Freitag, 20. März 2015

Kirche-ein Dienstleistungsbetrieb ohne Nutzer?

Für Kardinal Marx ist die Deutsche Bischofskonferenz  keine Filiale Roms. Der antirömische Affekt , Carl Schmitt: "Es gibt einen Anti-Römischen Affekt", (Schmitt, Römischer Katholizismus und politische Form, der erste berühnmte vielzitierte Satz!) lebt auch mitten in der Katholischen Kirche Deutschlands so wieder kraftvoll auf. Aber was ist sie dann, wenn nicht eine römische Filiale? Eine deutsch-katholische Kirche, die sich des Vorwurfes des Ultramontanismus endgültig entledigen möchte, der spätestens seit dem eisernen Kanzler Bismark die nationale Zuverlässigkeit der Deutschen Katholiken in Frage stellte, ähnlich der in China staatlich anerkannten Katholischen Kirche, die sich auch von der "Untergrundkirche" absetzt, um ihre nationale Loyalität zu bekunden, daß sie eben eine Chinesische und keine vom Ausland gesteuerte Kirche ist, die die nationale Souveränität Chinas gefährde?  Nein, nationalpatriotische Anliegen  diesem politisch korrekten Kardinal vorzuwerfen, geht an seinem Anliegen Lichtjahre vorbei! 
Filiale meint hier ein betiebswirtschaftlich-organisatorisches Problem: daß alle wichtigen Entscheidungen nicht vor Ort gemäß der Marktlage getroffen werden, sondern in einer fernen Zentrale, die Besonderheiten der Firma vor Ort nicht berücksichtigend! Wenn die Kirche aber ein religiöse Dienstleistungen anbietendes "non-Profit"-Serviceunternehmen ist, dann ist das eben ein beachtlicher Nachteil. Man bietet so an der Marktnachfrage vorbei an. 
Wenn man mal ganz grobschlächtig reden darf, dann gibt es in der Kirche einen Widerstreit zwischen Planwirtschaftlern und Marktwirtschaftlern. Die Marktwirtschaftler werfen nun den Planwirtschaftlern vor, statt nach der realen Nachfrage der Konsumenten sich zu orientieren, per Dogmatik festsetzen zu wollen, was die Konsumenten zu konsumieren haben! Die Dogmatik als Wissenschaft von dem objektiven  Interesse der potentiellen Kunden der Kirche meint besser als die Kunden zu wissen, was für sie das Wahre und Gute ist uns produziert das und setzt es ihnen dann vor, nicht mal als Angebot der Kirche sondern als verpflichtende Wahrheit. Ganz anders der Marktwirtschaftler: er frägt nach dem, was die Konsumenten wollen, etwa die Eucharistie für homosexuelle Paare und geschieden Wiederverheirateten  und wenn das eine Mehrheit will, dann soll sie das auch bekommen! "Wer bin ich, als daß ich Richter über die Konsumwünsche unserer Kunden zu richten habe?" könnte dann der Marktwirtschaftler in Anlehnung an den Papst fragen! Kein Verkäufer sagt zu einem Kunden, daß das von ihm gewünschte Buch niveaulos sei und er doch lieber etwas Gutes sich zum Lesen kaufen sollte! Denn der Kunde hat immer recht, egal was er begehrt. Nur planwirtschaftliche Dogmatiker bevormunden ihre Kunden -so wie der Theologenpapst Benedikt XVI.! Marktwirtschaftlern ist die Dogmatik so gleichgültig, daß sie sie unversehrt in die Abteilung unverkaufbarer Ramsch ablegen würden, um dann nur noch Thriller anzubieten! Es bedarf keiner Revolte gegen die Lehre der Kirche mehr, kein 68er Aufstand -.es reicht das Beiseitelegen und jetzt braucht die Kirche nur noch eines: einer Nachfrageanalyse bei den potentiellen Kunden. Die Befragung ersetzt so die dogmatische Reflexion. Allerhöchstens wird noch den Universitätstheologen die Aufgabe zugeschrieben, Wege zu finden, das von den Konsumenten Gewünschte nachträglich auch zu rechtfertigen, daß sie ein Recht darauf haben, es so zu bekommen, wie es ihnen gefällt. 
Eines irritiert nun aber: die Kirchensteuereinnahmen fließen so üppig in die Kassen der Kirche, daß sie wahrlich im und aus diesem Überfluß lebt. Aber die Dienstleistungen, die sie anbietet, erfreuen sich immer weniger an Nachfrage.  Ja, selbst die zentralsten Aussagen der katholischen Religion finden kaum noch Abnehmer, um es im Filialendeutsch auszudrücken!  In Kath net konnte man am 17.3. 2015 in einer Replik auf Kardinal Marx: Los von Rom dies lesen:
"Bei einer Umfrage der seriösen Bertelsmann-Stiftung kam heraus, dass nur noch 16,2 Prozent der westdeutschen Katholiken an den allmächtigen Gott als ein personales Gegenüber glauben. Für 84 Prozent der Katholiken ist Gott eine Vorsehung ohne Gesicht oder ein anonymes Schicksal oder irgendeine Urkraft. Oder sie leugnen ihn schlicht.“

