Donnerstag, 15. November 2018

Leben nach dem Tode?- zum schwindenden Glauben- Notizen zum Untergang des Abendlandes


"Woran glauben die Deutschen?"- dazu veröffentlichte Katholisch de am 14.11.2018 bedenkenswerte Ergebnisse einer repräsentativen Befragung zum Thema des Glaubens an ein Leben nach dem Tode:
"Insgesamt glauben 47 Prozent aller Deutschen, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Diese Ansicht ist im Ostdeutschland (55 Prozent) stärker verbreitet als im Westen (45 Prozent). Etwa jeder Fünfte glaubt an ein Leben nach dem Tod. 14 Prozent rechnen mit einer Wiedergeburt. Rund ein Fünftel der Befragten wusste keine Antwort oder machte keine Angaben." Zudem: Die Älteren glauben weniger an ein jenseitiges Leben als die Jüngeren: "Demnach glauben nur sechs Prozent der über 65-Jährigen an ein ewiges Leben nach dem Tod im Himmel oder in der Hölle, während 17 Prozent der 18- bis 24-Jährigen diese Anschauung für wahrscheinlich halten." 
Dieses den kundigen Leser wohl nicht überraschende Ergebnis zeigt aber eines überdeutlich an: Wie sehr die Fundamente der abendländischen Kultur schon aufgeweicht sind- ja, es darf sogar gemutmaßt werden, daß mit dem Schwinden des Glaubens an ein jenseitiges Leben eine Vorstellung verdunstet, die wohl Bestandteil jeder uns bekannten Kultur ist. So manigfaltig dann auch die Vorstellungen über ein Jenseitsleben ausgefallen sein mögen, daß es mit dem Tode einfach aus sei, daß ist ein Gedanke, den zwar so Epikur fundiert hat: Wenn ich bin, dann ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, bin nicht ich, sodaß es meinen Tod, wenn ich denn ihn fürchte, gar nicht geben kann, der aber doch nur -sagen wir es mal salopp- nur in Philosophenkreisen kursierte, aber bis jetzt nie populär war. Aber das hat sich nun geändert. 
Hat das Auswirkungen für die Kultur? Pointiert gesagt: Die Kultur ist eine Gestaltung des Lebenswillens, weil es dem Menschen nicht möglich ist, rein natürlich zu leben. Arnold Gehlen brachte das auf die bekannte These, daß der Mensch in Folge eines Mangels an Bestimmtsein durch seine Triebe eine Kultur sich schaffen muß mit Institutionen. Ehe und Staat, damit so dies Defizit aufgehoben wird. 
Zum Lebenswillen selbst gehört aber auch der Unwille, den Tod als Ende des Lebens zu akzeptieren. In der kulturellen Vorstellung von einem Weiterleben nach dem Tode manifestiert sich so der Lebenswille, der den Tod als Feind des Lebens negiert.  Der Glaube an ein jenseitiges Weiterleben speist sich so auch aus diesem Widerwillen gegen die Vorstellung vom Tod als Beendigung des Lebens. Dort, wo der Tod stattdessen als Ende des Lebens bejaht wird, dort ist so eine Schwächung des Lebenswillens zu vermuten. Nicht die Theodizeefrage, sondern die Biodizeefrage tritt damit in den Vordergrund: "Lohnt sich das Leben überhaupt?" (Vgl dazu die Studie von Lütkehaus: Nichts. Abschied vom Sein). Wenn das Leben unter der Frage des: "Lohnt es sich?" diskutiert wird, dann wird das Leben mit einem Unternehmen verglichen, das schwarze oder auch rote Zahlen schreiben kann und das so aufgegeben wird, wenn nur noch rote Zahlen erwartet werden ohne eine Hoffnung auf eine Besserung. Das Todsein ist dann die schwarze Null, die den Unternehmer von der Last der Geschäfte befreit, weil er so sein Geschäft aufgibt.  
Wenn so gesehen erstmal die menschliche Kultur eine Hervorbringung des Lebenswillens ist und dieser sich gerade auch in den kulturellen Vorstellungen von einem Leben nach dem Tode manifestiert, dann ist das Verblassen des Glaubens an ein postmortales Leben zuvörderst ein manifester Ausdruck geschwächten Lebenswillens. Dies inkludiert aber noch mehr. Fragen wir enfach, wie sich denn aus dem Lebenswunsch, daß der Tod nicht das Ende des Lebens sei, der Glaube an ein postmortales Leben generiert, dann stoßen wir auf ein eigentümliches Fundament, dem Glauben, daß die Welt, in der wir leben, für den Menschen prinzipiell gut ist, auf ein Urvertrauen in das Gutsein der Lebenswelt. Daraus entspringt das Vertrauen, daß in einer dem Menschen gutseienden Welt der Tod für ihn nicht das letzte Wort sein kann. Der Tod als definitives Ende kann eben vom Lebenswillen her nicht als etwas Gutes affirmiert werden, sondern er muß als das schlechthin  Lebensfeindliche reprobiert werden. Dies Neinsagen zum Tod als definitives Ende legitimiert sich so in diesem Grundvertrauen in das Gutsein der Welt für den Menschen. 
Es kann geurteilt werden, daß dieses Grundvertrauen durch eine rein naturwissenschaftliche Sicht auf das Leben aufgelöst worden ist, weil nun das menschliche Leben in der Welt nur noch als ein Zufallsprodukt günstiger Umstände  zu stehen kommt, daß der Mensch aber prinzipiell in einer ihm gegenüber gleichgültigen Welt existiert, als ein vergängliches Phänomen ohne eine Bedeutung.
Der Glaube an ein postmortales Leben schwindet somit genau dann, wenn die Lebensbejahung sich abschwächt, wenn die Gewißheit schwindet, daß zu leben sich überhaupt lohnt. Daß alle Völker Europas immer weniger Kinder bekommen und daß der Glaube an ein postmortales Leben schwindet, gründet sich so in der Dekadenz, des geschwächten Lebenswillens.  
Dies dürfte der tiefste Grund des Unterganges des Abendlandes sein, daß die Völker Europas des Lebens müde geworden, sich selbst aufgeben und jetzt durch die Politik der Masseneinwanderung von Fremden selbst von der Bühne des Lebens abtreten wollen.        

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