Donnerstag, 29. November 2018

Kann die Kirche in moralischen Fragen dazulernen?

Wenn auf der (halb?)offiziellen Internetseite: Katholisch de diese Frage gestellt wird, (am 29.11.2018),dann bedarf es keiner hellseherischen Talentierung, um das Jawort zu dieser Frage vorauszuwissen. "Dazulernen" oder auch Weiterentwickeln dienen im Reform- und Modernisierungsdiskurs als Tarnbezeichung für die Überwindung der bisherig noch gültigen Lehre, um sie dem Zeitgeschmacke einzupassen.
Etwas gelangweilt muß nun zur Kenntnis genommen werden, daß es in diesem Artikel mal wieder um die Heiligsprechung der Homosexualität geht. In dieser Causa habe nun die Morallehre dazuzulernen, indem sie anerkennt, daß ihre bisherige Beurteilung der Homosexualität falsch sei. Warum: Weil Liebe doch keine Sünde sein kann. Wenn Homosexuelle sich lieben, partnerschaftlich, dann könne das doch keine Sünde sein!  Der katholische (?) Sozialethiker Kruip formuliert das dann so:
"Nimmt man außerdem ernst, dass die Sexualität eben nicht nur die Funktion der Fortpflanzung hat, sondern "zwischenmenschliche Sprache", "Ausdruck der Liebe" ist, in der sich Menschen "in Ehrfurcht" begegnen (AL 151), dann muss man doch auch darüber nachdenken, ob das nicht auch unter gleichgeschlechtlichen, sich liebenden Partnern möglich sein sollte. Auch für sie, die ja ohne ihre Entscheidung, sondern von ihrer Natur aus, homosexuell sind, kann doch Sexualität Ausdruck ihrer Liebe zueinander sein." 
Weil also die praktizierte Homosexualität Ausdruck der Liebe sein kann, wäre sie dann keine Sünde.Das ist selbstverständlich kein "Dazulernen", sondern ein Verneinen der bisherigen Lehre der Kirche in dieser Causa. Also irrt die Kirche bis jetzt in ihrer verbindlichen Lehre. Wie ist das aber möglich? Soll hier nun nicht einfach lutheranisiert werden, daß die Kirche in allen Fragen des Glaubens und der Moral irren kann, dann muß eben der Begriff des "Dazulernens" bzw. des Weiterentwickelns mißbraucht werden, um so die Revision der bisherigen Lehre zu verschleiern.
Aber warum lehrt die Kirche denn nicht, daß Liebe keine Sünde sein kann, sodaß auch die dieser Liebe entspringende gelebte Sexualität keine Sünde sein kann? Wenn ein Mann eine Frau liebt, die mit einem anderen Manne verheiratet ist, dann ist diese Liebe sündig, wenn sie intim gelebt wird. Also ist nicht jede Liebe Gott moralisch erlaubt.
Aber unser Modernist sieht das natürlich anders:"Papst Franziskus betont in seinem nachsynodalen Schreiben von 2016, Amoris laetitia, dass Gott das "frohe Genießen des Menschen" liebe (AL 149). Deshalb dürfe man "die erotische Dimension der Liebe keineswegs als ein geduldetes Übel oder als eine Last" verstehen, sondern müsse sie als ein "Geschenk Gottes" betrachten (AL 152)."
Die "erotische Dimension der Liebe", darunter wird nun die gelebte Sexualität verstanden, sei ein Wert an sich. Wenn bisher die Kirche die gelebte Sexualität als auf das Ziel der Fortpflanzung hin bejaht hat und eine praktizierte Sexualität, die dies Ziel ausschließt, verurteilt, so habe nun Papst Franziskus diese Lehre weiterentwickelt, weil nun für ihn die gelebte Sexualität einen Selbstwert ausmacht, wenn sie eine Sprache der Liebe sei.  Einfacher gesagt: Wer auch immer mit wem Sex hat, wenn die sich lieben, dann ist das in Ordnung. Das soll nun ein  "Dazulernen" sein! So soll einfach das Ideal der sexuellen Revolution, das der freien Liebe in die Morallehre der Kirche implantiert werden.
Dann kommt es aber noch ärger: Daß Papst Franziskus gegen die Lehre der Kirche und das ausdrückliche Zeugnis der heiligen Schrift die Todesstrafe als mit der Menschenwürde für unvereinbar proklamiert, soll auch ein Beispiel des Dazulernens sein! Wenn diese Verurteilung der Todesstrafe  legitim  wäre, könnte ab jetzt jede Häresie als Dazulernergebnis ligitimiert werden.
