Freitag, 27. Oktober 2017

Subsidarität und Solidarität- katholische Begriffe? Oder Fremdkörper?

In der zeitgenössischen Kirchensprache gelten die Begriffe "Subsidarität" und "Solidarität" als christliche Werte.  Man hat sich fast schon daran gewöhnt und doch haftet diesen Begriffen, um es bayrisch auszudrücken der Geruch des Zugereisten bei, denn so ganz gehören diese Begriffe doch nicht zum Vokabular katholischen Denkens. Sind da uns etwa Kuckuckseier untergelegt worden?

Der Begriff der Subsidarität ist nun eine Kreation einer Synode der Reformierten Gemeinden zu Emden im Jahre 1571. Der Begriff bezeichnet das innere Organisationsprinzip der Reformierten: Soviel Gemeinde wie möglich, so wenig Kirche wie irgendwie möglich. Salopp formuliert waren diese Emder Reformierten die Vordenker der Basisdemokratie. In antilutherischer und antikatholischer Intention sollte es im Reformiertentum eigentlich gar keine Hierarchie geben, sondern als auf der untersten Gemeindeebene entschieden werden- nur was da nicht entscheidbar war, sollte dann nach Oben weiter delegiert werden. Modernistisch formuliert: Das Urchristentum kannte keine Hierarchie, keine Ämter, alle waren Brüder und Schwestern, dann kam es zum Abfall, spätestens unter Kaiser Konstantin, und jetzt revidiert man diese Abfallsgeschichte im Zurück zur hierarchielosen Gemeindenkirche. Die antikatholische Intention ist nicht überlesbar.

Der Begriff der Solidarität entstammt der Arbeiterbewegung des 19. Jahrhundertes und wurde durch die marxistische Theorie dann fundiert. Es gäbe ein objektives Klasseninteresse der Arbeiterklasse, dem sich die Arbeiter aber nicht immer bewußt sind. Aber wenn sie gemäß diesem objektiven Interesse agieren, dann und nur dann handeln sie wirklich solidarisch. In dem Begriff des Objektiven spielt dann noch im Sinne der Lehre vom Klassenkampf eine besondere Rolle, daß der Einzelne sich dabei den Interessen aller unterzuordnen habe. Nicht soll jeder Arbeiter für sich ohne Rücksichtsnahme auf die Kollegen ein höheres Gehalt  erhandeln wollen, sondern gemeinsam sollen bessere Tarife für alle erkämpft werden. Solidarität ist, abstrakter formuliert, eine Peaxis, meine ureigensten Interessen vernünftig und somit effektiver durchzusetzen. 

Nun könnte gemeint werden, daß diese beiden Begriffe, werden sie in einen andern Kontext gestellt, ihre Ursprungsbedeutung verlieren, indem sie die der Stellung im neuen Kontext, der neuen Struktur annehmen. Der Begriff des Bauern in dem Vorstellungsraum, dem Kontext also der Landwirtschaft, verliert seine Bedeutung und bekommt eine ganz andere, wenn er in den Vorstellungsraum des Schachspieles versetzt wird. Fraglich ist aber, ob die Ursprungsbedeutung von Begriffen völlig verloren geht, wenn sie in einen anderen Kontext transferiert werden. Wahrscheinlicher ist es, daß die Ursprungsbedeutung wie eine Assoziationskette an dem Begriff hängen bleibt, daß eben die Begriffe nicht in Gänze aufgehen in einer strukturalistischen Analyse eines Vorstellungsraumes, durch die die Bedeutung eines Begriffes in diesem Raum erst bestimmbar wird. Es ist eben kein Zufall, daß die spielentscheidende Figur im Schach der König ist, ist er matt gesetzt, ist das Spiel verloren, und nicht der Bauer.

Also kann gesagt werden: Die Begriffe behalten  wie Kinder immer ihre Kinderstube in sich und emanzipieresich so nie in Gänze von ihrer Herkunft. Wenn dem nicht so wäre, müßten sich diese beiden Begriffe harmonisch in den theologischen Diskurs einzeichenbar gewesen sein, sodaß sie ihr Fremdkörperhaftes gänzlich verloren hätten . Das tuen sie nicht, weil sie Fremdkörper in diesem Diskurs geblieben sind.

