Realität des Menschen
besagt stattdessen nur, was ist. Die wissenschaftliche
Moraltheologie enthält selbstredend nur normative Aussagen als
Element ihrer Wissenschaft Dagegen sind Aussagen über das, wie es
ist, indikativische Aussagen ohne Relevanz, es sei denn als
Hilfsaussagen zur Erhebung von normativen Aussagen. Zur
Veranschaulichung: die normative Aussage, es ist nicht erlaubt,
betrunken Auto zu fahren, wird durch die indikativische, es gibt
Autofahrer, die betrunken Auto fahren, nicht tangiert. Es gibt nur
diesen Zusammenhang: käme es nie vor, daß Autofahrer betrunken Auto
führen, bräuchte es das Verbot nicht. Aber zu urteilen: für die
Normen des Straßenverkehres wäre die Tatsache, daß Autofahrer
betrunken Auto fahren, als Norm begründende Quelle zu
berücksichtigen, ist absurd. Das hieße nämlich: weil betrunken
Auto gefahren wird, dürfte das Betrunkenautofahren nicht mehr
pauschaliter als unerlaubt angesehen werden, weil und nur weil es
geschieht, daß Betrunkene Auto fahren! Hier verursacht Bischof Bode
eine totale Konfusion im theologischen Denken, indem er Quellen von
normativ wahren Aussagen der Moraltheologie vermischen will mit einer
Quelle, die nur indikativische Aussagen über das, was Menschen tuen
und nicht tuen zuläßt. Aber in jedem Proseminar der Moralthologie
müßte man schon gelernt haben, daß der Schluß von einer
indikativischen zu einer normativen Aussage (seit Hume) als
naturalistischer Fehlschluß -rechtens-gilt-sozusagen ein klassischer
Anfängerfehler!
Daß
Menschen nicht nur lieben, sondern auch hassen, nicht nur die
Wahrheit sagen sondern auch gern lügen, all diese unbestreitbaren
Tatsachen, sagen nichts über die Normativität dieser Ereignisse,
daß Menschen so handeln, aus und können es auch nicht. Bischof Bode
will offensichtlich mit dieser Hinzufügung einer neuen Quelle zur
Konstruktion normativer Sätze der Moraltheologie nur eines
erreichen, nämlich, die Anpassung der Moral an die Wirklichkeit
schon in das Procedere des Hervorbringens normativer Sätze
einzupflanzen. Einfach gesagt: wenn schon so viele Ehen geschieden
werden, dann darf das nicht mehr als Sünde bezeichnet werden, weil
es eben so oft in der Wirklichkeit vorkommt. Das, was ist, ist, weil
es ist, so auch in Ordnung, könnte der heimliche Grundsatz dieser
neuen Lehre von den Quellen der Morallehre des Bischofs Bode
bezeichnet werden. Das wäre nun der vollständige Ruin jeder
Morallehre. Das Resonanzfinden, von dem Bischof Bode hier spricht,
ist dabei eine wahre Mogelpackung. Es sagt nämlich nicht aus, als
was indikativische Tatsachen Resonanz in der Morallehre finden
sollen. Der Bischof meint damit, daß aus indikativischen Aussagen
normative der Morallehre werden sollen und verzeichnet diesen Wechsel
des Modus einer Aussage, daß aus einer indikativischen eine
normative wird, zu einem Resonanzfinden! Das wäre so, als wenn die
Tatsache, daß Menschen betrunken Auto fahren, Resonanz in der
Straßenverkehrsordnung finden sollte in der Form, daß nun das
Betrunkenautofahren nicht mehr unerlaubt sei dürfe, weil es
tatsächlich so ist, daß nicht jede Trunkenfahrt zu einem Autounfall
führt!
Um
die prinzipielle Differenz zwischen dem, wie Menschen leben und dem,
wie sie zu leben haben, auflösen zu können, um so der Morallehre
mehr Lebensnähe zu verschaffen, will dieser Bischof einfach die
Normsätze der Morallehre dadurch, daß er der Realität eine
normative Qualität zuschreibt, tendenziell auflösen. Wenn die
Menschen sich nicht nach der Moral richten (wollen), muß eben die
Moral sich nach den Menschen richten! Angesichts dieses Duo infernale
müssen wir wohl mit dem schlimmsten für den deutschen Beitrag zur
Familiensynode rechnen!
1Mann,
Thomaa, Betrachtungen eines Unpolitischen, Der Protest, 1988, S. 34.
Bravo!!! Oben einmal Kardinal Müller, woe es wohl Marx heißen sollte, und weitere Schreibfehler, bitte nochmal drüber gehen, DER Text ist zu schade dafür, lieber Kollege!!
AntwortenLöschenIhr
GL
Ist die Wurzel dieser Denkweise von Bode und vielen, vielen anderen das Verdunsten des Glaubens? Meint Herr Bode, dass man nur auf seine vorgeschlagene "menschliche" Weise den Menschen "heilen" kann? Weil er nicht (mehr) glaubt, dass Gott auf SEINE Weise auch (aus aus menschlicher Sicht) hoffnungslose Situationen heilen/zum Leben in Fülle führen kann (worunter eigentlich jede Ehe fällt - von welcher Ehe darf man aus menschlicher Sicht schon hoffen, dass sie lebenslang und froh hält?). Und/oder kann Herr Bode nicht mehr an den tiefen, aus menschl. Sicht oft unerkennbaren Wert des Leidens (z.B. an einer Trennung) glauben? Glaubt Herr Bode nicht, dass Gott den oft bemühten Graben zwischen Lehre (Anspruch/Glaube) und Leben (Realität) mit SEINER Gnade überwinden kann?
AntwortenLöschenIst es also bei tieferer Betrachtungsweise keine Sorge um Kirchensteuerwegfall, die Bode u.ä. umtreibt, sondern echte Sorge um die Menschen, die sich, weil "vernünftig rahnerisiert", nicht mehr anders zu helfen weiss?
Bisher habe ich zu diesen Fragen keine Antwort finden können.