Dienstag, 15. Juli 2025

„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“: das Projekt der Moderne, nur was meint da „Freiheit“?

 

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“: das Projekt der Moderne, nur was meint da „Freiheit“?



Für „Freiheit“ ist jeder, aber sobald nachgefragt wird, was denn unter diesem Begriff überhaupt zu verstehen sei, wird es schwierig: Irgendwie sei das etwas sehr Gutes und Wichtiges, aber was denn genau? Es soll hier nun eine erste Orientierungsskizze versucht werden, ohne damit aber schon hinreichend den Gehalt dieses Begriffes explizieren zu können.

Als erstes muß unterschieden werden zwischen der Willens- und der Handlungsfreiheit. Frägt die Handlungsfreiheit danach, ob ich realisieren kann, was ich will, so frägt die Willenfreiheit: Will ich das, was ich will, auch freieillig oder muß ich das, was ich will, wollen.

Im politischen Diskurs wird unter der Freiheit die Handlungsfreiheit verstanden. In unserer modernen Gesellschaft hängt die Handlungsfreiheit primär von meiner Kaufkraft ab: Je ärmer ich bin, desto weniger Wünsche kann ich realisieren, sofern zur Realisierung des Willens der Kauf von etwas nötig ist. Wer reich ist, kann sich einen Fernurlaub leisten, weniger Betuchte urlauben in der Heimat und Arme können gar nicht verreisen. Das ist so trivial, daß dieser Punkt in der politischen Diskussion gar nicht thematisiert wird, denn es solle doch nur um politisch bedingte Eingrenzungen der Freiheit gehen, nicht um soziale. So galten die DDR-Bürger als unfrei, da sie nicht im Westen urlauben durften, wohingegen ein Westdeutscher, der ob seiner Armut nicht urlauben kann, als frei galt, da diese Unmöglichkeit keine politisch verschuldete ist.

Aber wie nun, wenn ein Mensch etwas Unmögliches will, etwa daß er an zwei Orten gleichzeitig sein möchte? Ist dann die Unmöglichkeit der Realisierung dieses Wunsches als Unfreiheit anzusehen? Ich schlage vor, von der menschlichen Handlungsfreiheit als einer endlichen zu sprechen, sodaß die Nichtrealisierbarkeit von einem Menschen unmöglich zu realisierenden Wünschen nicht als eine Unfreiheit zu bestimmen sei.

Wie steht es nun um Wünche, die aus moralischen Gründen unmöglich reallisierbar sind? Zur Veranschaulichung: Ein Vater will als Pädophiler mit seinem leiblichen 10 jährigen Sonn Sex. Ist das moralische und strafrechtliche Verbot der Realisierung dieses Wunsches eine Beeinträchtigung der Handlungsfreiheit des Bürgers? Wenn die Freiheit gleichgesetzt wird mit der Willkür: Alles, was jemand will, solle er auch realisieren können!, dann wäre jede Moral und jedes Strafgesetz eine Beeinträchtigung der menschlichen Handlungsfreiheit. 2 Möglichkeiten sehe ich: Die erste, daß Freiheit als Willkür verstanden wird, alles realisieren zu können, was man wolle, das ist das Freiheitsverständnis des radicalen Marquise de Sade. Die zweite, daß die Handlungsfreiheit bedeutet, nur die Wünsche realisieren zu dürfen, die moralisch legitim sind. Kant. Wenn der Mensch aber nur das realisieren könnte, was moralisch legitim ist, dann könnte er das moralisch Gesollte nicht mehr in einer moralisch qualifizerbaren Weise realisieren. Ein Ehemann kann nur dann seiner Frau treu sein, wenn es für ihn eine realisierbare Möglichkeit zur Untreue gibt.

Hier könnte man sich aus dieser Problemtik herauswinden, wenn man die Distinktion der wahren und der unwahren Freiheit einführte, daß die wahre Handlungsfreiheit darin bestünde, nur das moralisch Gute zu realisieren und daß es nicht zur wahren Freiheit gehöre,sündigen zu können. So argumentiert etwa Anselm von Canterbury in seiner Schrift über den freien Willen. Aber gäbe es keine Freiheit zum Sündigen, gäbe es auch keine Freiheit zum Gutes Tuen, denn unfreiwillig Gutgetanes ist kein moralisch Gutgetanes. So halte ich es- vorbehaltlich einer besseren Einsicht, für sinvoll, von einer menschlichen Handlungsfreiheit zum Guten wie zum Bösen zu sprechen, womit dann notwendig die Aufgabe verbunden ist, die Handlungsfreiheit zum Bösen einzuschränken, wenn nicht gar zu unterbinden.

Nun zeitigen Handlungen in der Regel Konsequenzen: Will ich ein Buch kaufen, muß ich es bezahlen. Kann nun dies als eine Einschränkung meiner Handlungsfreiheit angesehen werden, daß ich das Buch nicht kaufen kann, ohne es bezahlen zu müssen? Ein anderes Beispiel: Wenn ich, sagte ich in einem islamisch regierten Land, daß Mohammed nicht der Prophet Gottes sei, mit einer Bestrafung rechnen muß, ist das dann keine Handlungsfreiheit mehr? Die Qualität der Konsequenzen, daß ich das eine Mal etwas von mir Gekauftwollendes bezahlen muß und daß ich beim anderen Male bestraft werde, weil ich etwas Unerlaubtes sage, ist doch verschieden, aber wie verschieden? Zum Kaufen gehört notwendig das Bezahlen des Gekaufttwerdensollenden, aber es liegt nicht im Wesen einer Meinungsäußerung, dafür bestraft zu werden. Wer etwas realiseren will, das notwendige Konsequenzen für den Realisierer zeitigt, und der diese Konsequenzen nicht tragen will, kann dies nicht als eine Beeinträchtigung seiner endlichen menschlichen Handlungsfreiheit ansehen. Wer aber für eine Meinungsäußerung bestraft wird, der darf dies als eine Beeinträchtigung seiner Handlungsfreiheit ansehen. Nun wird man aber auch nicht jede Bestrafung einer Handlung als eine Beeinträchtigung der Handlungsfreiheit ansehen dürfen oder wollte jemand, die Bestrafung eines Mörders als eine Beeinträchtigung seiner Handlungsfreiheit ansehen. Das gilt aber nur, wenn man eine Beeinträchtigung der Handlungsfreiheit per se als etwas Negatives bewertet, sonst könnte geurteilt werden: Ein Mörder verfügte über die Handlungsfreiheit zum Morden und dafür wird er dann rechtens bestraft. Es gäbe also Handlungsfreiheiten, die rechtens durch die Androhung von Strafen beeinträchtigt wird.

Aber nun wird man doch sagen, daß diese Überlegungen dem Freiheitspathos der Moderne nicht gerecht werden. Und das ist das Problem, daß offenkundig unter dem Begriff der Freiheit seit der Französischen Revolution etwas ganz anderes verstanden wird, nämlich ein Erlösungsnarrativ: Die bisherige Menschheitsgeschichte wäre die des unterdrückten Menschen, dessen Aufgabe nun die seiner Selbstbefreiung sei und daß damit erst die wahre Menschheitsgeschichte anfinge. Nur bleibt dabei völlig ungeklärt, warum der Mensch, ist er erst wirklich ein freier Mensch nur noch das Gute Wollen und tuen sein wird und nicht etwa ganz frei Böses.

Das eigentlich philosophisch theologische Thema der Willensfreiheit wird hier nun an den Rand gedrängt, weil es nicht das Thema des Projektes der Moderne ist: Was ich will, will ich das auch freiwillig, daß also, wenn ich A will auch A nicht wollen könnte. In der Welt, die durch Indikative ausgesagt wird, existiert keine Willensfreiheit, in ihr gibt es nur das, was ich wollte und will. Aber zu jeder indikativischen Aussage: Ich will A kann ich die konjunktivische: Ich könnte auch -A wollen, bilden. Dieser Konjunktiv erschließt sich die Welt der Freiheit, in und durch ihn ist die menschliche Freiheit. Nur ist diese nicht in der durch Indikative aussagbaren Welt vorhanden, so wie Eindrittel nicht als ein Element der Zahlenmenge der Dezimalzahlen existiert. Aber dem Projekt der Moderne ist dies Moment der Oberflächlichkeit immanent: Man kapriziert sich auf die Frage: „Kann ich, was ich will“ und vernachlässigt die, ob ich denn auch frei will, was ich will.