A)
Wendete man das Subsidaritätsprinzip auf die wesenhaft hierarchisch gegliederte und aufgebaute Katholische Kirche selbst an, wäre das ad hoc ihre Nichtung, denn sie hörte auf, katholisch zu sein!  Dies Prinzip wird von der Kirche nur gegen den Staat  eingefordert, nachdem die Kirche die Macht verlor, im Einklang mit dem Staate das  Gemeinwesen christlich zu gestalten und als der sich herausbildende Nationalstaat alles nach seinem Willen gestalten wollte. Da wollte sich so die Kirche Nischen erkämpfen,um wenigstens in ihnen etwas nach der christlichen Lehre zu gestalten, wenn die Kirch schon nicht mehr das Ganze mitgestalten kann.
Es ist eine Verlegenheitskonzeption dem alles gestalten wollendem Staate gegenüber, der sich selbst von der Kirche emanzipiert hat! Das Katholische Ideal ist die Cooperation von Kirche und Staat, so daß Alles durch sie Beide gestaltet wird ohne Nischen!


B)
 Christliche Werte sind die Nächstenliebe und die Tugend des Mitleides. Solidarisches Verhalten meint dagegen immer einen vernünftig gelebten Egoismus. Es meint die Arbeitersolidarität im Kampfe um einen bessern Lohn, die Solidarität der unterdrückten Völker gegen die imperialistischen   Bürgerlich reformerisch umgedeutet besagt der Begriff dann:Wenn Du anderen hilfst, dann helfen die Anderen auch Dir. Es fehlt dem Solidarische das Absehen von den Eigeninteressen: Wir nehmen Flüchtlinge solidarisch auf, damit die später unsere Rente bezahlen oder die Jobs machen, die Deutsche nicht mehr machen wollen. Sie sollen uns vor der Vergreisung bewahren....Diese egozentrischen Absichten machen das Wesen des Solidarischen aus! 
Trotz dieser bürgerlichen Umformung bleibt dem Begriff des Solidarischen so der Gehalt des vernünftig gelebten Egoismus inne. Das objektive Klasseninteresse ist nun verschwunden, aber das egoistische bleibt. Wenn  etwa ein Gebrauchtwagenhändler regelmäßig seine Automobile verteuert verkauft, bringt er die ganze Branche in Verruf, daß man da betrogen wird, sodaß das solidarische Verhalten eines Gebrauchtwagenhändlers im fäiren Preis versteht als praktizierte Solidarität mit allen anderen Gebrauchtwagenhändlern. Dabei verzichtet der Händler auf seine Möglichkeit,kurzfristig mehr Gewinn zu machen durch überzogene Preise um des dauerhaften Gewinnes willen.  
Die Nächstenliebe ist nun wahrlich nicht eine utilateristische Praxis: Hilf, damit Dir geholfen wird. Aber es ist eben bezeichnend, daß die eigentlichen Begriffe der christlichen Moral, die der Nächstenliebe und des Mitleides aus dem theologischen Diskurs verschwinden und durch den Begriff des Solidarischen ersetzt werden, denn vernünftiger Egoismus ist leichter verkündbar als Liebe und Mitleid.   
Noch ärger ist aber der Begriff der Subsidarität, untergräbt dies Prinzip doch den Staat, weil er durch dies Ordnungsprinzip geschwächt wird. Und was ein schwacher Staat für Folgen hat, das kann man täglich lesen.
Als ein kleines Beispiel der Bericht der Jungen Freiheit vom 26.10.2017:
"Die Goethe-Universität in Frankfurt hat eine Veranstaltung zum Thema Einwanderungsgesellschaft mit dem Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, abgesagt. Die Hochschule rechne mit dem Protest linksradikaler Gruppierungen, hieß es in der Begründung. Deshalb gebe es Sicherheitsbedenken." Wird der Staat schwach wird das Recht der freien Meinungsäußerung zum Faustrecht: Die Gewaltbereiten berauben die Anderen ihres Rechtes, diesen Vortrag zu halten und zu hören. Warum durfte hier die untere Ebene der Universität allein über das Recht, diesen Vortrag zu halten, entscheiden? Das ist aber das Subidaritätsprinzip, praktisch angewendet! Die Folge: Die Universitätsleitung unterwirft sich der linken Gewaltandrohung und setzt so die Lehrfreiheit außer Kraft! Nur ein starker Staat kann das Recht der Meinungsfreiheit gegen die Willkürneigung der Mitmenschen, keine Rechte dem, der anders denkt als ich, durchsetzen!      

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