Sonntag, 1. November 2015

Probleme mit Allerheiligen?

"Heilige als Fürbitter brauchen wir nicht, denn wir wenden uns direkt an Jesus, ohne einen Umweg über die Heiligen!", sagte einst Luther und heuer auch so mancher Katholik, ja selbst unter Priestern soll diese Meinung vertreten werden. Die radical-modernistische Meinung, Gott könne gar keine Gebete erhören,seit Kant im Protestantismus sich steter Beliebtheit erfreuend und durch den ökomenischen Dialog nun auch in der Katholischen Kirche als Asylant sehr beliebt, soll hier außer Acht gelassen werden. Gehen wir, wie in jeder Religion üblich davon aus, daß Gott Gebete erhören kann und auch will, daß er aber dabei der souveräne Herr auch über unsere Gebete bleibt, sodaß er sie auch nicht erhören kann. Würde geurteilt, daß Gott jedes Gebet im Namen Jesu erhörte, würde aus dem Beten eine magische Beschwörung, durch die sich ein Mensch Gott untertan machen könnte! Nur darf nun auch bei aller Betonung der Differenz von Beten und einer magischen Beschwörungspraxis nicht überlesen werden, nämlich die beiden gemeinsame Vorstellung, daß Gott oder Gott ähnliche Mächte ihr Verhalten zu Menschen ändern können, weil Menschen auf sie eingewirkt haben, einmal kausal determinierend und das andere mal auf ein freies Sichändern des göttlichen Verhaltens zu uns hoffend. 
Warum beten wir Katholiken immer noch: "Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder...."?, und folgen eben nicht Luther, der jede Anrufung der Heiligen verbot. Verdemokratisiet, wie wir nun mal sind, urteilen viele, daß a) Gott uns Menschen alle gleich liebt, sodaß ihm auch all unsere Gebete gleich erhörungswürdig sind und daß b) wir alle als Getaufte und Gefirmte, Anteil haben am Sakrament des Altares Geheiligte sind, sodaß wir getrost auch unser Beten als Beten von Heiligen ansehen dürfen, und daß Gott so auch uns wie die Gebete der Heiligen  im Himmel erhören wird. Wir sind eben als von Gott Geliebte vor Gott alle gleich und darum ist Gott auch unser aller Beten gleichgültig, könnte dieser Standpunkt zusammengefaßt werden. Nur evoziert dies die notwendige Nachfrage: "Stimmt das denn so?"Hier stoßen wir nun auf den Begriff der Hierarchie, der Vorstellung des Geordnetseins von Über- und Unterordnungsverhältnissen. Aus dem Alltagsleben, auch im Berufsleben kennen wir diese Praxis: "Könntest du für mich beim Chef ein gutes Wort einlegen?" oder: "Stellen Sie  mir bitte ein Arbeitszeugnis aus, mit dem ich mich bei einer anderen Firma mit Hoffnung auf Erfolg bewerben kann!" Immer steht hinter dieser einfachen Bitte eine komplexe Vorstellung, daß es da wen gibt, der Entscheidungen treffen kann, die Gewicht für den Bittenden haben und die selbstkritische Einsicht, und daß die Bitte direkt an den Entscheider vorgetragen wohl auch abgelehnt werden könnte, und daß es wen gibt, der, wenn er nun eintritt als Fürsprecher die Bitte mehr Aussicht auf Erhörung hat, als wenn die Bitte direkt an den Adressaten vorgetragen werden würde. Er steht dem Entscheider eben näher als der Bittsteller selbst. 
Was sind nun Heilige? Heilige sind Menschen, die Gott beurteilt hat, würdig zu sein, bei und mit ihm im Himmel zu leben. (Wie dies göttliche Gericht, diese Beurteilung ist, soll hier nun nicht erörtert werden, denn das verlangte eine Entfaltung der Aussage des Apostels Paulus, nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir.
Das "mit mir" ist das Explikationsbedürftige als Frage nach der Verdienstlichkeit der guten Werke,die den Heiligen auszeichnen, bzw. sein ganzes Lebenswerk) Gott hat über sie geurteilt und sie für "gut" bewertet. Wir als auf Erden noch Lebenden, wir können jetzt noch nicht wissen, wie Gott uns am Ende beurteilen wird und wir können das auch nicht, weil wir gar nicht wissen können, wie sich unser Leben und auch unser Glaubensleben weiter entwickeln wird! Konstruieren wir mal ein extremes Beispiel: ein Christ bittet Gott um etwas, aber ein paar Jahre später lernt er okkultistische Kreise kennen und wird praktizierender Satanist.Würde Gott dann sein Gebet erhören, wenn Gott ob seiner Allwissenheit diesen Totalabfall vom Glauben des jetzt noch christlich Betenden vorausweiß ? Weil wir nie mit Gewißheit unser zukünftiges weiteres Leben vorauswissen können, können wir nie wissen, ob Gott unser Beten genehm sein kann, denn Gott weiß unser weiteres Leben voraus und beurteilt uns dann immer schon aus seinem Allwissen heraus! Aber die Heiligen sind die, über die Gott sein endgültiges unverrückbares Urteil gesprochen hat, sodaß ihm deren Gebete gewiß immer genehm sind. 
Aber sind denn Gott nicht alle Gebete genehm, könnte nun rückgefragt werden. Wenn nun im Alten Bund ein Priester ein Gott wohlgefälliges Opfer darbrachte (genau nach Vorschrift), er aber Tags zuvor seinen Bruder ermordet hätte, wer meinte dann, daß Gott dies so mit blutigen Händen dargebrachte Opfer wohlgefällig sein könne? Was für das Opfer gilt, das gilt eben auch für das Gebet.Gottes Liebe macht eben auch Unterschiede! Wenn Israel sündigte, sprang Mose für sein Volk as Fürbitter ein, wenn wir sündigen, haben wir die vorzüglichste Fürbitterin am Throne des Dreieinigen Gottes, die Gottesmutter Maria. Luther machte es anders: er strich faktisch aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis die Aussage, daß Jesus Christus kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten zum Endgericht, und setzte wieder Gott- Vater als den alleinigen Richter ein, dem gegenüber Jesus dann die Rolle des alleinigen Fürsprechers zugesprochen bekam. So machte er die Fürbitte der Heiligen unnötig, weil nun Jesus zum alleinigen Fürbitter avancierte. Das ist der sogenannte Christozentrismus Luthers, der aber dem Zeugnis der Schrift und dem Apostolicum nicht gerecht wird, denn dort wird Jesus Christus als unser endzeitlicher Richter bezeugt!  Und darum setzen wir unsere Hoffnung auf die Mutter Gottes, auf ihre Fürsprache.       

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