"Das Christentum hat nie gelehrt, dass die Geschichte einen Zweck habe. Sondern ein Ende." Nicolas Gomez Davila, Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen,2017, S.117.
Lesen wir die Bibel doch einmal als einen Roman, in dem essayistische Einschübe und Briefe mitaufgenommen worden sind, beginnend mit dem 1.Kapitel: Wie kam es, daß Geschichte sich ereignete bis zum letzten, der Johannesoffenbarung vom Ende der Geschichte, dann soll all das da Erzählte keinen Sinn bzw. Zweck in sich tragen?
Regiert nicht Gott selbst die Geschichte, daß es eine überhaupt gibt und daß sie ihr Ende im göttlichen Endgericht finden wird? Sollte man das etwa so verstehen, daß durch einen nicht von Gott gewollten Sündenfall des ersten Menschen die Unheilsgeschichte ihren Anfang nahm, daß Gott zwar immer wieder dagegen steuerte, daß es aber eine sinnlose und zwecklose Geschichte bleibt, bis daß dann Gott ihr ihr Ende setzen wird?
Hätte Gott mit der Setzung der Schöpfung aufgehört, sich um sie zu kümmern, um sie dem freien Spiel der Geschöpfe zu überlassen, wäre das vorstellbar. Aber Gott ist doch, um in diesem Bilde zu verharren, der Regisseur des Welttheaters.Wenn es ein Theater ist, dann hat es in sich auch einen Sinn und Zweck. Dieser mag uns, so lange wir im Glauben und noch nicht im vollständigen Erkennen leben, verborgen sein,aber gerade das gibt uns ja die Möglichkeit, daß wir an einen Sinn der Geschichte glauben können. Sähen wir ihn schon, könnten wir nicht mehr an ihn glauben.
Fragen wir einmal anders: Könnte es Heilige geben, wenn sie sich nicht in Versuchungen zu bewähren hätten, Helden, wenn sie nicht gegen Schurken zu kämpfen hätten etc....Was wäre der Mensch ohne eine Geschichte? Wäre er dann ein Mensch? Wenn es Positives geben soll, dann verlangt das eine Geschichte, in der sich das Positive als Verneinung des Negativen hervorbringt. Ist die Menschheitsgeschichte gerade deshalb mit so vielem Negativen erfüllt, daß man meinen könnte,daß sie zweck- und sinnlos sei, damit Gutes in ihr entstehen kann aus der Konfrontation mit dem Negativen?
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