Freitag, 20. Oktober 2017

Gott beweisbar? Fundamente der christlichen Religion und was der Papst daraus macht

Daß Gott ist, existiert, diese Aussage bildet das Fundament jeder monothestischen Religion. Zu beachten ist dabei, daß diese Aussage auch schon ein theologiekritisches Moment in sich trägt in der These, daß dem Glauben polytheistischer Religionen ein Irrtum innewohnt, indem in ihnen Etwasse als Götter verehrt werden, die keine sind. Es gibt also nur einen Gott, der wirklich Gott ist, und die anderen Götter, die realiter keine sind, sind also Nichtgötter, also Götzen.
Es ist nur folgerichtig, daß diese Entgötterung den Verdacht gebiert, daß alle Götter, auch der der monotheistischen Religionen kein wirklicher Gott, sondern auch nur ein Götze neben anderen ist.
Der Apostelfürst Paulus nimmt sich schon dieses Komplexes an mit der These, daß Gott vom Menschen anhand der Welt erkannt werden kann, daß aber die Menschen dann selbstverschuldet dann zum Polytheismus abfielen. Die Kirche hat an der Erkennbarkeit und Beweisbarkeit Gottes ganz im Sinne des Apostels Paulus festgehalten und im 1.Vaticanum bestätigt.  
Aber seit der Aufklärung und isb seit Kant wächst der Zweifel an der Beweisbarkeit Gottes. Galt Paulus das Nichterkennen, daß Gott ist als der Schöpfer der Welt, des Universums als ein schuldhaftes Versagen des Menschen, den er hätte die Existenz Gottes doch erkennen können anhand der Welt (Röm 1,20f), so ist man heutzutage eher geneigt, dem Atheisten sein Nicht- Gott-Erkennen  zu exculpieren. Ja der Atheismus gilt vielmehr als moralisch legitim angesichts des Leides auf Erden: Wenn es einen Gott gäbe, dann dürfte es dies Erdenleiden in dem Maße, wie es erlitten wird, nicht geben.  (Vgl hierzu mein Buch zur Theodizee: Die Übel und der gute Gott).
So sehr man nun auch rechtens bemüht ist, die klassischen Beweise gegen ihre Kritiker zu verteidigen (Vgl dazu Hüntelmann in Theologisches 2017, 3 Teile), eines läßt sich nicht aus der Welt schaffen: Sie sind so umstritten, daß jeder urteilen kann, daß ihn die Beweise nicht überzeugen und daß er deshalb Gott für nicht beweisbar halte, ohne daß ihm dies als ein nicht entschuldbaren Mangel an intellektueller Redlichkeit vorwerfbar wäre. 
Es muß aber auch konstatiert werden, daß es keinen überzeugenden Beweis für die Nichtexistenz Gottes gibt.  Es scheint hier eine Pattsituation zu herrschen, in der keiner die andere Seite von der Beweisbarkeit, daß Gott ist oder daß er nicht ist, überzeugen  kann. 

Papst Franziskus zieht daraus radicale Konsequenzen:

Papst Franziskus äußerte jüngst dem Journalisten und Gründer der italienischen Zeitung ‚La Republica‚, Eugenio Scalfari in einem offenen Brief gegenüber, „dass jemand nicht an Gott glauben müsse, um in den Himmel zu kommen.“
Es genüge dem eigenen Gewissen zu folgen, um Gottes Vergebung zu erlangen. So schreibt Franziskus:


„So besteht die Frage für den nicht an Gott Glaubenden darin, dem eigenen Gewissen zu gehorchen. Sünde ist auch beim Nichtglaubenden, wenn man gegen das Gewissen handelt.“ (zitiert nach gbs -Köln)

Für den Papst ist so der Unglaube keine Sünde mehr, ja für das Heil ist die christliche Religion in Gänze überflüssig, denn es reiche, gemäß dem eigenen Gewissen zu leben! Eigentlich hätte Jesus auf Erden nur zu verkünden brauchen: Jeder höre auf die Stimme seines Gewissens und lebe danach, dann lebt er Gott wohlgefällig und wird eingehen in das Reich Gottes, in den Himmel, in das ewige Leben! Alles andere ist überflüssig. 

Wenn auch konstatiert werden muß, daß die Gottesbeweise nicht mehr so überzeugend sind, daß man ihnen zustimmen muß, so sind sie doch so überzeugend, daß man sie zum Anlaß nehmen kann, an Gott zu glauben. Anders gesagt: Wäre der Glaube noch ein tugendhafter Akt, wenn jeder Mensch, bedenkt er die Beweise der Existenz Gottes, ihnen zustimmen müßte?Gehört nicht zum Leben im Glauben, daß der Glaubende noch nicht im schauenden Erkennen lebt, aber es wagt, an Gott zu glauben? Und daß ein Nichtwagen dann als Schuld ansehbar ist? Zumindest eines muß konstatiert werden: Daß die Kirche mit der hl. Schrift stets den Unglauben als Sünde beurteilt, und nicht als eine Nebensächlichkeit: Hauptsache, der Mensch lebe moralisch, seinem Gewissen folgend.
 
 

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