Beunruhigt das die Deutsche Bischofskonferenz? Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, daß solange die Nicht-an-Gott-Glaubenden noch ihre Kirchensteuer zahlen, das kein Grund zur Beunruhigung für deutsche Kirchenleitungen ist. In der voll durchbureaukratisierten und mit unendlich vielen Laiengremien dekorierten Kirche lebt es sich vortrefflich auch ohne gläubige Endverbraucher, solange sie zahlungswillige Geldgeber sind. Das kleine Kirchenwunder: der Durchschnittskatholik bleibt der Kirche treu, auch wenn er dessen "Angebote" an Religion und Service kaum noch abruft. Wie ein Konsument aus einem mit Waren an-und überfülltem Verbrauchermarkt nur das ihm Gefällige zum Konsum sich aussucht, so wählt der Kirchenkunde das ihm Gefällige aus und läßt das Andere unberührt im Regal stehen. Und das Angebot des dreieinigen Gottes, des allmächtigen, vor dem man sich zu verantworten hat, steht offenkundig nicht hoch im Kurs. Es ist zu vermuten, daß die Kirche eigentlich fast nur noch positiv beurteilt und geschätzt wird als Agentur für praktizierte organisierte Nächstenliebe und daß man auf das religiöse Brimborium darum herum dann auch gut verzichten könnte. Und in der Katholischen Caritas ist ja wirklich,selbst wenn man sie mikroskopisch untersucht, Religion nur noch in homopathischen Mengen erkennbar. Was die Theologie und insbesondere die Dogmatik nicht kennt, daß ist die Rolle des Konsumenten, die heuer das Realleben der Kirche bestimmt. Die Kirche ist sozusagen zu einem Expertensystem der Religion geworden, wie es das System der Medizin gibt und überall steht ein Expertensystem , in der Medizin vom Arzt bis zum Pfleger , Patienten gegenüber, die im Bedarfsfall  an das System sich wenden. Der Endverbraucher muß nur wissen, wer für was zuständig ist, daß er zum angemessenen System sich wendet, mit Bauchschmerzen zum Arzt, mit Rechtsproblemen an einen Rechtsanwalt, mit psychischen Problemen an einen Psychater und womit an einen Pfarrer?
Was soll da nun eine Umstrukturierung der Katholischen Kirche Deutschlands, wenn die Parole heißt, daß sie keine Filiale Roms sein will? Es läuft doch alles gut, wenn man auf den Geldfluß in die Kirche und ihr Ausgeben des Geldes denkt. Und die Konsumenten wollen auch die Kirche nicht verlassen und wenn, dann nicht in die Institution der Kirche gefährdende Größenordnungen:. Eine Irritation bleibt. Man könnte eines vermuten, daß es die Kirchenleitungen stört, von Rom her dauernd an Dogmatisches  erinnert zu werden, wo man das doch schon längst  entsorgt  hat als unverbindliches Material für "Glasperlenspiele", (Hesse)während die kirchliche Praxis fast ohne Theologie auskommt. Und die Lust auf Umfragen, wie ihr es wünscht!, soll nun wohl endgültig die Dogmatik als Selbststeuerungsmedium der Kirche ersetzen. Den Höhepunkt setzte dazu ja Bischof Bode, als er die Lebenswirklichkeit als neue Norm für die Theologie einforderte  und damit ist dann faktisch die Umfrage als neues Losorakel gemeint! Schlechte Zeiten für die Wahrheit! Aber was auch immer das 2. Vaticanum mit der Aufwertung der Volkes Gottes intendierte und was dann auch immer Pastoraltheologen unter der Parole, alle Macht den Laienräten gemeint haben, es triumphiert der Konsument, der als König bestimmen will, was die Kirche anbietet und was nicht. Und er sieht beachtlichen Reformbedarf für die Angebotspalette der Kirche. Ob man- um es  mal ganz pointiert zum Ausdruck zu bringen- nicht mal auch ganz ohne Gott versuchen könnte, und nur noch Humanität in der Kirche leben sollte?                  

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