Es müßte nun noch erörtert werden, was die Bedeutung von: „Freiheit wovon?“ und „Freiheit wozu?“ und was unter der Freiheit verstanden wird, zu der uns Christus befreit habe. Das kommt später!

Außerdem wurde unter der Parole der Freiheit bis heute im politischen Raum die Emanziption des Menschen von Gott und seiner Kirche verstanden, daß er nun autonom sich selbst bestimmen solle, daß es keine metaphysische Ordnung gäbe,die des Guten, Wahren und Schönen sondern nur Ordnungen, die der Mensch selbstständig hervorgebracht hat und hervorbringt.  







Montag, 14. Juli 2025

Eine Kritik des Genderismus - eine notwendig zu führende Auseinandersetzung

 (ein Auszug aus meinem Buch: Der zensierte Gott) 

Die radikalsten Nachfolger der Rotte Korach

 

Radikalisiert wird die Revolte gegen die soziale Ordnung Gottes in der Kirche durch die Revolution wider die natürliche, von Gott gesetzte Ordnung von Frau und Mann. Die Speerspitze dieser Revolte bildet auf dem Weltanschaungsgebiet der Genderismus. In einem kleinen Exkurs soll diese Aufstandsideologie skizziert werden.

 

2. 13. Irrwege -der Genderismus

 

A. Camus eröffnet sein Kapitel „Die metaphysische Revolte“ mit dem Satz: „Die metaphysische Revolte ist die Bewegung, mit der ein Mensch sich gegen seine Lebensbedingung und die ganze Schöpfung auflehnt. Sie ist metaphysisch, weil sie die Ziele des Menschen und der Schöpfung bestreitet.“[1] Um das Besondere der metaphysischen Revolte im Kontrast zur sozialen Revolte zu unterstreichen, fügt er hinzu: „Der Sklave protestiert gegen das Leben, das ihm innerhalb seines Standes bereitet ist, der metaphysisch Revoltierende gegen das Leben, das ihm als Mensch bereitet ist.“[2]

Wir verstünden den Genderismus völlig falsch, sähen wir in ihm nur eine frauenspezifische soziale Revolte mit dem Ziel einer Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen. Dann wäre die Eröffnung eines Genderzenters durch den EKD-Vorsitzenden Schneider eben nur eine weitere Bereicherung des sozialen Engagements des Protestantismus, das die Katholische Kirche ruhig nachahmen könnte. Nur, wer sich an das unsägliche Antifamilienpapier der EKD erinnert, der wird wohl argwöhnisch fragen: Ist das wirklich so eine unschuldige Sache mit den Genderstudies? Wird hier ein Geist in das Christentum hineingelassen, den, hat man ihn erst mal gerufen, nicht mehr zu beherrschen weiß, den Geist einer metaphysischen Revolte, die das Christentum so völlig zerstört?Der Verdacht ist erlaubt. Sichern wir Spuren und Indizien!

 

Nicht ab ovo, sondern mit den Grundsätzen des Genderismus soll nun die Erörterung dieses Themas eröffnet werden. Beide Grundsätze stammen von Simone de Beauvoir, der Philosophin des französischen Existentialismus, der Lebensgefährtin Sartres, einer außergewöhnlich talentierten Schriftstellerin. Die Grundsätze lauten: Man wird nicht als Frau geboren sondern dazu gemacht.

Mutterschaft ist heute eine wahre Sklaverei.[3] (Es wäre eine eigene Untersuchung wert, den Niedergang des Adels als der einstigen Elite der Völker in einem Zusammenhang mit der in Adelskreisen üblich gewordenen Übergabe der eigenen Kinder von der leiblichen Mutter an Ammen und Gouvernanten zu erörtern.) Auf diesen beiden Grundaxiomen erbaut sich dann die Weltanschauung des Genderismus auf. Darum sollen diese Grundsätze nun diskutiert werden.

 

1.Der erste Grundsatz

 

Der erste Grundsatz wird im Genderismus entfaltet durch die Unterscheidung von Gender und Sex als Geschlecht. Das natürliche Geschlecht der Frau wird von dem sozialen Konstrukt des weiblichen Geschlechtes unterschieden. Diese Unterscheidung soll dabei schon der erste Akt der Aufklärung sein, denn es wäre ein Anliegen patriachalistischen Denkens, das gesellschaftliche Konstrukt der Natur der Frau als die Natur der Frau auszugeben. Etwas geschichtlich kontingent Gewordenes würde so zu einer außergeschichtlichen Natur hypostasiert, zum Wesen der Frau. Die Dekonstruktion dieser Natur der Frau, ihres Wesens ist so das erste Anliegen des Genderismus. Als postmoderne Gesellschaft „muß sie alles >Natürliche< als bloßes soziales Konstrukt leugnen“, urteilt Lisson[4]. Die Frau soll ihrer geschichtlichen Entfaltung entkleidet werden, um so ganz neu eingekleidet zu werden. Nicht ist so das Anliegen des Dekonstruktivismus ein rousseausches „Zurück zur Natur“ als dem wahren und unverdorbenem Frausein, sondern es ist nur die Entkleidung der Frau, damit sie nun sich einkleiden kann. Shopping ist angesagt. Sie soll so neu, frei, selbstbestimmt sich kultivieren. Kultur ist so nicht per se ein Negativum. Nur die patriarchalische Kultur wäre rein negativ. Die sich aus dem Patriachalismus emanzipiert habende Frau soll sich nun erst frei neu erwählen als freies Projekt ihrer Selbstbestimmung. Jedes Rollenbild, jede Vorstellung vom wahren Frausein behindere dabei nur die freie Wahl. Existentialistisch ausgedrückt: Der Wahl der Frau - so will ich sein - dieser ihrer gewählten Existenz geht keine Essenz des Frauseins voraus. Denn jede Essenz limitierte die Freiheit des freien Selbstentwurfes. Darum sollen alle gesellschaftlich bedingten Bilder des Frauseins dekonstruiert werden als Hervorbringungen männlichen Willens der Macht über die Frau. Erst wenn jedes normative Frauenbild aufgelöst ist, entsteht das wahre Reich der Frauenfreiheit: frei sich bestimmen zu können!

 

Sartre legte diese Grundkonzeption in seinem Essay „Ist der Existentialismus ein Humanismus“ prägnant dar. „Wenn der Mensch, so wie ihn der Existentialist begreift, nicht definierbar ist, so darum, weil er anfangs überhaupt nichts ist. Er wird erst in der weiteren Folge sein, und er wird so sein, wie er sich geschaffen hat. Also gibt es keine menschliche Natur, da es keinen Gott gibt, um sie zu entwerfen. Der Mensch ist lediglich so, wie er sich selbst konzipiert.“[5] Ab ovo: Der Mensch ist nichts, das und nur das ist seine Freiheit, denn das meint die reine Unbestimmtheit. Nur aus ihr heraus kann sich der Mensch frei, nämlich willkürlich als Projekt entwerfen. Jede Vorstellung von einer Natur des Menschen ist so ein Angriff auf die menschliche Freiheit. Gäbe es einen Gott, dann bestimmte er das Menschsein, das Wesen des Menschen, und somit wäre er unfrei, weil er nun nicht mehr der Kreator seiner selbst wäre. Der Genderismus transformiert diesen sartreschen Gedanken nun um: Die Frau kann nur frei sein, wenn die Gesellschaft, die patriarchalische ihr nicht mehr vorschreibt, wie sie als Frau zu sein hat. Der Begriff der Natur der Frau wird so rekonstruiert als Akt des Beherrschungstrends des Mannes: er will ihr diktieren, wie sie zu sein hat. Der gesellschaftliche Begriff der Frau, ihre Natur ist so das Produkt einer gesellschaftlichen Konstruktion. Es gäbe zwar eine biologische Grundausstattung der Frau, aber dies biologisch-natürliche Geschlecht dürfe nicht verwechselt werden mit dem sozialen Geschlecht der Frau.

