Ein kleiner Skandal in einem kirchlichen Jugendtreff Zürichs. Eine Veranstaltung mit einem Medium, das von sich aussagt, Kontakte zu Verstorbenen erstellen zu können und daß er sich darauf verstünde, Zeichen von Toten zu deuten, wenn sie Kontakt zu Lebenden suchten. Kath net rapportiert über diesen Vorfall am 10.11. des Jahres. Der Katholische Katechismus verbietet unter der Nummer 2216 solche Kontaktaufnahmen, fußend auf dem altestamentlichen Verbot, (Dtn 18,11). Also, da fand in einem kirchlichen Jugendtreff eine Veranstaltung statt, die nicht im Sinne der Kirche war. Das setzt wohl keinen Leser in Erstaunen, denn was erwartet man den heuer von der kirchlichen Jugendarbeit anderes! Oder könnte sich jemand ernsthaft vorstellen, daß der BDKJ zu einer "Sühnenacht" oder zu einem Rosenkranzgebet einladet? Aber doch irritiert dieses Vorkommnis. Es stellt uns nämlich vor eine gar nicht so leicht respondierbare Frage: wie verstehen wir das Verbot, zu Totenbefragern zu gehen? Als schlicht Aufgeklärte müßten wir das so deuten: selbstverständlich kann es keine Totenbeschwörung geben, denn was tot ist, ist tot. Deshalb sind alle sich als Totenbeschwörer Ausgebenden schlichte Betrüger, die so ein leichtes Geld an Leichtgläubigen verdienen, indem sie einen Service anbieten, den jeder Vernünftige als pure Roßtäuscherei erkennen kann, sodaß man sich frägt, wen man mehr moralisch verurteilen soll, den Betrüger oder den sich so leichtfertig täuschen Lassenden. Vielleicht könnte man das dann noch noch mit ein paar kritischen Anmerkungen zum Spiritualismus im allgemeinen und der Esoterik im besonderen ausschmücken und hätte so dies Thema erledigt.
Aber wie nun, wenn hier zu schnell geurteilt worden wäre! Da gibt es nämlich eine Geschichte in der Bibel, die einfach nicht in dieses schöne Vorstellungsschema hineinpaßt. Wir sehen den König Saul in einen seiner schwersten Momente seines Lebens vor uns. Lapidar lesen wir: " Da befragte Saul den Herrn, aber der herr gab ihm keine Antwort, weder durch Träume, noch durch die Losorakel, noch durch die Propheten." (1 Samuel, 28, 6) Der von Gott selbst erwählte König Israels hatte seinen Kontakt zu Gott verloren. Gott antwortete ihm nicht mehr in Träumen, durch ein Losorakel noch durch Prophetenworte. Man beachte: es ist für diesen Text eine Selbstverständlichkeit, daß Gott zu Menschen durch Träume, Losorakel und Propheten spricht! Und der Text verurteilt in keinster Weise diese religiösen Praktiken. Oder vielleicht besser, daß er mit einigen Menschen , von ihm Erwählte so kommuniziert! Aber Saul hatte schwer gegen Gott gesündigt und so brach Gott selbst die Kommunikation mit seinem einstig Erwählten ab. Jetzt erst ergreift Saul seine Zuflucht zu der Totenbeschwörerin! Der selbe König, der im Sinne Gottes alle Totenbeschwörer hat ausrotten lassen, nun wendet er sich in seiner Verzweifelung an eine!
