Montag, 13. Oktober 2025

„Doch diese Gotteshäuser sind mehr als Beton und Glas“ :Manifestationen einer anthropozentristischen Kirche

 

Doch diese Gotteshäuser sind mehr als Beton und Glas“1 :Manifestationen einer anthropozentristischen Kirche


Einst,und das waren die dunklen Zeiten der sogenannten Vorkonziliaren Kirche, wußte auch die Kirchenarchietektur, daß jede Kirche wie einst der von König Samuel gebaute und geweihte Tempel zu Jerusalem ein Ort des Wohnens Gottes unter uns Menschen ist, der wegen dieser Anwesenheit ein heiliger Ort ist, geschieden von seiner profanen Umwelt.Nicht indem sich da eine Gemeinde versammelt,um einen Gottesdienst zu feiern,konstituierte sich dieser Versammlungsraum als ein heiliger, sondern weil er ein geheiligter Raum ist ob der dortigen Gegenwart Gottes,versammelt sich da die Gemeinde zum Gottesdienst,ja sind die Türe der Kirche offen,damit Gläubige dort die Nähe zu Gott suchen können.

Bei seiner ersten Ankunft legten seine hl.Eltern das göttliche Kind in eine Krippe,nachdem Maria der neue Tempel Gottes geworden war. Der Ehrgeiz der gläubigen Architektur war es nun,Jesu Christi neuen Wohnort, dem des Tabernakels in der Kirche und dann auch den ganzen Kircheninnenraum so zu gestalten, wie es der Königswürde des Sohnes Gottes entspricht,nicht sollte er noch einmal, seinen Leidensweg beginnend in eine Stallkrippe gelegt werden.Dieser Aufgabe stellte sich die Architektur und fand in den Barockkirchen die vollendeste Antwort auf die Frage, wie das architektonisch zu leisten sei.

Aber was sollte die Architektur tuen, nachdem die Antwort gefunden worden war und die Architekten weiterbauen wollten und dabei sich nicht darauf limitieren wollten, immer nur noch das Vollendete zu kopieren? Die völlige Abkehr von dieser vollendeten Kirchenarchitektur erbrachte die Nachkriegszeit, als ob der Kriegsschäden viele Kirchen neu zu erbauen waren. Der neue moderne Kirchenbaustil war charakterisiert durch die Vorliebe für Beton und Glas, wie dieser Kath de Artikel es rechtens betont.

So liest sich das dann: „Nach dem Krieg setzte sich dieser moderne Ansatz fort und wurde durch die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils nochmals bestärkt. Gotteshäuser sollten danach nicht mehr in erster Linie die hierarchische Gliederung abbilden, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen sichtbar machen. Der Altar rückte in die Mitte der Kirche, und die Gläubigen konnten sich durch die Anordnung der Kirchenbänke um den Altar herum plötzlich in die Augen schauen, statt wie in einem Bus nur hintereinander zu sitzen. Viele Gläubige empfanden das als Fortschritt und Stärkung des Gemeinschaftserlebnisses.“

Die anthropozentristische Perspektive dominiert hier: Daß die „hierarische Gliederung“ die Vermittelungsordnung zwischen Gott und der Gottesdienstgemeinde bzw dem Gläubigen ist,Gott vermittelt sich durch den priesterlichen Dienst,wird völlig mißachtet und nur noch als eine Struktur verkannt, die die Gemeinde subordiniere.Jetzt soll der Kircheninnenraum in seiner Strukturiertheit die „Gemeinschaft der Gläubigen“ manifestieren.Das neue Ideal ist nun das miteinander im Kreise um den Altar Sitzen,sodaß jeder jeden ins Angesicht sehen kann.Die ursprüngliche Ausrichtung auf das Tabernakel im Hochaltar einer Barockkirche wird nun ersetzt durch das Einanderanschauen. Man säße nicht mehr wie in einem Bus hintereinander, sodaß nur der Hinterkopf des davor Sitzenden ansehbar sei, sondern sein Gesicht!

Viele Gläubige empfanden das als Fortschritt und Stärkung des Gemeinschaftserlebnisses.“ Das ist nun das neue Ziel der Gottesdienst-ordnung der Liturgiereform, daß der Gottesdienst dem Erleben der zwichenmenschlichen Gemeinschaft zu dienen habe. Daß es im Gottesdienst, wenn es sich da um ein Vergemeinschaftungserlebnis handeln sollte um eines mit Gott,mit Jesus Christus ginge, wird dabei völlig ausgeblendet.

Ungeklärt bleibt dabei aber nun, warum diese zwischenmenschliche Gemeinschaftserlbnisse ermöglichende und sie befördernde Architektur nun Kircheninnenräume kreierte,die so ungastlich gestaltet sind, daß die Besucher sie schnellst möglich wieder verlassen wollen? Es existieren zwei Konzepte der Innenraumgestaltung von Restaurationen: Das eine setzt darauf, daß die Gäste dazu „verführt“ werden,lange in dem Speiselokal zu verweilen und so viel verzehren,das andere,daß die Gäste schnell wieder das Speiselokal verlassen, sodaß pro Tag viele Gäste in dem Lokal speisen und trinken und so der Gewinn durch die vielen Gäste erwirtschaftet wird, die zwar dann pro Kopf weniger als in dem ersten Konzept verzehren,aber der Erfolg durch die Menge der Gäste erwirtschaftet werden soll.

Nähme man diese zwei Innenraumgestaltungskonzepte zum Maßstab der modernen Kircheninnenraumgestaltung,dann ähnelt die moderne Kirchenarchitektur der des Konzeptes des Schnellimbißlokales! Diese Betonglaskirchen treiben die Gläubigen geradezu aus der Kirche hinaus mit ihrer kalten Betonathmosphäre. Eine neue Bilderfeindlichkeit verstärkt diesen Austreibeeffekt noch: In den modernen Kirchen existiert nichts das Auge noch Erfreuendes und Schönes.Es scheint so, als sollten die Besucher durch nichts davon abgelenkt werden, nur noch auf ihre Mitmenschen zu schauen, da hier der Mensch eben in das Aufmerksamkeitszentrum gestellt werden soll. Der Mitmensch ersetzt so das Tabernakel und auch die Bilder und Skulpturen, weil nur er das Zentrum bilden soll.

In der Architektur wird nun vehementer als in den anderen Bereichen der Tod der Moderne und das postmoderne Zeitalter verkündet,was auf jeden Fall für die Architektur ein Glück ist. Ob aber die zeitgenössische Kirchenarchitektur dieses Signal hört oder doch an der antiästhetischen Architektur der Moderne festhalten will,ist eine noch offene Frage.

Zusatz:

Sicher gehört dieses BuchSyberberg Hans Jürgen, "Vom Glück und Unglück der Kunst in Deutschland nach dem letzten Kriege" –zum Besten, was über die Nachkriegskunst in Deutschland je geschrieben worden ist. 

 

 






1 Kath de, 13.10.2025:“Schatz moderer Gotteshäuser müsse erst noch entdeckt werden.Theologe: Verlust von Nachkriegskirchen wäre auch liturgisches Problem.“

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