"Synode stimmt für Geschiedene"titelt "Am Sonntag" am 25.10.2015, auf Seite 2. "Die Teilnehmer der Bischofssynode haben mit einer knappen Zwei-Drittel-Mehrheit für mehr Offenheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gestimmt. Man müsse die jeweiligen Einzelfälle und Umstände beurteilen, heißt es im entsprechenden Abschnitt des gestern veröffentlichten Abschlussdokumentes. Es sei Aufgabe der einzelnen Priester, zu entscheiden." Soweit der Bericht über diese römische Synode. Symptomatisch, daß neben der Causa der Homosexualität nur das Thema der Zulaßbarkeit der Geschieden-Wi(e)derveheirateten interessiert. Die "Am Sonntag" Deutung liefe darauf hinaus, daß nun der Priester vor Ort zu entscheiden habe, ob Geschieden-Wi(e)derverheiratete zur Kommunion zugelassen werden oder nicht und das stets als Einzelentscheidung! Das wäre dann der Sieg des Reformlagers, der so die Tore weit geöffnet sähe für eine laxe Praxis, daß letztendlich jeder, der will, auch zuzulassen ist. Was hat nun die Synode selbst wirklich gemeint und gewollt. Diese Frage wird noch Generationen von Kirchenhistorikern bewegen und auch sie werden dann etwas ratlos vor dem Abschlußdokument stehen, dessen Stärke seine Polyinterpretabilität und eindeutige Mehrdeutigkeit ist. Nur so konnte es als Abschlußdokument beschlossen werden, aber gerade als ein Dokument, das nur einen Zwischenstand markiert. Quo vadis?, frägt man sich angesichts dieses Dokumentes und man muß konzessieren, daß eigentlich nichts entschieden wurde, daß noch alles offen ist, denn das Dokument sagt weder ein klares Nein zu dem Willen zur Modernisierung der Kirche noch ein klares Ja.
So unerfreulich es auch klingen mag, aber erst die Zukunft wird uns zeigen, was dieses Dokument wirklich bedeutete in und durch seine Rezeptionsgeschichte. Denn wie jeder Text, so emanzipiert sich auch dieser Text von der Autorenintention und wird zu einem selbstständigen Dokument, das dann erst durch immer wieder neues Interpretieren seinen Gehalt bekommen wird! Texte sind wie in einen Fluß geworfene Flaschenpost, die auf neue Leser wartet, den Autoren mit seiner Intention zurücklassend wie die Hand, die die Flasche in den Fluß warf. Wie wird das Abschlußdokument rezipiert, das ist so die entscheidende Frage, vor der wir jetzt noch antwortlos stehen, auch wenn "Am Sonntag"uns schon ein gediegenes Beispiel interpretierender Lesart dieses Dokumentes präsentiert!
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