" Daher sagte Saul zu seinen Dienern,: sucht mir eine Frau, die Gewalt über einen Totengeist hat: ich will zu ihr gehen und sie befragen." (V. 7). Eine Frau, die Gewalt über Totengeister hat, diese Vorstellung muß uns erschrecken! Wie kann das möglich sein! Woher könnte eine solche Frau eine solche Gewalt über Totengeister haben?, diese Frage drängt sich uns auf. Oder irrt hier der König Saul, daß er nun selbst abergläubig wird und an so etwas anfängt zu glauben? Die Bibel schweigt sich hier aus- sie erzählt einfach- welch ein Skandalon, daß die Totenbeschwörerin erfolgreich- ganz nach dem Wunsche des Königs Saul- den Propheten Samuel beschwört und der als Totengeist Saul die gewünschte Auskunft über sein weiteres Schicksal gibt. Aber das wollen wir jetzt auf sich beruhen lassen, denn jetzt soll unser Augenmerk auf den Punkt kapriziert werden, denn man so gerne überliest, daß hier wirklich erfolgreich eine Totenbeschwörung stattfand und daß der beschworene Totengeist dann auch wirklich eine Auskunft über das Zukünftige geben konnte! Da, was dem Aufgeklärten reiner Aberglaube ist, das wird hier als real Geschehenes berichtet. Der von Gott Verlassene wendet sich an eine Totenbeschwörerin und die kann, was sie verheißt. Sie stellt den Kontakt zum toten Propheten her, sie beschwört ihn. Nun muß es uns unheimlich werden! Kann diese Kraft zu einer Totenbeschwörung von wem anders als von Gott kommen? Oder sollten wir diese Geschichte so lesen:. These 1: Alle Totenbeschwörer sind Betrüger, so auch diese, die Saul befragen wollte. These 2 Gott aber bewirkte nun das Wunder, daß der tote Prophet Samuel dem König erschien, um ihm sein zukünftige Schicksal vorauszusagen. Nur, warum hat Gott dann Saul nicht einfach direkt durch Träume oder durch ein Orakel oder durch ein Prophetenwort sein Schicksal vorausgesagt? Warum läßt der den König Saul den Umweg über die Totenbeschwörerin gehen, wenn er dann doch selbst die Antwort gibt durch seinen toten Propheten Samuel? Überzeugend klingen diese Thesen nicht.
Oder sollte doch diese Frau eine wirkliche Macht über Tote haben, sodaß sie sie wirklich befragen kann? Was sagt das aber über das Todsein aus, diese Vorstellung, daß Tote von Lebenden befragbar sind und daß sie Dinge wissen, die den Lebenden verborgen sind? Eines schließt diese Vorstellung sicher aus, nämlich die vulgär-materialistische Vorstellung, daß das Totsein eins ist mit der Vorstellung der völligen Nichtung des Menschen. Nein, Todsein ist hier anders vorgestellt, nämlich als eine Existenz als Totengeist! Dies impliziert eine wie weit auch immer Lehre von der Seele, daß man unterscheidet zwischen dem zerfallenden Körper des menschen und seiner Seele, die nach dem Sterben noch weiterexistiert und die so auch kontaktiert werden kann, weil sie eben sich nicht einfach in Nichts auflöst. Denn es ist doch unvorstellbar, daß ein Mensch die Potenz besäße, einen Menschen, wenn auch nur als Totengeist quasi ex nihilio neu zu schaffen!
Jetzt bekommt das Verbot, gehe nicht zu den Totenbeschwöreren eine ganz andere Bedeutung! Es wäre eine reale Möglichkeit, aber Gott verbietet sie, weil er will, daß die verbotene Möglichkeit wirklich auch eine menschliche Möglichkeit ist! Abstrakter formuliert: Gott schuf die Welt so, daß es in ihr auch die reale Möglichkeit zu dem gibt, was Gott nicht will, aber Gott schuf die Welt so, damit es so a die Möglichkeit des von Gott Gewolltem gibt als der Alternative zum Nichtgesesollten, damit das gute Wollen dem Menschen auch als moralische Leistung seiner Freiheit zuschreibbar ist. Denn gäbe es die Möglichkeit zum Unguten nicht, dann gäbe es auch die Möglichkeit zum Guten nicht. Also kommen wir doch zu dem befremdlich wirkenden Urteil, daß nur Gott Menschen mit der Befähigung zur Totenbeschwörung ausstatten kann und er das dann auch tat, aber nur, um dann den menschen zu sagen, daß sie diese Realmöglichkeit nicht nutzen sollen- wie auch Gott dem Menschen zur Sünde befähigt geschaffen hatte, nur damit er sich als sittlich erweise, indem er die Möglichkeit des Ungehorsames freiwillig verwirft.
