Dienstag, 24. Oktober 2017

Wie kam es zur Dominanz des links-liberalen Zeitgeistes in der Kirche? Ein Nachwort

Frägt man Alkoholiker und Drogenkonsumenten, wie es zu ihrer Suchterkrankung kam, wird gern respondiert: durch Verführung, durch andere, Freunde, gute Bekannte oder durch schlechte Gesellschaft. Überträgt man dies Erklärungsmodell auf den Einbruch des linken Zeitgeistes in die Theologie und in die Katholische Kirche, hieße das, daß eben Theologen und Kirchenmänner verführt worden seien. Denn der linksliberale Zeitgeist wäre auch nur wie ein Kuckuskei in die Kirche hineingemogelt worden, ja dieser Zeitgeist, zu dem ist die Theologie und Kirche gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde.
Nur, setzt das Sichverführenlassen zu einem Drogenkonsum nicht eine innere Anfälligkeit und Zugeneigtheit zu einem Drogenkonsum voraus? Könnte der Teufel auch nur einen Menschen zum Sündigen verführen, wäre in dem Verführtwordenen nicht eine innere Geneigtheit zum Sündigen vorhanden gewesen, an der dann der Verführer erfolgreich anknüpfen konnte?    
Gibt es also eine irgendwie geartete Affinität des Christentumes und des Katholischen insbesondere zu diesem Zeitgeist, sodaß so dieser linksliberale Zeitgeist so in ihr Fuß fassen konnte?  Spontan wird die Antwort nur heißen können: Mitnichten. Aber wenn dem so ist, wie erklärt sich dann die feindliche Übernahme durch den heutigen Zeitgeist, daß diese Übernahme so erfolgreich sein konnte.

Zu einfach ist sicher das Erklärungsmodell der Korruption oder der Beeinflussung, den  beide Erklärungsmodelle blenden die Frage aus, warum man sich denn korrumpieren bzw. beeinflussen läßt.Auch die Beurteilung solchen Verhaltens als Zeitgeistopportunismus greift doch etwas zu kurz, denn wie könnte ein Christen, wenn er wirklich am Ende seines Lebens Gottes Endgericht über sich erwartet, um der Welt zu gefallen, sündigen, indem er die Wahrheit verläßt?

Subkutan müssen sich in der Kirche schon Revolutionen ereignet haben, die die Kirche und die Theologie anfällig werden ließen für ihre Selbstaufgabe in den linken/linksliberalen Zeitgeist. Ein Indiz dafür ist das Aufkommen des Modernismus in der Kirche. So sehr auch die Päpste die Gefahr dieser theologischen Richtung erkannt haben und entschlossen den Kampf führten, so scheint diese Strömung nach dem 2.Vaticnum doch obsiegt zu haben. Aber wie kam es dazu? Hier ist vieles recht unklar und vielleicht finden Historiker erst viel später eine befriedigende Erklärung für das Verlöschen der traditionellen Lehre in der Kirche nach dem Reformkonzil.   

Ein paar Ansätze für ein Erklärungsmodell sollen aber doch in aller Vorläufigkeit benannt werden:

A) In der christlichen Religion existiert eine Spannung zwischen der rein jenseitigen Verheißung des
     Reich Gottes und einer eher irdischen Messiashoffnung, daß der Messias schon auf Erden sein
     Reich wirken würde. Die aus dem Geiste der Aufklärung geborene Idee des gesellschaftlichen und
     kulturellen Fortschrittes ist nun anschlußfähig an linke Utopien, von der Idee einer universalen
    Vernunftrepublik bis zur dee der klassenlosen Gesellschaft und knüpft dabei an messianische
    christliche Hoffnungen an.
B) Man liest im Neuen Testament mehr als einmal, daß Jesus, Schüler in seine Nachfolge rufend, von
     ihnen verlangte, sich von ihren Familienbanden zu lösen, weil nun sie in der Urgemeinde eine
     neue Familie für sich finden würden, der sie ganz und gar verpflichtet wären. Das urchristliche
     Ideal war nicht die Familie und auch nicht das Leben in der Volksgemeinschaft noch im Dienste
    für das Allgemeinwohl im Staate. Als Christ entzog man sich eher den weltlichen Ordnungen, um
    außer ihr das wahre Leben zu führen. Aus diesem Geiste entstand dann ja auch die Idee des
    Klosterlebens. Man kann nicht umhin, daß diese in der Kirche nie ganz verlöschenden Konzepte
    Affinitäten zu linken Konzepten des Aussteigens aus der bürgerlichen Gesellschaft aufweisen.
C) Daß man, wenn man die Bergpredigt im Geiste Tolstojs liest (die fundierteste Kritik bietet E.
    Hirsch in: Deutschlands Schicksal), als Christ die Ordnung des Staates ablehnen muß, ist evident.
    Speist sich nicht auch daraus der Utopiegehalt anarchischer Träume einer vollkommen gewalt-
    freien Gesellschaft?
D) Gehört nicht konstitutiv zu jeder linken Utopie der Glaube an den "neuen Menschen"? Aber wie
     oft lesen wir im Neuen Testament davon, daß der Gläubige in Christus ein ganz neuer Mensch
    sei, der den "alten Adam" hinter sich gelassen hat. Ist es verwunderlich, daß dann im Gefolge
    der Auklärung Pädagogen und Reformer die Hervorbringung dieses "neuen Menschen" als ihre
    Aufgabe ansahen, nachdem das Christentum 1700 Jahre keine "neuen" hervorgebracht hatte, um
   es etwas salopp zu formulieren?     

Wenn man dann berücksichtigt, daß diese Tendenzen in der Konstatinischen Epoche zurückgedrängt
wurden, weil die Kirche in dem Thron-und Altarbund Weltverantwortung übernahm, so konnte nach
dem Ende dieser Epoche diese weltfllüchtigen Tendenzen wieder erstarken. Im Namen einer reinen
Gesinnungsethik will man das Gute ohne Rücksicht auf die Folgen: Wir müssen alle Flüchtlinge 
aufnehmen, auch wenn wir daran zu Grunde gehen. Im Hier und Jetzt soll das messianische Reich
schon anheben in den Utopien einer völlig gerechten Welt. Der "neue Mensch" ist nun das Produkt 
der Genderideologie, vordem der marxistischen Klassenkampfideologie- aber immer erkennt man 
bei allen Verzeichnungen doch die Grundidee wieder, daß der Mensch, so wie er ist, nicht so sein
sollte, daß er zum "neuen Menschen" zu revolutionieren ist.

Die Punkte A-D zeigen Affinitäten zur linken Ideologie auf- aber seit 1989 beherrscht der Linksliberalismus das Klima der Kirche. Sagen wir es so: Mit dem Ende des real existieenden Sozialismus endete auch die Epoche der linken Utopien. Linksliberal ist, wer links ist ohne noch an Utopien zu glauben.  
    

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