 

Die Frau ist nichts, bevor sie sich selbst zu etwas entwirft, so würde es Sartre formulieren, ist so gesehen noch radikaler, weil dieser Satz selbst noch die biologische Naturbestimmtheit des Menschseins unterlaufen will. Nebenbei: Offenkundig bildet die ockhamistische Gotteslehre, Gott als vollkommene Willkürfreiheit zu denken als potentia absoluta, den ideengeschichtlichen Hintergrund des sartreschen Freiheitsverständnisses. Begrenzt so die biologische Natur der Frau ihre Freiheit? Genau das bejaht Beauvoir in ihrem zweiten Grundsatz: Mutterschaft ist Sklaverei. Solange die Frau noch Mutter sein will, ist sie noch eingebunden in die Natur und durch diese Einbindung unfrei. Erst wenn sie nicht mehr Mutter sein will, ist sie frei. Und das lebte die kinderlose Beauvoir auch vor! Erst wenn die Frau ihre innere Natur, ihr Berufensein zur Mutterschaft überwindet, ist sie wahrhaft frei. Darum gehört zur feministischen Frauenemanzipation der unbedingte Wille zum Recht des Tötens der eigenen ungeborenen Kinder. Es ist bezeichnend, „dass der erste Staat der Welt, der Abtreibungen legalisierte, Lenins bolschewistisches Russland gewesen war.“[6] Der Kampf gegen den einstigen §218 gehört so konstitutiv zum Genderismus dazu. Und in diesem Punkte siegte der Feminismus. Noch nie sind im Namen einer Weltanschauung so viele Menschen getötet worden wie im Namen des Feminismus. Kommunisten und Nationalsozialisten zusammen töteten weniger Menschen als Feministinnen Kinder abtreiben und töten ließen und lassen!

Es gibt einen abgründigen Zusammenhang zwischen Sartres Rechtfertigungsversuchen des stalinistischen Terrors und des Jas der feministischen Beauvoir zum Kindermord, zur Abtreibung verharmlost. Somit ist der Feminismus gerade in seiner genderistischen Ausgestaltung eine metaphysische Revolte gegen die Natur der Frau. Aber es ist auch ein Aufstand gegen das Leben: Werden keine Frauen mehr Mütter, stirbt das menschliche Leben aus.

 

 

2.Das natürliche und das gesellschaftliche Geschlecht der Frau

 

Der als Frau geborene Mensch verfüge über eine natürliche geschlechtliche Grundausstattung. Das wäre sein natürliches Geschlecht. Dann gäbe es, darauf aufbauend noch das soziale Geschlecht der Frau. Das ist das, wozu die Frau durch die Gesellschaft in Gestalt ihrer Eltern, des Kindergartens und der Schule gemacht wird. Wer auch immer noch die Frauwerdung mitprägt - man denke an die Massenmedien, aber auch an das soziale Umfeld - eines fällt ad hoc ins Auge: die Frauwerdung der Frau wird in diesen sozialkritischen Ansätzen sehr einseitig gesehen. Die Frau wird gemacht durch die Gesellschaft. Das Spezifische, daß die Frau auch das Subjekt ihres Werdens ist, wird dabei weitestgehend ausgeklammert. Dies evoziert die kritische Anfrage: Könnte es denn nicht sein, daß dem Zur-Frau-Machen der Gesellschaft ein Zur-Frau-Werden-Wollen der Frau entspricht? Implizit wird hier ein Widerspruch hineingelesen zwischen dem, was die natürliche Natur der Frau ausmacht und dem, was die Gesellschaft aus der Frau macht.

So müßte ein im Geiste des Genderismus Urteilender sagen, daß, wenn Mädchen lieber mit Puppen und Buben lieber mit Autos spielen, dies nichts mit der Natur der Mädchen und Buben zu tun habe, sondern ausschließlich ein Produkt der geschlechtsspezifischen Erziehung wäre. Gäbe es dies nicht, spielten Jungen auch gerne mit Puppen und Mädchen mit Werkzeugkästen. Sieht man kleine Mädchen mit lackierten Fingernägeln und Schmuck, dann sind die Eltern oder die Gesellschaft daran schuld und nicht etwa die ewige Natur der Frau, die den Blick in den Spiegel sucht: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Der einstige Mao-Einheitslook für Frauen und Männer wäre so das Paradies auf Erden für Genderisten: Frauen, die nicht mehr als Frauen erkennbar sind!

 

Aber wie begründet der Genderismus, daß die soziale Natur der Frau dem ihr gesellschaftlich zugeschriebenen Frauenbild der biologischen Natur der Frau widerpräche? Solange wir noch so fragen, denken wir die biologische Natur als die Norm für das Soziale. Es läge dem ein romantischer Rousseauismus zugrunde: Die gute Natur und ihre Korruption durch das Soziale. Sartre weist uns da aber in eine andere Richtung. Seit Humes Kritik am naturalistischen Fehlschluß, daß das, was ist, uns sagt, was sein soll, wissen wir, daß das, was ist, nur das Material unseres Gestaltungswillens ist. Die Natur ist nur noch der Rohstoff unseres Gestaltungswillens. Unser Wille sagt, was sein soll, und er verfügt dann so über die Natur, daß sie demgemäß gestaltet wird. Sartre mißt so der Natur keinerlei normative Größe zu. Das übernimmt der Genderismus. Das ist auch nur verständlich. Es ist ein Leichtes darzulegen, daß gerade das traditionelle Frauenbild, das sie primär als Mutter und somit als Ehefrau sieht, der biologischen Natur der Frau entspricht. Wir wissen: Die Natur kennt nur einen Willen, den der Arterhaltung. Dem ordnet sie das Individuum unter: Es ist nur um der Arterhaltung willen. Die Natur ist so gesehen sehr konservativ ausgerichtet: Arterhaltung ist ihr oberstes Ziel. Das Leben ist dabei beständig bedroht im natürlichen Kampf aller gegen alle.

 

Nur, von all dem will diese Weltanschauung nichts mehr wissen. Die Naturvergessenheit des Genderismus zeichnet sie als typisches Phänomen der Großstadtkultur aus. Es sei hier en passant an die immer noch lesenswerte Darstellung Oswald Spenglers „Die Seele der Stadt“ erinnert. „Der letzte Mensch der Weltstädte will nicht mehr leben, wohl als einzelner, aber nicht als Typus, als Menge; in seinem Gesamtwesen erlischt die Furcht vor dem Tode. Das, was den echten Bauern mit einer tiefen und unerklärlichen Angst befällt, der Gedanke an das Aussterben der Familie und des Namens, hat seinen Sinn verloren. Die Fortdauer des verwandten Blutes innerhalb der sichtbaren Welt wird nicht mehr als Pflicht dieses Blutes, das Los, der Letzte zu sein, nicht mehr als Verhängnis empfunden. Nicht nur weil Kinder unmöglich geworden sind, sondern vor allem weil die bis zum äußersten gesteigerte Intelligenz keine Gründe für ihr Vorhandensein mehr findet, bleiben sie aus.“[7] Das ist nach Spengler das Besondere der Stadtkultur. Offenkundig ist der Genderismus eine Gewächs, ein recht unansehnliches zumal dieser Asphalt- und Betonkultur.