Diese einzigartige Geschichte der hl. Schrift stellt uns somit vor eine grundsätzliche Frage: für was halten wir sie? Dem modernen Bibelleser ist diese Geschichte selbstredend klar: das kann sich nie so ereignet haben und ist somit nur ein Phantasieprodukt, das uns aber wohl etwas lehren will! Was dann auch immer die Moral dieser Fabel sei, die Geschichte ist reine Fiction! Aber wir können und müssen als Gläubige hier anders diesen Text lesen: so ist es wirklich geschehen und erst diese Geschichte ergründet uns das Verbot, gehet nicht zu den Totenbeschwöreren, denn das ist eine reale Möglichkeit, wie die eines verheirateten Mannes, fremdzugehen, aber es ist eine von Gott nicht erlaubte sondern verbotene Möglichkeit. Der modernistisch zensierte Gott verbietet nichts, er liebt einfach nur- der Gott der Bibel und der Kirche dagegen sagt zu bestimmten menschlichen Möglichkeiten: Nein!- das dürft ihr nicht.
Aber dieser Text ist auch in anthropologischer Sicht bedenkenswert. Es ist ein klareres Nein zur vulgär-materialistischen Vorstellung vom Todsein als reiner Nichtung des Menschen. Es ist kein theoretisch explizierender Text, aber einer, der um begriffen zu werden, nach einer Lehre von der Seele ruft, die die Möglichkeit des Seins des Menschen als Totengeist begreifbar macht! Eine solche Lehre würde es uns dann auch möglich machen, die Vorstellung von Armen Seelen, die zu Lebenden kommen mit der Bitte um Hilfe für die, zu begreifen auch als menschliche Möglichkeit, daß diese Vorstellung keine für Tote unmögliche Aussage ist.
Vielleicht ist die Esoterik mit ihrem Verständnis für okkulte Dinge nicht nur etwas rein Negatives, sondern auch eine Erinnerung an die christliche Religion, daß sie zu aufgeklärt modernistisch geworden ist, sodaß sie sich selbst damit auch anfängt zu verleugnen, indem sie alles Übernatürliche als Abergläubiges abtut.
Diese einzigartige Geschichte der hl. Schrift stellt uns somit vor eine grundsätzliche Frage: für was halten wir sie? Dem modernen Bibelleser ist diese Geschichte selbstredend klar: das kann sich nie so ereignet haben und ist somit nur ein Phantasieprodukt, das uns aber wohl etwas lehren will! Was dann auch immer die Moral dieser Fabel sei, die Geschichte ist reine Fiction! Aber wir können und müssen als Gläubige hier anders diesen Text lesen: so ist es wirklich geschehen und erst diese Geschichte ergründet uns das Verbot, gehet nicht zu den Totenbeschwöreren, denn das ist eine reale Möglichkeit, wie die eines verheirateten Mannes, fremdzugehen, aber es ist eine von Gott nicht erlaubte sondern verbotene Möglichkeit. Der modernistisch zensierte Gott verbietet nichts, er liebt einfach nur- der Gott der Bibel und der Kirche dagegen sagt zu bestimmten menschlichen Möglichkeiten: Nein!- das dürft ihr nicht.
Aber dieser Text ist auch in anthropologischer Sicht bedenkenswert. Es ist ein klareres Nein zur vulgär-materialistischen Vorstellung vom Todsein als reiner Nichtung des Menschen. Es ist kein theoretisch explizierender Text, aber einer, der um begriffen zu werden, nach einer Lehre von der Seele ruft, die die Möglichkeit des Seins des Menschen als Totengeist begreifbar macht! Eine solche Lehre würde es uns dann auch möglich machen, die Vorstellung von Armen Seelen, die zu Lebenden kommen mit der Bitte um Hilfe für die, zu begreifen auch als menschliche Möglichkeit, daß diese Vorstellung keine für Tote unmögliche Aussage ist.
Vielleicht ist die Esoterik mit ihrem Verständnis für okkulte Dinge nicht nur etwas rein Negatives, sondern auch eine Erinnerung an die christliche Religion, daß sie zu aufgeklärt modernistisch geworden ist, sodaß sie sich selbst damit auch anfängt zu verleugnen, indem sie alles Übernatürliche als Abergläubiges abtut.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen