Der Westen „muss wieder christlich werden“ oder: Unsere Rettung durch ein „Kulturchristentum“1
Nicht nur Kath net dürfte begeistert gewesen sein, als in der Tageszeitung: „Die Welt“ diese Parole zu lesen war und widmete so dem am 20.11.2025 einen ganzen Artikel!. Da hieß es dann: „Westliche Werte sind weitestgehend christliche Werte. Umso wichtiger wäre ein Aufstieg des Kulturchristentums als Bewahrer eben dieser Werte, ohne die es keine freie Gesellschaft geben kann.“
Als Feinde der freien Gesellschaft werden dann das heutige China, das kommunistisch regierte und der islamisch regierte Iran zitiert, Putins Rußland wurde wohl im Eifer des Gefechtes vergessen! Aber welche Werte sollen nun gegen diese Staaten verteidigt werden und was haben diese Werte mit einem Kulturchristentum zu tuen? Der Kath net Artikel klärt uns auf!
„>Uns ist das Wissen verloren gegangen, dass unsere westlichen Werte weitestgehend christliche Werte sind.<“ Darauf macht der >Welt<-Kolumnist und Buchautor Gideon Böse aufmerksam. In seinem Meinungsbeitrag unter dem Titel >Wenn das Christentum verschwindet, verschwindet mit ihm auch der Westen< stellt er die Frage, wie der Westen aus seiner Krise wieder herauskommt. Böse schlägt die Rückkehr zum Christlichen vor.“
Aber dann wird der Text konkreter: „Gründung der ersten Universitäten, Eheverbot unter nahen Verwandten, Predigt von Vergebung statt Rache2, und der Kathedralenbau prägte die Ästhetik. >Ach ja, und ohne Christentum auch keine universellen Menschenrechte und damit kein Artikel 1 des Grundgesetzes, dass die Würde des Menschen unantastbar ist – keine schlechte Bilanz nach 2.000 Jahren Christentum<.“
Die „Menschenrechte“machen so den Kern des Christentumes aus.Jetzt wird verständlich, warum von einem „Kulturchristentum“die Rede ist,weil nämlich damit ein seiner Substanz beraubtes Christentum verstanden wird. Das Christentum wird nicht mehr als eine Religion, schon gar nicht mehr als eine Erlösungsreligion begriffen, sondern als der kulturelle Hintergrund der Ideologie der Menschenrechte. Der „Westen“ wird somit verstanden als der Kulturraum, in dem die Menschenrechte anerkannt werden und der dann gegen seine äußeren und inneren Feinde zu verteidigen sei. Daß die Proklamation der Menschenrechte die Beendigung des christlichen Abendlandes sein wollte,indem nun die Gesellschaft ganz neu allein auf dem Fundament der Vernunft auferbaut werden sollte, vergißt dieser Kath net Artikel völlig und daß deswegen die Kirche bis zum 2.Vaticnum dazu ihr „Nein“ gesagt hatte. Man wird wohl nicht fehlgehen, daß dies Konstrukt eines Kulturchristentumes nur dazu dienen soll, die Ideologie des Liberalismus vor ihrer Kritik zu schützen. Von der christlichen Religion bliebe so nur ein Personalismus übrig, daß dem Einzelnen vor der Gemeinschaft der Primat zukomme. Daraus resultiert dann das Ja zur Marktwirtschaft und zur liberal-parlamentarischen Demokratie.In diesen 2 Punkten stimmen nun Kath net und die „Welt“ überein.
So weit wäre nun die Welt in Ordnung, erwüchse diesem Konstrukt der Einheit von dem Christentum und der Marktwirtschaft und dem liberal ausgelegten Staate nicht aus der Mitte der Kirche, aus ihrem Zentrum eine Gegenbewegung. KI stellt uns diesen „Feind der offenen Gesellschaft“, um es mit dem Philosophen Popper zu formulieren, ihm gelten ja bekanntlich Platon und Hegel als die gefährlichsten Philosophen, so vor:
„Katholischer Integralismus ist eine politisch-theologische Interpretation der katholischen Soziallehre, die einen autoritären und antipluralistischen Staat fordert, in dem die katholische Kirche die höchste Autorität hat. Die Bewegung entstand im 19. Jahrhundert in Ländern wie Portugal, Spanien, Frankreich und Italien. Moderne Ausprägungen, wie der Neo-Integralismus, stellen eine intellektuelle Bewegung dar, die sich durch eine starke Betonung traditioneller Werte und eine Ablehnung liberaler Demokratie auszeichnet, wie die Konrad-Adenauer-Stiftung berichtet.“
Dieser Integralismus fundiert sich theologisch aus der Verhältnisbestimmung von der Natur zur Gnade, der Vernunft zur Offenbarung als der Vollendung der Vernunft und der endlichen Ziele zu dem ewigen. Die Natur, wie die Vernunft wie auch die endlichen Ziele sind der Gnade,der Offenbarung und das Endliche dem Ewigen subordiniert und auf diese auszurichten.In der Lehre von den 2 Schwertern, ausformuliert in der Bulle:“Unam sactam“ des Papstes Bonifatius VIII findet das seinen manifesten Ausdruck.
Es wundert keinen, daß dieser katholische Integralismus nun auf das heftigste von allen Liberalen attackiert wird, nicht nur von der CDU nahen Konrad- Adenauer- Stiftung.Aber eines kann nicht wegdiskutiert werden: Dieser Integralismus paßt weit besser zur kaholischen Theologie und Kirche als dieses Konstrukt namens „Kulturchristenum“,das nur der Stützung der Ideologie des Liberalismus dienen soll.Dann ist aber an das bekannte Votum Arthur Möller van den Bruck zu erinnern: „Am Liberalismus gehen die Völker zugrunde!“
1Dieser Begriff erinnert an den des „Kulturmarxismus“, das ist die Aufgabe des eigentlichen Anliegens des Marxismus, das der Kapitalismuskritik zugunsten des Projektes der Revoluionierung der bürgerlichen Kultur.
2Daß Paulus in seinem Römerbrief schreiben kann: Gott sagt: „Mein ist die Rache, ich werde vergelten!“ (12,19) paßt nicht zu einem Kulturchristenum, wie die Drohung einer ewigen Verdammnis zur Menschenwürde, weswegen modernistische Theologen ja die Hölle abschaffen möchten.
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