Freitag, 9. November 2018

Der idealisierte "Fremde" Oder: Warum wir Asylanten lieben

"Auf dem heutigen Markt finden wir eine ganze Reihe von Produkten, die ihrer schädlichen Eigenschaften beraubt sind:Kaffee ohne Koffein, Sahne ohne Fett, Bier ohne Alkohol [...]bis hin zum heutigen liberalen Multikulturalismus als Erfahrung des Anderen ohne seine Andersheit (der idealisierte Andere, der faszinierende Tänze kenn und eine ökologisch tadellose holistische Einstellung zur Wirklichkeit hat, während Merkmale wie das Verprügeln von Frauen ausgeblendet bleiben)?" Slavoj Zizek, Lacan.Eine Einführung,2008,S.54f.
"Die virtuelle Realität verallgemeinert einfach dieses Verfahren,ein Produkt anzubieten, das seiner Substanz beraubt ist: Sie stellt die Realität selbst ohne ihre Substanz zur Verfügung, ohne ihren harten Kern des Realen". (S.55)
Der Armutsflüchtling, der Migrant, der um Asyl Bittende, das alles sind erstmal Produkte der Medien, Elemente der virtuellen Realität. Diese wird dann"als Realität erfahren, ohne wie sie zu sein." (S.55). Seine Substanz, was er real ist, verschwindet hinter den virtuellen Bildern von ihm. Seiner Substanz so entledigt wird er zur Projektionsfläche der Idealisierungen. Er ist all das, was wir nicht sind. Der Idealisierung des Fremden korrespondiert das Ressentiment gegen das Eigene. Die Guten sind immer nur die Anderen.
Typisch dafür ist die Idealisierung des Islams in der Gutmenschweltsicht, die das Faktum der Verurteilung der Homosexualität in dieser Religion völlig ausblendet,aber der Katholischen Kirche Homophobie vorwirft. 
Schon die kritische Anfrage,ob nicht viele der Flüchtlinge in Deutschland leben wollen, nicht weil sie Daheim in Elend und Not gelebt hätten, sondern weil sie für sich ein besseres Leben hier erstreben, gilt schon als moralisch unkorrekt gestellt. Sie sind einfach nur die, denen wir zu helfen haben, weil sie das wollen. So werden sie zu substanzlosen Produkten der Sehnsucht nach Fremden, die nicht so sind wie wir und so schon gut sind. 
Wir Deutschen scheinen für diese Art  Minderwertigkeitsgefühl besonders empfänglich zu sein: Einst schrieben die Gelehrten nur in Latein, weil die deutsche Sprache nicht zum wissenschaftlichen Denken tauge- ja ganz Europa stand im Bann des Lateinischen und verachtete so die lebendigen Volkssprachen, dann entdeckte man das Französische als Kultursprache und frug in deutscher Zunge, welches Recht denn überhaupt die deutsche Kultur haben könne angesichts der Vollkommenheit der griechischen Kultur, um nur ein paar Stichworte zu  nennen. Jetzt scheint aber dieses deutsche Sondergut allgemein westeuropäisch geworden zu sein.  
Diese Minderwertgkeitsgefühle synthetisieren  sich dann noch durch die große Erzählung,  daß Europa und die USA die Hauptschuld am Elend und Leid der 3.Welt trügen, ja daß unsere Kulturgeschichte eigentlich nur eine der Unterdrückung und Ausbeutung der Anderen sei, die nun als Opfer dieser Unterdrückungskultur zu uns kämen. Die Fremden sind so das Projektionsprodukt des schlechten Gewissens den Opfer unserer Unkultur gegenüber und der Abneigung uns selbst gegenüber. In dem Bild des ökologisch holistisch eingestellten Fremden begegnet uns ja nur das eigene Wunschbild, wie wir sein möchten, es aber nicht sind als Ausbeuter und Zerstörer der Natur. 
Der  idealisierte Andere begegnet uns jetzt vor allem in dem Bild des Flüchtlings, des Migranten und des Asylanten. Aber das sind rein virtuelle Bilder ohne eine reale Substanz, die ausgeblendet wird in dieser Fikivwelt,die uns aber zur realen Lebenswelt geworden ist. 
Das erlaubt nun auch ein besseres Verständnis des Begriffes des Verschwörungs-theoretikers. Eine Verschwörungstheorie ist das Produkt des Schauens hinter die virtuellen Bilder, des Wahrnehmens des Realen hinter der Fiktivwelt. Dies Dahinterschauen wird nun perhorresziert, denn  die virtuelle Realität soll als einzig reale geglaubt werden. Nur der idealisierte Andere ist wirklich real!          

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