Sonntag, 22. Oktober 2017

Wie kam es zur Dominanz des links-liberalen Zeitgeistes in der Kirche?

Vorläufige Thesen- die nicht den Anspruch erheben, letzter Weisheit Schluß zu sein!
1.Theologie wird heutzutage fast ausschließlich an (staatlichen) Universitäten hervorgebracht. Das zeitigt Folgen: Inneruniversitär kann sich ein Wissenshaftler nur profilieren durch "neue" Erkenntnniss, "neue Methoden". Das "Neue" ist in den Geisteswissenschaften nicht etwa etwas "Besseres", "Fortgeschritteneres" im Sinne eines Progresses an Erkenntnis, sondern eher wie eine neue Mode, die die alte aus den Verkaufsregalen rauswirft. Das Wesen der Katholischen Theologie schließt "Neues" aus, sie entwickelt nur das in ihr schon als Erkenntnis Enthaltende. So ergibt sich eine prinzipielle Spannung zwischen der Katholischen Theologie und der wissenschaftsimmanenten Struktur, immer Neues produzieren zu müssen. Das so hervorgebrachte Neue hat so eine Tendenz zum Häretischen. Das Pathos des Neuen verbindet sich dabei zu seiner Legitimierung mit der Vorstellung des allgemeinen Fortschrittes, daß das Neue auch das Bessere und Weiterentwickelte sei.  Zusatz: Alle Führungskräfte der Kirche wurden so in der Universität nicht nur ausgebildet sondern machte da auch so Karriere als Voraussetzung des Erfolges in der Kirche.
  2. These: Die universitäre Theologie praktiziert immanent selbst einen methodischen Atheismus. Die heutige Exegese bearbeitet die Texte der Bibel wie rein literarische Produkte, die in zeitbedingter Aussagen die damaligen Vorstellungen von Gott und der Welt ausdrücken: So dachte man früher. Genau genommen sagen sie nichts über Gott aus, sondern nur etwas über die Vorstellung von Gott. Das ist der Triumph des Historizismus über die Wahrheit. Das gilt so auch für das Fach Kirchengeschichte und für die ideengeschichtliche Behandlung  der Dogmatik. Die praktische Theologie ist dann nur noch Pädagogik und humanistische Seelsorge. Es bleibt nur noch das Kampffeld der Moraltheologie.  Und hier stürmt der linke Zeitgeist gegen die Lehre  der Kirche. Warum?   Das ist sehr schwer zu respondieren.
A) Wenn die Moderne die Säkularisierung der Religion ist, daß das, was der religiöse Mensch von Gott erhoffte, die Erlösung, nun zur politischen Aufgabe des Menschen wurde, dann ist es verständlich, daß die Theologie sich selbst dieser säkularisierten Religion, der politischen Hoffnung annahm, sie als die ihre betrachtete, um sich mit ihr zu verbinden. Man denke an die Befreiungstheologie oder die Projekte: Christen für den Sozialismus. Denn gerade der Marxismus in seinen vielen Spielarten kann ja als säkularisiertes und politisiertes Christentum angesehen werden.
(Vgl dazu auch Ernst Bloch) 
B) Nach 1989 ereignete sich in der Linken ein Paradigmenwechsel. Die Fundamente derModerne wurden bejaht, der Kapitalismus, nur daß dieser nun sozialstaatlich humanisiert werden sollte. Der kulturelle Überbau  aber als nicht der Moderne gemäß wurde verurteilt: eine Kulturrevolution wurde eingefordert, in der die Restbestände bürgerlichen Lebens aufgelöst werden sollten: Ehe und Familie und die Sexualität sollen befreit werden. Das Ziel der "Klassenlosen Gesellschaft" wurde ersetzt durch die Utopie der multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft. Faktisch hat sich die Kirche diesem Neuprojekt der Linken angeschlossen, auch wenn die Hierarchie der Katholischen Kirche hier bis einschließlich Papst Benedikts bremste. Sein Nachfolger setzt nun voll auf diesen linksliberalen Kurs, verbunden aber mit einer nostalgischen Liebe zur traditionellen Linken mit ihrer Kapitalismuskritik. Warum? Ich denke, daß dieser Wechsel nur erklärbar ist aus dem gewandelten Selbstverständnis der Kirche von einer von Christus gestifteten Heilsanstalt zu einem postmodernen Relgionsservicedinstleister- siehe These 3!      

