Ein Musterschüler gibt immer genau die vom Lehrer erwartete und somit richtige Antwort. Ein kluger Schüler weiß eben zwischen wahr
und was der Lehrkörper hören möchte, zu unterscheiden. Liest man nun das Heft: "Junger Glaube" Jesuiten 2015/4 drängt sich hier der Eindruck von lauter befragter Musterschülern auf.
Unter dem Titel: "Religiöse Erfahrungen von Jugendlichen (S.2f)lesen wir resümierend: "Das Vertrauen in die Institution Kirche ist nicht sehr ausgeprägt.Für viele ist wichtig, ihren eigenen Weg zu gehen-auch in Glaubens-und Sittenfragen:" (S.2) Wer nun aufmerksam das ganze Heft durchliest(das ist kein vergnügen), kann nicht überlesen,daß gerade der so charakterisierte Jugendliche der Idealpartner der jesuitischen Jugendarbeit ist: genauso wollen wir ihn auch, lautet das implizite Bekenntnis dieser Broschüre. So spricht also der typische Idealjugendliche: " Im Lauf der Jahre hat sich jedoch mein christlicher Glaube immer mehr zu meiner >eigenen Religion< beziehungsweise meinen eigenen Vorstellungen verschoben. Ich habe mich seither ziemlich von der Kirche distanziert." (S.2f). Schuld ist daran natürlich in erster Linie- und das wird jeden Kenner der Jesuiten nicht in Erstaunen versetzen- die Sexualmorallehre der Kirche! Und als Zugabe, "dass man sich unreflektiert an die äußeren Regeln der Kirche hält." Reflektierte man, ließe man diese Regeln ob ihrer Äußerlichkeit unbeachtet liegen, ist da mitzulesen. Zudem ist damit schon der Lieblingsbegriff dieser Broschüre erklungen: der der Reflexion. Es gibt eben Gläubige und Reflektierende (früher Gnostiker genannt) und nur die letzteren sind wahre Gläubige, die sich eben über den unreflektierten traditionellen Katholizismus erheben in ihrer eigenen Religion. Und für diese Religion ist das Wesentliche, daß man Menschen begegnet, "die menschlich überzeugen". (S.3) Damit ist das diakonische Handeln gemeint.
Aber ein bißchen Gott soll nun da auch noch vorkommen! Es gäbe göttliche Momente im Leben: "Die Momente, in denen wir einfach das tun, um der Sache willen und nicht, um etwas zu erreichen." (S.4)Das ist sehr banal, rekurriert dieser Gedanke doch einfach auf die sinnvolle Unterscheidung von Handlungen, die ihr Ziel außerhalb der Handlung und Handlungen, die ihr Ziel in der Handlung selbst haben.Zur Veranschaulichung: ich kaufe mir ein Buch, um es zu lesen. Das Kaufen hat seinen Zweck nicht in sich, wohl aber das Lesen. Immer wenn ich etwas Selbstzweckliches unternehme, ereigne sich darin etwas "Göttliches". Aber der Autor rudert dann doch gleich zurück, indem er ein "vielleicht" davor setzt. Geht es noch dürftiger?, frägt sich hier jeder kritische Leser und muß sich dann wohl vom "Jesuiten" sagen lassen,daß der so Fragende eben noch einen unrefektierten Glauben lebe!
Was soll dann der Religionsunterricht leisten? Daß wir da "offen und zugleich geschützt auch über Gefühle und Erfahrungen reden können." , lesen wir auf S.6.Aber nicht nur das: es wird auch als Ziel angegeben die Auseinandersetzung mit modernen Theologen, Kirchenvätern und Philosophen. (S.6) Womit man sich auch da auseinandersetzen will, das Eigentliche sind in dieser hier angedeuteten Skizze des Religionsunterrichtes die persönlichen Gefühle und Erfahrungen, von wo aus dann andere Materialien kritisch betrachtet werden. Das wichtigste Lernziel ist aber dabei, daß weder der Glaube noch gar der Nichtglaube oder die geäußerte Meinung bewertet wird im Unterricht sondern allein die "Fähigkeit zum kritischen Dialog". Der Religionsunterricht dient so zuvörderst diesem hehren Ziel der Befähigung zum Dialogisieren! Das Worüber ist dann eigentlich nicht wesentlich. Wer nun den Artikel: "Sehnsucht und Bedürfnis junger Menschen" (S.10f) liest, wird über die dortigen Trivialitäten nur noch staunen können. Junge Menschen sehnten sich nach "Freundschaft, nach Liebe, nach Erfolg" und irgendwie könne diese Sehnsucht etwas zu tun haben mit jemandem, "der letztlich der ganz Andere bleibt." (S.11). Nach einem dürftigen Artikel über "Nightfever" kommt ein echter jesuitscher Text. So lautet das Resümee eines Freiwilligenjahres: " Ziel des Hilfszetrums ist es, den arbeitenden Kindern und Jugendlichen Piuras eine bessere Zukunft zu ermöglichen und an einer verantwortungsvollen Gesellschaft mitzuwirken." Das tat die Autorin, indem sie Englsch- und Blockflötenunterricht erteite.(S.13)
Als die Ziele der jesuitischen Jugendarbeit werden so genannt: "Raum zu geben für die Entwicklung mündiger und verantwortungbewußter Jugendlicher, die versuchen, aus ihrer religiösen Prägung heraus, Welt und Gesellschaft gerechter und menschlicher zu machen;" und dann kommt der krönnede Abschluß, denn das ist: "das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen." (S.14) Das Reich Gottes ist also nichts anderes als das Projekt der Humanisierung der Welt! Die Reflexinsfähigkeit solle wachsen (S.21), und den Jugendlichen soll größtmögliche Verantwortung übertragen und ihnen die Freiheit zur Gestaltung eingeräumt" werden. (S.20)
Unüberlesbar: hier passen die Jugendlichen,wie sie sich sehen, genau zu dem Idealbild jesuitischer Jugendarbeit.Ist es aber auch ein wahres Bild des Jugendlichen heute oder nicht mehr das Wunschbild linker Reformpädagogen? Das gravierendere ist aber die Auflösung aller christlichen Inhalte in den bloßen Formalismus einer Reflexionskultur verbunden mit sozialpoitischen Engagement- ein kleiner Hauch einstiger Weltverbesserungsphantasien. Und das entspräche genau dem, was die Jugendlichen wollten!
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