Sonntag, 15. März 2015

Schafft sich die Kirche selbst ab?

Das Augenmerk soll jetzt auf ein-leider- fast schon alltägliches Phänomen gerichtet werden. Ein schöner jüdischer Witz bringt das Problem auf den Punkt: "Lieber Gott, schütze mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden komme ich selbst zurecht!" Wir erleben nun keine Sternstunde sondern eine ganz und gar durchschnittliche Destruktionsaktion wider den Glauben der Kirche. Der Tatort ist - selbstredend- die Predigtkanzel und der Täter ein Pfarrer, einer der liberalen Gattung, die, kaum daß sie den Kirchraum verlassen haben, sich so in Zivilkleidung tarnen, daß keiner sie als Priester erkennen kann. Die Tugend der Unkenntlichmachung! Angesagt ist eine Sonntagspredigt zum 4. Fastensonntag. Das Evangelium, aus dem Johannesevangelium 3, 14-21. Und wie er sich kleidet, so predigt er auch. Das Ziel ist nämlich das der Unkenntlichmachung des christlichen Glaubens.
In das Zentrum der Predigt wird der letzte Satz: "Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht", die Fortsetzung: "damit offenbar wird, daß seine Taten in Gott vollbracht sind" findet in der Predigt dann keine Beachtung mehr. Worauf kommt es Jesus an? Erstmal wird uns gesagt, worauf es nicht ankommt. Nicht ist wichtig, was ein Mensch glaubt oder was er nicht glaubt und ob er überhaupt glaubt, denn nicht ist die Religion wichtig- sondern: 
allein das rechte Tun! Und das meint die Praxis der Nächstenliebe! Die Wahrheit tun meint praktizierte Humanität! Die zwei Friedensnobelpreisträger machten das deutlich, eine Mohamedanerin und ein Hinduist, aus zwei miteinander verfeindeten Staaten, Pakistan und Indien, die aber beide um ihres Engagements für Kinder willen so ausgelobt wurden! Das meint, das Tun der Wahrheit! 
Früher (und als erfahrene Predigthörer wissen wir, daß jetzt der Schlag unter die Gürtellinie der vermaledeiten vorkonziliaren Kirche erfolgt) sei dieser Johannesevangeliumstext "überheblich" ausgelegt worden, als gälte nur uns Christen das Heil, und nicht den Juden und den Sonstigen. [Nun liegt es ja nahe, die Zentralaussage: Vers 18, Wer an ihn [Jesus Christus] glaubt, wird nicht gerichtet, wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Gottes nicht geglaubt hat, so zu deuten-aber mitnichten! Oder noch deutlicher: "damit jeder, der an ihn [Jesus Christus] glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat" (Vers 16)
Wenn im Johannesevangelium von der Welt die Rede sei zu dessen Rettung Jesus kam, dann sind damit nur die Heiden gemeint, denn Jesu Auftrag sei es, nun auch für die Heiden einen Weg zum Heil zu weisen, nachdem den Juden der Weg ja schon bekannt sei und Jesus diesen für sie nur bestätige; er verkündet ihnen ja nichts, was sie nicht sowieso schon wüßten. Das meint, daß Jesus den Juden nur sagt: bleibt im religiösen Sinne Juden und lebt so weiter. Nur  den Heiden habe er etwas Neues zu sagen, daß auch sie Geliebte Gottes sind und daß es allein auf die Praxis der Nächstenliebe ankäme.Und das 2. Vaticanum habe das so auch-nach der langen Zeit der Verfinsterung- gelehrt, daß es nicht auf die Religion und den Glauben ankäme, sondern allein auf die Praxis der Nächstenliebe. Nicht weil wir irgendwas glauben, Glaubenssätze etwa, nein, die Tat allein zählt! Ja, diese Aussage, "tut die Wahrheit" ist eine "multireligiöse" Aussage, deklarierte der Prediger und meinte damit, daß sie allen Religionen innewohne und auch säkularen Menschen einsichtig sei. Und da heuer keine Predigt auskommt ohne eine ganz konkrete Aussage, wurde das "die Wahrheit tun" auch veranschaulicht mit dem neuen Gebot der Liebe zu den Asylanten. (Konnte eigentlich die Nächstenliebe schon in ihrer Vollform praktiziert werden, als es noch keine Asylanten gab, ist allerdings eine nicht leicht beantwortbare Frage!) 
Das war die Predigt am Samstagabend. Am Sonntag stand nun der selbe Prediger vor einer neuen Herausforderung. Die Messe war sozusagen eine "Fastpflichtmesse" für die Firmkandidaten und es wurden auch weitere Kinder erwartet, sodaß nun die Predigt kindgemäß umgestaltet werden mußte. Dem haben wir es zu verdanken, nun eine weitere Predigt über dies Evangelium zu hören und wir können nun heraushören, was dem Prediger das wichtigste war in der Schnittmenge dieser beiden Predigten.