Dem Modernisten kommen nun doch wohl selbst Bedenken, wenn jetzt die Kirche in bestimmten Fragen genau das Gegenteil lehrt von dem, was einst die verbindliche Lehre der Kirche war,ob das noch als ein "Dazulernen" beurteilt werden kann, ohne daß die bisherige Lehre der Kirche als Irrtum zu verurteilen ist. Hält man es aber für möglich, daß die Kirche, in dem, was sie immer und überall gelehrt hatt, irren könne, dann wäre man dann doch nun Lutheraner geworden. Aber vor dem schreckt dieser katholische Modernist nicht zurück:    
"Wir brauchen aber auch nur den "Syllabus errorum" von 1864 mit seinen Verurteilungen nachzulesen, um zu der Einsicht zu gelangen, dass die Kirche seither – Gott sei Dank! – erheblich dazugelernt hat. Sonst würde sie noch heute Presse- und Meinungsfreiheit verurteilen, weiterhin den Anspruch erheben, die katholische Religion müsse Staatsreligion sein, und behaupten, außerhalb der römisch-katholischen Kirche gebe es kein Heil. Aus heutiger Sicht ist der Syllabus errorum keine Liste von Zeitirrtümern, sondern zu großen Teilen eine Liste von Irrtümern, denen die Kirche damals unterlegen ist und die sie inzwischen korrigiert hat. "
Eindeutiger kann der genuin lutherisch-protestantische Standpunkt dieses Modernisten nicht ausformuliert werden. Für ihn steht eben die Lehre der Kirche unter dem Generalverdacht, ein Meer von Irrtümern zu sein, die nun zu korrigieren sind- wobei faktisch das meint: Alles dem heutigen Zeitgeist Anstößige zu beseitigen, damit die Kirche der Welt wohlgefälliger wird. Interessant ist dabei, daß dieser Modernist der Deutung des 2. Vaticanums durch die traditionalische Piusbruderschaft bejaht, daß Lehren dieses Konziles unvereinbar sind mit dem, was die Kirche immer und überall gelehrt hat, nur daß dieser Modernist diesen Abfall begrüßt als ein Dazulernen.
Theologisch legitim könnte nämlich die konziliare Stellung der Kirche zum Problem der Presse- und Meinungsfreiheit nur sein, wenn sie sich im Einklang mit der bisherigen Lehre der Kirche befände. So ist es leicht einsehbar, daß der Verzicht der Katholischen Kirche darauf, Staasreligion zu sein oder werden zu wollen, sich dem schlichten Faktum verdankt, daß dieser Anspruch nicht mehr realisierbar ist.
Zudem: Daß in nachkonzilliaren Zeiten die Lehre der Kirche, daß es außerhalb der Kirche kein Heil geben könne (wobei die Kirche sehr wohl Ausnahmen anerkannte), so in ihr Gegenteil verkehrt wird, daß es für das Heil der Menschen gleichgültig sei, welcher Religion sie anhängen und praktizieren, sodaß die Kirche jede Mission faktisch eingestellt hat,zeigt überdeutlich, was für verhängnisvolle Folgen eine Abweichung gerade von dieser Lehre zeitigt.
Im Reformdiskurs wird jetzt  gern von :"Dazulernen" und "Weiterentwickeln" geredet, aber faktisch ist damit ein Verlernen und ein Abfallen  von der Wahrheit gemeint  und das nur, um der Welt besser zu gefallen. Und für Modernisten begann der Abfall von der traditionellen Lehre der Kirche mit dem 2. Vaticanum. Radicaler kann dies Konzil nicht kritisiert werden.


Zusatz:
Diese Aussage läßt Denzinger-Hünermann aus: (DH 4240)
"Das Vatikanische Konzil wendet diesen Bestrebungen seine besondere Aufmerksamkeit zu in der Absicht, eine Erklärung darüber abzugeben, wie weit sie der Wahrheit und Gerechtigkeit entsprechen, und deshalb befragt es die heilige Tradition und die Lehre der Kirche, aus denen es immer Neues hervorholt, das mit dem Alten in Einklang steht." (2.Vaticanum, Erklärung: Dignitas humanae, Vorwort. Was die Kirche hier lehrt, steht im Einklang mit der bisherigen Lehre und muß so auch, auch wenn sie Neues enthält, interpretiert werden im Einklang mit der Tradition stehend.Das lehnen aber  Modernisten ab, sie möchten das 2. Vaticanum als Bruch mit der Tradition der Kirche deuten, um so weitere Brüche mit der Lehre der Kirche zu legitimieren.

 
    

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