Montag, 4. Februar 2019

"Warum Papst Franziskus der Dialog mit Muslimen so wichtig ist "

Wer nun, von dem Artikel unter dieser Überschrift eine Antwort erwartet, wird enttäuscht werden: Daß "Warum?" bleibt im Dunkeln, aber der Text offenbart uns, was der Papst unter diesem Dialog verstehen will in 4 Punkten:   
"Erstens: Christen und Muslime sollen einander als "Brüder und Schwestern" anerkennen. Sie haben einen gemeinsamen Vater und stehen unter seinem Schutz. Sie sind Geschöpfe und Gerufene des einen Gottes." (3.2.2019) Diese Aussage ist eindeutig: Die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit der Religion (Goethe, Faust) ist für diesen Dialog unwichtig. Muslime und Christen, wie auch alle anderen Menschen sind "Brüder und Schwestern", weil sie als Menschen Geschöpfe Gottes sind. Der Papst will also unter der Absehung der Religion hier von Mensch zu Mensch dialogisieren.
Zweitens: "Lernen wir den Schmerz des anderen zu verstehen." Dieser Aufruf zur Empathie ist für mich der Schlüssel zu seinem Engagement. Man solle sich in den anderen hineinversetzen und begreifen, dass es dort Zusammenhänge und Verstrickungen gibt, die ganz ähnlich auch unsere eigene Lage kennzeichnen."  Wird das pathetische Wortgeklingele bei Seite gelassen, heißt das, daß der Dialog dazu dienen soll, sich gegenseitig kennen zu lernen.
"Drittens wendet sich Franziskus entschieden gegen eine Rechtfertigung von Gewalt durch die Religion, gegen Gewalt im Namen Gottes."  Nur, was meint der Papst damit? Wir ahnen es schon: Er will wieder gegen den Fundametalismus kämpfen, den es in jeder Religion gibt und der den Dialog der Religionen so sehr stört. Aber: Wo gibt es denn christliche Fundamentalisten, die durch Selbstmordattentate und die Ausrufung des Heiligen Krieges den friedlichen Dialog stören? Oder ist jeder Christ schon ein Störfried dieses Dialoges, also ein Fundamentalist, der in Einstimmung mit der Hl. Schrift und der Lehre der Kirche sagt, daß nur die christliche Religion der Katholischen Kirche die wahre ist? Der jesuitische Kommentator fügt dem noch hinzu: 
"Die Religionskritik behauptet, die Religion sei der Ursprung von Gewalt; das wahre Wesen von Religion sei ganz anders. Aber worin besteht dieses Wesen – so dass man sagen kann, Religion kann Gewalt nicht rechtfertigen? Das ist eine Kernfrage an den interreligiösen Dialog. Meine Formel: Religion ist Anerkennung des anderen im vollen Sinne."  Seltsam, was hier der jesuitische Kommentar von sich gibt! Religionen haben Götter oder einen Gott in ihrem Zentrum, daß aber jeder Mensch als Mensch anzuerkennen sei, gehört nicht zum Wesen der Religion. Jede Stammes- und Volksreligion lebt eher aus der Differenz von Dazugehörgen und Nichtdazugehörigen und diese Differenz gehört auch zu den großen drei monotheistischen Religionen: Jede unterscheidet zwischen der wahren und den nichtwahren. Nur da, wo der Humanitarismus die Religion überwuchert, entsteht die Vorstellung einer allgemeinen Menschheitsverbrüderung. Aber die Französische Revolution als erstes tatkräftige Aufflammen dieser Menschheitsbeglückungsvorstellung kostete fast 1 Millionen Menschen das Leben zwischen 1789 bis 1799. (Karlheinz Weißmann, Alles was recht(s)ist, 2000, S.113). Die Getöteten waren eben die, die keine Brüder der Revolution sein wollten: "Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein!" ist so immer die Rückseite solcher Menschheitsverbrüdeungsidyllen

"Der vierte Programmpunkt von Franziskus lautet: Arbeiten wir zusammen für Gerechtigkeit und Frieden." Und damit ist endgültig jede Unklarheit beseitigt: Für Papst Franziskus ist der interreligiöse Dialog praktizierter Humanitarismus (vgl A. Gehlen, Moral und Hypermoral), in dem die Religion nur noch als Motivationsverstärker zum humanitaristischen Handeln dient und in dem jedes Insistieren auf die Wahrheitsansprüche der Religion praktizierter Fundamentalismus ist.
Was besagt das für diesen christlich-islamischen Dialog? Es ergeht so die Aufforderung an die Christen wie die Muslime: Höret auf, Christen und Muslime zu sein, seid einfach Menschen, die jeden anderen Menschen anerkennen und die gemeinsam eine humane Welt der Gerechtigkeit und des Friedens erbauen möchten. Das ist, unzweifelhaft das Grundsatzprogramm des Freimaurertumes.
Ist dem Papst der Dialog mit den Muslimen etwa deshalb so wichtig, weil er so die Verwandlung der Katholischen Kirche in einer humanitaristische NGO vorantreiben will?
 

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