 

Nicht bildet also die biologische Natur der Frau den normativen Gegenpol zum sozialen Konstrukt der Frau. Nein, diese frauliche Natur soll geradezu entwertet werden zum Rohmaterial der freien Selbstbestimmung der Frau. Sie will nur noch ein Projekt sein, ein Selbstentwurf. Für einen solchen Selbstentwurf wäre eine normative Natur nur eine unzumutbare Einschränkung. Ja, jedes normative Frauenbild verkleinerte die Freiheit der Frau, sich frei zu entwerfen. Sartre: „Der Mensch ist zuerst ein Entwurf, der sich subjektiv lebt“.[8] Nur drängt sich nun ein gravierendes Problem auf: Wenn es keine normativen Kriterien zur Prüfung eines Entwurfes der Selbstbestimmung von Frauen gibt, wie und mit welchem Recht wird dann das jetzige sozial konstruierte Frauenbild kritisiert? Es bliebe nur die reine Formalität, daß das gesellschaftlich konstruierte Frauenbild nicht eine Hervorbringung ungebundener Subjektivität von Frauen sei! Nur weil das Frauenbild ein soziales sei, widerspräche es dem Ideal der Selbstbestimmung. Nimmt man dies Argument ernst, wird die Frau und überhaupt der Mensch nur ein freies Wesen werden können, wenn er asozial, außerhalb jeder Gesellschaft lebte. Denn jede Gesellschaft bringt Rollenbilder hervor, geschlechtliche von Mann und Frau, soziale von Lehrer und Schüler, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, beliebig ergänzbar, die so die jeweilige Freiheit der Menschen auflösten, weil sie keine freie Selbstbestimmung mehr zuließen. Wußte Aristoteles noch, daß der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen ist, so wird im Genderismus das Soziale zum Feind der individuellen Freiheit. Jede Frau habe das Recht, sich so zu bestimmen, wie sie es möchte ohne jede Rücksicht auf das Sozialwesen, in dem sie lebt. Zugleich fordert diese asoziale Selbstbestimmung aber, daß sie unbedingt von der Gesellschaft bejaht bzw. akzeptiert werden muß. So reduziert sich die Kritik an der sozialen Konstruktion des Frauenbildes auf die These, daß, weil es sozial ist, es nicht individuell ist, und nur individuelle Entwürfe des Frauseins entsprächen dem Ideal selbstbestimmten Lebens.

 

3. Die Revolte wider Gott

 

Sartre erfaßt das widergöttliche Anliegen des Genderismus treffend: Wenn es einen Gott gäbe, dann hätte dieser Gott als Schöpfer dem Menschen eine Natur gegeben, und die wäre dann normativ für den Menschen. Meiner Wahl, also meiner Existenz ging die Essenz meines Menschseins voraus, und diese normierte meine Selbstbestimmung. Soll dagegen meine Selbstbestimmung ein reiner Freiheitsakt sein im Sinne von Willkür, dann darf meiner Wahl keine normative Vorgabe vorangehen. Eine von Gott geschaffene Natur, die mir sagte, wie ich sein solle, verhindert eine freie Selbstbestimmung unter der Prämisse, daß ich Freiheit als Willkür verstehe. So revoltiert der Genderismus gegen den Schöpfergott, indem er die von Gott gewollte Unterscheidung von Mann und Frau beseitigen will! Der Genderismus kämpft so gegen die Natur der Frau wie gegen die Natur des Mannes. Denn die natürlichen Unterschiede von Frau und Mann und die darauf aufbauende soziale Differenz von Frau und Mann sind ja die Schöpfungsordnungen Gottes, die Gott gab, damit menschliches Leben ermöglicht wird und gelingen kann. Den Archetyp aller menschlichen Revolutionen gegen Gott bildet der Aufstand der Rotte Korach wider die gottgewollte Hierarchie mit den Parolen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bzw. politisch korrekter: Geschwisterlichkeit. Die ihm nachfolgenden Revolten, von Luther über die Französische Revolution bis zum Genderismus, sind so gesehen nur Mutationen dieses Urbildes der Revolte wider Gott und seine Ordnung.

 



[1]    Camus, A., Der Mensch in der Revolte, 1983, S. 22.

[2]    Camus, A., Der Mensch in der Revolte, 1983, S.22.

[3]    Vgl. Beauvoir, S., Das andere Geschlecht, 1949.

[4]    Lisson, F., Homo Viator. Die Macht der Tendenzen, 2013, S.59.

[5]    Sartre, J.P., Ist der Existentialismus ein Humanismus?, in: Sartre, J.P. Drei Essays, 1981, S 11.

[6]    Palko, V., Die Löwen kommen, 1. Auflage 2014 S. 61.

[7]    Spengler, O., Der Untergang des Abendlandes. 7.Auflage 1983, S. 679.

[8]    Sartre, a.a.O. S. 11.

Sonntag, 13. Juli 2025

Wozu brauchen wir noch die Religion bzw die Religionen oder die Aufhebung der Religionen!

 

Wozu brauchen wir noch die Religion bzw die Religionen oder die Aufhebung der Religionen!

Der „Feinschwarz“-Artikel: Religion und sozialkulturelle Transfor-mation:Europäische Perspektiven“ versucht auf diese Frage eine Antwort zu geben auf der Basis einer Tagung zu dieser Thematik. Der Fundamentaltheologe Kurt Appel stellt in diesem Artikel die grundlegende Position des interdisziplinären Forschungszentrums „Religion and Transformation in Contemporary Society“ (RaT) der Universität Wien dar.

Eines der Hauptprobleme unserer gegenwärtigen Gesellschaften besteht darin, dass ihr immer mehr eine gemeinsame Vision oder ein einigendes Band abhanden kommt, wie es früher noch durch Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und einer geteilten Kultur vorhanden war – ohne dass man dies glorifizieren muss, denn natürlich führte dies auch leicht zum Ausschluss des >Anderen<“.

Eine Gesellschaft würde also zusammengehalten werden durch das Band einer gemeinsamen Vision. Die Gesellschaft wird hiermit als ein gemeinschaftliches Projekt der Realisierung eines Zieles verstanden. Aber die gegenwärtigen Gesellschaften verfügten nicht (mehr) über eine solche sie vereinende Zielvorstellung. Verständlich wird diese Vorstellung durch die These des Philosophen Lyotard, daß die „großen Erzählungen“ in der Postmoderne ihre Glaubwürdigkeit verloren haben: Als Subtext ist also vorauszusetzen: Erstens, daß die Modere als eine durch die Säkularisation der Erlösungserzählung der christlichen Religion zu begreifen sei.Die Erlösung wird zu der Aufgabe des Menschen,wobei das erhaltende Moment das des Festhaltens an der Erlösungsbedürftigkeit und der Erlösbarkeit des Menschen ist und das negierende, daß der Mensch sich nun selber zu erlösen habe.Beides zusammen ist die Aufhebung der Religion in säkularisierte Erlösungserzählungen der Emanzipation und Befreiung des Menschen.Diese haben nun ihre Glaubwürdigkeit verloren. Das sei das Fundament der Postmoderne.

Das meint die Aussage des Verlustes der gemeinsamen Visionen. Gemeinsam ist hier auch als die Antithese zu individuell, persönlich zu lesen.Politische Visionen sind hier vor allem gemeint.J.Habermas nennt das das unvollendete Projekt der Moderne, das nun im Namen der Postmoderne als unvollendbar verurteilt wird. Dies Projekt müsse nun gegen seine Kritiker verteidigt werden.

Aber noch ein weiterer Subtext liegt dieser Bestimmung der Hauptprobleme zugrunde: Ernst Blochs Texte zur Utopie.Seine Frage lautete: Warum hat nicht die marxistische Linke sondern in Deutschland der Faschismus gesiegt? Seine Hauptthese war die, daß der marxistische Sozialismus in seinem Eigenverständnis als der wissenschaftliche Sozialismus die Bedeutung der Utopie für den politischen Kampf unterschätzt habe, seine mobilisierende Kraft. Selbst in der Bibel forschte er so nach Hoffnungstexten, die als Utopien eine mobilisierende Kraft innewohne. Damit legte er das Fundament für eine“materialistische Bibellektüre“ als ein wesentliches Element der marxistischen Befreiungstheologie. Visionen, Utopien treiben die Menschen zu Revolutionen, keine wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Man kann deshalb von einem Zurück zu den Quellen des Utopisch-Visionären sprechen, da die säkularisierten Derivate nicht mehr recht überzeugten.