 3. These   Die Kirche versteht sich seit dem Ende der Konstantinischen Epoche anders als vordem.  Von Kaiser Konstantin bis Kaiser Wilhelm II.= Konstantinische Epoche. Verstand sie sich in dieser Epoche als von Gott gestiftete, geordnete und geführte Institution, durch die Gott das Heil der Welt wirken will und das in Cooperation mit dem Staat als zweite göttliche Ordnung(die Lehre von den 2 Schwertern), so versteht sie sich nach dem 2. Vaticanum als Teil der bürgerlichen pluralistisch gestalteten Gesellschaft, in der sie als ein Religionsdienstleister neben anderen auf dem freien Markt sich positioniert. Sie produziert jetzt religiöse Waren und Dienstleistungen gemäß dem Markt- was da ankommt. Zeitgeistkonformität ist so das Resultat der Marktausrichtung der Kirche. Nicht mehr die Lehre/Dogmatik bestimmt den Kurs der Kirche sondern sie frägt nur noch: "Was wollt ihr?" (Siehe die jetzt angedrohte Jugendsynode- kein Wort, was die Kirche der Jugend zusagen hat, es wird nur noch nach ihren Wünschen gefragt. Das Resultat ist vorprogrammiert:  Die Jugend will freien Sex für Alle,  Abschaffung des Zölibates, das Frauenpriesertum und alles muß demokratischer werden  siehe BDKJ, Kolping Jugend etc...)
Da das Christentum nach dem Ende der Konstantinischen Epoche nicht mehr die öffentliche Religion in Europa und auch in Deutschland war, hinterließ es ein Vakuum. Es fehlte nach dem 1. Weltkrieg eine öffentliche Religion und politische Weltanschauungen kämpften stattdessen um die ideologische Führung der Gesellschaft: der Marxismus, der Liberalismus und der Faschismus bzw. der Nationalsozialismus. Jetzt etabliert sich eine neue öffentliche Religion in Europa und isb in Deutschland: die politische Korrektheitsreligion. Diese fordert nun die Unterwerfung der christlichen Religion, daß sie nur im öffentlichen Diskurs teilhaben darf, wenn sie sich politisch korrekt umformt.Diese Umformung hat der Protestantismus nun schon in Gänze vollzogen, die Katholische Kirche hinkt hier etwas nach. Der linksliberale Katholizismus ist so der unbedingte Wille zur Unterwerfung unter diese neue öffentliche Religion.
      
 4.These      Die Kirche hat gegen den Modernismus tapfer gekämpft bis zum 2. Vaticanum. Danach siegte er. Wie kam es dazu? Weil die Kirche mit dem Reformkonzil aufhörte, gegen das Falsche und Unwahr zu kämpfen? Die Frage, warum eine Kraft im Kampfe wider eine andere unterlag, kann nur eine detaillierte Rekonstruktion dieses Kampfes leisten. Unverkennbar aber ist, daß zumindest im deutchsprachigen Raum der Linkskatholizismus sich durchgesetzt hat und so die Macht in den Händen hat, daß sie alle Gegenkräfte marginalisieren kann. Daß der jetzige Papst den Linkskatholizimus unterstützt, kann dann auch nicht übersehen werden.  

5. These   Die Kirche läßt sich faktisch in der Postmoderne mehr durch die öffentliche Meinung,die veröffentlichte bestimmen als durch ihre eigene Lehre. Theologischer formuliert: Was die Medien über sie denken, ist ihr wichtiger geworden als was Gott von ihr denkt. Denn wo das Angenommensein und Bejahtsein als Selbstverständlichkeit verstanden wird, weil Gottes Liebe bedingungslos ist, da braucht der Mensch und somit auch die Kirche nur noch zu fürchten, nicht von den Mitmenschen bejaht zu werden. Wo es keine Gottesfurcht mehr gibt, weil Gott nur noch die Liebe sein soll, da erwächst in dem Menschen und somit auch in der Kirche wieder die Menschenfurcht. Bismarck sagte: Wir Deutschen fürchten  nichts außer Gott, der zeitgenössische Christ: Wir fürchten alles, nur nicht Gott. Wie schaffen wir uns gnädige Medien ersetzt so auch im Lutherjahr seine Frage nach dem gnädigen Gott. 
Da die veröffentlichte Meinung fest in linksliberaler Hand ist, versucht die Kirche sich nun gerade so bei dieser öffentlichen Macht beliebt zu machen, um sie für sich zu gewinnen.         

1 Kommentar:

  1. Die beiden ersten Punkte erscheinen mir schon sehr gelungen zur Beschreibung dessen, was in der Universitätstheologie schief gegangen ist. Die drei nächsten Thesen umkreisen auf noch etwas unsichere Weise das Feld "Staat und Gesellschaft". Da ist noch viel Klärungsarbeit zu leisten. Eine kleine Hilfe dazu können vielleicht zwei kurze Texte auf "Summorum-pontificum.de" bieten:
    http://summorum-pontificum.de/themen/tradition-und-kultur/1188-zum-nationalfeiertag.html und http://summorum-pontificum.de/themen/glaubenskrise/1187-menschheit-im-widerspruch.html

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