Sonntag, 3. April 2016

Ich und du- Begegnet mir Jesus in der Eucharistie?

Einst sprach die Theologie von einem etwas oder sich offenbarenden Gott, aber in den Zeiten der Vorherrschaft der philosophischen Schule des Personalismus besteht unser wesentliches eigentliches Leben nur noch aus Begegnungen: das Ich, das mir zum Du wird, oder einfacher diese wundeschön tiefsinnige Szene im Film "Casablanca": "Schau mir tief in die Augen, Kleines"- das Urerlebnis der Philosophie des Personalismus. Der Begriff des Urlerbnis meint nun nicht einen Anfang im zeitlichen Sinne, sondern wie Werner Elert es in seiner Morphologie des Luthertums rekonstruiert das das Luthertum bzw den Personlismus Konstituierende. 
Nicht nur den Erstkommunikanten wird es immer wieder gesagt: In der Kommunion begegnet uns/Dir Jesus Christus und irgendwie dann auch in all den anderen Sakramenten auch. Das ist das, worauf es ankommt in der Eucharistie: Er begegnet da mir. Und aus diesem Begegnungserlebins oder dieser Begegnungserfahrung lebt dann der Christ, der christliche Glaube. 
Auf besonders fruchtbaren Boden fällt diese Begegnungsrede aber bei den Erstkommuinikanten nicht, ist doch für sehr viele von ihnen diese Erstbegegnung auch schon die Letztbegegnung für eine lange Zeit. Die Eltern sind da eben oft ein leuchtendes Vorbild, indem sie ihr Kind zum Kommuinionsempfang losschicken, selbst aber in der Kirchenbank sitzen bleibend anzeigen: Ist halt Kinderkram!  
Aber ist das Kinderkram? Nüchtern betrachtet ist der Sitz im Leben der Begegnungsphiolosophie der des Sichverliebens auf den ersten Blick. Sie erkannten sich, wenn daraus ein wechselseitiges Sichverlieben wird. Also: dafür sind die Kinder noch zu jung und wenn sie dann erste Erfahrungen des Sichverliebens und des Schwärmens für machen, dann wird ihnen im Vergleich dazu der Empfang des Altarsakramentes eine dröge Speise sein. (Ideengeschichlich gesehen gehört der philosophische Personalismus wohl in die Familie der Hyperreaktionen auf Hegel und Marx, denen der Vorwurf gemacht wurde, in gut nominalistischer Tradition, daß bei ihnen das Einzelne, das Individuelle unterginge im abstrakten Allgemeinen, aber doch nur das Einzelne wirklich ist, alle Allgemeinbegriffe, wie die Menschheit, das Menschsein, das Volk es nicht gäbe, weil es nur Gedankendinge sind!) 
Aber stimmt es denn sachlich, daß die Eucharistiefeier primär ein Begegnungsgeschehen ist?Zuvörderst ist hier darauf die Antwort zu geben, daß die Eucharistie ein Opfer ist, eine kultische Opferfeier und daß das gewiß kein Begegnungsgeschehen ist! Wo ein Priester Gott ein Opfer darbringt, ist nicht das Wesentliche, daß da ihm Gott als mit Du ansprechbarer begegnet, der zum Priester auch nur: Du! sagt. Wo vom Begegnen als dem Herzstück der Eucharistiefeier gesprochen wird, wird also als erstes von seinem Opfercharakter abstrahiert, denn es wird nur noch als Mahl gesehen! 
Das Abendmahl  der christlichen Religion ist nun selbst ein recht komplexes Gebilde in der Tradition des heiligen Essens. Zwei Konzepte sind da zu unterscheiden: daß Heiliges gegessen wird, so daß dies Einverleiben des Heiligen den Menschen heiligt, oder daß mit Gott oder den Göttern etwas gegessen wird und das konstituiert dann eine Gemeinschaft des Gottes mit den mitessenden Menschen. Davon zu unterscheiden ist dann noch die Opferhandlung, bei der  die Priester dann Teile des Opfers selbst verzehren. In der christlichen Religion in ihrer Eucharistiefeier synthetisieren sich diese verschiedenden Konzepte zu einer Kultfeier.  Das Grundelement bildet das Konzept des heiligen Essens (und Trinkens). Heiliges wird genossen, damit es den Empfänger heiligt. Dabei fungiert Jesus Christus in der Doppelfunktion, daß er Geber und Gabe in einem ist: Als Heiliger gibt er sich selbst als Heiliges. 
Jesus Christus gibt dabei sein Fleisch und sein Blut zum Essen und Trinken. Als Heiliges ist es dabei qualifiziert als Opferfleisch und Opferblut (so Matthäus, Markus, Lukas und Paulus) oder durch seine Herkunft von Oben, so Johannes als das wahre Himmelsmanna. Eines ist aber eindeutig: nicht begegnet uns da das zum Essen und Trinken Vorgesetzte sondern es wird von uns gegessen und getrunken: wie vereinleiben uns sein Fleisch und sein Blut. Diese Vereinleibung ist nun wirklich kein Begegnungsgeschehen.
Der Karl May Leser mag nun an die Blutsbrüderschaft von Winnetou und  Old Schatterhand denken: dadurch, daß wechselseitig der eine vom Blut des anderen trank, entstand eine Gemeinschaft im Blute: mein Blut fließt nun in Dir und das vertieft dann die Freundschaft zu einer Blutsverwandtschaft und Blutgemeinschaft. Das gilt dann auch für das Fleisch: mein Fleisch in dir macht uns zu einer Gemeinschaft. Nun ist das in der Eucharistie genossene Fleisch und Blut heiliges Fleisch und Blut und so gerade für den Aufnehmenden besonders wirksam.
Man muß also konzedieren, daß das Begegnungsgerede nicht nur den Opfercharakter der Eucharistiefeier verschweigt, sondern auch den Mahlcharakter verleugnet. Wer ißt, der sagt nicht: Da begegnete mir Eßbares und wer trinkt sagt nicht: Da begegnete mir Trinkbares!
Wenn von einer Begegnung in Hinsicht auf die Eucharistiefeier doch gesprochen werden soll, dann kann das nur bezogen werden auf Jesus Christus im Tabernakel, wo er auf uns wartet, damit wir da Gemeinschaft mit ihm finden können und im Besonderen dann, wenn das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt wird. Die Eucharistiefeier als heiliges Essen ist aber gerade kein Begegnungsgeschehen sondern hier gibt Jesus sich als Fleisch und Blut uns zur Speise zum ewigen Leben!
Sachlich verfehlt also die Deutung oder besser gesagt die Umdeutung das Wesen der Eucharistiefeier völlig und religionspädagogisch ist diese Deutung auch sinnlos, weil den Adressaten die Begegnungsphilosophie nicht nachvollziehbar ist, weil es das Erleben des Sichverliebens, der Liebe auf den ersten Blick voraussetzt- man müßte erst "Casablanca": "Schau mir tief in die Augen" begreifen können. Das können aber nur in geschlechtlicher Liebe Erfahrene! 
       

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