Aber wie sollen die Texte der Religionen nun wieder gelesen werden? „Religionen sind voll von Geschichten, in denen sich die unterschiedlichsten Hoffnungen und Verletzungen des Menschen spiegeln.“ Sie sollen als Inspirationsquellen für ein neues utopisches Denken und Handeln gelesen werden. Das ist, man will die Texte so lesen, wie es die modernistische Bewegung nach dem Urteil Papst Pius X verlangt:„Die Begriffe von Seligkeit und Erlösung werden in weltliche oder politische Ziele uminterpretiert.Dies reduziert die Geistlichen zu politischen Aktivisten und der Papst wird zum bloßen Förderer von Belangen der säkularen Welt degradiert.“ 1

Wie sieht dann die Vision, die (auch) aus den religiösen Quellen revitalisiert werden sollen? „Die Grundvision von RaT besteht darin, einen kleinen Beitrag für die Entwicklung eines gemeinsamen Bandes in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft zu leisten. Ein solches muss auf der Anerkennung des Anderen und der Bejahung von Pluralität und Menschenwürde gründen und dabei die Religionen mit einbeziehen. Die universitäre und damit kritische Reflexion religiöser Überzeugungen und Traditionen ist dabei notwendig und auf Grund der religiösen Vielfalt wichtiger denn je.“

Die Vision ist also die einer universalistischen Weltrepublik auf dem Fundament der Menschenrechte und der Bejahung der Pluralität.Dabei seien die Religionen auf diese Vision hin Beförderndes und Infragestellendes zu überprüfen. Wo Utopien proklamiert werden, da gibt es auch Feinde, das sind die,die sich der Realisierung der Vision Entgegenstellenden. Jetzt tritt der Feind auf: „Wohin angesichts dieser Herausforderung die römisch-katholische Kirche geht, ist nicht ganz abzusehen: Einerseits gibt es Strömungen, die sektenähnlich neue massive Grenzen und dabei künstliche, d.h. auf keine wirklich geschichtlichen Erfahrungen beruhende Identitäten aufbauen wollen, die sehr stark über Ausschluss funktionieren. Ein typischer Satz dieser Strömung könnte sein: „Wir sind diejenigen, wo ein Mann noch ein Mann und eine Frau noch eine Frau ist und grenzen uns ab gegen Gender-Ideologie (auch wenn wir nicht genau wissen, was das ist, aber es ist die letzte moralische Überlegenheit, die uns bleibt, gegen diese Ideologie Widerstand zu leisten…), Transpersonen, Homosexuelle, liberale Relativisten etc.“

Der Feind ist also jeder Kritiker der LGBTQ- Bewegung und das Heerlager der Kritiker ist nun in der Katholischen Kirche beheimatet, aber wohl nicht nur da! Die Texte der Religionen seien also so zu lesen, daß sie siich als förderlich für die Anliegen der Menschenrechte und der LGBTQ- Bewegung erweisen.Für die Religionen verbleibt so nur noch die Aufgabe, Unterstützendes für die Menschenrechtsideologie und die Anliegen der LGBTQler hervorzubringen.Das ist die völlige Instrumentalisierung der Religionen für politische Zwecke und ihrer Beraubung von allen religiösen Gehalten.

Völlig unreflektiert bleibt dabei aber auch, ob denn die Menschenrechte und gar die Anliegen der LGBTQ universalisierbar sind. Immerhin scheiterte der Versuch, Afghanistan gewaltsam zu verwestlichen kläglich , und die Regierung des Iran widersetzt sich bis jetzt der Anerkennung der Menschenrechte und der LGBTQ. Muß man nun gegen den Iran einen Krieg führen, um da diese Ideologien durchzusetzen, wie es vordem schon mit Afghanistan versucht worden war? 









1Taylor R. Marshall, Infiltriert,2020,.S.67.

Samstag, 12. Juli 2025

Ein Beitrag zur Sebstsäkularisierung der Kirche – oder wir wollen modern sein!

 

Ein Beitrag zur Sebstsäkularisierung der Kirche – oder wir wollen modern sein!



Papst Pius X.,wies drei Grundaxiome des modenistischen Reformbewegung auf,die heute nach dem Sieg des Modernismus in der Kirche nach dem 2.Vaticanum eine bedeutende Rolle spielen. Drei Charakteristika wurden benannt: erstens: das Konzept der Entmythologisierung,zweitens das des Säkularismus und drittens das Konzept des Pastoralismus.1

Das Konzept der Entmythologisierung wird primär auf die Bibel angewandt mit dem Ziel,möglichst alles dem modernen Weltbild nicht Hineinpassendes heraus-zuexegetisieren. „Die Teufelsaustreibungen Christi, so erklärt der Modernist, seien eine Symbolgeschichte dafür,wie Menschen mit psychischen Problemen der Seelenfriede gebracht werde.“2 Alles Übernatürliche müsse so aus der Bibel entfernt werden. „Für alles nämlich gäbe es eine natürliche Erklärung.“3 So wird dann gar die Eucharistie entmythologisiert: „Wenn Christus seinen Aposteln sagt:>Dies ist mein Leib<, dann habe er sie damit gebeten,seiner zu gedenken.Das Brot werde nicht zu etwas Übenatürlichem gewandelt.“ 4

(Der große Entmythologisierer R.Bultmann geht hier anders vor, indem er das urchristiche Verständnis des Taufsakramentes als ein von einem magischen nicht unterscheidbar erklärt, als den Beweis dafür führt er die von Paulus selbst bezeugte und bejahte Praxis der Taufe zugunsten von schon Verstorbener an, (1.Kor 15,29),um damit zu sagen, daß dies Verständnis für uns Heutigen völlig obsolet sei!)

Das Konzept der Selbstsäkularisierung besteht in der Verweltichung und Politisierung: „Die Begriffe von Seligkeit und Erlösung werden in weltliche oder politische Ziele uminterpretiert.Dies reduziert die Geistlichen zu politischen Aktivisten und der Papst wird zum bloßen Förderer von Belangen der säkularen Welt degradiert.“ 5 Dies Konzept kann auch als das einer allgemeinen Brüderlichkeit bezeichnet werden, daß das Ziel, auf das hin die Kirche ausgerichtet zu sein habe, das der Menschheitsverbrüderung sei.

Das dritte Konzept lautet, „die Lehre müsse stets >pastoral<,nicht >wahr< sein.“6 Hierbei verdunkelt aber der Begriff des Pastoralen die Simplizität dieses Konzeptes, daß der Kunde König sei ,das heißt, das man ihm nur das sagen will, was er hören möchte.So wird jetzt ja der Versuch der Neugewinnung der LGBTQ – Kundschaft gestartet, auch auf die Gefahr hin, traditionelle Kunden zu verlieren.Pastoral meint somit eine reine marktwirtschaftliche Strategie,die nicht nach der Wahrheit frägt sondern sich allein nach den Konsumwünschen der Kunden ausrichtet.

Alle drei Konzepte dominieren die Kirche in der heutigen Zeit, aber Erfolge weisen sie nicht auf.Die Wahrheit will man nicht mehr sagen, um besser bei den Menschen anzukommen, aber die Zeitgenossen lassen sich von dieser vermodernisierten Kirche nicht ansprechen.

Das Buch: „Infiltriert“ dokumentiert eben auch den Mißerfolg dieser 3 Konzptionen in den USA .7 So besuchten 1958 noch 74 Prozent der Katholiken die Sonntagsmesse, im Jahre 2000 nur noch 25 Prozent. 1965 fanden 1575 Priesterweihen statt, im Jahre 2002 450.Im Jahre1965 zählte man noch 49 000 Seminaristen, im Jahre 2002 nur noch 4700. Weitere desillusionierende Zahlen finden sich dort.

Man wollte, um besser anzukommen, den Wein verdünnen, und nochmals verdünnen, da die Menschen angeblich den kräftigen Wein nicht mehr vertrügen und um in diesem Bilde zu verweilen: Das Weinlokal leerte sich, die Menschen gehen ins Bierlokal. 

Zusatz:

Ein Musterbeispiel für eine totale Selbstsäkularisierung der (christlichen)Religion bietet der Artikel: "Religion und soziokulturelle Transformation" der Internetseite:"Feinschwarz" (9.7.2025) mit diesem Religionsverständnis: "Religionen sind voll von Geschichten, in denen sich die unterschiedlichsten Hoffnungen und Verletzungen des Menschen spiegeln."Diese Potetialle gälte es nun, für die Humanisierung der Welt zu aktivieren!  

 

1Taylor R Marshal, Infiltriert, Die Verschwörung zur Zerstörung der Kirche, 2020,S.68-70.

2A.a.O. S.67.