Dem Evangelium ging eine Lesung aus 2.Chronik 36, 11-23 voraus. Und angesichts der Schwierigkeit des Textes aus dem Johannesevangelium (so der Prediger) wurde nun zuerst eine interpretierende Wiedergabe des Chroniktextes gegeben.Und die hatte es wahrlich in sich. Eigentlich ist der Text einfach und klar: Das Volk Gottes sündigte so schlimm, daß Gott es straffte, indem er Jerusalem durch den König der Chaldäer besiegen ließ und das Volk deportierte ins Exil. Gott berief dann, als die Zeit der Strafe vorbei war, den persischen König Kyrus dazu, daß er die Exilierten wieder zurückziehen lasse, damit sie dort wieder den Tempel Gottes aufbauten. Aber das ist zuviel des Guten für Kinderohren! Also: reduzieren. Da gab es nun den bösen König Nebukadenezar, die die Juden unterdrückte und den guten König Kyrus, der dafür eintrat, daß alle Völker und Religionen in seinem Reiche friedlich harmonisch miteinander leben sollten! Die Strafe Gottes fiel so aus, merke: Gott straft nicht und der Militärsieg war so nur eben eine Tat eines bösen Königs. Kyrus wird auch nicht von Gott zu irgendwas berufen, schon gar nicht dazu, Sorge für den Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels zu sorgen-mitnichten! Er war einfach nur: gut und war so für Multikulti! Aus dem Herausziehen nach Jerusalem wurde nun, daß Kyrus den Juden es freistellte, ob sie dableiben  oder nach Hause ziehen wollten. Von dem steht natürlich nichts im Text, daß Kyrus sagte: ihr könnt auch bleiben- natürlich nicht, denn Gott wollte es ja, daß die Exilierten nach Jerusalem zurückkehrten, um den Tempel wieder zu errichten. Selbstverständlich fiel auch der Neubau des Tempels aus! Warum aber das "bleibt, wo ihr seid, wenn ihr wollt"? Ganz einfach: es ging um das Ideal der Multikultigesellschaft  und dazu paßt eben die Aufforderung der Repatrierung nicht so recht! Also legte die Predigt dem Perserkyrus in den Mund: bleibt, damit im persischen Reich eure die jüdische Religion und meine Religion friedlich harmonisch neben-und miteinander leben kann! 
Dann leitete die Predigt über zu Jesus mit dem Spitzensatz, daß das auch Jesu Anliegen sei! Auch er sagt den "multireligiösen" Satz, daß es nicht auf die Religion ankäme, sondern allein auf das die Wahrheit Tun und das meine die praktizierte Nächstenliebe! Der Johannestext sei zwar sehr schwierig und kompliziert geschrieben, aber das genau wolle er aussagen: daß es nur auf die Tat der Nächstenliebe ankäme! Religion und Glaube, so können wir folgern, dazu sagt Kyrus und Jesus: Nein Danke, denn das ist unwichtig! Es kommt allein auf die gelebte Humanität an.
Und Gott? Ja, der ist eigentlich dabei recht überflüssig! Er tut eigentlich nichts, er hält kein Gericht, er gibt nichts, er beruft nicht den Perserkönig, er will keinen Tempel, keinen Glauben...
Und warum gibt es dann noch Gottes"dienste"? Auch das erklärte der Prediger. 5 oder 6 Tage arbeitet der Mensch, oder geht zur Schule und am Sonntag gönnt er sich dann EINE STUNDE DES AUSRUHENS mit Gott in der Kirche, damit er dann erholt, gestärkt sich wieder dem Alltagsleben zuwenden kann! Na, ja, ob unsere Firmlinge da nicht Erquicklicheres sich zum Ausruhen vorstellen können als eine Sonntagsmesse, etwa am Sonntag auszuschlafen? Macht auch nichts, Hauptsache- fast hätte ich es vergessen, daß den Firmlingen irgendein Arbeitspapier zu dieser Predigt mitgegeben worden ist, wo wohl als letztes Bild eines zum Thema: Asylanten- unsere praktische Nächstenliebesobjekte dargestellt war! 
Und so schaffte diese Predigt die ganze christliche Religion ab und wollte sie ersetzen durch praktizierten Humanismus, als allen Religiösen und Nichtreligiösen gemeinsames Anliegen. Und mehr wollte doch Kyrus und Jesus auch nicht und das lehrt uns auch das 2. Vaticanum! 
Schafft die Kirche sich selbst ab? Zumindest der Versuch der Selbstnichtung der christlichen Religion ist in dieser Art von Predigt unverkennbar!               
        

1 Kommentar:

  1. "...:Asylanten- unsere praktische Nächstenliebesobjekte dargestellt war!..." - Ich denke tatsächlich, daß eine "Kirche", die die Ärmsten der Armen unter uns Menschen als - ich bekomme es kaum in die Tastatur - "Objekte" bezeichnet, schnellstmöglich abgeschafft gehört.

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