3A.a.O. S.67.

4A.a.O.S.67.

5A.a.O.S.67.

6A.a.O.S.68.

7A.a.O. S.185 – 188.

Freitag, 11. Juli 2025

„Merz verabschiedet das „C“1 aber auch das Grundgesetz!

 

Merz verabschiedet das „C“1 aber auch das Grundgesetz!



Die AfD Politikerin von Storch, als Lebenschützerin profiliert frug im Bundestag den amtierenden Bundeskanzler und Vorsitzenden der CDU: „ob Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren können, Frau Brosius-Gersdorf zu wählen, für die die Würde eines Menschen nicht gilt, wenn er nicht geboren ist. Frau Brosius-Gersdorf hat gesagt, dass einem Kind, das neun Monate alt ist, zwei Minuten vor der Geburt keine Menschenwürde zukommt. Können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, diese Frau zu wählen, wissend, dass vermutlich diese Dame in Kürze über die Abschaffung des 218 abstimmen wird?“

Das Verb: zukommen muß nun erörtert werden. Kommt dem Menschen ob seines Menschseins als die hinreichende Bedingung dafür die Menschenwürde zu oder wird sie ihm zuerkannt durch den Akt der Zuerkennung?

Im letzteren Falle wäre die Forderung nach der Anerkennung der Würde des Menschen nur eine moralische Forderung, nur ein optativischer Wunsch, der erst durch den Staat dann zu einem Recht wird als positives (ponere= setzen, stellen)Recht. Dann könnte die Menschenwürde entweder gar allen oder bestimmten Menschen auch wieder aberkannt werden.

In dem anderen Falle limitiert sich die Demokratie selbst, indem sie die Menschenwürde und somit auch die Menschenrechte als eine Materie bestimmt, über die nicht mehr demokratisch entschieden werden dürfe, ob sie allen oder bestimmten Menschen aberkannt werden könne. Die Menschenwürde würde so durch einen staatlichen Akt als nicht durch staatliche Entscheidungen mehr Revozierbares anerkannt. Gegen diese Selbstlimitation der Demokratie, die den Rechtsstaat konstituiert, stellt sich die Demokratie mit ihrer ihr innewohnende Tendenz, jede Materie dem demokratischen Entscheiden zu unterwerfen. Dann können zwei Wölfe und ein Lamm ganz demokratisch entscheiden, daß es am Sonntag einen Lammbraten geben wird.

Daß nun nach der Meinung dieser Juristin den Menschen bis einschließlich des 9. Monates im Mutterleibe die Menschenwürde abgesprochen werden dürfe, wird nun einfach damit begründet, daß man dem Menschen in dieser Phase seines Menschseins einfach sein Menscshein abspricht. Das läuft faktisch darauf hinaus, daß Menschen ihre Menschenwürde und ihre Menschenrechte aberkannt werden können, weil sie ihnen ja auch nur zukommen, weil sie ihnen staatlich zugeschrieben worden sind. Damit wird die Selbstbegrenzung der Demokratie negiert, denn nun entscheidet das Parlment, wem wie welche Rechte zukommen, daß also auch die Menschenwürde aberkennbar sei. Damit wird die Demokratie totalitär, indem so der Rechtsstaat genichtet wird, daß es Menschenrechte gibt, die nicht vom Staat Menschen aberkannt werden können.

Der Bundeskanzer und CDU- Parteivorsitzende antwortet erstaunlich eindeutig: „Auf Ihre hier gestellte Frage ist meine ganz einfache Antwort: Ja.“ Der Staat habe also nach der Meinung des Bundeskanzlers das Recht, Menschen die Grundrechte abzuerkennen, es könnte eben Menschen gäben, denen die Menschenwürde nicht zukäme. Das Grundgesetz läßt das aber nicht zu, nur die Bürgerrechte können in der sog. „wehrhaften Demokratie“ Bürgern aberkannt werden, wenn diese ihre Bürgerechte wider die Staatsordnung mißbräuchten, wobei dies faktisch heißt, daß sie die Regierungspolitik zu radical kritisieren.2 Dem Kanzler und dieser Juristin reicht das aber noch nicht: Sie wollen auch die Menschenrechte für bestimmte Menschen aberkennen. (Dazu paßt es auch, daß diese Linksjuristin sich für die Zwangsimpfung in der Coronazeit und jetzt für ein AfD-Verbot einsetzt.)

Die treibende Kraft ist dabei einerseits die feminitische Ideologie mit ihrem Ziel, der Schwangeren das Recht zu geben, ihr Kind, wenn sie es nur will, töten zu lassen und das Interesse, die Geburt von geistig- und körperlich Behinderen zu verhindern, daß selbst wenn erst im 9.Monat eine solche Behinderung diagnostizierbar ist, die Kinder dann abgetrieben werden können! Mit dem christlichen Glauben ist selbstverständlich beides unvereinbar, weder daß Menschen sich das Recht anmaßen, Unschuldige töten zu dürfen, noch daß um der Senkung der Kosten des Gesundheitswesens willen Behinderte im Mutterleibe zu töten zu erlauben sei, ja ihre Tötung sogar wünschenswert wäre.

Der Parteivorsitzende der CDU hat mit diesem seinem „Ja“ eindeutig klargestellt, daß diese Partei das „C“ nur noch in ihrem Namen trägt, um Christen vorzugaukeln, daß diese Partei irgendwie christlich sei. Dabei ist sie aber mit dieser Täuschung bis jetzt sehr erfolgreich und wird wohl weiterhin erfolgreich ihre Christlichkeit simulieren. Faktisch war die CDU nie christlich, sondern ursprünglich liberal-conservativ, jetzt ist sie statt conservativ politisch korrekt ausgerichtet nur noch von Feinschmeckern von der Grünen- und der Roten- Partei unterscheidbar. Nur in den Wahlkampfzeiten werden dann die Differenzen hochgespielt.

Eine Ergänzung:

"9.57 Uhr: CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann verteidigt Brosius-Gersdorf. Sie sei „keine Kandidatin der Union, aber eine respektable Kandidatin der SPD – und ganz sicher keine linksradikale Aktivistin“, meint Hoffmann gegenüber der FAZ." Junge Freiheit, 11.7.2025 "Liveticker" 

Eine zweite Ergänzung:

»Was Brosius-Gersdorf neben ihrer gefährlichen Position zum ungeborenen Leben auch noch vertritt. Das Ehegattensplitting sei verfassungswidrig. Kostenlose Mitversicherung von Ehegatten bei Pflege und Rente sei verfassungswidrig. Kruzifixe in Klassenzimmern seien verfassungswidrig, ABER: Kopftücher im Staatsdienst erlaubt! Wenn die CDU/CSU diese Frau wählt, kann sie ihr Programm gleich zum Altpapier geben. Brosius-Gersdorf legt die Axt an den Schutz von Ehe und Familie und unsere christliche Kultur.« Zitiert nach: "Freie Welt" 11.7.2025"Plagiatsvorwürfe? Was ist mit all den unvertretbaren Positionen von Brosius-Gersdorf?Beatrix von Storch: Begründung gegen Frauke-Brosius verrät viel über Merz."



























1„Tagespost“ am 10,7.2025. Daß jetzt die CDU/CSU (Stand 11.7.2025, 9:30), die Wahl der Richterin zum Bundesverfassungsgericht aussetzen möchte, bis die Plagiatsvorwürfe gegen diese Juristin geklärt sind, ändert nichts an der Sachgemäßheit dieser Tagespostartikelüberschrift.

2Die Rot-Grüne Regierung wollte so das „Compact“-Magazin nebst seinen Internetsaufrittsseiten verbieten, scheiterte damit aber vor Gericht.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Eine zukünftige Bundesverfassungsrichterin profiliert sich: Abtreibung bis einschließlich des 9.Monates, AfD- Verbot und Zwangsimpfungen – oder der Abtreibungstod der C-Parteien

 

Eine zukünftige Bundesverfassungsrichterin profiliert sich: Abtreibung bis einschließlich des 9.Monates, AfD- Verbot und Zwangsimpfungen – oder der Abtreibungstod der C-Parteien



Der SPD wird nun wirklich einen großen Sieg erringen: Schnitt sie bei der letzten Bundestagswahl auch sehr schlecht ab, so gelingt es nun der SPD-Führung, diese Niederlage in einen Sieg zu verwandeln: Sie schlägt für die notwendige Nachwahl zum Bundesverfassungsgericht eine Kandidatin vor, die man als die Traumfrau aller Linken und als eine Feindin aller Nichtpolitischkorrekten ansehen muß. Auf den katholischen Internetseiten wird zu recht auf ihre klare Position zum Recht auf die Kindestötung im Mutterleibe sich kapriziert. Dabei wird aber verkannt, daß es der SPD zuvörderst um das Verbot der AfD geht, verliert sie doch offensichtlich sehr viele Stimmen ihrer Stammwählerschaft an diese Partei und da sie nicht mehr glaubt, diese vom rechten Bazillus Befallenen für sich zurückgewinnen zu können, will sie diese Partei verboten sehen. Die Kandidatin hat sich nun klar für ein Verbot der AfD ausgesprochen. In dem Artikel: „Kulturkampf“ der Internetseite: „NachDenkSeiten“ vom 8.7.2025 steht dazu zu lesen:

Für weitere Diskussionen sorgt momentan eine Aussage der Professorin in einer älteren Ausgabe der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Dort hatte sie zu einem möglichen AfD-Verbot gesagt: Ein Verbotsverfahren sei ein „ganz starkes Signal unserer wehrhaften Demokratie“. Zu bedenken gab sie, „dass damit nicht die Anhängerschaft beseitigt“ werden könne.“ Diese Aussage deutet aber dieser Kommentar nicht zutreffend interpretiert, als sollte das ein Argument wider ein Verbot der AfD sein.1 Nein, damit wird gesagt, daß das Verbot nicht ausreichen wird, das weitere ergänzende Maßnahmen zu ergreifen seien. Als eine Juraprofessorin wird sie dabei vorrangig an juristische Maßnahmen denken, etwa an die Möglichkeit das aktive und passive Wahlrecht Bürgern zu entziehen, die ihr Wahlrecht mißbräuchten,indem sie rechte Parteien wählen oder daß sichergestellt wird, daß keine andere rechte Partei zu Wahlen zugelassen wird, die dann von den AfD-Anhängern gewählt werden könnte.

Da die Coronaepidemie nun vorbei ist, fokussiert sich die Diskussion auch nicht auf das „Ja“ dieser SPD-Kandidaten zu Zwangsimpfungen gegen diese Epidemie als mit dem Grundgesetz vereinbar sondern auf ihren feministischen Standpunkt, daß die Menschenrechte erst nach der Geburt einem Menschen gälten,sodaß bis einschließlich des 9. Schwangerschaftsmonates eine Tötung des Kindes im Mutterleibe mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Wir erleben nun eine Sternstunde des Feminismus. Daß alle linken Parteien, die SPD, die Grünen und die Linken jubeln, ist eine Selbstverständlichkeit, sind alle drei doch ganz erfüllt vom Geiste des Feminsmus, daß die Frau von der Mutterschaft zu „befreien“ sei. Aber was sagen nun die C-Parteien dazu?

Schwarz auf Weiß offenbart es uns Kath net am 9.7.2025: „Der moralische Tiefpunkt des Friedrich Merz. Kann man eine Richterin wählen, die die Menschenwürde erst ab der Geburt schützenswert findet? MERZ meint lapidar und "JA". Die CDU und die CDU sagen „Ja!“ Die katholische Reaktion? Die „Junge Freiheit“ meldet am 10.7. in dem Artikel: „Kritik an Merz und Richterwahl wächst: „Angriff auf unsere Verfassung“ dazu: „Die süddeutschen Bischöfe Stefan Oster und Rudolf Voderholzer haben die Abgeordneten dazu aufgerufen, die Wahl der Potsdamer Jura-Professorin Frauke Brosius-Gersdorf ans Bundesverfassungsgericht zu verhindern. Sie wenden sich damit auch gegen CDU und CSU sowie Kanzler Friedrich Merz (CDU), die die linke Juristin am morgigen Freitag wählen wollen.“

Zwei Bischöfe sagen Nein, und die anderen schweigen!2 Daß nun eine linke Juraprofessorin eine Bundesverfassungsrichterin werden kann, obzwar sie den Menschen bis zum 9.Monat im Mutterleibe ihr Lebensrecht aberkennen will, das empört nur diese 2 Bischöfe. Bischof Bätzing sorgt sich lieber um den Segen für homosexuelle Paare! Diese zwei schreiben nun: „Wer die Ansicht vertritt, daß der Embryo oder der Fötus im Mutterleib noch keine Würde und nur ein geringeres Lebensrecht habe als der Mensch nach der Geburt, vollzieht einen radikalen Angriff auf die Fundamente unserer Verfassung. Ihm oder ihr darf nicht die verbindliche Auslegung des Grundgesetzes anvertraut werden“, schreiben die Geistlichen auf der Seite des Bistums Regensburg.“3

Die CDU als auch die CSU4 verstehen sich dezidiert als christliche Parteien. Damit reüssieren sie seit 1945. Aber spätestens jetzt muß klar sein, daß das ein einziger Etikettenbetrug ist. Vor den Wahlen mögen sich diese Parteien zwar christlich geben, um gewählt zu werden, aber sind sie dann erst gewählt, wird das Christliche in die Rumpelkammer gestellt. Der Kanzler Merz besticht dabei nur darin, wie schnell er all sein Wahlkampfgerede als bloße Sonntagsreden demaskiert, indem er nun nahtlos die Grün-Rote Politik fortsetzt. Die demokratischen besser antirechts Blockparteien erweisen sich nun als ein einziges politisch korrektes Einerlei. Aber man darf hier nicht den wahren Sieger übersehen: den Feminismus mit seiner Zentralforderung des Rechtes auf die Kindestötung im Mutterleibe! Lenins Sowjetstaat war der erste, in dem der Feminismus so triumphieren konnte, jetzt triumphiert er auch in der CDU und der CSU!



1 „Dieser letzte Satz wird ihr nun teils wütend so ausgelegt, als wolle sie die Anhänger der AfD einfach „beseitigen“. Ich verstehe den Satz anders, nämlich in dem (zutreffenden) Sinn, dass ein Verbot nicht die Ideologie beseitigen kann und darum als alleiniges Mittel im „Kampf gegen Rechts“ nicht ausreicht, also dass hier (neben oder besser: statt eines Verbots) vor allem eine andere Politik gefragt wäre.“ Diese Deutung kann schon deshalb nicht stimmen, da es keiner besseren oder anderen Politik bedarf, da ja alles in Ordnung ist, nur daß das die AfD-Anhänger nicht einsehen wollen. Merke; „Es brennt nicht“, es gibt nur Leute, die behaupten, daß es brenne und denen verbietet man das Rufen und dann brennt es nicht mehr!



2Ob das Laien- ZK und der BDKJ wohl zur Wahl gratulieren werden?

3Zitiert nach „Junge Freiheit“ vom 10.7.2025

4Zu berücksichtigen ist dabei, daß die Gründung dieser C-Parteien den Verzicht auf eine katholische Partei vorraussetzte, daß so nur ein blasses confessionsloses bzw confessionsübergreifendes Christentum die Grundlage dieser Parteien war, das sich auf christliche Grundwerte reduzierte und faktisch nur ein Aufguß liberal-conservativer Ideologie war. Seit der Kanzlerin Merkel ist dann alles Conservative durch den modernen Zeitgeist substituiert worden.

Mittwoch, 9. Juli 2025

Was ist das Revolutionäre des 2.Vaticanums? Die Selbstrelativierung der Kirche und der Beginn ihrer Selbsthistorisierung!

 

Was ist das Revolutionäre1 des 2.Vaticanums? Die Selbstrelativierung der Kirche und der Beginn ihrer Selbsthistorisierung!



Im Geiste des 2.Vaticanumes über es hinaus, seine positiven Potenzen weiterentwickeln, das sei die jetzige Aufgabe der Theologie, offenbart uns der Fundamental“theologe“ Hoff. Ja, es gäbe Revolutionäres im 2.Vaticanum. Damit reiht sich dieser Theologe in die Heerschar derer ein, denen dies Konzil zuvörderst das der Diskontinuität gewesen sei, daß einer Befreiung von der fast 2000 jährigen Tradition zugunsten eines Aufbruches zu neuen Ufern. Meist wird dann aber relativierend hinzugefügt, daß der Bruch noch nicht gänzlich gelungen sei, daß eben doch noch zu viel Traditionalistisches in ihr weiter west, und noch nicht verwest sei.

Zu einem der Favoriten dieser Diskontinuitätstheorie avancierte nun die Behauptung des kryptoprotestantischen Kirchenhistorikers Hubert Wolf, das Papstamt mit seiner Kompetenzbestimmung sei eine Erfindung des 19. Jahrhundertes, von der sich leider dies Reformkonzil nicht gelöst hätte. In dem Kath de Artikel liest sich das so: „Im 19. Jahrhundert – das hat Hubert Wolf überzeugend herausgearbeitet – wird auf dem Boden der Tradition ein neues Lehrformat entwickelt. Was bedeuten diese Prozesse für die Selbstbestimmung der Kirche?“ (Das hätte dieser Fundamentalteologe auch simpler formulieren können: Jetzt haben wir erkannt, daß Luthers Papsttumskritik im Recht war, aber das klänge doch zu trivial, es soll wissenschaftlicher daherkommen!)Das Papstamt, so wie es dann das 1.Vaticanum explizierte sei ein Konstrukt des 19. Jahrhundertes. Dieser Subtext muß dabei mitzuhören, daß die Kirche sich da gegen die Moderne verbarrikadiert hätte, statt diese Frucht der Aufklärung in sich beglückt aufzunehmen, aber das 2.Vaticanum öffnete dann ihre Tore weit, weit, auch wenn der jetzige Modernistenpapst Magnus Striet bemängelt, daß Kants Philosophie immer noch nicht zum neuen Fundament der Kirche gekürt worden sei!

Von zentraler Bedeutung ist nun der Terminus der „Selbstbestimmung der Kirche“: Was sie lehrt und was sie dann auch tut, das ist ein Ergebnis ihrer Selbstbestimmungsakte.Damit ist die These mitgesetzt, daß sie all ihre Gehalte als die Produkte von ihren Selbstbestimmungsakten revozieren und durch neue ersetzen könne. „Alles fließt“- darauf läßt sich diese Selbstrelativierung der Lehre der Kirche reduzieren.

So formuliert dies dieser Fundamental“theologe“: Es hat der Pluralität von Kirche einen anderen Ort gegeben. Es hat die Globalität von Kirche und der unterschiedlichen kirchlichen Traditionen markiert und eine neue Wissensform entwickelt – nämlich diejenige, dass man sich von anderen Perspektiven, Wahrheitsüberzeugungen und gesellschaftlichen Realitäten relativieren lassen kann. Relativieren heißt, sich zu ihnen in ein produktives Verhältnis setzen. Menschenrechte, Religionsfreiheit, Ökumene, die Bedeutung anderer Religionen: sich davon relativieren zu lassen, ohne die eigenen Überzeugungen und den eigenen Geltungsanspruch aufzugeben, war ein bedeutender Schritt.“

Aus den Offenbarungswahrheiten werden so Überzeugungen, die Kirche tätige nun nur auch Aussagen, die Geltungsansprüche erhebten. Tätige ich die Aussage: „Es regnet jetzt!“, dann erhebe ich damit den Anspruch, daß diese Aussage wahr sei, verbunden mit der Möglichkeit, daß dieser Geltungsanspruch veri- oder falsifizierbar sei. So werden in jedem Gespräch Geltungsansprüche getätigt. In denen manifestieren sich auch Überzeugungen, in diesem Falle die, daß es regnet!

Aber hier sind andere,gewichtigere Dinge gemeint, und zwar nur Größen, die die Katholische Kirche vor dem Konzil als nicht mit der Wahrheit kompatibel verworfen hatte.Zur Bedeutung der anderen Religionen: Nie hat die Kirche die anderen Religionen als bedeutungslos bezeichnet, denn gerade eine falsche Religion ist nicht bedeutungslos, sie insistiert aber darauf, daß nur die Katholische Kirche die wahre sei, daß nur in ihr der die ganze Wahrheit präsent sei. Dies aufgegeben zu haben, sei nun die Revolution des 2.Vaticanums. Die Ökumene und die Bejahung der Religionsfreiheit fungieren dabei als die Einfallstore der Vergleichgültigung aller Religionen.

Aber dies Konzil sei eben noch nicht weit genug gegangen in dem Prozeß de Selbstrelativierung: „Historisches Denken greift wirklich Raum. Doch jetzt kommt das große Aber: Eine wirklich konsequente Selbsthistorisierung der eigenen Wissensform, das heißt, die Konzepte, mit denen man arbeitet, kontextbewusst in den Blick zu nehmen, hat das Konzil nicht geleistet.“ Die Theologie stehe so vor der Aufgabe, die Dogmen und Lehren der Kirche historisch kritisch zu dekonstruieren als zeitgeschichtlich bedingte Meinungen über Gott und die Welt.

Aber Kath de frug nun diesen „Theologen“:Wie verhält sich denn ein solches geschichtliches Denken zu Glaubenswahrheiten, die für die Kirche überzeitig sind? Darauf erhielt der Frage diese meisterliche Antwort: Aus meiner Sicht exzellent. Erstens, weil sich gerade im geschichtlichen Bestimmen dieser Glaubenswahrheit zeigt, dass der Gott, an den wir glauben, ein Gott ist, mit dem wir unterwegs sind.“ Die ewigen Wahrheit ist also die, daß alle sich gebildet habenden Meinungen und Überzeugungen über Gott und die Welt sich stetig modifizieren, daß alle die Wahrheit der stetige Wandel sei. In Anlehnung an Hegel könnte gesagt werden: „Jetzt regnet es“, ich schreibe den Satz auf und ein paar Stunden später ist der Satz unwahr geworden, da nun die Sonne wieder scheint.Alle Wahrheit sei eben nur eine kontextuelle.Das Mit-Gott-Unterwegs-Sein macht so in letzter Konsequenz aus Gott etwas zu sich selbst noch Unterwegsseiendes, das wie einem Politiker sein Geschwätz von gestern heute nicht mehr interessiert.  

So verwundert es nicht, daß dieser Fundamental“theologe“ im Papstamt das größte Problem für die Kirche sieht: „Neues Verständnis des Petrusdienstes nötig. Hoff sieht monarchisches Papstamt als Grundproblem der Synodalität“ Kath de am 3.4.2024. Wenn alles relativiert werden soll, dann muß das päpstliche Lehramt einfach das Übel schlechthin sein. Aber genaugenommen richtet sich diese in diesem Artikel beschworene Revolution gegen den, der von sich sagt:“Ich bin die Wahrheit“, denn eine solche darf und kann es nicht geben, ist doch jede vermeintliche Gotteserkenntnis nur ein zeitgeschichtlich bedingtes Meinen.

Faktisch wird hier die Theologie beseitigt durch eine historisch kritisch vorgehende Ideengeschichte, die eben jede theologische Erkenntnis relativiert: Nichts Gewisses weiß man, außer das alles ungewiß sei. Der Philpoosoph P.Sloterdijk ("Menschenverbesserung", in: ders: "Nach Gott", S,228) spricht von einer "postmetaphysischen Umformung des Christentums". Dieser Begriff könnte diese Transformation der Theologie in eine Disziplin der Geschichtswissenschaft erklären, daß keine wahrheitsfähigen Aussagen über Gott mehr als möglich erachtet werden und daß sich so die "theologische" Wissenschaft auf die Klärung der historischen Bedingtheit aller Aussagen über Gott zu kaprizieren habe. Wahre Aussagen über Gott sind eben metaphysische Aussagen, auch wenn sie theologische, von Gott offenbarte sind.





1 Kath de, 9.7.2025:“Fundamentaltheologe über Hinterlassenschaften des Zweiten Vatikanums Hoff: Es braucht Antworten auf die offenen Fragen des Konzils.“